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1. October 1902. Die Fortschritte in der Roheisenerzeugung Deutschlands seit 1880. Stahl und Eisen. 1039 eisenstein, sodann Brauneisenstein und Nassauer Manganerze. Die vielfachen Veränderungen, welche in den Verfahren zur Erzeugung von Flufseisen vorge nommen sind, sowie der Aufschwung, den die amerikanische Hochofenindustrie genommen hat, haben naturgemäfs auch auf das Spiegeleisen zurückgewirkt. Heute wird dasselbe unter Zusatz von überseeischen Manganerzen in ungefähr fol gender Zusammensetzung erblasen: Mangan . . Kohlenstoff Phosphor . 6 30° 4-5 „ 0,06-0,1 „ Kupfer . Silicium . Schwefel 0,2—0,3 °/ 0 0,3—0,5 „ 0,01 „ Für die Ausfuhr wird vorzugsweise Spiegel eisen mit 20 % Mangan erblasen. An der Roheisenerzeugung des Siegerlandes (nicht der Gruppe) ist das Spiegeleisen mit etwa 25 % betheiligt. Das Siegerland ist eine der ältesten und be deutendsten Eisen erzeugenden Gegenden Deutsch lands. Unter seinen Fabricaten waren sein Puddel- stahl, sein Hammereisen, die Qualitätsbleche u. s. w. besonders geschätzt. In welcher Weise sich die Grundlagen für seine Roheisenerzeugung verschoben haben, deutet der Katalog für die Sonderausstellung in Düsseldorf durch folgende Zahlen an: Industriebezirk Siegerland (Kreis Siegen, Olpe, Altenkirchen). 1895 1896 1897 1898 1899 1900 Erzeugung in 1000 Tonnen Flufseisen-Brammen, Platinen und ge- 85,5 103,8 103,7 118 135 125,1 schniiedetes Flufseisen . . . . — 43,07 52,1 66,91 102,28 Schweifseisenblech 2,67 1,96 1,58 1,48 1,31 1,58 Schweifseisenluppen — — 23,1 35,16 29,31 29,20 Darnach könnte es scheinen, als ob Puddelroh- eisen im Siegerland überhaupt nicht mehr er zeugt werden könnte, in Wahrheit werden je- doch über 200 000 t (35 °/o) der Erzeugung des Industriebezirks hergestellt. Der gröfste Theil hiervon wird im Siegerland selbst zu Handelseisen, Draht u. s. w. verarbeitet, das Uebrige geht an die Werke an der Lenne und in Westfalen. Stahleisen nimmt mit 22 °/o an der Erzeugung des Siegerlandes (heil. Erst seit wenigen Jahren hat das Siegerland eigene Werke zur Erzeugung von Flufseisen errichtet, zuerst Geisweid, so dann die Bremer- und Charlottenhütte und Karl Stein in Wehbach bei Kirchen. Der Roheisen zusatz dürfte auch bei diesen Werken 25 °/o nicht überschreiten. Eine Specialität des Siegerlandes bildet der Walzengufs. Die Collectivausstellung der Walzen- [ giefsereien Siegens in Düsseldorf legt von dem | Umfange und von dem hohen Stande dieser In dustrie ein glänzendes Zeugnifs ab und dürften besonders die Hartgufswalzen zu erwähnen sein. Aufser Siegens Giefsereieisen werden für den ' Walzengufs auch manganhallige Roheisen mit verwendet. Im Siegerland entfallen etwa 13 °/o | der Roheisenerzeugung auf Giefsereiroheisen. Es kommen für die Herstellung einheimische Glanz- ' eisensteine, Nassauer Erze sowie etwas hoch- | haltige, phosphorfreie schwedische und spanische I Erze in Betracht. Aus demselben Material sowie { aus Siegener Brauneisenstein wird auch das Besse- j mereisen (5 °/o der Siegener Erzeugung) erblasen. I Die Siegener Hochofenwerke umfassen neben gut eingerichteten grofsen Hütten auch noch Werke j mit sehr einfachen Einrichtungen und sehr kleinen j Productionen, die vielfach nur 40 bis 60 t be- ■ tragen und bis auf 12 bis 17 t f. d. Tag her unter gehen. Dennoch haben auch die älteren Siegener Hütten ihre Lebensfähigkeit in ungün stigen Erwerbszeiten bewiesen. Dies wurde ihnen ermöglicht durch die ausgezeichneten Arbeiter verhältnisse. Fast jeder Bewohner des Siegener Industriebezirks hat Kenntnifs vom Berg- und Hüttenwesen und ist zugleich Landwirth. Dies ermöglicht die Führung des Betriebes auf den kleinen Hütten fast ohne Kosten für Auf sicht und in ungünstigen Zeiten ein Stilllegen der Oefen, ohne dafs die Arbeiter die Gegend ver lassen. Ausgezeichnet eingerichtet ist der Trans port der Erze von den Gruben zu den Hütten. Aufser Seilbahnen, die sehr verbreitet sind, ist auch eine Industriebahn (Eisen — Siegen) vor handen, die, normalspurig erbaut, auch den Ueber- gang der Eisensteine auf das Staatseisenbahnnetz bewerkstelligt. Die Förderung des Siegerlandes an Eisen erzen (Spatheisenstein in bei weitem überwiegen der Menge) hat in den letzten 20 Jahren durch weg 1,5 Millionen Tonnen betragen. Hiervon verarbeitet das Siegerland zwei Drittel selbst. Als Brennstoff für die Siegener Hochöfen kommt Koks aus dem Ruhrbezirk in Betracht. Einige Frachten für Koks folgen hier: km Fracht f. d. Tonne Herne—Wissen a. d. Sieg 158 4,20 • Herne—Creuzthal . . . 125 3,50 „ In den letzten Jahren sind einige Siegener Hochofenwerke (Johanneshütte, Germaniahütte u. s. w.) von Stahlwerken in Westfalen angekauft worden zwecks Sicherung der Roheisenbezüge. Schon vor Jahrhunderten war das Eisenhütten wesen des Siegerlandes von hoher Bedeutung. Damals kam jedoch als Brennstoff nicht der Koks, sondern die Holzkohle in Frage. Noch heute