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Hindenburg lehnt« ab und sagt« dem Veranstalter in seiner brzwingenden Offenheit: Seit meiner Kadettenzeit habe ich kein Buch der schönen Literatur in Händen gehabt. Ich würde eS daher als «ine Unehrlichkeit gegen mich selber empfinden, wollte ich meinen Namen einer Sache widmen, von der ich nichts verstehe. Das Studium der Strategie der europäischen Völker nimmt mich Tag und Nacht dermaßen in Anspruch, daß ich sür nichts andere» Zeit finde. Die Frücht« dieses unäbläsfigen Studiums hat jetzt daS ganze deutsche Volk mit innigstem Danke geerntet. öei»« uns vaten«,s Frankenberg, den 2 Oktober 1S14 Ler litte« Jahreszeit entgegen! Der Oktober hat seinen Ansang genommen. Nun raschelt bereits welkes Laub am Boden. Merklich kühl streiche» die Winde über Stadt und Land, und die Nächt« überstreuen Wiesen und Arüer mit weißem Reispuder. Immerhin ist der Oktober noch reich an Schönheiten, und auch di« Sonn« sendet uns noch hinreichend Wärme. Gar viele gibt es daher auch, die die bunte Mildheit sonniger Oktobertag« den Blüten- wundern des MaimonatS gleichwertig ansehen. Andere aber klage« um die entschwundene schöne Zeit, di« sie nur ungern missen. Und in gewisser Weise haben sie auch nicht ganz unrecht: etwas Müdes ist dem Oktober eigen. Die langen, oft recht rauhen Rächt« lassen keine gründliche Erwärmung der Erve mehr zu. Ja, nun geht eS an den großen Kehr aus! Welke Blätter decken ja schon den naßkalten Erdboden. Immer mehr macht sich die schlechte Jahreszeit bemerkbar, je weiter wir in den Oktober Hineinschreiten. Immer mehr wer den wir an das enge HauS gefesselt, das uns die Reize des trauten Familienlebens von neuem schätzen und lieben lehrt. Allein, gerade Heuer sirht eS in manchem Familienkreis ganz anders aus, als vor Jahresfrist, ist in gar manches traute Familienleben schon ein« Lücke gerissen worden. Gar manche Familie trauert bereits um den Vater, gar manche schon um Sohn und Bruder, und in gar mancher wühlt täglich die bange Sorge um «inen ins Feld Gezogenen in den Herzen. Ob ihn die Kugel des Feindes verschonen, ob ihm die rauh« Witterung nicht schädlich werden wird? Ja, solche Fragen sind nun recht häufig, aber wenn dann ein Brirflein aus Feindesland anlangt, daS besagt, daß er noch lebt, oder wenn das „Frankenberger Tageblatt" von einem neuen Siege be richtet, da flammt «S doch sroh und sreudig in den Herzen auf, und man ist stolz, auch einen draußen zu haben zum Schutze der deutschen Heimat. Nun ist der Oktober heran- genaht, und wie er uns sicher dem Frieden näher bringen wird, so aber auch dem Winter. l * f* Abermals ist der Heldentod zweier Frankenberger zu melden. Am 18. September fiel bei Juvincvurt Herr Walter Schwenke, der al-Unteroffizier der Reserve beim Jnsanterie-Regiment Nr. 182 mit ins Feld zog. Sein Hin scheiden fürs Vaterland auf welschem Boden wird weite Kreise unserer Bürgerschaft schmerzlich berühren, denn der junge Krieger war als jüngerer Sohn des vor einigen Monaten verschiedenen Herrn Kaufmann Martin Schwenke am Markt bei vielen bekannt und beliebt. Er ruhe sanft in dem durch Heidenblut geweihten Boden Frankreichs! — Die neueste Verlustliste meldet den Tod des Herrn Weber Emil Kurt Schaarschmidt von hier, der als Reservist in den Reihen der 4. Kompanie des Infante'ie-RegimentS Nr. 181 mit kämpfte und dabei den Tod fürs Vaterland erlitt. Herr Schaarschmidt war jung verheiratet und zuletzt in Chemnitz sür des Lebens Unterhalt tätig gewesen. Möge auch diesem Krieger die französische Erde leicht sein! — ES