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Die thermischen Vorgänge im Gaserzeuger. 438 Stahl und Eisen. 23. Jahrg. Nr. 7. ratur aus dem Gaserzeuger austreten; * auch die Eigenwärme der Gase der mit Luft und Wasserdampf betriebenen Gaserzeuger ist also verloren, wenn sie weit geleitet oder in Gas maschinen verwendet, d. h. vorher abgekühlt werden müssen. Wenn man aber Wasser mit Kohlenstoff auf Kosten der Reduktion der Kohlen säure reduziert oder zersetzt, um den Gasen mehr Wasserstoff zuzuführen, so ist auch damit — wie oben auseinandergesetzt — darum keinerlei Vorteil verbunden, weil bei der Zersetzung oder Reduktion des Wasserdampfes gerade so viel Wärme gebunden wird, als bei der Verbrennung des Wasserstoffs frei werden kann. Aus Vorstehendem folgt, dafs die Einführung von Wasserdampf in einen Gaserzeuger nur dann vorteilhaft wirken kann, wenn man trotz dem möglichst kohlensäurefreie, also bessere und wesentlich kältere Gase erzeugen kann. Der Wasserstoff wird trotzdem immer noch als ein sehr viel wertvolleres Gas angesehen, als das Kohlenoxyd, weil jeder immer die 34 462 W.-E.** vor Augen hat, welche man damit bei dessen Verbrennung wirksam werden lassen kann. Das diese grofse Wärmemenge nur fühlbar werden könnte, wenn man das Wasser nicht als Dampf mit der Abhitze in die Luft gehen lassen müfste, sondern dessen Eigenwärme mitgewinnen könnte, darauf wird man nicht aufmerksam gemacht. Wenn die Wirkung des Gehalts der Gase an Wasserstoff bei der Verbrennung wirklich eine so wesentliche wäre, so würden die wasser stoffhaltigen Gase von besonderer Wichtigkeit zur Erreichung hoher Hitzegrade, also für Schmelzöfen geeigneter sein. Dieser Wirkung aber steht entgegen, dafs die spezifische Wärme des Wasserdampfes, welcher bei der Verbrennung des Wasserstoffs gebildet wird, doppelt so hoch ist, als diejenige der Kohlensäure. Infolgedessen und weil der Kohlensäuregehalt der wasserstoff haltigen Generatorgase auch wesentlich höher ist, als der Kohlensäuregehalt, besonders der mit höherem Winddruck betriebenen Gas erzeuger (Ebelmen), sind die mit wasserstoff haltigen Gasen zu erreichenden Temperaturen nicht wesentlich höher, wie folgende Zusammen stellung zeigt: Thwaite. 5. Bestimmung der am 25. Februar 1901 von Thwaite dem Berichterstatter schriftlich mitgeteil- ten Analysen. Mond. Proceedings der „Me- chanical Engineers“ Nr. 1 vom 1. Januar 1901 8. 74. Ebelmen. Gebläse-Generator ohne Wasserein- fuhr: „Annales des Mines“ 1843 Band 111 S. 225; Analyse 6. Ebelmen. Gebläse-Generator mit Wassereinfuhr; „Annales des Mines“ 1843 Band 111 S. 225; Mittel aus Analyse 7 und 8. Hörde. Hochofengas; „Zeit schrift des Vereins deutscher Ingenieure“ 1900 8. 1568. CO Vol.-Proz. . . . 24,50 11,00 33,04 27,20 31,16 11 „ „ ... 6,60 29,00 4,43 14,00 2,06 4,60 2,00 — — — 8,90 16,00 0,41 5,50 9,04 N „ „ 55,40 42,00 62,12 53,30 57,74 Vol.-Proz. . . 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 1 cbm entspricht W.-E. 1 cbm erfordert an atmo sphärischer Luft zur 1302,02 1270,00 1111,14 1189,49 991,77 Verbrennung . . cbm Theoretische Verbren- 1,181 1,155 0,900 0,993. 0,800 nungstemperatur . 0 1908 1920 1953 1989 1803 Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, dafs mit den im Gebläsegenerator erzeugten wasserstoffhaltigen Gasen zwar theoretisch die höchste Temperatur von 1989 0 erzielt werden kann, dafs aber selbst diese theoretisch mögliche Temperatur nicht um sehr viel höher ist, als die mit gewöhnlichem Generatorgas zu erzielende Temperatur von 1953°. Trotzdem soll der Wert der Möglichkeit der Erhöhung der Temperatur z. B. der Stahlbäder, wenn auch nur um einige Grade, nicht unterschätzt werden. Die beiden höchsten Temperaturen obiger Zusammenstellung * Musil sagt in seinem Werke: „Die Motoren“, III. Auflage (1897) Seite 92; Vieweg & Sohn, Braun schweig: „Die Gase sollen (!) mit etwa 500 bis 600° Temperatur vom Generator abziehen.“ ** Physikalisch - Chemische Tabellen von Landolt & Bornstein, 1883 Seite 77. waren berechnet aus einem Gas aus Generatoren, denen der Wind mit Gebläsen, d. h. unter Druck zugeführt wurde. Es mufs von örtlichen Betriebsbedingungen abhängen, ob der Unterschied von 1989—1953 = 36 0 grofs genug ist, um zu all den oben bei Zuführung von Wasserdampf geschilderten Mög lichkeiten von Betriebsstörungen und unvorteilhaft zusammengesetzten Gasen Veranlassung zu geben. Dazu kommt, dafs die Verhältnisse, unter welchen der Wasserstoff in Mischung mit anderen Gasen, z. B. Kohlenoxyd, verbrennt, noch nicht, genügend aufgeklärt zu sein scheinen. Bei den Versuchen, wasserstoffhaltige Gasgemische in Gasmaschinen zu verwenden, will man beobachtet haben, dafs sich in denselben die Entzündung sehr viel rascher fortpflanzt, als in einem Gemische, welches nur Kohlenoxyd als brennbares Gas enthält.