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die Anreicherung der Luft mit Sauerstoff hervor. Die Erhitzung wird sich ähnlich wie die An reicherung mit Sauerstoff nur zum Ersatz der durch Silizium erzeugten Wärme vorteilhaft ver wenden lassen und sich billiger stellen, als die Anreicherung der Luft mit Sauerstoff. Ob aller dings die Konverterböden beim Blasen mit heißem Wind dieselbe Haltbarkeit aufweisen, ist mehr als fraglich. — Aus dem Wärmehaushalt des Thomas verfahrens ziehen die Verfasser eine Reihe von Schlüssen: Ein Blick auf das Schaubild des Wärme haushaltes des Thomasprozesses (Abbildung 11) ergibt die für den Abbrand an Eisen mißliche Tatsache, daß die größten Wärmeüberschüsse durch die Abscheidung des Phosphors hervor gerufen werden. In dieser Phase des Prozesses ist in dem Bade außer Phosphor nur noch Eisen vorhanden, und infolgedessen ist durch die be trächtliche Temperatursteigerung des Bades die Ursache zur Verbrennung größerer Eisenmengen gegeben. Diese Wärmetönung ist für die Durch führung des Prozesses erforderlich, jedoch tritt sie in einem für den wirtschaftlichen Verlauf des selben sehr ungünstigen Zeitpunkt ein. Grünstiger wäre es, wenn diese Wärmeüberschüsse ähnlich wie beim Bessemerprozeß im Anfänge des Ver fahrens gebildet würden, was jedoch infolge des thermischen und metallurgischen Verhaltens der in Reaktion tretenden Fremdkörper des Eisens niemals zu erreichen sein wird. Wohl kann einige Abhilfe dadurch geschaffen werden, daß das Bad durch Schrottzusatz oder durch Zusatz von Kalkerzbriketts nach dem Ver fahren von Flohr* oder durch Zugabe von rohem Kalkstein gekühlt wird, jedoch sind diese Mittel niemals imstande, diesem prinzipiellen Mißstand des Thomasprozesses gründlich ab zuhelfen. Nimmt man an, daß die Durchführung des Thomasprozesses zur Entfernung der letzten * „Stahl und Eisen“ 1908 Nr. 20 S. 682. Reste Phosphor einen Abbrand an Eisen er fordert, der durchschnittlich etwa 3 °/o des Ein satzes beträgt, daß also für jede Million Tonnen Thomasflußeisen, welche erzeugt werden, 30 000 t Eisen nutzlos in die Schlacke wandern, so geht aus dieser Verschwendung wertvollen Materiales hervor, daß das Anwendungsgebiet des basischen Birnenprozesses eine Einschränkung erfahren wird, sobald rationellere und billigere Frisch verfahren vorhanden sind. Die gegenwärtig in der Ausbildung begriffenen Herdfrischprozesse ermöglichen heute schon eine wirtschaftlichere Ueberführung des Roheisens in schmiedbares Eisen, weil beim Erzfrischverfahren die Fremdkörper des Roheisens auf Kosten von Erzsauerstoff verbrennen und dadurch ent sprechende Mengen metallischen Eisens ins Bad geführt werden. Die Verwertung des hohen Phosphorgehaltes gewisser Eisenerze ist in dem Herdofen ebenso gut möglich wie in der Thomasbirne, sobald man zu einer stufenweise fortschreitenden Frischarbeit übergeht. In der ersten Schlacke können über 90 °/o des Phosphors konzentriert und ein der Thomasschlacke gleichwertiges Produkt erhalten werden. Die darauf verwendete Garschlacke, welche die Hauptmengen des Kohlenstoffes neben den letzten Verunreinigungen aus dem Bade auf nimmt, muß dagegen reich an Eisen sein, um den Frischerfolg sicher zu gewährleisten. Jedoch kann diese Garschlacke im Hochofen wieder zu Gute gemacht werden, so daß ein Eisenverlust in dem Umfange wie beim Thomasprozeß nicht zu verzeichnen ist. Außerdem kommt für den Martinofen noch günstig in Betracht, daß die Einheit metalli schen Eisens im Thomasroheisen höher zu be werten ist, als die Einheit metallischen Eisens in dem beim Martinverfahren zugesetzten Erz. Der Verlust an Eisen, der durch unvollständige Reduktion des Erzes entsteht, könnte also immer hin noch doppelt so groß sein, als der Abbrand an Eisen beim Thomasprozeß. Ausbildung von Gießereitechnikern in Frankreich/ Von Ingenieur C. Irresberger in Mülheim a. d. Ruhr. U nter der Bezeichnung „Ecoles Nati onales d’Arts et Metiers“ hat die französische Regierung Fachschulen errichtet welche der Ausbildung tüchtiger Handwerker zu Werk meistern und selbständigen Unternehmern dienen * Diesem Aufsatze liegen zugrunde: 1. die „Ren seignements Generaux“, erlassen vom französischen Ministerium des Handels und der Industrie am 10. April 1908; 2. das von der gleichen Stelle erlassene „Pro gramme des Connaissances exigees pour l'Admission aux Ecoles Nationales d’Arts et Metiers“; 3. eine sollen. Bis jetzt sind fünf solcher Schulen er öffnet worden: in Aix (bouche du Rhone), Angers (Maine et Loire), Chälons (Marne), Lille (Nord) und in Cluny (Saöne et Loire). Jeder Schule ist ein Kreis von Arrondissements zugewiesen, und sie kann nur Schüler aus ihrem Bezirke Schilderung der Gießerei der Fachschule in Lille seitens deren Direktion und 4. ein Bericht von Georg Muntz, ehemaligem Zögling der Schule in Lille über die Erfahrungen während seiner Schulzeit („Castings“, September 1908, S. 207/208).