Volltext Seite (XML)
Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger -MM für die MW, DKMmiiMl M, dir ZmM -Mrzmcht M dm MM zil IrMMz i. §L Verantwortlicher Redattrur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg l. Sa. 261 Dienstag, »e« 10 November 1014 73. Jahrgau, KS toUeddriugeud gebeten, die unser« Frankenberger Soldaten zu gedachten NknllinnvkMgabsn umgnkvnM an die bezeichnete« Stelle« (Schiebler» Wwe. n. Soh« «ud Hofmann n. Lohr) abzngebeu. (Die Adresse« der Soldaten sind ans der Polizeiwache niederznlegen.) Der Stadtrat. Dienstag, de« 10. Novbr. d. I., norm. 11 Uhr sollen in Alschners Schank- Wirtschaft hier, Humboldtstraße 3, gegen Barzahlung versteigert werden: 1 Regal ohne Kasten, 1 Schokoladrnkasten, 1 Papierrolle, 2 Wandbilder, 2 Vogelbauer, 1 Partie Zuckerwaren und Brauselimonade, sowie verschiedene Materialwaren. Frankenberg, am 7. November 1914. Der Gerichtsvollzieher. Tagesberichte der obersten Heeresleitung (Amtlich), iv Großes Hauptquartier, 8. November, vormittags. Misere Angriffe bei Aperu uuv westlich Lille wurden gestern fortgesetzt. Am Westrand der Argonnen wurde eine wichtige Höhe bei Vienne le Chateau, um die wochenlang gekiimpst worden ist, genommen. Dabei wurden 2 Geschütze und 2 Maschinengewehre erbentet. Sonst verlief der nebelige Tag auf dem westlichen Kriegsschauplätze ruhig. Vom östlichen Kriegsschauplatz liegen keine neuen Nachrichten vor. (Amtlich.) w Großes Hauptquartier, 9. November 1914. Wieder richteten gestern nachmittag mehrere feindliche Schiffe ihr Fener gegen unseren rechten Flügel. Sie wurden aber durch unsere Artillerie schnell vertrieben. Ein in den Abendstunden aus Nieuport heraus unternommener und in der Nacht wiederholter Vorstoß des Feindes scheiterte gänzlich. Trotz hartnäckigsten Widerstaudes schritte« unsere Angriffe bei Wern langsam aber stetig vorwärts. Feindliche Gegenangriffe südwestlich Aper« wurden abgewiesen und mehrere Hundert Manu zu Gefangenen gemacht. Zm Osten wnrde ein Angriff starker russischer Kräfte nördlich des Wyßtigter Sees unter schweren Verlusten für de» Feind zurückgeschlagen. Die Russen ließen über 4009 Mann als Gefangene und 10 Maschinengewehre in unseren Händen. Oberste Heereslettung. Die erste Flottenmacht * Innig«, Jubel hat bei uns di« Niederlage des eng lischen Geschwaders in den westamerikanischen Gewässern, das vollständig außer Gefecht gesetzt ist, durch unser« Flottille unter dem Vizeadmiral Grafen Spee ausgelöst. Dieser Jubrl ist berechtigt, denn es ist der größt« Erfolg, den unsere Marin« «rrungrn hat. Di« Schnelligkeit der Ueberrumpelung des Gegners, das hervorragende deutsche Geschützfeuer, das zwei feindliche Panzerkreuzer zur Strecke brachte und die übrigen Schiffe schwer beschädigte, haben gyeigt, was unsere Fahrzeuge in der großen Seeschlacht leisten können. Alle Welt, selbst di« englischen Zeitung««, haben dies« Tat an erkannt, sie haben zugegeben, daß diese Ueberlegenhrit an Energie und Taktik nicht erwartet worden ist. Die deutsche Kriegsmarine hat sich ihre Stellung unter den übrigen der Erd« erobert, die sie behalten wird, mag der Seekrieg in Zukunft Zwischenfälle bringen, welche auch immer es sein mögen. Di« Begeisterung hat dazu geführt, uns den Ehrennamen der ersten Flottenmacht