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dampfmaschinen angenommen. Die Nebeneinander- Stellung der Abbildungen 1 und 2, welche schema tisch den Antrieb einer Walzenstraße nach Ilgner und den Betrieb derselben Straße ohne Ilgner- Umformer nur mit Anwendung der Leonard- Schaltung darstellen, zeigt, daß im zweiten Fall die Antriebs-Dampf- oder Gasmaschine da steht, wo im ersten Fall der Umformermotor des Ilgner- Satzes seinen Platz hat. Dadurch entfallen bei der Ausführung nach Abb. 2: 1. die Dynamo in der Zentrale, 2. die Kabel von der Zentrale bis zum Umformer motor, 3. der Umformermotor selbst. Allerdings wird die Steuerdynamo im Fall 2 größer ausfallen als im Fall 1, da ihre Drehzahl geringer ist bei Antrieb mittels Kolbenmaschine, als bei Antrieb mittels Elektromotors. Ist die Antriebsmaschine dagegen eine Dampfturbine oder wählt man, statt der direkten Kupplung, Riemen übertragung, so wird auch im Fall 2 die Steuer dynamo nicht größer als im Fall 1. Unter allen Umständen wird durch den Wegfall der drei genannten Teile eine bedeutende Ersparnis an Beschaffungs- und Bedienungskosten erzielt. Wich tiger als diese Ersparnis erscheint mir aber, besonders für große Maschinen, die gleichzeitig mit dem Wegfall dieser drei Teile eintretende Verbesserung des Wirkungsgrades. Setzt man, günstige Verhältnisse angenommen, den Wirkungs grad der Dynamo und des Motors gleich 0,95, den der Kabel gleich 0,9, so beträgt der Wirkungsgrad aller drei zusammen: 0,95.0,9 . 0,95 £ 0,77. Das heißt, 23°/0 der in der Antriebsmaschine er zeugten Arbeit gehen bei Anwendung des Ilgner- Satzes verloren, welche bei Vermeidung desselben voll erhalten bleiben. Der Verzicht auf den Ilgner-Umformer schließt noch weitere Vorteile in sich. Vor allem fällt mit dem Anschluß an die Zentrale auch die Rücksicht auf sie fort. Diese bedingt eine mög lichst gleichmäßige Belastung des Umformer motors, das Schwungrad muß also alle von der Walzenstraße kommenden Belastungsstöße mög lichst vollkommen aufnehmen. Wird der Um formermotor, wie meistens der Fall, mit Dreh strom betrieben, so bedeutet der erforderliche große Schlupf einen künstlichen Widerstand im Ankerstromkreis und damit weitere Arbeits verluste durch Verschlechterung des Wirkungs grades. Bei der von Lambrecht vorgeschlagenen Anordnung können der Antriebsmaschine viel heftigere Stoßaufnahmen zugemutet werden. Es verschlägt gar nichts, wenn z. B. die Drehzahl dieser Maschine von 100 auf 70 minütlich herunter geht. Die selbsttätige Regelung ist in diesem Falle ungefähr so zu denken, daß sie eine größte Umdrehungsgeschwindigkeit von 100 i. d. Min. zuläßt, bei steigender Belastung sinkt jedoch die Drehzahl, gleichzeitig wach- sen die Zylinderfüllungen, also die Arbeitsleistungen während eines Kolbenspiels zuerst lang sam und dann schneller. Bei etwa 70 Umdrehungen minütlich erreicht das von der Maschine entwickelte Drehmoment seinen größten Wert. Die Regelung ist also so einfach wie möglich und erfolgt jeder zeit vollkommen selbsttätig. Dabei gestattet sie, die im Schwungrad aufgespeicherte Arbeitsfähig keit weitgehend auszunutzen. Die gute Aus nutzung des Schwungrades ergibt günstige Be lastungen der Antriebsmaschine und die Möglich keit, diese entsprechend der mittleren Arbeits leistung, d. h. klein zu bemessen. Wie schon oben bemerkt, ist die Regelung des Umformermotors, wenigstens bei Verwendung von Drehstrom, nicht in so weiten Grenzen und nicht unter Einhaltung so günstiger Wirkungs grade möglich. Das Schwungrad des Ilgner- Satzes kann also nicht so weitgehend ausgenutzt werden, als das Schwungrad der Antriebsmaschine bei Verwendung der Leonard-Schaltung ohne Ilgner-Umformer. Da aber trotzdem die Be lastungsstöße von der Zentrale fern zu halten sind, muß in diesem Falle das Schwungrad sehr schwer werden und außerdem ist seine Geschwin digkeit auf das höchst zulässige Maß zu treiben. Abbildung 1. Anordnung nach Ilgner. Abbildung 2. Anordnung ohne Ilgner-Umformer.