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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 04.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191409048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19140904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19140904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-04
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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Testern abend flog ei» deutscher Flieger über die Stadt. Er warf Bomben au», von denen eine in der Nähr de- St. Lazare-Bahnhofe-, eine andere in der Näh« der Oper explo dierte. An- dem folgenden Mitrailleusenfeurr erkannt« man, daß ein Kampf in den Lüften stattgefunden hat. Prinz Emst zur Lippe s Detmold, 2. September. Prinz Ernst zur Lippe, ei» Reffe des regierenden Fürsten, starb als Leutnant der Feld- artilleri« am 28. August den Heldentod fürs Vaterland. ES ist da- der dritt« Verlust, den das regierende Haus jetzt zu beklagen hat. Prinz Ernst zur Lippe wurde als der zweitälteste Sohn des Prinzen Rudolf zur Lippe, eines Oheims des regierenden Fürsten und seiner Gemahlin Luise Prinzessin zu Ardeck am 20. Januar 1892 zu Berlin geboren, stand also im 23. Le bensjahre. — Es sei noch bemerkt, daß der Schwager des regierenden Fürsten zur Lippe, Prinz Friedrich von Sachsen- Meiningen, in den Kämpfen von Namur als Führer einer Artilleriebrtgade gefallen ist. Auch «in Ohrim d«S Fürsten, der 1888 geboren« Prinz Friedrich Wilhelm, starb als Oberst an der Spitze seines Regiments beim Sturm auf Lüttich den Heldentod fürs Vaterland. Prinz Emst ^von Sachsen-Meiningen schwer verwundet und gefangen Prinz Ernst von Sachsen-Meinigen ist nach einer Mel dung des französischen KrirgSministeriumS in einem Treffen schwer verwundet worden und befindet sich im Hospital von Maubeuge. Prinz Ernst ist der zweit« Sohn des jüngst im Feld« g«fall«nen Prinzen Friedrich von Sachsen-Meiningen. Er ist 1898 in Hannover geboren und steht als Leutnant in einem thüringischen Infanterie-Regiment. Ein Tagesbefehl des Kronprinzen Rupprecht München, 2. September. (Prtv.-T.) Nach der großen Schlacht in Lothringen, wo bet Luneville die Entscheidung fiel, Hal Kronprinz Rupprecht folgmden erst jetzt hier bekannt- aewordenen Tagesbefehl erlassen: „Mein« braven Truppen! Ich spreche Euch mit dankerfülltem Herzen meine höchste An erkennung und Bewunderung au». Ihr habt wie di« Löwen gekämpft und bei stürmischem Anlauf einen an Zahl und Zu sammensetzung überlegenen Feind geschlagen. Ich habe in felsenfestem Vertrauen auf Eure Kraft und Tapferkeit ntrt gezögert, Tuch zum Angriff gegen diesen Feind vorzusrnden. Aber noch ist nicht alles getan. ES gllt noch, mit Aufbie tung der letzten Kräfte den Feind gänzlich niederzuringen und ihn so zu verfolgen, daß er nicht mehr zur Besinnung kommt. Dies ist die Aufgabe der nächsten Tage: Die Vol« lendung des Sieges zum Heil des Vaterlandes und zum Ver derben der Feinde. Das Vaterland wird Euch jeglichen Dank wissen. Rupprecht, Kronprinz von Bayern." Man macht sich keinen Begriff, so schreibt ein Bayer nach Hause, wie überaus brav und wacker sich unsere Leute gehalten haben. Drauflos sind sie gegangen wie aus dem Exerzierplätze aus Papierschriben, und gelaufen sind die Franzosen, voran die Offiziere, wie ich noch nicht jemand habe laufen sehen. Dann wurden sie bei der Flucht aus die Höhe von der