zu geben. Wir dürfen bei der glän zenden Aktion aber andrrwrite Tatsachen nicht unbeachtet lassen, und das ist der gewaltige Vorrat an Kriegsschiffen aller Art, den England besitzt und der nur durch ganz em pfindliche Einbußen gelichtet werden kann. Gerade weil wir so tüchtig dastehrn, wird man in London umso eifriger be- müht sein, seine Rolle als MeereSbeherrscherin durchzuführen. Zu Diesem Zwecke ist der Admiral Fisher zum ersten Seelord, das heißt zum Höchstkommandierenden der englischen Flotte, ernannt worden. Die Klarheit im Entschluß, welche die Let- tung unserer Landarmem beseelt, wird auch unser« Marine- osfiziere zu neum Taten anfeuern. Zur rechten Zeit Großes zu wagen, das ist das Element des Seekrieges. In London hat vor einiger Zeit der Ma rineminister Churchill ausgesprochen, England dürfe seine Flotte nicht dermaßen aufs Spiel setzen, daß es seinen Ruf und Rang als erste Flottenmacht verlieren könne. Das steht im Widerspruch zur Berufung des neum SeelordS. Der Minister wird also wohl dem Admiral gegenüber nachgeben und dem Wagemut Konzrsfionm machen müssen. Das neu liche Erscheinen eines deutschen Geschwaders an der englisch n Küste hat bewiesen, daß wir uns nicht „aus den Löchern hervorlocken zu lassen brauchen", sondern unseren Weg allein finden können. Die moralisch« Wirkung diests Vorstoßes ist durch dm nrürstm S««si«g noch gesteigert worden, und selbst Englands Verbündet« werden für die Seeangelegenheiten nicht mehr der britischen Weisheit verträum. Wir hüten uns vor Selbsttäuschungen heute, wie wir «S stets getan haben. ES ist schon vor dem Kriegsausbruch behauptet worden, daß Englands Rirsrnflotte technisch nicht auf voller Höhe stehe. ES sind di« Geschütze bemängelt, es ist auf den Mangel an Ingenieuren und dem diesm unterstehenden Per sonal hingewiesen. Wir wollen nicht weiter darauf eingehen, wieweit das zutrifft. Unsere schwächere Marin« hat aber gerade in diesen Dingm, in welchen auch bet Russen und Franzosen mancherlei im Argen liegt, di« größte Sorgfalt entwickelt, die uns hoffentlich noch weit mehr einbringrn wird. Die Schlacht in den westamerikanischen Gewässern erinnert in' einer- Beziehung an den englischen Seefleg bei Abuktr, wo Nelson die französische Flott« vernichtete. Nelson über- xascht« seinerzeit di« Fräüjvsm, wi« heut« Graf Spee die Engländer überrumpelte. Di« Tatsache, daß die englischen ! Zeitungen schon nach den japanischen Kriegsschiffen im Stillm Ozean rusen, damit dies, gegen die unserigen Vorgehen sollm, ist bezeichnend. Deutschland hat keine Vorherrschaft zu Lande angestrebt wie unsere Gegner behaupten, wir wollten uns auch oich die Meere tributpflichtig machen. Großbritannim, Frank reich, Rußland und Japan gebietm über eine Flotte, derm Zahl wir und Oesterreich-Ungarn nicht erzwingen könnm. Darum halten wir bei dem Flottmstand dm Begriff der Tüchtigkeit aufrecht; bleiben wir darin obrnauf, und dessen sind wir sicher, so kommen wir über alle- ander« fort. * * Unser Seesieg bei Chile V. Neuyork, 8. Nov. „Neuyork Herald" gibt folgende, aus deutschen Meldungen zusammengesetzte Darstellung über die See schlacht an der chilenischen Küste. Der Kamps wurde während eines Nordsturmes ausgefochten, der nahezu orkanartigen Cha rakter