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Weiter erkennen wir beim Vergleich der nach Blaß berechneten Werte mit den gefunde nen, daß bei niedrigen Temperaturen und Höhen abnahmen von rund 22 bis 29 °/0 annähernde Uebereinstimmung auftritt, daß jedoch bei Dickenabnahmen von im Mittel 17,8 bezw. 38,4 °/o (Versuch 2 und 5) trotz der geringen Hitze beträchtliche Unterschiede auftreten derart, daß bei geringem Druck die berechneten Werte größer, bei größerem Druck dagegen kleiner werden als die tatsächlich gefundenen. Zu er klären ist dies dadurch, daß in der Gleichung die Größe der Höhenabnahme nicht berücksichtigt ist. Es ist aber aus Abbildung 3 ohne weiteres ersichtlich, daß mit kleinerem Druck auch der Abbildung 6. V. 29 S Winkel 2 und mithin die Fläche B M E C D kleiner wird, bei größerem Druck hingegen entsprechend größer. Das Verhältnis der Fläche BMECD zu dem Inhalt des Rechtecks B k von der Höhe h und der Länge Bm = 2 wird sich also mit der jeweiligen Höhenabnahme ändern und mithin auch die Voreilung. Wird das Verhältnis bei uns z. B. kleiner als etwa 1,1 : 1, entsprechend einem Zentri winkel von etwa 13,5°, so tritt noch keine Voreilung ein; wird es größer als 1,14:1, der Zentriwinkel = etwa 21,5°, so erfährt die Voreilung keine nennenswerte Erhöhung mehr, auch bei niedriger Erhitzung. Fassen wir die Ergebnisse der angestellten Versuche kurz zusammen, so ergibt sich folgendes: 1. Die Austrittsgeschwindigkeit des Walz gutes ist von einer gewissen Höhenabnahme an und unterhalb einer bestimmten Höchsttemperatur größer als die Umfangsgeschwindigkeit der Walzen: , Austrittsgeschwindigkeit 2. Das Verhältnis: . ■ .. , .. Umfangsgeschwindigkeit wird um so größer: a) je niedriger die Tempe ratur des Walzgutes, b) je größer die Höhe nach dem Durchwalzen, c) je größer die Höhen abnahme und d) je kleiner der Walzenradius ist. 3. Das Voreilen tritt erst von einem ge wissen niedrigsten Druck an auf, bei den vor liegenden Versuchen rund 16 °/o, nimmt dann mit wachsender Höhenabnahme rasch zu, um sich weiterhin allmählich einem Höchstwert zu nähern. 4. Dieser Höchstwert beträgt bei Tempera turen von rund 1150° C. etwa 0,7 °/o und steigt bei 950° C. auf . etwa 10 %. 5. Jeder Temperatur des Walzgutes ent spricht ein Höchstwert für das Voreilen, auf den alsdann die Höhenabnahme ohne wesent lichen Einfluß ist. 6. Der Materialqualität kommt anscheinend kein Einfluß auf die Größe des Voreilens zu. Es ist daher von den Blaßschen Schluß folgerungen I. die 1. insofern einzuschränken, als das Voreilen nicht immer eintritt, während die 2., 3. und 4. anzuerkennen sind; II. die Erklärung des Voreilens entsprechend Abbildung 3 und die Berechnung nach der Gleichung L h 1 “ 4R sind bei niedriger Temperatur und bei Höhen abnahmen von rund 22 bis 28 °/o anscheinend richtig und erfahren durch meine obigen Aus führungen entsprechende Erweiterungen. Fehler haft ist die Formel insofern, als die Höhen abnahme keine Berücksichtigung findet. Bemerken möchte ich noch, daß der Be schaffenheit des arbeitenden Walzrandes, der häufig mehr oder weniger glatt bezw. rauh er scheint, ein Einfluß auf die Voreilung insofern zukommt, als durch denselben die für die Vor eilung sehr wesentliche spezifische Reibung zwischen Walze und Walzgut Veränderungen unterworfen wird. Weitere Versuche sollen auch nach dieser Richtung durchgeführt werden. Bei den hier angeführten Versuchen waren die ge brauchten Kaliber vollständig glatt. Die Walzen machten ~ 400 Umdrehungen i. d. Minute Die ganze Frage des Voreilens ist nicht nur dadurch sehr interessant, daß sei geeignet erscheint, in die bisher ziemlich unbekannten Vorgänge, die sich beim Walzen abspielen, etwas mehr Licht zu bringen, sondern sie ist auch von nicht zu unterschätzender praktischer Bedeutung. Ist doch hier ein Weg geboten, die infolge der ungleichen Durchmesser der gleich zeitig das Material bearbeitenden Walzenränder beim Auswalzen von Profileisen auftretenden ungleichförmigen Geschwindigkeiten in gewissen Grenzen zu regeln. So kommt es bekanntlich ab und zu vor, daß z. B. beim Walzen von I-Trägern der Steg sich infolge seiner größeren Geschwindigkeit von den Flanschen löst, wenn 17