Volltext Seite (XML)
73. Jayrgaugtz Svnnaöend, Veu 28. März 72 «titywayl »r vtr ^olgt drr Haltuna drr Brr« Die Vorlragsfolge war ourcyaus oowrlyi«ung»rrily uvu .»t lmer Zentrallrttung der Fortschrittlichen Volkspartri. Sie I Herrn Direktor Eugen Prager auch als hervorragend pro. brachte eS aus Anlaß der Stichwahl in Borna-Pegau über sich, aus echt fortschrittlicher Grundsatzreiterri abermals un verhohlen zur Unterstützung des Sozialdemokraten gegen dm Reichsparteiler v. Liebert aufzufordern. 1-6. Aus der Kirchgemeinde, Der Gemeinde wird hierdurch bekannt gegeben, daß der für heute Freitag abend 8 Uhr angrsrtzte PasfionsgotteSdienst eingetretener Umstände halber erst nächsten Freitag, den 3. April, abends 8 Uhr abgrhalten werden kann. „ s* Herr Stadtmufikdirettor Prager, der am 1. April nach Roßwein übersiedelt, verabschiedete sich gestrm abend im Kaisersaal mit einem guten Konzert, das nur Kompost- tionen von ihm brachte. ES war ein wirklich schöner Abend. Die Vorlragsfolge war durchaus obwechselungsretch und ließ Vie naNsnaie Zcbmacb von Soma Vega« Borna, SS. März. Partei sekretär Ryssel (foz.) mit 14321 Stimmen g e w ä h l t. General von Liebert erhielt 12731 Stimme«. Nach Großschönau-Ebersbach, wo zur LanvtagSrrsatzwahl das nationale Bürgertum einmütig zusammenstand und in glänzendem Spurt den Feind um viele Länge« schlug, die nationale Schmach von Borna-Pegau, wo zur Re chStagS- ersatzwahl. derselbe Feind, die Sozialdemokratie, der lachende Dritte war! Der Ausfall der Stichwahl ist — leider — eine glänzende Rechtfertigung drsfen, was das Frankenberger Tageblatt in Uebereinstimmung mit vielen nationalen Blättern zum Ausfall der Hauptwahl gesagt hatte. Wir hatten es anders erhofft. Doch der allgemeine Rus der Ordnungsparteien zum Sammeln verhallte ohne Wirkung. Auch die beste Wahl parole konnte nicht gut machen, was vorher versehen worden war. Das ganze nationale Deutschland hatte in viesrn Tagen seine Augen nach Borna-Pegau gerichtet, und das gesamte vaterländische deutsche Bürgertum steht heute trauernd um das ntedergesunkene nationale Banner des 14. sächsischen Reichs tagswahlkreises. Es ist schlimm, sehr schlimm, daß 2231 Wähler, die bei der Hauptwahl für einen bürgerlichen Kandi daten stimmten, bei der Stichwahl den „Genossen" als das „kleiner« Uebel" ansahrn. Auch die 1S8 Wähler, die weiße Zettel abgaben, verleugneten vaterländisches Empfinden und vergaßen nationales Pfllchtbrwußtsrin. Die Wahlbetelligung war saft di« gleiche wie bei der Hauptwahl (bet dieser 27 23S, bei der Stichwahl 27 280). Nach dem Ausfall der Hauptwahl hatte man auf einen Sieg Lieberts rechnen dürfen (v. Liebert 8641, Nitzschke 6619, Ryssel 12 077 Stimmen). Bei der Hauptwahl waren 15160 bürgerliche Stimmen abgegeben worden, bei der Stichwahl nur 12 731, dagegen stiegen die sozialdemokratischen Stimmen von 12 077 aus 14 321. Nimmt man nach dem Ausfall der Stichwahl eine Verrechnung der liberalen St'mmen der Hauptwahl vor, so ergibt sich folgendes: Der bürgerliche Kandidat erhielt von den 6519 liberalen Stimmen 4090, 198 Zcttrl waren un beschrieben, verbleiben noch 2231 Stimmen, welche dem So« zialdemotratrn zufielen, der außerorm noch 13 Reservrstimmen erhielt. Es hat also der bürgerliche Kandidat in der Stich wahl 2429 Stimmen weniger erhalten als bürgerliche Stimmen bei der Hauptwahl ausgebracht wurden, der Sozialdemokrat 2244 Stimmen mehr als zur Huuptwahl. — Wir enthalten uns jeden wetteren Kommentars hierzu und lassen dies« Zahl«» „«»»»- A M-q. D!