wurden uns noch zwei andere Todesfälle genannt, über welche jedoch Be stätigungen noch nicht vorliegen. f* Da- Eiser»« Krenz wurde wiederum einem Fran kenberger zuerkannt. Herr Unteroffizier Karl Arnold bei der 4. Kompanie des 2. K. S. Grenadier-Regiment- Nr. 101 E wurde am 21. September mit dem Eisernen Kreuz ausge zeichnet. Er hatte, nachdem alle höheren Chargen gefallen ; oder grfechtSunfähig geworden Warrn, ans einem französischen , Exerzierplatz die Führung seines Zuge- übernommen und hatte diesen gegen starke feindliche Kräfte vorzüglich gehalten. fv. Da» stellvertretend« Generalkommando de» 12. Armeekorps sendet folgenden Hinweis: Nach Mitteilung etn- L zelner Kriegsunterstützungsämter kommt es vor, daß zurück gebliebene Angehörige Einberufener bei Erörterung ihrer per sönlichen Verhältnisse, um unberechtigt höhere UntrrstützungS- gelder zu erlangen, wissentlich falsche Angaben machen. Auch ist vorgekommen, daß sich eine Frau die Einberufung ihres Mannes mehrmals bestätigen ließ und dann die für st« auS- E geworfene Rente mehrmals abhob. Es wird eindringlichst darauf aufmerksam gemacht, daß rin derartiges Gebaren Be trug ist und Gefängnisstrafe nach sich ziehen kann. Anfragen nach den EtnstellungSterminen werden vom Gene- ralkommando nicht beantwortet. Dieselben sind an die Bezirks- kommandoS zu richten. Der unausgebildete Landsturm wird voraussichtlich erst in einiger Zeit beordert werden. s Ergänzung der Offiziere wShre»d des Krieges. I Im preußischen „Armee-Verordnungsblatt" wird etne Ka binettsorder veröffentlicht, die in der Hauptsache folgende Be stimmungen enthält: Abweichend von den Bestimmungen der Heerordnung dürfen Offizieraspirantrn und ehemalige OffizierS- aspiranten des BeurlaubtrnstandeS, die mobilen Truppenteilen angehören, im Falle der Geeignetheit und nach erfolgte Wahl durch da- OffizierkorpS des Truppenteils jederzeit zum Re- k servr« oder Landwehrosfizier vorgrschlagen werden, wenn sie s den Dienstgrad eines Fähnrichs, Feldwebels oder VizefeldwebelS, I Wachtmeisters oder Vizrwachtmeisters erreicht haben. Er- I achtet der Truppenkommandrur die bürgerlichen oder sonstigen I Verhältnisse des zur Beförderung zum Offizier Vorgeschlagenm für genügend geklärt, so kann er von der Einforderung des im § 47, 10 der Heerordnung vorgeschriebenen Zeugnisses de- Brztrk-kommandeurS absehen. Einjährig-Freiwillige, die sich bei Ausbruch des Krieges noch im Dienste befanden, sowie die nach diesem Zeitpunkt eingestellten Kriegsfreiwilligen und Mannschaften, die die Berechtigung zum Einjährig-Frei- , willigen-Dienst besitzen, dürfen, sofern sie mobilen Truppen« I teilen angehören, schon vor den in der Heerordnung frstge- / setzten Fristen befördert und zu OffizierSasptranten des Be ¬ urlaubtenstandes ernannt werben. Unteroffiziere und Mann schaften, die sich vor dem Feinde auSzeichnen, dürfen, sofern sie dem Beurlaubtrnstand angehöre«, zum Reserve- oder Land wehroffizier, sofern sie dem Friedensstand angehören, zum Offizier des aktiven DlenststandeS vorgeschlagen werden. Voraussetzung hiersür ist di« Erreichung des DitnstgradeS eines Feldwebels, Wachtmeisters, VizefeldwebelS oder Vize- Wachtmeisters. Eine Beförderung dieser Unteroffiziere und Mannschaften zu Fähnrichen kommt nicht in Betracht. so. Dt« Sra»e«nr»eitSschx!« z« Kra»ke»verg beginnt nach den MichaeliSferien den 34. Kursus. Die Schule bietet Frauen und Mädchen Gelegenheit, sich für die Bedürfnisse des Hauses und der Familie im Weißnähen, Schneidern und Plätten auszubilden. 