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728- Stahl und Eisen. Das Eisen in der Eisenbahn nach Beschaffenheit, Form und Masse. 23. Jahrg. Nr. 12. Länder Eröff nungs jahr der ersten Eisenbahn ! 1806 1834 1840 1850 1860 Roh eisen Kt Roh eisen Kt Eisen bahn länge km Roh eisen Kt Eisen- bahn- länge km Roh eisen Kt Eisen bahn länge km Roh eisen Kt Deutschland 1835 25 135 549 173 6 044 212 11 633 550 Österreich-Ungarn 1838 51 102 144 127 1579 196 4 543 313 Grofsbritannien 1825 258 900 1 348 1 396 10 653 2 250 16 787 3 888 Frankreich .... 1832 53 269 497 348 3 083 416 9 528 898 Rufsland 1838 84 160 26 181 601 228 1 589 298 Belgien 1835 28 85 336 111 854 144 1 729 320 Vereinigte Staaten .... 1830 24 236 4 534 321 14 515 574 49 292 834 später erfolgte Aufschliefsung der Montanschätze und die, je nach der Art der natürlichen Pro duktionsbedingungen sowohl bezüglich des Um fanges als der technischen Anlagen, sehr ver schiedenartige Ausgestaltung der Erzeugungs mittel von bestimmendem Einflufs gewesen. Aufserdem ist zu berücksichtigen, dafs die für die Verhüttung des Eisens hauptsächlich in Be tracht kommenden Industriestaaten an der Deckung des Materialbedarfs der eisenarmen Länder sehr ungleichmäfsig beteiligt sind. Wie in der Roheisenerzeugung, so hat auch bezüglich der damit eng zusammenhängenden Entwicklung der Eisenbahnen anfänglich Eng land die führende Rolle gespielt. Aber schon im Jahre 1840 hatte das Eisenbahnnetz der Vereinigten Staaten von Nordamerika in, seiner Ausdehnung mehr als das Dreifache der kilo metrischen Länge der englischen Eisenbahnen aufzuweisen. Demgegenüber betrug noch im Jahre 1860 die Roheisenerzeugung Grofs- britanniens 3 888 000 t, während Nordamerika nur eine Gesamt - Produktion von 834000 t hatte. Erst in den letzten Jahrzehnten haben sich in diesem Verhältnis sehr wesentliche Veränderungen vollzogen, und soweit das sta tistisch zu ermitteln ist, stellen sich die Ent wicklungen des Eisenbahnnetzes und die Roheisen erzeugung der wichtigsten Länder in den obigen Zahlen dar. Vor der Anlage der ersten Schienenstrafsen wurde bekanntlich das Eisen nur zu Gerät schaften und Maschinen verwendet, die ganz anderen Zwecken dienten als das Eisenbahn gestänge. Vor hundert Jahren wufste man von den an die Beschaffenheit des Eisens für den Massenverbrauch zu stellenden Anforderungen noch recht wenig. Analysen in unserem Sinne waren damals noch unbekannt. Man verstand zwar, das Roheisen nicht nur zu giefsen, son dern auch es zu frischen, zu schweifsen und zu schmieden; das Material, welches man anfangs für den Geleisbau wählte, war jedoch das Gufs- eisen, von dem man schon seiner Formfähigkeit wegen annahm, dafs es sich für die Herstellung des Spurgeleises am zweckmäfsigsten erweisen werde. Die älteste richtige zwangläufige Eisen bahn vom Jahre 1800, von der im Geleismuseum des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Ver eins ein Stück mitsamt einem zugehörigen Wagen aufbewahrt ist, bestand aus kurzen gufseisernen Spurrandschienen. Sehr bald aber zeigte es sich, dafs das Gufseisen bei seiner grofsen Brüchigkeit und Ungleichmäfsigkeit den Anforderungen des Eisenbahnbetriebes nicht gewachsen war, und wenn seit den dreifsiger Jahren des verflossenen Jahrhunderts die Veredelung des Eisenmetalles so rasche und bedeutende Fortschritte ge macht hat, so ist hierin vor allem die Folge der Wechselwirkung zwischen den Ansprüchen des Eisenbahnbetriebes und den auf deren Be friedigung gerichteten Bestrebungen der Hütten technik zn erblicken. Die älteste dem öffent- । liehen Verkehr dienende Lokomotiv-Eisenbahn j von Stockton nach Darlington aus dem Jahre 1825 hatte bereits gewalzte Schienen aus Schweifseisen. Von jener Zeit ab bis in die 70er Jahre hat sich der Eisenbahnbau dieser Eisengattung bedient und bedienen müssen. Die ersten aus Schweifseisen gewalzten Schienen liefsen, wie die von mir an verschiedenen Stücken des Osnabrücker Geleismuseums vorge nommenen Untersuchungen zeigten, nicht nur hinsichtlich der chemischen, sondern auch der mechanischen Beschaffenheit noch viel zu wün schen übrig. Der ganze Frischprozefs und die weitere Verarbeitung brachten es mit sich, dafs das erzielte Schmiedeisen ein ungleichmäfsiges Gefüge besafs und dafs die darin stets ein geschlossenen Schlackenteilchen nicht ganz zu beseitigen waren. Ein grofser Fortschritt in der Erzeugung des Schweifseisens wurde bereits erzielt, als der Puddelprozefs allgemeineren Eingang fand und die Massenbereitung erleichterte. Damit war einstweilen die Beschaffenheit des Materials nur wenig gebessert. Die aus dem Puddeleisen, einem Gemisch von sehnigem und körnigem Eisen, hergestellten Schienen waren zwar eben falls weniger brüchig als gufseiserne, besafsen aber doch erhebliche Mängel. Mit Recht wurde auch an diesen Schienen noch immer die Un gleichmäfsigkeit und ungenügende Schweifsung des Eisens gerügt. Als man sodann auf Grund