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15. Mai 1903. MitUilungen über ein Verfahren zum Beseitigen von Hochofenansätzen. Stahl und Eisen. 627 vier Steinlagen gesprengt werden, der obere Schachtteil würde sich aber dann mit dem Inhalt auf den unteren wieder gesetzt haben. Regierungs- und Gewerberat Oppermann-Arnsberg: M. II.! Der Herr Vortragende hat erwähnt, dafs sich um das Hattinger Unglück niemand vom Leder und niemand von der Feder gekümmert habe. Ich hatte als zuständiger Gewerbeaufsichtsbeamter amtlich darüber zu berichten. Ich habe den eingestürzten Ofen gesehen und den Verlauf untersucht. Dieser Umstand gibt mir Anlafs, einiges zur Sache zu bemerken. Ich möchte dabei nicht auf die Frage eingehen, wie man derartigeng Unfällen durch Führung des Betriebes entgegen treten soll, möchte also auch aufser Betracht lassen, welche Theorie hier anzunehmen ist, ob die von Hrn. Schilling angegebene, die mir sehr beachtenswert erscheint, oder ob eine alte, etwa die soeben von anderer Seite erwähnte, mafsgebend ist; ich möchte hier vielmehr die Frage berühren, wie man durch die Konstruktion des Ofens die Wirkungen der Explosionen schwächen kann. Jedenfalls kann zugegeben werden, dafs bei Explosionen grofse Kräfte ausgelöst werden und dafs der Ofen in den einzelnen Teilen hiergegen die nötige Widerstandskraft haben mufs. Ich habe aus dem Hattinger Vorfall und aus anderen ähnlichen Vorfällen, von dem Standpunkte aus, den ich zu vertreten habe, eine Lehre gezogen, was zu tun sei, um solchen Unglücksfällen vorzubeugen. Wir sind in der für die Genehmigung zur Errichtung von Hochöfen zuständigen Arnsberger Behörde zu der Meinung gekommen, dafs inan vorschreiben müsse, dafs in Zukunft zunächst die Gichtbühne und alles, was als tragender Teil dabei in Betracht kommt, für sich allein und unabhängig von anderen Teilen konstruiert werden mufs. Die von der Gicht ausgehenden, brückenartigen Verbindungen mit Aufzügen oder benachbarten Hochöfen müssen ebenfalls konstruktiv in sich abgeschlossene besondere Teile bilden, die mit der Gichtbühne nicht starr verbunden sein sollen. Der Hattinger Fall zeigte eben, dafs derartig verbundene, sich nicht selbst tragende Brücken durch die stürzende Gichtbühne in die Tiefe gezogen waren. Dann ist es ferner nötig, dafs die zur Unterstützung des Schachtes und der Gichtbühne dienenden tragenden Teile unten, soweit sie mit ausbrechendem glühendem Eisen in Berührung kommen, glutsicher ummantelt werden. In Hattingen waren vier eiserne Säulen durch das ausfliefsende Eisen erweicht und eingeknickt, so dafs die von ihnen getragene Gicht bühne in die Tiefe ging. Bei einer dritten Forderung habe ich Widerstand gefunden: Es ist charakteristisch, dafs man in Westfalen zum Aufbau des Ofenschachtes Normalziegel und im Siegerlande grofse Schamotte-Formsteine von der Länge verwendet, die der Dicke der Ofenschacht wandung gleichkommt. In den rheinisch-westfälischen Werken will man nicht gern von der Ver wendung der kleinen Normalziegel abgehen; ich glaube, dieser Widerstand ist gröfstenteils der Kostenfrage zuzuschreiben. Es wäre sehr interessant, wenn Hr. Direktor Schilling uns darüber seine Meinung mitteilen wollte, ob es nicht richtig wäre, in Zukunft zu verlangen, dafs die Ver wendung von Normalziegeln aufgegeben würde. Ich glaube annehmen zu müssen, dafs ein aus Normalziegeln aufgebauter Ofenschacht wegen der zahlreichen Fugen gegen die aus dem Ofen- innern kommenden Angriffe weniger widerstandsfähig ist, als ein Ofenschacht, der aus grofsen Schamotte-Formsteinen aufgebaut ist. Direktor Schilling: Ich möchte darauf erwidern, dafs das Mauerwerk der Rast beim zerstörten Hattinger Ofen noch 300 mm stark war. Infolge der Explosion hatte das stehengebliebene Mauerwerk in keiner Weise gelitten. Es ist ganz gleichgültig, ob Sie einen Schacht bauen von Normalsteinen oder anderen Steinen; weggefressen werden sie doch. Vorsitzender: Wünscht noch Jemand das Wort? Es ist nicht der Fall, und ich schliefse daher die Erörterung. Ich glaube, dafs wir auch Hrn. Direktor Schilling für seinen interessanten Vortrag unseren verbindlichsten Dank schuldig sind. (Lebhafter Beifall.) Wir gehen nun zum letzten Punkt der Tagesordnung über, dem Vortrag des Hrn. Dr. Menne: Mitteilungen über ein Verfahren zum Beseitigen von Hochofenansätzen und dergleichen. Dr. Menne-Siegen: M. H.! Es ist mir der ehrenvolle Auftrag zu teil geworden, an dieser Stelle über ein neues Verfahren zu berichten, welches auf dem Cöln-Müsener Bergwerks- Aktien verein ausgearbeitet worden ist und auf welches derselbe in den meisten Kulturstaaten Patente erworben hat. Ich kann mich hier kurz fassen, da in Heft 8 von „Stahl und Eisen“ Seite 508 und ff. darüber bereits von anderer Seite Eingehendes mitgeteilt worden ist. Der betreffende Aufsatz trägt den Titel: „Ein neues Verfahren zum schnellen Beseitigen von Ofenansätzen und dergl. und zum Beseitigen hinderlicher Metallmassen“. Dieser Titel wurde gewählt, weil die praktischen Erfolge des Verfahrens bis jetzt hauptsächlich in dieser Anwendungsart erreicht worden sind.