<' mich. IchrM: Do» N Fol,« tm H»»ung dir Gemnndeverbaudssparkasse Wiesa (Bezirk Chemnitz) 2'« Prozent Tägliche Verzinsung. Abonnements uns -ns Tngeblntt auf den Monat April nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Aus gabestellen in Stadt und Land, sowie alle Postanstatte» entgegen. Geschäftsstelle de» Frankenberger TageblateS. Kar Seim« m»a Valeriana Frankenberg, den 27. März 1S14 Die Saison ans der Strotze * Auch die Straße hat ihre Frühlings-Saison und die Jugend proklamiert darin nach den langen Wtnterwochrn ihr Recht auf BrwegungSsrriheit. Plötzlich, ohne daß besonder« Anzricheu vorangrgangen wären, sind Straßendamm und Bürgersteig von Knaben und Mädchen bevölkert und wir sehen, daß Jung-Deutschland denn doch noch lange nicht zu einer kümmerlichen Zahl herabgesunken ist. Die Jungen annektieren den Straßendamm oder größere Plätze für ihre Ball-, Mur mel- und Kreiselspiele, während die Mädchen für ihr Hüpfen beim Seilschwingrn und zu „Himmel und Hölle" den Bürger steig bevorzugen. Zu diesen uralten Jugend-Unterhaltungen kommen dann noch die „KriegSsptrle", oder, wenn mal kein Krieg ist, „Räuber und Gendarm", sowie der Rollschuh, und so entwickelt sich eine Saison auf der Straße, bet der die Kinder der Mittel- und Kleinstädte oft merken, was sie vor ihren Altersgenossen in den Großstädten voraus haben. Die Kinder suchen sich instinktmäßig überall solche Gegen den für ihre Spiele aus, in denen sie den Passanten nicht im Weg« sind und auch von diesen tunlichst wenig gestört werden. Trotzdem kann es ja Vorkommen, daß ein Junge oder Mädchen an erwachsene Leute anprallt oder daß ein Ball unbrabsichtigterweise jemandem gegen den Leib fliegt. Ebenso gehört «8 zu den Möglichkeiten der Saison auf der Straße, daß rin gar zu kräftiger Ballwurf mal eine Fenster scheibe zertrümmert; natürlich will rS dann niemand gewesen sein. Wie eine Taubrnschar auSeinanderfltegt, wenn «in Habicht droht, so stirbt in rinrm solchrn Fallt die Jungen« schar auSeinandrr; sie weiß: Bekommt Vater die Rechnung, gibt's Bimse! Man soll heute solchen Straßentrubel nicht strenger be urteilen, wie es früher geschehrn ist. Und da ging eS oft noch ein ganzes Teil anders zu wie hrutzutagr. In der „guten alten Zeit" vor dem großen Kriege und auch später noch fanden nicht selten „Schlachten" zwischen den Ange hörigen einzelner Schulen statt, bei denen oft genug Blut floß. Dies« Roheiien sind heute in der Regel ausgerottet worden, und was heute mal Außergewöhnliches im jugend lichen Urbermut passiert, das hat die ältere Generation in ihren Kinderjahren gewöhnlich auch vollführt. Es bekommt den Kindern gut, wenn sie sich richtig tummeln, und man darf getrost glauben, daß die Jungen am wenigsten dann an Unarten denken, wenn sie ihren Ueberschuß an Kraft ander weitig betätigen können. Wie offenkundigen Roheiten aus der Straße entgegen- zutrrten ist, darüber haben die Gerichte sich nicht immer über einstimmend ausgesprochen. Im letzten Jahre gestand da» Erkenntnis eines OberlandeSgertchtS jedem Erwachsenen ein mäßiges ZüchiigungSrecht zu, wenn er einen jungen Misse- täter aus offener Straße ertappte. Andere Urteile äußerten sich anders. In der Regel wird es keinem Unbeteiligten Freude machen, sich in di« Händel von fremder Leute Kin- drrn rinzumischen, sondern «S diesen überlasst», ihre Söhne recht zu erziehen. Jedenfalls wollen wir gern der Jugend die »Saison auf der Straße" gönnen, wenn sie nichts an« frohes Hineinjauchzen