großartig schießenden Artillerie schrecklich dezimiert. Wer einen solchen Tag mitgemacht, der weiß genau, daß wir Bayem unsern Feind schlagen werden. Unsere oberste Führung ist glänzend. Sir hat die Franzosen hineingrlockt nach Lothringen, auS ihren besten Stellungen heraus, und wir sind dann von allen Seiten über sie hrrgrsallen. Mecheln von belgischen Truppen geräumt tzAuS Rotterdam wird gemeldet: Mecheln ist von dem belgischen Militär geräumt worden. In Ostmde, wo nach dem „Handelsblad" der Fall von Na- mur immer noch unbekannt ist, richtet sich die zahlreiche Bürgergarde zur Verteidigung ein. St« hofft auf die Hilfe englischer Schiffe. Mecheln liegt 20 Kilometer südlich von Antwerpen. Die Zeppeline über Antwerpen Berlt», 3. September. (Priv.-Telegr.) Aus Amsterdam wird über Kopenhagen bezw. Rotterdam von neuen Besuchen unserer Zeppeline über der belgischen Hauptfestung Antwerpen berichtet. Ein Zeppelin überflog gestern morgen 3 Uhr die Stadt und eröffnete ein heftiges Bombardement, das großen Schaden verursachte. ES gab viele Tote. DaS Schiff wurde mit Gewehren und Kanonen beschossen. Amsterdam, 3. September. (Privat.-T.) Alle hier von d«r belgischen Grenze eintreffendrn Nachrichten lassen erkennen, daß der eiserne Ring um Antwerpen sich enger und enger zu schließen beginnt. Schon berät man in der provisorischen Hauptstadt gegenwärtig, wa» man mit den hunderttausend unnützen Essern beginnen soll, dir aus dem Inner» des Lan de- nach Antwerpen gebracht sind. Der Generalkommandant hat einen Beseht erlassen, daß alle die Personen, die am 1. August nicht ihren Wohnsitz in Antwerpen hatten, die Stadt bis zum 13. September zu verlassen haben. Ueber 3000 freiwillige Marineflieger v. Berlin, 2. September. (Amtlich.) Auf den Ausruf drS ReichSmarinramteS, die Gründung eines Freiwilligen Marine- fltegerkorps betreffend, haben sich in wenigen Tagen weit über 3000 Kriegsfreiwillige gemeldet. Von diesen konnte zunächst nur eine beschränkte Zahl eingestellt werden. Die Gesuche, die rin sehr beredtes Zeugnis von dem Interesse und dem Drang nach Betätigung im Dienste des Vaterlandes ablegen, alle einzeln zu beantworten, ist dem Kommando des MarinefltegerkorpS nicht möglich gewesen. Bei weiterem Be darf wird auf die vorliegenden Anmeldungen zurückgegriffen werden. Die zweite Verlustliste der Marine wird im „Reichsanz." veröffentlicht. Sie enthält die Opfer vom kleinen Kreuzer „Magdeburg", und zwar die Namen von 13 Toten, 17 Verwundeten und 75 Vermißten. Unter den Toten find Korvettenkapitän Kunau und Oberartilleriemechanikermaat Bürger und unter den Verwundeten Leutnant zur See Schattier und Marine-StaabSinaenteur Koch Unter den Vermißten befindet sich Korvettenkapitän Habenicht und Oberleutnant zur See Bender. Der russische Bericht über Ostpreußen Petersburg, 3. September. Eine Mitteilung aus dem Stabe des Gen«ralisstmuS besagt: Im südlichen Ostpreußen führten di« Deutsch«« erhebliche Verstärkungen von ihrer ganzen Front heran und griffen mit erheblich Überlegenen Kräften unsere beiden Armeekorps an. Diese erlitten schwere Verletzungen durch dl« schwer« Artillerie, di« di« Deutschen aus den benachbarten, an der Weichsel gelegenen Stellungen herangebracht hatten. In diesem Kampfe fiel General Sam sonow. Wir sind weiter in Fühlung mit dem Feinde und führen Verstärkungen heran. An der österreichischen Front werden di« hartnäckigen Kämpfe fortgesetzt. Ein Militärzug in die Weichsel gestürzt Wie», 2. September. (Priv.