besaß. „Scharnhorst", „Gneisenau" und „Nürnberg" hatten sich mit den Schiffen „Leipzig" und „Dresden" vereinigt. Da» Geschwader fuhr südwärts. Offenbar schien das Zusammentreffen mit den Engländern auf der Höhe von Concepcion verabredet zu sein. Gleichzeitig fuhren die britischen Kreuzer „Monmouth" und „Glasgow", begleitet von der „Otranto", nordwärts, um daS Flaggschiff „Good Hope" zu treffen. Die Engländer waren die Nähe der Deutschen offenbar nicht gewahr geworden. Auf der Höhe von Coronel trafen beide Parteien zusammen. ES war am Sonntag abend gegen 6 Uhr als die Deutschen die britische» Schiffe sichteten. Letztere versuchten den Kurs zu ändern, offenbar in der Absicht, die Küste zu erreichen, um Territorialgewässer zu gewinnen und einen ungleichen Kampf zu vermeiden. Aber die Deutschen schnitten ihnen den Weg ab und erzwangen den Kampf. In dem Augenblick, wo die deutschen Geschütze gerichtet waren, sah man die „Good Hope" mit Bolldampf ankommen. Es gelang ihr auch, sich mit den anderen britischen Schiffen zu vereinigen. Beide Geschwader dampften südwärts in Parallellinten. Die Deutschen befanden sich näher an der Küste. Allmählich näherten sich beide Linien einander. „Scharnhorst" und „Gneisenau" lösten zu gleicher Zeit ihre 21 Zentimeter-Geschütze, welche sie auf „Good Hope" konzentrierten. Die Schiffe kamen sich allmählich näher, und als sie nur noch 5500 Meter voneinander entfernt waren, feuerte „Good Hope" ihre gzölligen Geschütze ab. Sie konnte die bzöller noch nicht gebrauchen, da sie sich auf dem Hauptdeck fo nahe der Wasserlinie befanden, daß sie fast vom Wasser erreicht wurden. Eine schreckliche Breitseite von „Scharnhorst" und „Gneisenau" machte daS britische Flaggschiff und seine Maschinen kampfunfähig. „Mon mouth" erkannte die Seenot und machte einen Borstoß, um die „Good Hope" zu decken, aber die Entfernung zwischen beiden Ge schwadern betrug jetzt nur noch 4500 Meter und die Deutschen konnten nun alle Schiffe in Aktion treten lassen, wie auch alle Kanonen ihrer fünf Geschützarten. Diese wurden zuerst auf „Mon mouth", „Glasgow" und „Otranto" gerichtet. Letzterer entkam schwer beschädigt in der hereinbrechenden Dämmerung. Bald da rauf folgte „Glasgow", die auch außer Gefecht gesetzt war, aber anscheinend ihr« Seetüchtigkeit bewahrt hatte. Die fünf deutschen Schiffe setzten den Angriff auf die „Monmouth" und die „Good Hope" fort, bis erstere nach wenigen Minuten sank Jetzt trenn ten die Kampfschiffe nur noch etwa 4000 Meter. Die schwer be schädigte „Good Hope" hielt noch, bis eine Explosion an Bord erfolgte, und sie zog sich darauf gegen '/B Uhr zurück. Sie war in Flammen gehüllt, als sie verschwand. ES ist unbekannt, ob die Mannschaft dem Feuer Einhalt tun konnte oder ob daS Schiff in folge der Explosion unterging. Da» Feuer erstarb und daS Schiff wurde nicht mehr gesehen. Die deutschen Offiziere schloffen daraus, daß die „Good Hope" mit der ganzen Bemannung verloren ge gangen ist. Die einzige Spur, die von den Briten gefunden wurde, bestand in einer Funlenbotschaft, worin die „Glasgow" erfolglos daS Flaggschiff anrtrf. ES war unmöglich, irgend jemand von der Besatzung der „Monmouth" zu retten, da die Deutschen angesichts de» Sturme» kleine Boote nicht auSsetzen konnten. Die „Mon mouth" befand