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Zrankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger MM K M MMt MSWtmmM Ma, das MM MMt M den Wtrii z« ImWers i. §L 73. J«hrg««« Donnerstag, »eu 3 September 1814 Tageblatt-Bestellungen ÄL.7'7°FKSi«^ Pflegerin überall das wünschenswerte Vertrauen rntgegengrbracht wird, ihr die erforderlichen rLL Die Königliche Amtshauptmannschaft hat am heutigen Tage di« Schwester Wally G«ttwei« als B«an.w°Mch« Redastem- Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. - Druck und Verlag von C. G. Roßberg w F-ank-nb--g i. S-. WohuuuaSpflegrri« -. für den amtShauptMannschastlichm Brzirk — mit Ausnahme der Städte Frankenberg, Oederan und Zschopau — in Pflicht genommen. . Die Wohnungspflegerin wird im Auftrag« der Königlichen Amtshauptmannschast nach und nach sämtliche Ortschaften des Bezirkes, aufsuchen und dabei Ratschläge auf dem Gebiete der Kinderpflege und Tuberkulosebekämpfung sowie überhaupt der allgemeine« Wohnungssür- scrge gehen. Insbesondere wird es auch in der gegenwärtigen Kriegszeit ihre Aufgabe sein, d«n durch de« Krieg in Not geratenen Familien nach Möglichkeit helfend zur Sette zu stehen. Die Königliche Amtshauptmannschast gibt sich der Hoffnung hin, daß der WohnungS« Auskünste gegeben und ihre wohlgemeinten Ratschläge befolgt werden. Jedermann hat di Pflicht, der Wohnungspflegerin bei Ausübung ihres Amtes beizustehen. Namentlich werdm die Herren Vorstände der Gemeinden sowie auch die Vorsitzenden der Ortsausschüsse für Kriegshilfe und der Fraurnvereine ersucht, die Wohnungspflegerin bei Ausübung ihres Amtes mit Rat und Tqt zu unterstützen. Der Wohnungspflegerin ist von der Königlichen Amtshauptmannschast eine AuSweiS- karte ausgestellt worden. Flöha, am 1. September 1S14. Die Königliche «mtshauptmauuschaft. Von den Kriegsschauplätzen Europas * Bis zum Schluß der Redaktion — mittags 12 Uhr — liegen Berichte über neue größer« Er«ignisse in den Kriegs- lagern Mitteleuropas nicht vor. Allenthalben scheint nach den an Strapazen gar reichen Tagen das Bedürfnis nach Sammlung und Ruhe sich geltend gemacht haben, deren man gebraucht, um — was die Westarmre anbrlangt — sich aus Paris zu rüsten. Die Nachrichten auS Paris selbst lassrn darauf schließen und so sei eine soeben eingegangrne Mittags depesche an die Spitze der heutigen Berichte gestellt: 1V. Ber lin, 2. September. Rach einer römischen Meldung an die Morgenblätter stellt der „Corriere d'Jtalia" fest, daß Paris von dem übrigen Frankreich voll ständig isoliert sei. Seit gestern ist auch der Telegrammverkehr Paris—Mailand eingestellt. In Paris herrschen Schrecken, Verzweiflung, Rot und Arbeitslosigkeit. Nur die Hoffnung auf englische Verstär kungen hält den Mnt einigermaßen ans recht. * * * Nach Kopenhag«« kam am1. Skptbr. folgende Privat- mrldung aus Paris: Die. Stadt erwartet die Belagerung. Die Territorialarmee setzt die verschanzten Lager in Vertei digungszustand. Die Verproviantierung der Stadt ist ge sichert. Das ganze Boulogner Wäldchen ist in einen Schasstall umgrwandelt worden, aus der Rennbahn von Longchamp sind gegen 2000 Stück Rindvieh und über 10000 Stück Hammel und bet Surrsnes Hunderte von Kälbern untergebracht. Eine über Antwerpen nach Holland gegangene Meldung aus Paris besagt, daß die französische Regierung Voraussicht- lich noch in dieser Woche nach Bordtaux übersiedeln wird. (Auch 1870, und zwar drei Wochen nach Beginn des Krieges, siedelte Gambetta mit der französischen Regirrungsgewalt nach Bordeaux über.) In Paris hat das Gefühl der Unsicherheit all« Btvölk«rungskreise rrgriffen. Dem „Manchester Guardian" wird aus Paäs berichtet, die Militärbehörden hätten die Maßregel getroffen, den Verkauf englischer Zeitungen zu ver bieten. Die Folge sei, daß das Publikum überzeugt sei, diese Blätter müßten niederschmetternde Berichte enthalten, die vor den Franzosen geheim gehalten werden sollen. In einem Bericht der „Times" über die Kämpse an der französisch-bel gischen Grenze werden dir britischen Verluste als ansehnlich bezeichnet. Viele Regimenter seien vernichtet und hätten dm größtm Teil ihrer Offizier« verloren. Der Korrespondent meint, der französische Generalstab habe dir deutsche