Volltext Seite (XML)
138 Stahl und Eisen. Glühen und Beizen der fertigen Eisenrohivare in der Emailindustrie. 29. Jahrg. Nr. 4. längs Ketten ohne Ende ununterbrochen sich bewegen und an einer gewissen Stelle von den Flammen einer Gasgenerator - Anlage umspült werden. 4. Die in Zylindern sich befindende Rohware wird auf feuerfeste Wagen geladen. Diese Wägelchen bewegen sich selbsttätig in einem wagerechten gemauerten Kanale, in dessen Mitte die Flammen des Generatorgases eintreten und die Ware beim Vorbeiziehen zur Rotglut erhitzen. Es gibt noch eine ganze Reihe von Glüh systemen und wird die Wahl eines solchen nach folgenden Grundsätzen geschehen müssen: 1. Das Glühen wird von um so vorteilhaf terem Einfluß auf die zu emaillierende Rohware sein, je wirksamer der Luftabschluß während des Glühens erfolgt und je langsamer, demnach je allmählicher das Abkühlen der geglühten Roh ware bei möglichster Vermeidung von Luftzu tritt bewerkstelligt wird. 2. Es ist wichtig, zwischen den einzelnen zu glühenden Artikeln genügenden Zwischenraum zu lassen. Es ist daher ein zu weitgehendes In einanderschachteln z. B. der Töpfe, Wasch schüsseln usw. während des Glühens möglichst zn vermeiden. 3. Die Flammenführung muß eine derartige sein, daß z. B. der Glühzylinder gleichmäßig umspült wird, daß demnach eine gleichmäßige Erhitzung bei Vermeidung einer Stichflamme ein treten kann. 4. Die Zeitdauer des Glühens darf je nach Art der zu glühenden Rohware ein gewisses Maß nicht überschreiten. Die Glühtemperatur soll im Mittel 750 bis 850° C. betragen. Die Konstruktion der Glühöfen ist mit Vor teil von Spezialfirmen auszuführen, an denen es glücklicherweise in Deutschland nicht mangelt. Je nach Größe der Erzeugung, Güte der herzustellenden Ware, je nach Maßgabe des zur Verfügung stehenden Platzes wird daher die Wahl des einen oder des andern Glühsystems zu erfolgen haben. Eine unter Luftabschluß und richtig geglühte Rohware zeigt eine gleich mäßigschwarze, manchmal samtbraune Farbe. Was das Glühen von zu emaillierendem Poterieguß an belangt, so erfolgt dasselbe häufig im Muffelofen. Nach dem Glühen der Rohware gelangt die selbe in die Beize. Durch das Beizen erfolgt ein Auflösen der oberflächlichen Eisenoxydul- oxydschicht. Die Ware erhält hierdurch die unbedingt notwendige metallisch reine Ober fläche. In der Regel wird in Salzsäure, sel tener im Schwefelsäurebade gebeizt. Man v r- wendet hierzu ein Gemisch von einem Teil Salz säure von 21° B6. (spez. Gew. 1,171) mit zwei Teilen Wasser oder aus 15 Teilen konzentrierter Schwefelsäure von 65 °Be. (spez. Gew. 1,79 bis 1,8) mit 85 Teilen Wasser. Es empfiehlt sich in beiden Fällen die Verwendung von arsenfreier Säure, da der sich hierbei entwickelnde Arsenwasser stoff von gesundheitsschädlicher Wirkung auf die Beizarbeiter ist. Die Untersuchung auf Arsen in der Salz- bezw. Schwefelsäure erfolgt mit Vorteil nach der von N. G. Blattner und J. Brasseur be schriebenen verbesserten Methode von E. Seybel und H. Wik an der.* Die Methode beruht auf der Reaktion zwischen Jodkalium und dem in der Säure enthaltenen Arsen As20a—6HCI- 6KJ = 2AsJ 3 4- 6KC1—3H:0 As: Os — 10 HCl X 10 KJ = 2 AsJ—10KC -1-5 H s 0 AsJs = As Ja + Ja. Blattner und Brasseur setzen zu der zu untersuchenden Salzsäure eine bestimmte Jod kaliumlösung hinzu, filtrieren über Glaswolle, lösen den Rückstand von Arsentrijodid in Wasser auf, sättigen leicht mit reinem Natriumbikarbonat, fügen etwas Stärkekleisterlösung hinzu und titrieren mit "/io Jodlösung bis zur bleibenden Blaufärbung. Die Anzahl ccm "/io Jod- lösung X 2 X 0.00375 , , , = Prozent Arsen in der spez. Gew. der Saure untersuchten Säure. Der quantitative Nachweis von Arsen in der Schwefelsäure erfolgt ähnlich. Die Anzahl der verbrauchten ccm n /io Jodlösung X 4 X0,00375 _ / 7 8 _ = Prozent Arsen, spez. Gew. der Schwefelsäure Die Rohware verbleibt etwa 30 bis 45 Minuten in dem mittels Dampf auf 20 bis 30 0 C. er wärmten Säurebade, für Schwefelsäurebeizen er hitzt man in der Regel auf 70 bis 80 0 C, hier auf wird die Ware in Wasser abgespült, ge scheuert, gewaschen und gelangt in kochende Sodalösung, um etwaige Reste von Säuren zu neutralisieren. Aus dem Sodabade gelangt sie dann auf heiße Trockenherde. Frisch angesetzte Säurebäder sind in der ersten Zeit inaktiv, weshalb man mit Vorteil etwas abgestandene alte Beiz flüssigkeit hinzufügt. Diese Eigentümlichkeit dürfte in katalytischen Ursachen, hervorgerufen durch den sich erst nach und nach bildenden Wasserstoff, zu suchen sein. Zu konzentrierte Säuren wirken langsamer und auch störend. Durch das Beizen erzielt man nicht nur eine metallisch reine, emaillierfähige Oberfläche, son dern auch jene gewisse oberflächliche Rauheit der metallischen Oberfläche, wie sie für das spätere Emaillieren vorteilhaft ist. Die Emaille wird durch das Ausfüllen der kleinen oberflächlichen Vertiefungen fester und inniger an der Metall fläche haften bleiben bezw. sich mit ihr dauer hafter verbinden. Wir sehen daher, daß über mäßig glatte metallische Oberflächen sich zum Emaillieren weniger eignen. Durch das Glühen und Beizen der Rohware treten nicht unwesentliche Metallverluste ein, welche man im Mittel auf 4 °/o schätzen kann. * „Chemiker-Ztg.« 1902 Nr. 5 8. 50 und 1904 8. 211.