1. Lehrgang für Weißnähen. Erlernung des Nähens auf Maschinen, Maßnehmen, Zuschneiden, An- fertigen aller Wäscheaegrnstände. 2. Lehrgang für Schneidern. Erlernung des MaßnehmmS und ZuschneidenS, Verarbeiten der Stoffe nach Schnitten, Tendern, AuSbessern, Ausarbeitung getragener Kleider. 3. Lehrgang sür Plätten. Der Unter richt umsaßt das Plätten von Haus- und Leibwäsche, Kragen, Manschetten, Oberhemden, Blusen. — Durch di« schwere Zeit des Vaterlandes leiden viele Fabrikarbeiterinnen, Verkäuferinnen usw. unter verkürzter Arbeitszeit. Nutzen St« Ihre freie Zeit aus! Lernen Sie jetzt Dinge, zu dem Sie bei vollem Ar beitsbetrieb nicht Zeit hatten. Fertig«« Sie Ihre Wäsche und Kleider selbst, arbeiten Sie getragene Sachen wieder aus. Dazu bietet Ihnen di« Frauenarbritsschule S«leg«nheit. Da selbst stehen 7 Nähmaschinen zur Verfügung. Näheres ist aus der Bekanntmachung zu ersehen. 1l». Briefe a» Kriegsgefangene in Frankreich, England und Rußland, auch Postanweisungen, werden von jetzt an kostenlos besördert. Nähere Auskunft wird bei den Kaiser!. Postämtern erteilt. fmx. Beschaffung von Zugtieren für die Landwirt« schuft. Nachdem «in großer Teil der Pferd« für Militär- zwrcke abgeliefert worden ist, hat sich der Landwirtschaftlich« KreiSverrin zu Chemnitz in verschiedener Weise, und teilweise auch mit Erfolg, bemüht, sür die Landwirtschaft zur Besor gung der Ernte- und dringlichen Herbstbestrllungsarbeit« di« unumgänglich nötigen Zugtiere zu beschaffen; trotz vielfacher Bemühungen ist aber die Beschaffung von Pferden aus Däne mark unmöglich gewesen, zur Versteigerung von auSgemuster- ten Mtlitärpferden sind bis jetzt erst eine sehr gering« An zahl Tier« gelangt und über das Eintreffen von Brutepferden im hiesigen Bezirk noch keine bestimmte Aussicht vorhanden. Die Besitzer kleinerer Wirtschafte» müssen sich deshalb mit Zugkühen behelfen, die Besitzer mittlerer und größerer Güter dagegen suchen Zugochsen anzukaufen. Da aber im obere« Erzgebirge bereits seit der Abhaltung des letzten Zugochsen marktes am 20. August in Annaberg die Zugochsen fast voll ständig ausverkauft sind, so sind auf Anregung des Land- wirtschastlichrn Krrisverein» zu Chemnitz Zugochsen im Groß herzogtum Baden angekauft und nach Chemnitz und Dresden Angeführt worden. Ein Transport derartiger Zugochsen steht nächsten Montag, ö. Oktober, wiederum im „Waldschlößchen" in Chemnitz-Hilbersdorf, Dresdner Straße, zum Verkauf, wo durch den Landwirten Gelegenheit geboten ist, umgehend Spanntiere für die dringend nötigen Herbstbestellungsarbeiten zu erlangen. — Leipzig. Eine wackere LiebeStat einem Verwundeten gegenüber beobachtete eine Vogtländerin in Leipzig. Sie schreibt: Als ich einmal die Goethestraße entlang ging, schritt vor mir hinkend ein verwundeter Soldat, liebevoll geführt von einem jungen Mädchen (Schwester oder Braut). Di« Helle, warme Mittagssonne hatte di« beiden wohl inS Freie gelockt. In der Nähe des CafSS „Reichskanzler" trat aus einem Hause ein hochgewachsrner alter Herr mit weißem Haar und Bart. Als er die Gruppe sah, ging er schnell auf den jungen Krieger zu und sagte, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte: „Lieber Freund, nehmen Sie, bitte, meinen Stock, er dürfte Ihnen vielleicht eine Stütz« s«in!" Mit diesen Worten bot er dem Verwundeten seinen Spazirrstock mit silberner Krück« an. Als letzterer zögerte, sprach der alte Herr: „Bitte, nehmen Sie ihn; Sie erweisen mir eine Ehre!" Und er drückte dem Soldaten den Stock in die Hand, hob lächelnd grüßend seinen Hut und verschwand um die nächst« Ecke. So wie die warme Sonne, dürfte auch