Truppen- macht unterschätzt. Die deutschen Truppen in Compiegne Frankfurt a. M., 1. Sept. Der „Franks. Ztg." wird über Rom aus Paris gemeldet: Deutsche Truppen sind am Sonntag in CompiSgne, 80 Kilometer von Paris, angrkommrn. Die französische Militärbehörde kündigte an, daß die Zivil bevölkerung Gelegenheit habe, in Zügen Paris zu verlassen, da die Militärtransporte beendet seien. In Paris hatte man bis zuletzt gehofft, daß der deutsche Vormarsch durch dir ver schanzten Lager von LafSre und Laon, sowie durch natürliche Hindernisse der Bodrngrstattung aufgehalten werden würde; nun tröstet man sich damit, daß daS deutsche Herr infolgr drr rirsigrn Anstrengungen und Verluste erschöpft sei, während die Franzosen noch über starke, frische Kräfte verfügten. Die erste Kunde von dm nahrudm Deutschen krocht« «in deutschrS Flugzeug, daS in einer Höhe von über 2000 Meter mittags etwa 1 Stunde über Paris schwebte und drei Bomben herab warf. Die erst« fiel auf eine Druckerei, die zweite explodierte vor einem Bäckereibrsttzer, der gerade an der Kasse saß; der Mann wurde durch Splitter leicht verwundet, dir dritte fiel in drr Rue Rkcolrtte nirdrr, wobei zwri Fraum schwrr vr: letzt wurden. Die Bevölkerung glaubte, daß eine Gasexplosion vorlieg«, und li«f an drr Stehe zusammen, wo di« Detonation gehört wurde. An drei Stellen ließen die Aeroplanr mit Sand beschwerte Säcke fallen; diese enthielten 2'/, Meter lange Banner in den deutschen Farben, sowie Schreiben mit dem Wortlaut: „DaS deutsche Herr steht vor den Toren von Paris, rS bleibt Euch nichts übrig, als Euch zu ergebe:.." Amsterdam, 2. Sept. AuS London wird gemeldet: Die Deutschen haben vermutlich die Verbindung Paris—London unterbrochen, da seit gestern abend kein« telegraphischen Nach- richten aus Paris in London eingetroffen sind. Maila«-. Rach einer Meld««- -es „Seeolo" hat die Bank van Frankreich -eu Schatz nach Vor-e- aux überführt. Damit der „Sedantag" doch eine gute Kunde vom Kriegs schauplatz zeitigt, meldet mittags V^1 Uhr der Telegraph folgendes: n Grohes Hauptquartier, am 2. Septemver: Die Feste Givet ist am 31. August gefallen. Die Feste Givet liegt nördlich von Sedan in einem nach Belgien htneinragenden Landeszipfrl Frankreichs. Am Fuß« eines steilen Felsens, welchen das Fort Charlemont krönt, breitet sich die etwa 8000 Einwohner zählende Stadt Givet, di« einen Uebrrgangspunkt französischer Bahnen an das bel gische Bahnnetz bildet, malerisch auf beiden Usern der Maas aus. Die Deutschen in Belgien Ein in Antwerpen eingetroffener Flüchtling aus Brüssel berichtet, daß dort rin deutsch-belgisches Finanzministerium ge bildet worden ist, das die Kriegssteuern einzieht. Alle Uhren Belgiens wurden eine Stunde zurückgestellt, so daß sie jetzt dir deutsche Zeit zeigen. Die Bürger Brüssels geben zu, daß im deutschen Heere glänzende Manneszucht herrscht. Alle Zahlungen erfolgen mit Gold oder Anweisungen auf di« deutsche Reichsbank. Wie auS Brüssel weiter gemeldet wird, wohnen zurzeit daselbst Prinz Joachim von Preußen und Herzog Ernst Günthrr zu Schleswig-Holstein, und zwar in den Hotels Astoria bez. Cecil. Wie aus London gemeldet wird, haben die Deutschen der Stadt Charleroi eine Kriegssteuer von 10 Millionen Franks auferlegt. Magdeburg, 1. September. Heute nachmittag ist eine von der Eisenbahndirektion Magdeburg znsammengestrllte aus Eisenbahnbeamtkn und Arbeitern bestehende Eisenbahnbau« und Betriebskolonne nach Brüssel abgegangen. Di« Kolonne ist 420 Mann stark und steht unter der Leitung des Rrgie- rungsbaumristerS Goldschmidt, Magdeburg. Sie begibt sich in beschleunigter Fahrt nach dem belgischen Kriegsschauplatz, um die zerstörten Eisenbahnlinien im Rücken unseres Herres wiederhrrzustellen und in Betrieb zu legen. Amsterdam, 2. Sept. Die belgische Regierung hat eine Mission, an drr auch die Minister Huysman und Vander- vrlde teilnehmen, nach London entsandt. Deutsche Post in Lüttich Ein Oberpostinspektor und zwanzig Postbeamte gingen von Düsseldorf nach Lüttich, wo deutsche Post eingerichtet wird. Die englische Niederlage in Frankreich Loudo«, 1. September. (Priv.