sich in gleicher Lage. Entgegen de» «jffteuB«- I richten erreichte „Glasgow" nicht Coronel oder Talcahuno, noch er reichte die „Otranto" einen chilenischen Hafen. Die deutsche Flotte, > mit Ausnahme von „Leipzig" und „Dresden", lief Valparaiso au und fuhr gestern wieder ab. An der chilenischen Küste ist über den „CanopuS" nicht» bekannt. V. Budapest, 8. November. Die gesamte Presse bejubelt den glänzenden Sieg der deutschen Flotte bei Chile und hebt die weltgeschichtliche Bedeutung diese» Sieges über die eualtsche Flotte in offener Seeschlacht hervor. Der „Pester Äoid" schreibt; Heute darf man sagen, es war einmal ein« Zett, da in der Wett der Irrglaube lebte, die englische Flotte sei di« mächtigste der Wett und niemand könne ihr di« unumschränkte Herrschaft zur See streitig machen. Dieser Glaube gehört seit der Schlacht hei Chile der Vergangenheit an. Die Wrlt- machtstrllung Englands ist unrettbar dem Verderben preiSgegrben. v. Loudon, 8. November. „Morningpost" schreibt: Mem Anschein nach haben di« Deutschen in dem Seegefecht bei Valparaiso einen entscheidenden Sieg in zwar kleinem Maß- stade gewonnen, was jedoch ausreichend ist, um den Dentschen einen schätzenswerten Vorteil im Stsllen Ozean zu gewähren. Es ist sowohl ein taktischer als ein strategischer Erfolg, ei» strategischer, da es dem deutschen Befehlshaber gelungen ist, zur gleichen Zeit und am gleichen Orte eine überlegene Streit macht zu sammeln, «in taktischer, da die Deutschen «inen wirk samen Gebrauch ihrer Ueberlegenheit machen konnten. V. Neuyork, 8. November. Aus Valparaiso wird ge meldet: Man glaube, daß di« deutschen Kreuzer „Dresden" und „Leipzig", die nach Aussage der Deutschen zurückgelaffen worden Warrn, um den englischen Kreuzer „Glasgow" und den Hilfskreuzer „Otranto" in ihrem Zufluchtshafen zu über wachen, zurückberufrn worden sind um bei einem «twaige« weiter« Kampfe der anderen deutschen Kriegsschiffe mitzu wirken. Die ganze Küste ist beunruhigt. Tsingtau gefallen! Berlin, 7. Nov. Rach amtlicher Meldung des „Reuterbüros" a«S Tokio ist Tfingta« nach heldenhaftem Widerstand am 7. November mor gens gefallen. Nähere Einzelheiten fehlen «och. Der stellvertretende Ehe? deS AdmiralstabeS. vehucke. Tsingtau ist gefallen. ES war das Unabwendlich«, von «dem Erwart«t« seit dem Tag«, da uns Japan im Auftrag« Englands heimtückisch überfiel, und doch wird die Nachricht allenthalben in Deutschland mit zornigem Schmerze ausgenom men werden. Man sieht mit Zähneknirschen, daß ein Meuchel mord geglückt ist, daß eine vorbildliche, fünfzehnjährige Kultur arbeit durch den Anschlag eines Wegelagerers zerstört wurde, ohne daß wir ihm seine Untat sofort vergelten können. Wir müssen's aussparen auf spätere Zeiten und uns einstweilen an den intellektuellen Urheber des UeberfalleS, an England, Hal« m, daS di« Kultur und di« grmrinsamen Interessen der Wei zen im fernen Osten schnöde verraten hat aus Haß, aus Gewissenlosigkeit und in Abhängigkeit von seinem gelben Bun- desgenossen, der ihm seine Weltmacht stützen muß. Unsere« Dank aber müssen wir den Helden von Tsingtau zollen, di« in «inem btwundrrungSwürdigrn, heroischrn Kamps« echs Woch«n lang der zehnfachen japanffch-mglischm lebermacht getrotzt haben, die es dm Japs zeigten, daß jeder