die LiebeStat des alten Herrn dem verwundeten Krieger wohlgetan haben. — Ehempitz. Seiner besonderen Freude Über die her vorragende Waffentat der Besatzung des UnterseeboteS „U. 9" gab Fabrikant William Janßen, rin geborener Schlrßwig- Holsteiner, dadurch Ausdruck, daß er dem Kapltänleutnant Weddigen zweitausend Mark zur freien Verteilung an die Besatzung stiftete. Aus Wilhelmshaven erhielt der Spender folgende Dankdepesche: „Für Glückwunsch und hochherzige Spende wärmsten Dank. Mit treudrutschem Gruß Weddigen, Kapitänleutnant." * Sehr dreckig — Königliche Hoheit! Eln drolliger Zwischenfall ereignete sich, wie die „KönigSb. Allg. Ztg." erzählt, bei dem Besuch der Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig in einem Braunschweiger KrlegSlazarett. Als die Herzogin Hötte, daß einer der Verwundeten den Herzog im Felde gesehen habe, erkundigte sich die Herzogin danach, wie der Herzog denn au-ge sehen hätte. Unerwartet kam von den Lippen de- Soldaten die Antwort: „Sehr dreckig — Königliche Hoheit!" — Nach der Witterung der letzten Tage kann man sich die- vorstellen. vemcd unä «Meb Ein alter Reim, der noch heute zutreffend ist. Ein Beefsteak, sorglich gebraten Von der Köchin kundiger Hand Wird, wenn «S schön „durch" geraten Ein „deutsches Bersstrak" genannt. Warum? Weil deutsches Wesen Niemals di« Halbheit liebt Und alles was «S bietet Nur durchgebraten gibt. Doch ist rin Berssteak nur leise Von der Hitze bräunlich glaciert So wird eS, wie jedem bekannt ist, Als „englisches Beefsteak" serviert. Gar treffend zeichnet sich selber Englands Gesinnung so Wie glänzend die Außenseite Das Inner« aber bleibt — roh! - - Ich kaff« Dich nicht Original-Roman von H. CourthS-Mahl«, Gegen acht Uhr ging ein Zug, und dann einer um zwölf Uhr. Jetzt war es halb zwölf Uhr. Wenn Sonja früh de« ersten Zug nicht erreicht hätte, dann mußte sie mit dem mn zwölf Uhr fahre«, dann war «S «och möglich, sie zu erreich«, ehe sie abreiste. „Mein« Wag«, schnell." „Euere Durchlaucht Woll« doch nicht —" „Vorwärts, meinen Wag«", winkte die Fürstin hastig u«d ungeduldig. Sie erhob sich mit Mühr, «» ging sehr schlecht. Mit einem SchmerzenSlant sank sie wieder m den Sessel zurück. In demselben Augenblick wurde ihr Nikita Arganoff ge meldet. St« atmet« erlöst auf. Das war Hilse in der Rot. Als er eintrat, streckte st« ihm flehend die Hände entgegen. „Sie sendet mir der Himmel, Nikita!" „Was ist geschehen, durchlauchtigste Tante?" fragt« Ar ganoff betroffen. „Fragen Sie jetzt nicht — später, Nikita. Unten steht mein Wagen, bitte, fahren Sie sofort zum Bahnhof. Um zwölf Uhr geht ein Zug noch Berlin. Vielleicht finden Sie dort — Fräulein Roschnow. Eil« Sie, sie darf nicht ab reisen. Bringe« Sie mir das Kind wieder, sag« St« ihr, ich flehe sie an, zu mir zurückzukommen. Verhindern St« um jeden Preis ihre Abreise, wenn st« nicht schon erfolgt ist." Nikita starrte die Fürstin erblassend an. „Was ist mit Sonja?" stieß er fassungslos hervor, nicht darauf achtend, daß er sich verriei. Sie bemerkte es in der Erregung gar nicht. „Später — alles später — eilen Sie, sonst ist «S zu spät!" ries sie beschwörend. Nikita verstand und begriff nur «inS: Sonja wollte fort; eS mußte ihr etwas geschehen sein. Mit blassem Gesicht stürmte er zur Tür hinaus und warf sich unten in dm «bm vorfahrenden Wagen. Auf dem Bahnhof sucht« er den ganzm, zur Abfahrt be reitstehenden Zug ab; von Sonja war kein« Spur zu find«. Di«se hatte den Frühzug bereits benutzt und war schon weit von Petersburg entfernt. Nikita mußte dm Zug abfahren sehen und wußte