-Telegr.) Die „Times" schreibt di« Schuld an der englischen Niederlage bet Torney dem Ausbleiben der versprochenen französischen Hilfe zu und ! zitiert den Ausspruch eine» englischen Mitkämpfers: Di« Deutschen kommen über unS, wie eine Sturmwrlle, drr nichts standhält. Englands Teilnahme am Landkrieg Loudon, 31. August. (Nichtamtlich.) Wit die Blätter ! melden, hat Churchill mitgeteilt, daß England Seesoldaten ' nach Ostende und di- umliegenden Bezirke übergrsetzt hätte. ' Kitchener fordert zum Eintritt in eine zweite Ersatzarmee von 100000 Mann des regulären H«ereS auf. Die Altersgrenze beträgt 19 bezw. 36 Jahre Die Zahl der Meldungen zur ersten Ersatzarmee sei befriedigend gewesen. Englische Hanzer vor Ostende Nach Mitteilungen der holländischen Presse liegen seit Sonnabend mittag 2 englische Dreadnoughts, 2 Kreuzer und 6 Torpedobootszerstörer vor Ostende. Der Kommandant dieses englischen Geschwaders hat angeblich den Auftrag, das Feuer auf di« deutschen Truppen erst dann zu eröffnen, wenn die belgische Behörde den richtigen Augenblick anzrigt. Zu den Siegen in Ostpreußen Unser König Friedrich August hat an den Generalobersten v. Hindenburg rin Telegramm gerichtet, in dem er an seinen letzten Besuch in Ostpreußen erinnert und seiner freudigen Anteilnahme an dem glanzenden Siege bei OrtelSburg Aus druck Verleihs. Es heht darin u. a.: „Die schwer geprüfte Provinz solle wiffni, baß Sachsen die tapfere Wacht an der Weichsel und ihre für die Sicherheit des Vaterlandes ge brachten Opfer dankbar zu würdigen wisse." Der Materialverlust der Russen in den Schlachten bei OrtelSburg wird auf 516 Geschütze berechnet. v. Wien, 1. September. Zum letzten deutschen Erfolge schreibt die „Wiener Allgem. Ztg.": Urberall sind die deut schen Truppen in stetem Vordringen begriffen. In Frank reich ist es ein tapferer Zug, bezwingend in seiner heroischen Pracht, Schnelligkeit und Eaktheit. Erschütternd durch den deutschen Opfermut und treueste Tapferkeit und Selbstlosig keit als ebenbürtiger Partner stellt sich der deutschen West armee die deutsche Ostarme«. Ueberraschend sind di« gewaltigen Siege von Neidenburg, wo geniale strategischen DiSpositioNtn und Heldenmut einer Minderzahl, zum teil nicht aktiver Truppen 5 Armeekorps zerschmetterten, 3 von ihnen fast glatt zersprengte« und vernichteten und mit einer Ziffer von 70000 Gefangenen einen Erfolg erzielten, der dem von Sedan fast glrichkommt. Die russische Spionage Nach den Mitteilungen des sozialdemokratischen Blattes in Königsberg bestätigen alle gefangen genommenen russischen Offi ziere und Soldaten, daß sie Ostpreußen so genau kennten wie ihre Hosentasche. Seit nahezu einem Jahrzehnt seirn russische Generalstabsoffiziere auf allen ostpreußischen Gütern, bei allen Chausserbautrn und in allen Bernsteinwerken Ostpreußens als billige Arbeiter gern beschäftigt worden und hätten jede, auch die kleinste Gelegenheit ausgespäht. Auch besäßen sie die ge nauesten Pläne — man muß an gewisse Verurteilungen wegen Landesverrat denken, die gar nicht lange vor Kriegsausbruch bekannt gegeben worden sind. Erfreulicherweise hat den Moskowitern auch die genaue Kenntnis drr masurischen Sern nichts genützt. Die österreichisch-ungarische Offensive schreitet fort Wit«, 1. September. (W. T.B.) Die Meldungen der Kriegsberichterstatter der Blätter aus dem Kriegspressequartier stimmen darin überein, daß die österreichisch-ungarische Offen sive im Norden unter anhaltenden harten Kämpfen stetig fort schreitet. Sie ist nach vorwärts und in der Breite bedeutend gewachsen. Die Hauptentschridung an der Nordfront steht bevor. An der Ostfront ist die Lage stationär jedoch günstig. Durch die Meldungen über die Gesamtlage der Millionen schlacht erscheint die Annahme begründet, daß eine ähnliche Taktik von den Führern der österreichisch-ungarischen Truppm verfolgt wird, wie sie von dem deutschen Teneralstabe gegen über Frankreich so erfolgreich angewandt wurde. Dir öst liche Armeegruppe behauptet sich infolge neuer vorzüglicher Stellung fortgesetzt gegenüber einer großen feindlichen Über- macht. Hinsichtlich der bevorstehenden großen Entscheidung werden allgemein günstige Erwartungen gehegt. Die bisherigen Erfolge sind außer durch die genial« Führung durch di« un- brstrtiüichr todrsv«racht«ndr Haltung d«r österreichisch.unga«