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wieder sich als unmöglich herausstellt. Der artige Vorkommnisse, die sich auch bei sorg fältigster und sachgemäfsester Überwachung nie- j mals ganz vermeiden lassen, haben oft schwere | Betriebsstörungen und grofsen materiellen Scha den im Gefolge. Trotz vielfacher Vorschläge hat sich bis jetzt kein Verfahren ergeben, das I den Anforderungen des praktischen Betriebes genügte, in zuverlässiger Weise die Beseitigung jener Betriebshindernisse gewährleistete und da- ! bei so billig und einfach wäre, dafs jedes Hütten werk sich mit Aussicht auf Erfolg auch bei Verwendung eines mehr oder weniger unge- | schulten Personals desselben bedienen könnte. Fritz W. Lürmann berichtete bereits 1886* über Versuche auf amerikanischen Hochofenwerken, die Ofenansätze mit Petroleum fortzuschmelzen. Das Petroleum wurde in einem entsprechend grofsen Lötrohr durch heifse Gebläseluft zerstäubt und vergast und die austretende Stichflamme zum Schmelzen der erstarrten Massen benutzt. Auch wurde Petroleum mit der Gebläseluft durch den Düsepstock in den Ofen zur Steigerung der Ofenhitze eingeführt. Bei allen diesen, später hin vielfach abgeänderten Verfahren konnten nur relativ weite Löcher erzeugt werden. Die Verfahren arbeiteten jedoch langsam und be nötigten gut eingeschulte Arbeiter. In späterer Zeit ist auch der Vorschlag gemacht worden, die Ofenansätze mit Hilfe des elektrischen Stromes fortzuschmelzen. Aus naheliegenden Gründen hat er sich, soviel mir bekannt, in der Praxis allgemeinen Eingang nicht ver schaffen können. Um so mehr glaube ich dies einem neuer dings von Dr. Ernst Menne in Creuzthal a. d. Sieg aufgefundenen Verfahren, welches er auf dem dortigen Hochofenwerk des Köln-Mü- sener Bergwerks- und Aktienvereins ausgearbeitet j und in eine für den Betrieb brauchbare Form gebracht hat, voraussagen zu dürfen. Das Ver fahren besteht in der Hauptsache einerseits in der Ausnutzung der Verbrennungswärme des zu beseitigenden Materiales selbst und anderseits in der möglichst schnellen und vollständigen Entfernung der geschmolzenen Masse aus dem entstehenden Loche. Nehmen wir zur Erläuterung des neuen Ver fahrens einen Eisenblock von etwa 400 mm Dicke an, der durchschmolzen werden soll. Der kalte Block wird an einer Stelle mittels einer sehr heifsen Knallgasflamme, etwa Leuchtgas und Sauerstoff, sehr stark erhitzt. Die zu erwärmende Stelle braucht nur sehr klein zu sein, mufs aber fast bis auf Weifsglut gebracht werden. Ist dieser Punkt erreicht, so wird die Sauerstoffzufuhr | langsam gesteigert, aber sofort wieder zurückge schraubt, sobald die Hitze an der erwärmten Stelle * Vgl. „Stahl und Eisen“ 1886 Heft 7. abzunehmen droht. Bei richtiger Anwärmung, d. h. wenn das Eisen an der Erhitzungsstelle auf die Verbrennungstemperatur gebracht war, be ginnt nun sofort durch den in der Knallgas flamme im Überschufs enthaltenen Sauerstoff eine intensive Verbrennung des Eisens, die fortgesetzt durch vermehrte Sauerstoffzufuhr beschleunigt werden kann; das Leuchtgas der Knallgasflamme kann jetzt teilweise, ja gänzlich abgestellt wer den, ohne dafs der Prozefs gefährdet wird. In wenigen Augenblicken ist ein Loch in den Eisen block gefressen, aus dem flüssiges Eisen und ein intensiver Funkenregen lierausgeschleudert wer den. Zweckmäfsig steigert man den Druck des ausströmenden Sauerstoffs auf 20 bis 30 Atmosph., da dann die ganzen Erscheinungen, das Oxydieren und das Schmelzen des Eisens am energischsten verlaufen und auch die dünnflüssigen Massen vollständig aus dem Loche herausgeschleudert werden, so dafs es sogar gelingt, von oben nach unten senkrechte Löcher von grofser Tiefe durch zuschmelzen, aus denen die geschmolzenen Massen fontänenartig fortgeschleudert werden. Das Durchschmelzen des 400 mm dicken Eisenblockes geschieht in der unglaublich kurzen Zeit von 1 1/2 bis 3 Minuten, sodafs derselbe an seiner Oberfläche völlig kalt bleibt. Der Lochdurch messer beträgt hierbei bis 100 mm. Bei glühen den Massen geht das Durchschmelzen selbst verständlich noch schneller. Das Ganze ist um so überraschender, als der aus dem Brenner aus strömende Sauerstoff sich infolge der plötzlichen starken Druck verminderung bis auf etwa — 10 0 C. abkühlt. Von bekannten Verfahren, insbesondere auch dem Schmelzen mittels einer Knallgasflamme, unterscheidet sich somit das Mennesche da durch , dafs die zum Durchschmelzen der zu entfernenden Massen benötigte Wärme nicht als solche von aufsen zugeführt, sondern in den zu beseitigenden Materialien und zwar durch eine möglichst energische Oxydation derselben erzeugt wird. Nur auf diese Weise gelingt es, das immerhin bedeutende Wärmefortleitungsver mögen jener Stoffe zu überwinden und an der Schmelzstelle mehr Wärme zu erzeugen, als durch die Wärmeleitung wieder fortgeführt wird. Hierin liegt auch zugleich die Erklärung für die grofse Schwierigkeit, die das Durchschmelzen selbst einer verhältnismäfsig dünnen Eisenplatte mit der heifsesten aller Flammen, der Knallgasflamme, verursacht; die Wärmeableitung von der Erhitzungs stelle in die ganze Masse des Metalles ist meist nur wenig geringer, als die Menge der in der gleichen Zeit zugeführten Wärme. Es kostet deshalb bei dem M enne sehen Verfahren hin und wieder die Erhitzung einer Stelle des durchzu schmelzenden Metalles bis auf die Verbrennungs- temperatur desselben auch die meiste Zeit. Ist dieser Punkt erst erreicht, so erfolgt bei sach-