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Wird jeder Sonntags», Mitwochs- und Freitags-Nummer ohne Preiserhöhung de» Hauptblattes beigegeben M- 96 MttwoL, den 11. Wovemöer 1914 Gott sei mit dir mein liebes Vaterland Gott sei mit dir mein liebes Vaterland II Für dich zu ringen, Sind Hunderttausend? hinausgesandt, Den Feind zu zwingen. Um britische Gewissenlosigkeit, Mordgier zu dämpfen. Da zogen deine Söhne in den Streit, Sie steh'n und kämpfen I Sie kämpfen Seit' an Seit' und Hand in Hand, So sah man's selten! Bist du nicht stolz mein liebes Vaterland Auf deine Helden? Ja, Helden sind es, die da draußen steh'n, Man fühlt's auf s Neue. Und die in blut'gem Aampf zu Grunde geh'n. — Heil, deutsche Treue! * * * Trotz Not und Tod, trotz Schlachtenfeuerbrand, Wird deutsches Mesen Erblüh'«, wirst du, mein liebes Vaterland Gar bald genesen. Und blut'st du äußerlich auch noch so sehr Aus tausend Munden, Mirst du doch innerlich, und das ist mehr, Dafür gesunden! Gott sei mit dir mein liebes Vaterland!! Frankenberg. Johanna Die drei Schmeltern Landolk Roman von H. Courths-Mahler 2t > — kachdruü verlöte» „Du mußt dich doch bester auskenven, Grete." „Hm! Na, ich will» überlegen. Ach, was ich noch sagen wollte, Maria läßt dich herzlich grüßen. Ostern will sie ganz bestimmt auf einige Zeit kommen und wir drei wollen dann von alten Zeiten plaudern." „Darauf freue ich mich, Grete," sagte Kläre herzlich Marta war Grete Wiesels Schwester, die an einen reicher Möbelfabrikanten verheiratet war. Die Damen verabschiedeten sich nun herzlich und ginger auseinander. Kläre und Liselott besorgten nun schnell ihre Einkäufe Kläre wußte immer ganz genau, was fie wollte, nnd da gin, alles sehr rasch. Liselott bewunderte Tante Kläre bei ihren Einkäufen, wi auch sonst in allen Dingen. Sie fühlte sich in dem geregelten geordneten Leben in Kläres Hause so wohl, daß fie nie wiede hätte fortgehen mögen. Nach Hause hatte fie fich, ausgenommen in der ersten Zeil var nicht gesehnt. Nur nach Sufi sehnte fie fich oft, un Tante Kläre hatte ihr versprochen, Sufi im Sommer einige Wochen etnzuladen. Darauf freute fich Liselott sehr. Je länger fie bei Tante Kläre war, je friedlicher wurde ihr zumute. Freilich, gegen den einen großen Schmerz in ihrer Brust war nichts gewachsen. Heinz Rottmanns Bild verblaßte nicht in ihrem Herzen, und wenn fie von Sufi allerlei von Sandra und Robert Vallen tin hörte, dann bangte fie immer wieder von neuem um ihn. Als die Damen dann von ihrem Ausgang nach Hause kamen, öffnete ihnen Line lächelnd die Tür und reichte schnell Liselott einen inzwischen eingetroffenen Brief. »Für, Fräulein Liselott," sagte fie wichtig, als habe fie ein Geschenk damtt zu machen. Die junge Dame griff freudig nach dem Bries. „Von Sufi!" rief fie strahlend. „Also, dann vertiefe dich nur schnell in die Lektüre, Lise lott. Wenn du fertig bist, kommst du wieder herunter." Liselott eilte leichtfüßig die Treppe hinauf in ihre Zimmer. So hastig fie fich aber auch ihrer Sachen entledigte, so legte fie doch alle» gleich ordentlich an den bestimmten Platz, denn da» hatte fie längst gelernt, daß Ordnung halten leichter ist, als Ordnung schaffen. Dann ging fie hinüber in ihr kleine» Wohnzimmerchen. Darin stand ein wunderlicher, kleiner Schreibtisch, ein Ruhe- seffel mit buntem Kretonne überzogen, ein kleiner Bücherschrank, zwei Sessel und eine sogenannte GlaSservante mit allerlei Nippes und Jungmädchenland angefüllt. Tante Kläre hatte ihr erzählt, wie ihre Mutter in dieser Servante nie hatte Ordnung hallen können. Es hatte immer alles kunterbunt darinnen durcheinander gelegen. Und Kläres Geficht hatte dabei das mütterlich nachfichtige Lächeln, da» fie immer hatte, wenn fie von Ellen sprach. Mit einem tiefen Ausatmen setzte fich Liselott nun in dm Sessel, der am Fenster stand und öffnete dm Brief. Lächelnd sah fie auf mehrere engbeschriebene Bogen herab, die fie mm mtfaltete, dann begann fie zu lesen: „Meine herzliebe Liselott l Da» Leben ist der Güter höchstes nicht — da» hat schon Schiller gesagt — aber so eia Lebm, wie da» unsere jetzt, da» kann mir schon überhaupt gestohlen werden. Sei bloß froh, Liselott, daß du jetzt nicht zu Hause bist — es ist einfach schauerlich. Papa leistet das Menschenmöglichste an UnauLstehlichkeit — die» melde ich mit schuldiger Ehrfurcht. Seit er die Uniform ausgezogen hat, ist er nicht ein einziges Mal wieder nett ge wesen. Mama ist überhaupt nur noch ein Nervenbündel, das aus einer Alteration in die andere fällt. Und Sandra! Ja, über Sandra könnte man Bände re den, obwohl sie selbst daheim das Reden anscheinend ganz ver lernt hat. Ich glaube, fie ist in einer scheußlichen Stimmung. Dmke nur, trotz aller Mühe, die fie fich um dm jungm Vallen- . tin gegeben hat, scheint es mit ihm Essig zu sein. Vor einigen ; Tagen hörte ich nämlich zufällig, daß er wieder nach dem Süden gereist ist, weil es der Arzt verlangte. Nun kann ich e mir Sandras gereizte Stimmung erklären. Er ist fort, ohne , sich erklärt zu haben, und wer weiß, ob und wann er wieder- r kommt, und ob er dann noch so verliebt in fie ist. Und ich hatte so bestimmt darauf gerechnet, daß er mein Schwager , wird — dann hätte er mich nämlich mal in seinem famosen d I Auto spazieren fahren müssen. Aber wie gesagt, es scheint