in den lustigen Frühling. Bekanntmachung für Irbersvorf. In Gemäßheit der ^bestehenden Vorschriften werden alle Personen, welche am hiesigen Orte ihre Einkommrnsteuerpflicht oder ihre Ergänzungssteurrpflicht zu ersüllen haben, denen ab«r bis jetzt die Steuerzrttel nicht haben behändigt werden können, hiermit ausgesordrrt, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bet der hiesigen Gemeindebehörde zu melden. JrberSdorf, den 27. März 1914. Der Gemeindevorstand: Grietzmauu. Montag, den 3«. März d. I., nach«. V,3 Uhr sollen in der Schankwirt- schäft „Tyrol", hier, gegen Barzahlung versteigert werden: 1 Billard mit Zubehör, 1 Herrenfahrrad, 1 Gramaphon, 1 Wandbild, 1 Zigarrrttenschränkchen, 1 Eisschrank, 2 Waren automate, 1 Faß Lagerbier, 1 Fatz Böbmischbier, 44 Fl. Wein, 10 Fl. Likör, 450 St. Zigarren, 1 Hundehütte, 7 Hühner und 1 Hahn. - Frankenberg, am 27. März 1914. Der Gerichtsvollzieher. -MU für die MM -MWlmmfW md de« MM zil IrMMz i. Za. „ _ - ..... -x,ankenbera 1. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg ln Frankenberg i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Franlenverg r. ^.u » " " " die Ungleichheit als da« ursprünglich Gegebene und sich mit Naturnotwendigkeit Entwickelnde immer wieder wirksam werden müßte. Die Fähigeren, Mächtigeren und Klügeren würden es als ungerecht empfinden, wenn sie dauernd zugunsten der Unfähigen, Schwachen und Dummen benachteiligt werden sollten; sie würden eS kraft ihrer Uebermacht durchsetzen, daß ihnen die bessere Lebensstellung zukommt, also Ungleichheit hergrsteüt wird. So wenig wie die vollkommen« Gleichheit aller verträgt der Staat die ungezügelte Freihrit. Die Freiheit der einzeln« muß vom Staate eingrdämmt werden, soweit sie die Gesamt- wohlfahrt hemmt oder die Freiheit anderer beeinträchtigt. Ohne Gesetze, die jedes Staatsbürgers Freiheit Grenzen ziehen, gäbe eS keine Freiheit: dann bliebe der Will« drr Stärkeren unbeschränkt und rS herrschte nur das Recht der Stärkeren. Solche Freiheit hieße Gesetzlosigkeit, Willkür, Unordnung und führte zur Knechtschaft. Di- rechte Freiheit aller und zugleich jedes einzelnen soll zum Untergrund das stttlich-rrligiöse Ge bot der Brüderlichkeit haben, die werktätig« Einsicht, daß die Bürger desselben StaatrS wie Brüder auseinander angewiesen sind und sich daher wie solche zu behandeln haben. Man sieht hieraus, wie unsinnig die Forderung der sozialdemokra tischen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ist. Mde», «Iricddeii, »MreNMeNl Klangvolle schöne Worte, die, solange st« unverfälscht blribrn, Edles, Erstrebenswertes aussprrchrn, verfallen leider leicht der Gefahr, als sogenannte Schlagworte grmißbraucht und dann in ihrem berechtigten Inhalt verunstaltet zu wirden. So ist rS auch den drei Worten Freiheit, Gleichheit, Brüder lichkeit ergangen. Zusammen tauchten sie zuerst vor 125 Jahren auf, al» sich in Frankreich drr große Umsturz voll zog, drr schließlich der Gewaltherrschaft Napoleons Bahn brach, tn drr dir Freihrit, Glrichhrit und Brüderlichkeit krinr Unter kunft fandrn. In ihrem Namen waren zuvor Ströme von Blut in Frankreich vergossen worden, vermeintlich, um zu verwirklichen, was die drei Wort« sagen. Heute strhrn sie als Losung aus din Fahnen derer, die damit blenden und verführen wollen, selber aber den allergeringsten Anspruch haben, ihre Träger und Vorkämpfer zu sein, Frrihrit. Gleichheit Und Brüderlichkeit, soweit sie Sinn und Berechtigung haben, vertritt sowohl das Christentum