Volltext Seite (XML)
1050 Stahl und Eisen. Geschütze auf der Düsseldorfer Ausstelluny 1902. 22. Jahrg. Nr. 19. System, alle anderen Geschütze dem ersteren an, mit Ausnahme der 28 cm-Küstenhaubitze, die eine besondere Laffetirung zeigt, auf die wir noch zurückkommen werden. Die wesentlich einfachere Bauart des Stützzapfensystems ist hier in dem zum Vergleich bequemen Neben einander in die Augen springend. Die in jenem Aufsatz hervorgehobenen sonstigen Vortheile, die leichtere Schwenkbarkeit wegen Verminderung der Reibungsflächen und die leichtere Zugänglich keit derselben behufs Prüfung des Kugellagers, sowie das bequeme Auslegen des Rohres, das mittels einer an der Decke des Aufstellungs raumes laufenden Hebekatze aus der Pivotgabel nach hinten hinausgezogen werden kann, lassen sich hier leicht erkennen. Pivotbock und Pivot gabel werden jetzt aus Stahlformguls hergestellt; I jetzt aus Stahlformgufs hergestellt. Unter D 140 ist eine 24 cm-Wiege (siehe Abb. 2) ausgestellt. Im Entwicklungsgänge der Schiffs- und Küsten geschütze forderte s. Z. die Bezwingung des Panzers ein Hinaufgehen in der Gröfse des Kalibers. Die Kruppsche Fabrik stieg bis zu 42 cm, in England und Italien stieg man zu noch gröfserem Kaliber hinauf. Die Kruppsche 42 cm- Kanone von 122 t Rohrgewicht auf der Ausstellung in Chicago 1893 ist noch unvergessen. Es ist selbstverständlich, dafs solche Ungethüme nur mit Hülfe von Maschinen bedient werden konnten, wog doch die geladene 42 cm-Granate 1140 kg, die Geschützladung dazu 410 kg. Versagte eine der Hülfsmaschinen solcher Geschütze, womit man im Gefecht doch rechnen mufs, so war jeder Handbetrieb ausgeschlossen und das Abbildung 3. 30,5 cm-Kanone L/40 in Mittelpivot-Küstenlaffete. sie bilden unter der Katalogbezeichnung I) 141 und D 142 (siehe Abbildung 1) besondere Aus- stellungsgegen stän de. Die Kanonenrohre der Schiffs- und Küsten geschütze haben keine Schildzapfen. Diese sitzen an der Wiege, in der das Geschützrohr steckt und in der es beim Schuls zurück- und wieder vorläuft. Der Rücklauf wird bei der 30,5 und 28 cm-Kanone durch zwei an der Wiege angebrachte Flüssigkeitsbremsen gehemmt, die hierin durch einen Druckluft-Vorholer unter stützt werden, der nach beendetem Rücklauf das Geschütz sofort selbstthätig in die Feuer stellung vorbringt. Bei der 19 und 15 cm- Kanone besteht die Flüssigkeitsbremse nur aus einem Cylinder, der Vorholer aus zwei Federsäulen. Die Wirkung der Bremsen und Vorholer kommt dadurch zustande, dafs das Geschützrohr die Kolben der Bremse beim Rücklauf mitnimmt. Auch die Wiege, die man früher, wegen ihrer grofsen Beanspruchung durch die Rückstofsarbeit beim Schufs, aus Stahl zu schmieden pflegte, wird Geschütz kampfunfähig. Dieser Umstand, sowie die ungeheuere Belastung der Schiffe durch Geschütz und Munition zwangen zum Herunter gehen im Kaliber, wozu die Fortschritte im Geschützbau und die Einführung wirksameren Pulvers die Hand boten. So ist denn einst weilen das 30,5 cm-Kaliber das gröfste und die 30,5 cm-Küstenkanone auf der Ausstellung auch das gröfste Geschütz der Kruppschen Fabrik, das zwar, wie die anderen schweren Küsten- und Schiffsgeschütze, mechanische Betriebseinrichtung besitzt, aber ebenso wie diese auch für den Handbetrieb aller Bewegungen eingerichtet ist. Es ist selbstverständlich, dafs die letztere Be triebsweise nur ein langsameres Feuer des Ge schützes zuläfst, deshalb ist, um eine schnellere Schufsfolge zu ermöglichen, wie sie das Gefecht fordern kann, der maschinelle Betrieb noth wendig. Für die schwereren Geschütze soll der Handbetrieb nur Nothbehelf sein. Die 30,5 cm-Kanone hat 40 Kaliber Rohr länge, wie denn überhaupt kein längeres Ge-