nur, daß sich Sonja nicht darinnen befunden hatte. Er trat an einen Beamtm heran, beschrieb ihm Sonja und fragte, ihm ein Geldstück in die Hand drückend, ob er ein« Dame von diesem Aussehen auf dem Bahnhof hmte bemerkt hätte. Als Nikita das goldene Haar beschrieb, nickte der Beamt« hastig; und Sonjas Signalement vervollständigend, behauptete er bestimmt und der Wahrheit gemäß, daß diese jung« Dam« mit dem Frühzug in einem Abteil zweiter Klaffe abgereist sei. Das Herz voll Unruhe, jagte Arganoff nach dem Palais zurück. Dort wartete Maria Petrowna voll Sorge auf ihn. Als er ihr meldete, was er in Erfahrung gebracht halft, weinte sie. Das brachte Arganoff vollends um dm Rest seiner Ruhe. „Was ist mit Sonja; ich muß eS wissen, wa» ihr ge schehen ist? Bitte, sagen Sie eS mir, durchlauchtigste Tante. Ich muß eS wissen!" rief er außer sich. Da hob die Fürstin mit einem betroffen forschenden Blick das Gesicht zu ihm empor. „Nikita, was ist Ihnen, wa« erregt Si« so sehr? Sie sind außer sich vor Unruhe und Angst. WaS ist Jhnm Sonja?" Er zuckt« zusammm. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß er sich verraten hatte. Aber mit einem stolz« offen« Blick hob er den Kops. „Was sie mir ist? Ach, — eigentlich dürste sie mir nichts sein. Aber das Herz fragt nicht- darnach. Sie ist mir alles. Ja, durchlauchtigste Tante, — da ich mich in meiner Angst um si« verraten habe, will ich nichts leugnen. Ich brauche mich dieses Gefühls nicht zu schäm«, denn «» ist lauter und rein, wie Sonja selbst. Kein Wort der Lieb« ist über meine Lippen gekommen, trotzdem ich weiß, daß auch sie mich liebt. Wir wußten beide, ohne daß eS au-gesprochen wurde, daß wir entsagen mußt«. ES wäre auch jetzt nichts von mir gesagt worden, aber die Angst und Erregung riß mich hin. Und wenn Sonja Roschnow auch niemals die Meine werden kann, weil ich zu arm bin, eine arme Frau zu heiraten, so berechtigt mich meine Liebe doch, ihr belzu- stehen, wenn sie meiner Hilfe bedarf. Und nun foltern Sie mich nicht länger; sagen Sie mir, was geschehen ist." Ueber Maria Petrownas Gesicht flog bei seinen Worten ein freudiger Schein. Sie faßte sein« Hände. „Nikita — ist es wahr — St« lieben Sonja und wer den wirdergeliebt?" „Ja, — ich glaube, ich kann mich für ihr Herz verbür gen, wie für das meine." „Oh, dann kommt sie mir zurück, dann halte ich st« mit ihrem Herzen hier fest! Komme« Sie, Nikita, setz« Sie sich zu mir und beruhigen Sie sich erst. Kein Unglück ist Sonja widerfahren. Mich beunruhigt nur, daß sie allein die weite Reise unternommen hat. Aber sie ist nun einmal fort und wir müssen sie SotteS Schutz anvertraum." „Ach, damit kann und will ich mich nicht beruhig«. Warum reiste sie so plötzlich ab? ES muß doch etwas ge schehen sein", erwiderte Arganoff unruhig. „Ja, Nikita — «» ist etwa« geschehen, aber nicht», was Ihnen Grund zur Sorge und Angst gibt. Bitte, hören Sie mich ruhig an. Ihre Erklärung, daß Sie Sonja lieben und von ihr geliebt werden, erfüllt mich mit heißer Freude. Ja — sehen Sie mich nur nicht so zweifelnd an. Seit lang« Jahren ist mir keine so rein« und große Freude zuteil ge worden, als diese. Und haben Sie mir schon bisher nahe, sehr nahe gestanden, so sind Sie mir dadurch noch viel näher gerückt. Und ich will nicht zögern, Ihnen alle» zu erklären, wenn ich Sie auch damit in ein Stück dunkle und lridvolle Geschichte unseres Hause- etnweihm muß. Auch ich habe die volle Erklärung erst diesen Morgen erhalt«. St« hab« gehört, daß mein Sohn Alexander in Deutschland ein« frühen Tod fand, nicht wahr?" Fortsetzung folgt.