als auch unser heutiger Staat. Das Christentum ist es gewesen, das alle Unfreiheit und Sklaverei zuerst grundsätzlich betämpft und schließlich auch beseitigt hat. Denn es erkennt allen Menschen als Kindern Gottes die Freiheit zu. Auch den Gedanken der Gleichheit für das Jenseits spricht das Christen tum aus. Er folgt aus der Gleichheit der Gotteskmdschast. Drr Tod macht zuletzt alle gleich, und vor dem Gott der ewigen Liebe und Gerechtigkeit hören alle Unterschiede auf, die mit dem diesseitigen unvollkommenen Leben untrennbar verbunden bleiben. Mit der Nächstenliebe, die das Christen tum gebietet, ergibt sich die Forderung der Bruderliebe, der Brüderlichkeit. Nach dem Christentum haben wir jeden un serer Mitmenschen als ein von Gott geschaffenes Wesen zu lieben. Der wahre Gottesdienst, der auf Gottesliebe ge gründet ist, soll zugleich Liebesdienst an Menschen sein. Die Freiheit seiner Bürger will auch der Staat, aber nicht die unbeschränkte und unvernünftige, nach drr jeder tun dürfte, was ihm gefällt, sondern die Freiheit, die mit Ord nung, Sicherheit und Wohlsahrt der Gesamtheit verträglich bleibt. So verbürgt unser Staat die Freiheit drr wirtschaft lichen Bewegung und Betätigung des einzelnen, die Freiheit des Glaubens, dir Frriheit drS politischen Brkrnntmsses in Wort und Schrift, insofrrn dadurch nicht drr Staat in srinrn Grundlagrn brdroht wird. Drr Staat der Gegenwart brruht ferner aus drr Glrichhrit allrr vor drn Tesrtzrn, und das Wahlrecht drs Drütschrn RrichrS fußt auf drr unbedingtrn Glrichhrit aller Bürger. Drr Staat gewähre jedem den gleichen Rechtsschutz und den gleichen Anspruch, die törper- lichesi und geistigen Gaben innerhalb der gegebenen Rechts« ordnUyg selbständig anzuwrnden, um es so weit zu bringen, al» die, persönliche» Kräfte eS erlauben. Ganz im Geiste der christlichen Nächstenliebe sieht es ferner der heutige Staat als einen seiner Hauptzwecke an, die Forderung drr Brüdrrlichkrit durch Fürsorge für die Besitzlosen, die Schwachen und Hilfs bedürftigen, die Kranken und Arbeitsunfähigen wahr zu machen. Eine andere Gleichheit als die aller seiner Bürger vor seinen Gesetzen kaun der Staat nicht Herstellen, wenn er die Freiheit der Atbrit und deS Strebens nach den Gütern, die durch die frei« Ärbrit erworben werden, nicht abschaffen will. Diese Freiheit, di« der Staat jedem verbürgt, mutz — infolge der vom Staate ebenfalls gewährleistet«» gksrtzmäßlgen Rechts- glrichhrit allrr — Verhältnisse drr Unglrichhrit an Brsttz, Bildung und Einfluß zritigrn. Drnn die Mrnschrn sind von Natur ungleich, von Geburt an, nach Abstammung und Be gabung. Daher machen sie von den wirtschaftlichen und po litischen FreiheitSrechten, die der Staat ihnen gibt und sichrr- stellt, je nach ihren natürlichen, aber ungleichen Fähigkeiten einen verschiedenen,, ungleichen Gebrauch. Di« von Natur Befserbegabtrn, Lristungssähigerrn, Tüchtigeren gelangen ver möge der Freiheit, sich nach ihren Anlagen zu entfalten, zu anderen Ergebnissen, zu anderen Stellungen im Wirtschaft- lichrn Wettbewerbe, im öffentlichen Leben und m drr Gesell schaft, als dir von der Natur Minderbegabten, als die Schwächeren. Der Staat kann die fo entstehende und sort» Wirkende Ungleichheit nicht beseitigen. Da» wäre ebenso natur- widrig, wie e» gegen di- ger-chten Forderungen der Freiheit verstieße. Die völlige, nur gewaltsam durchzusührrnde Gleich« hrit aller könnt« sich übrrdir» nicht allzulang« behaupt«», w«tl Frankenberger Tageblatt Anzeiger