-Telegr.) Nach einer Mel dung aus Kielce stürzt« «in vollbesetzter russischer Mi litärzug beim Passieren der letzten Brücke über die Weichsel vor der Festung Iwangorod durch Zusammenbruch der Brücke in die Weichsel. 1000 Mann und mehrer« Offizier« «rtranken. Mehrere Maschinengewehr« gingrn zugrunde. Der die Brücke bewachende Soldat wurde verhaftet, weil man an böswillige Beschädigung der Brücke glaubt. Einrichtung von Eisenvahnämtern in Tschenstochau Kattowitz, 3. Sept. Die Königliche Eisenbahndirrktion Kattowltz veröffentlicht im Amtsblatt folgende verwaltungs neue Einrichtung: Einrichtung eines Betriebsamtes und eines Maschinenamtes in Tschenstochau sür die in den von den deutschen Truppen besetzten russischen Gebieten liegenden Eisenbahnlinien SoSnowico, Petriknu, Russ. Herby-Tschenstochau und demnächst auch Tschenstochau-Kielce. Am 24. v. M. ist in Tschenstochau ein BetriebSamt und ein Maschinenamt errichtet worden. Zum Vor stand in Tschenstochau ist der RegierungSbaumeister Albach, bis her Vorstand deS ÄetriebSamteS II in Ratibor, und zum Vor stand de» MaschtuenamteS in Tschenstochau der RegierungSbau- meister Neumann, bisher Vorstand deS Maschinenamtrs Beuchen, bestimmt. Gegen wehrlose Frauen und Kinder Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Ueber die ge waltsame Wegführung von Frauen und Kindern deutscher Be amten durch die Franzosen auS dem Grenzorte Saales macht einer der betroffenen Beamten u. a. folgende Angabe: Am 11. August verließ ich als einer der letzten Zollbeamten SaaleS. Meine Frau und meine Kinder hatte ich dort zurückgelaffen. AIS ich am 25. August zurückkehrte, wurde mir schon vor dem Orte mitgeteilt, daß die Äeamtenfrauen und die Kinder von den Franzosen abge- sührt worden seien. Nirgends fand ich meine Frau. Meine Wohnung befand sich in einem trostlosen Zustande, alles war zer schlagen und beschmutzt. ES stellte sich heraus, daß Beamtenfrauen mit 20 Kindern und 2 erwachsenen Töchtern sowie 3 Frauen von Angestellten deS Sanatorium» mit 5 Kindem am 21. August auf Ochsenwagen verladen und in einer Fabrik in St. Dis abgeladen wurden. Weiteres ist über ihr Schicksal nicht bekannt. Der 42-Zentimeter-Mörser Ein deutscher ReichStagSabgeordneter teilt in der Neuen Zü richer Zeitung Näheres über die Behandlung der Angelegenheit deS neuen Geschütze» in der Budgetkommtsston des Reichstag» mit. Die Ueberraschuna, daß das deutsche Heer solche Mörser besitzt, ist im Ausland wre im Inland gleich groß, denn ihre Herstellung und Beschaffung geschah mit der durch die Sachlage gebotenen absoluten Geheimhaltung. Als die Versuche abgeschlossen waren und die Bestellung beginnen konnte, galt e», die» Wunderwerk deutscher KrtegStechnik ohne Aussehen zu beschaffen. An den Be sprechungen zur Vorbereitung de» MUltär-Etats für die Budget- kommission deS Reichstags nahmen über 40 Offiziere teil. Als man an einen neuen Titel im Abschnitt „Waffenwesen" kam, bat der DepartementSchef für daS Waffenwesen, diesen Titel nicht setzt besprechen zu wollen. Am Schluffe der Sitzung erklärte er streng vertraulich, daß es sich um die neuen Belagerungsmörser handle. Der Generalstab habe die dringende Bitte, daß über die ganze Angelegenheit kein Wort in der Kommission berichtet werde; nicht einmal die anwesenden Offiziere hätten Kenntnis von diesem Fort schritt. Der Wunsch deS