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126 Stahl und Eisen. Experimentelle Untersuchung des Thomasprozesses. 29. Jahrg. Nr. 4. welche man immer beobachten kann, wenn man zwei Lösungen verschiedener Konzentration in einander gießt. Wenn auch die Diffusion den gelösten Körper in gleichmäßige Verteilung zu bringen bestrebt ist, so dauert es doch eine ge raume Zeit bis zur vollständigen Durchführung des Vorganges. Da aber durch die Weiterführung des Frischprozesses immer weitere Konzentrations änderungen stattfinden, muß man diese Inhomo genität gegossener und rasch abgekühlter Proben als Regel betrachten. Diese Tatsache lehrt aber, daß man den Windstrom in um so feineren Strahlen in die flüssige Zahlentai Metallmasse einführen muß, je rascher beendigt ist, dürfen wir nach den vorangegangenen Ausführungen für diese Proben kein homogenes Gefüge erwarten. In der Tat verschwindet an einzelnen Stellen das kristallinische Gefüge voll ständig, um einem solchen Platz zu machen, wie esAbbildungß in 100 facher Vergrößerung wieder gibt. Die Aetzung mit alkoholischer Pikrinsäure ist besonders geeignet, dieses Gefüge zu ent wickeln. Nach Abbildung 6 treten eine Anzahl dunkler Pünktchen auf, welche von einem hellen Hofe umgeben sind. Im folgenden soll der Ver- 5. Gewichte der einzelnen Bestandteile des Metallbades in kg. der Prozeß selbst durchgeführt wird, da sonst gegen Ende desselben die Flüssigkeit an manchen Stellen weit überoxydiert wäre, ehe an anderen die Entphosphorung beendigt ist. Bezüglich des Schwefelgehaltes ist noch zu bemerken, daß der Erstar rungspunkt des nunmehr fast kohlen stofffreien, nur noch phosphorhaltigen Eisens höher liegt, als derjenige der Schwefelverbindungen. Wenn der selbe also in denjenigen Teilen nach gewiesen werden kann, in welchen keine eutektischen Zellenwände die einzelnen Körner voneinander tren nen, so ist auch eine Kristallisation der Schwefelverbindungen ausge schlossen, und wir müssen dieselben zwischen den Begrenzungsflächen der Kristallkörner suchen. Abbildung 5 gibt in 600 facher Vergrößerung eine Stelle wieder, an welcher vier Kri stallkörner aneinanderstoßen und eine solche Schwefelausscheidung um schließen. Da nun der Phosphor Charge 1. Probennummer c Si P Mn s Ee Metallbad Roheisen 351,50 50,40 210,54 89,08 18,50 9760 10 480 1 319,90 3,73 207,45 83,06 10,10 9759 10 383 2 269,80 0,61 196,38 43,18 12,30 9759 10 282 3 197,30 0,71 190,38 41,83 13,05 9759 10 203 4 132,56 0,903 179,20 45,16 12,84 9664 10 035 5 72,32 0,99 171,20 54,27 12,63 9556 9 867 6 9,12 0,49 139,25 50,43 10,86 9489 9 699 7 3,24 0,86 50,24 52,54 6,40 9419 9 532 8 1,39 0,84 10,88 31,61 7,81 9245 9 298 9 1,44 1,17 5,95 20,74 6,90 8981 9 018 Fertigstahl 25,30 3,21 9,43 85,62 5,70 9610 9 730 Charge 2. Roheisen 376,88 91,47 197,15 116,81 10,14 10 245 11 040 1 350,71 2,17 193,82 58,63 7,93 10 245 10 858 2 307,26 1,29 176,06 42,04 9,27 10 245 10 781 3 197,00 0,85 168,89 27,69 10,12 10 245 10 649 4 94,96 0,93 157,51 24,77 9,39 10 044 10 332 5 2,50 0,70 138,53 17,99 10,69 9 860 10 030 6 1,35 0,77 12,95 23,20 5,99 9 624 9 668 7 1,31 0,65 3,83 16,81 4,02 9 314 9 341 8 1,28 0,64 2,66 14,67 3,12 9 148 9 170 Fertigstahl 14,73 0,64 4,60 23,93 3,68 9 157 9 205 Zahlentafel 6. Schlackengewichte in kg. gehalt weit unter die Grenze der Löslichkeit des Eisens für Phosphor gesunken ist, lassen sich in den weiter folgenden Proben nur noch Eisen- Phosphor - Mischkristalle erkennen. Diese letzteren treten in Form regel Nr. Kalk I 1 11 i 1 111 VI V VI VII VIII ix Charge I 1430 1467 1504 1541 1578 1615 1652 1691 2181 2540 Charge II 1760 1847 1940 2050 2145 2235 2340 2736 2892 — mäßiger polygonaler Körner auf, welche sehr häufig grobkristallinisch ausgebildet sind. Me- tallographisch entsprechen sie dem Ferrit und in der Tat zeigen sie auch in ihrem Verhalten bei der Aetzmethode durch Salpetersäure große Aehnlichkeit mit diesem Bestandteil. Bekanntlich besitzt der Ferrit die Eigenschaft, daß beim Aetzen mit verdünnter Salpetersäure die einzelnen Körner sich verschieden rasch färben, und nach und nach die ganze Skala der Anlauffarben durchlaufen. Diese Erscheinung läßt sich auch bei dem phosphorhaltigen Ferrit beobachten, nur tritt sie in verstärktem Maße auf. Da entsprechend dem Phosphorgehalte von 0,5 °/o der Prozeß der Entphosphorung noch nicht such gemacht werden, diese eigentümliche Er scheinung zu erklären. In das geschmolzene Bad, welches wir praktisch als eine kohlenstofffreie Lösung von Eisenphosphid in einem großen Über schuß von Eisen betrachten können, wird Sauer stoff eingeblasen, welcher sich in dieser Phase zu nächst an das Eisen zu Eisenoxydul binden wird: Fes + Oa = 2 FeO (1). Letzteres ist im Eisenbade löslich, so daß wir nun mehr das System Eisen, Eisenoxydul, Eisenphos phid im geschmolzenen Zustande vor uns haben. In irgend einem Punkte im Innern dieser Masse wer den nun folgende Reaktionen eingeleitet werden: 5FeO+2FeP=P0-11Fe . (2). Pa Os + 3 Fe 0 = 3 FeO, Ps Os . , (8).