GeneralstabL fand glatte Erfüllung. Der Abgeordnete konnte, wie er weiter erzählt, als Mitglied der RüstungSkommisston feststellen, daß jede beliebige Anzahl von Geschaffen und Hülse» für diesen Mörser in kürzester Zeit ber gestellt werden kann, ganz abgesehen von den zahlreichen Bestän den. Auf die Frage, ob diese Mörser sich nicht schnell abnützen, gab ein sachkundiges DirektionSmitglied die bestimmte Antwort: Es gibt so viel Festungen aus der ganzen Welt nicht, um nur einen einzigen Mörser verwendungsunfähtg zu machen. Tatsäch lich hat unsere Armee auch Mörser älteren Datums 6000 Stück, die noch voll gebrauchsfähig sind. Die Veröffentlichung der Photographien von der Zerstörung der Forts von Lüttich geschah auf Befehl des Kaisers, aller Welt den einwandfreien Beweis zu führen, daß Lüttich nicht nur in deutschen Händen ist, sondem daß dem deutschen neuesten Be lagerungsgeschütz auch das modernste Panzerfort nicht widerstehen kann. Äon dem neuen Geschütz stehen der deutschen Armee eine größere Anzahl Stückt zur Verfügung. Munition und Geschosse find In Tausenden von Exemplaren in den Artilleriedepots vor rätig. Die ersten Versuchsexemplare erforderten einen ungeheuren Aufwand an technischem Können. Seit geraumer Zeit aber find alle Schwierigkeiten beseitigt. DaS Geschütz ist aus dem besten Tiegelgußstahl hergestellt und sehr sorgfältig gearbeitet. Die Trag weite ist eine solche, daß sie die kühnsten Erwartungen aller Ar tilleristen weit übertrifft. Die Haltbarkeit deS Rohrs ist derge stalt, daß jedes einzelne Geschütz allen Anforderungen deS ganzen Feldzuges gewachsen ist. Deutschland muß einheitliche Zeit haben ließ der Generalgouverneur Freiherr von der Goltz den Brüsselern sagen, als sie dagegen protestierten, daß alle Uhren Belgiens um eine Stunde zurückgestellt wurden. — Natürlich ist jetzt auch deutsche Zucht und Ordnung eingeführt worden, in allen Ecken fegt der gründliche deutsche Besen. Um die Kriegssteuern einzu ziehen, ist jetzt ein dcutsch-belgischeS Finanzministerium gebildet worden. Deutsches Militär marschiert mit strammem Schritt und deutschen Gesangsweisen durch die Straßen, und die Brüsseler haben Zeit, über den Schneid unserer Soldaten zu staunen, die so munter und sauber aus der Schlacht kommen, während die bel gischen Truppen schlapp und niedergedrückt auS dem Frieden inS Feld zogen. Auch ein Kaisersohn, Prinz Joachim, und Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein wohnen schon in Brüssel. DaS Militär leistet alle Zahlungen in Gold oder mit Anweisungen auf die Deutsche Reichsbank. * * Albions Dank Die Vernichtung des LloyddampferS „Kaiser Wilhelm der Große" ist der Dank dafür, daß der Kapitän dieses deutschen Dam pfers unlängst den englischen Passagierdampfer „Galictan", den er bei der Insel Ferrero gekapert hatte, mit Rücksicht auf die zahl reichen Frauen und Kinder wieder freigab und sich damit begnügte, die Anlagen für drahtlose Telegraphie unbrauchbar zu machen. ES ist laut „Tag" möglich, daß gerade diese Milde unserem deutschen Hilfskreuzer verhängnisvoll geworden ist, daß sein Aufenthalt durch den englischen Dampfer dem Londoner Marineamt verraten wurde. Der gesunkene Lloyddampfer „Kaiser Wilhelm der Große" war ein großes Schiff von 24300 Tonnen. Der auf der Stettiner Bul- kanwerft erbaute Dampfer lief im Jahre 1897 vom Stapel. Er hatte eine Länge von 626,7 und eine Breite von 66 Fuß. Die für seine Größe sehr bedeutende Schnelligkeit von 23,5 Knoten in der Stunde machte den Dampfer zu einem der beliebtesten Schiffe de» Norddeutschen Lloyd. Seine komfortable Inneneinrichtung konnte auch dem verwöhntesten Geschmack genügen- Auch in seiner Eigen schaft al» Hilfskreuzer konnte sich dieser Dampfer mehrfach bewäh- Len. Der englische „HiMver" gehört zu der Klaffe der geschütz ten Kreuzer. Er ist im Jahre 1898 vom Stapel gelaufen. „Hiao- flyer", der ein Deplacement von 5690 Tonnen besitzt, ist armiert mit elf 15,2 und acht 7,6 Schnellfeuergeschützen, zwei Maschinen gewehren und zwei Torpedounterwasierlanzierrohren. Seine Ma schinen von 10000 Pferdestärken verleihen ihm eine Stundenge- schwindigkeit von 20 bi» 20,5 Knoten. Im französischen'Gefangenenlager zu Königsbrück In eineinhalbstündiger Eisenbahnfahrt gelangt man von Dres den auS in daS Gefangenenlager der Franzosen in Königsbrück. Wo sonst in Friedenszeiten Brigaden und Regimenter sich in KrieaSkunst üben, liegen in den Baracken und Ställen die bei Mülhausen, Lagarde usw. gefangengenommenen Franzosen. DaS Gefangenenlager ist vollständig von der Außenwelt abgcschnitten. Landsturmleute mit aufgepflanztem Bajonett halten die Wacht und teils finsteren, teils furchsamen Auges bewundern die Franzosen die stramme Haltung, die eiserne Disziplin und Ordnung der wachthabenden Offiziere und Mannschaften. Drinnen im Lager wird nicht die geringste OrdnungSwidrigkeit geduldet. Unerbitt lich sind die deutschen Offiziere und Wachmannschaften gegenüber der sprichwörtlichen Unordnung der französischen Gefangenen, und jeder sogenannte „Stubenältester" unter den Gefangenen hat für unbedingte Sauberkeit und Reinlichkeit der einzelnen Gefangenen- abteilunaen aufzukommen. Die Verpflegung ist gut. Die Ge fangenen erhalten täglich Gemüse mit Fleisch, außerdem morgens und abend» eine warme Suppe. Die Verpflegungskosten belaufen sich für Tag und Kopf auf 60 Pfennige. Es ist ausgefallen, daß sich die gefangenen Franzosen fast ohne Ausnahme im Besitz größerer Geldmittel befanden. Einige unter ihnen verfügten über mehrere Hundert Franks. DaS Geld ist ihnen vorläufig abge- nommeu worden, doch soll e» den Gefangenen später zurückgegeben werden. AIS eine besondere Wohltat empfinden e» die Franzosen, daß ihnen im Barackenlager zu Königsbrück Gelegenheit zum Ba den gegeben ist. Diese Gelegenheit nützen sie nach Kräften auS. Sonst sind die in Königsbrück internierten Franzosen eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft: Infanteristen, Artilleristen, Jäger, Genietruppen, teils in Uniform, teils in Zivilanzügen, die sie in ihren Tornistern mit sich führten. Man hört die verschiedensten Dialekte. Junge Leute auS Pari-, die den Boulevard-Jargon sprechen, kräftige Gestalten auS der Normandie und Bretagne, schmächtige und braungebrannte Leute au» dem südlichen Frank reich. Manche sind verwundet, einige sehr schwer, so daß die Aerzte bereits mehrfache schwierige Operationen auSführen mußten. Ein verwundeter französischer Gefangener hatte bei seiner Ankunft noch daS feindliche Geschoß im rechten Bein stecken, und hier erst konnte e» durch operative Eingriffe entfernt werden. Unsere Aerzte machen keinen Unterschied in der Behandlung. Ob Freund, ob Feind, jedem wird geholfen. Die am schwersten verwundeten Fran zosen hat man im Dresdner Militärlazarett untergebracht, sie liegen jedoch von den deutschen Verwundeten vollständig getrennt. Werden die gefangenen Franzosen nach ihren Erlebnissen ge fragt, so sprechen sie voll Bewunderung von dem Heldentum der deutschen Armee. Die „HurraL" der deutschen Soldaten hätten fast überall eine Panik unter den französischen Truppen hervor« gerufen. Habe man sich zur Flucht gewandt, flugs seien ihnen die Deutschen mit dem Bajonett im Nacken gewesen. Ueber ihre Offiziere sprechen die französischen Gefangenen mit Geringschätzung und bringen diese auch in ihrer äußeren Haltung zum Ausdruck. Die Verpflegung sei schon bei Beginn deS Krieges eine mangel hafte gewesen, manche hätten viel bekommen, andere hätten tage lang hungern müssen. Die Gefangenen beklagen sich ferner über schlechtes Schubwerk. Dauermärsche seien ihnen unmöglich ge wesen, und unterweg» habe man unzählige Fußkranke einfach liegen lassen müssen. Sie seien jetzt froh, von den Strapazen erlöst zu sein. Unter den in Königsbrück internierten 4000 Franzosen be finden sich auch eine Anzahl TurtoS, die, finster vor sich hin starrend, in Winkeln kauern und nur schwer aufzurütteln sind. Im übrigen geht auch durch da» Königsbrücker Gefangenenlager der Zug der Humanität, und wenn die Gefangenen nach FrtedenSschluß in ihre Heimat zurückgekehrt sein werden, so werden sie sich über Behandlung und Verpflegung nicht beklagen können. * * Allgemeine Mobilmachung in -er Türkei Konstantinopel, 2. September. (Priv.-Telegr.) Auf Befehl des Sultans ist die aUgemeiue Mobilmachung von Heer und Flotte in der Türkei befohlen worden. Alle militärpflichtige« osmanische« Untertanen werde« aufge fordert, sich unverzüglich in die Heimat zu begeben, «m sich bei de« Militärbehörde« z« melden. Mailand, 3. September. Nach römischen Informationen des Corriera de la sera droht die Gefahr eines griechisch türkischen Krieges nach dem Scheitern der Bukarester Ver handlungen unmittelbar. Rach den deutschen Erfolgen sei der Kriegsminister Essed Pascha entschlossen, den Feldzug zu beginnen. An die Rumänen Bukarest, 2. September. (Privattel.) Heute ist von einem angesehenen liberale» Politiker zur Ausklärung der Lag« ein« Broschüre „Wort« an di« Rumänen" erschienen, worin der Verfasser ausführt, daß seit 1878 Rumänien nur Gutes von Deutschland erfahren habe. Woher also plötzlich dieser Ausbruch des Hasses gegen Deutschland? Ein solcher Ausbruch der Gefühle ist 1870 noch verständlich gewesen, weil damals der Kampf Deutschlands ohne Folgen sür uns war. Heute aber, wo der Krieg sür die Herrschaft Rußlands über die Länder geführt wird, zu denen auch Rumänien ge hört, ist dieser Ausbruch rin Beweis des gänzlichen Mangels an Verständnis sür die Interessen deS rumänischen Volkes. Am 3. September W4 O Herr, Du großer Gott! Dein Deutsches Volk kniet betend Dir zu Füßen, Aufrauscht zu Dir in heilig-ernster Flut Aus Millionen wild ein Dankenmüssen So riesengroß aus tiefster Herzensglut. Hör es, Gott Zebaoth! Allgütiger Vater! Du ruhmgekrönter König aller Meere, Erhör Dein Volk, tilg' gnädig alle Schuld, Sri Du mit uns, dem Kaiser und dem Heere Und segne stetig uns mit Gnadenhuld. Allmächtiger Berater! Herr, höre uns Beter! Stähl kraftvoll uns zu Männern und zu Hcwrn In diesem furchtbar blut'gen Strafgericht, Daß wir zertrümmern Trug und Feindeswelten Und führ' Dein Deutsches Volk zu Sieg und Licht! Hell Dir Erretter! Z. gt. Hainichen. Hermann Boland.
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