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Frankenberger Tageblatt Anzeiger 73. J«hrg«u,V Sonnabend, den 22. August 1814 * * t '. > U N M »--.n^Ech,- »E„: I» "»b °°» « «-»«»- '" >- ^W1S4 H W Wenn Frankreich seine Neutralität anbietet, die durch die englische Armee und Flotte garantiert werden muß, werd- ich natürlich von einem Angriff aus Frankreich absehen und meine Truppen anderweitig verwenden. Ich hoffe, Frank- E tüirv nicht nervös werden. ' Die Truppen an meiner Grenze werden gerade telegraphisch und telephonisch ab gehalten, die französische Grenz« zu überschreiten, (gez.) Brüssel besetzts^DaS war die frohe Kunde, welche , « Telegraph vergangene Nacht durch die Lande trug, zu ^m sie trotz langen RedoktionSdienskS noch während der Nacht bekannt geben zu können, aber freudig aufgrnom« men, ÄS st« heute morgm an den Anschlagstafeln von uns mitgeteilt wurde. Nach der Tinnahme Lüttichs ging ein Scherzwort, nach welchem der König der Belgier an Kaiser WUHelm telegraphiert haben soll: „Lieber Wilhelm, ich bist' Dich, gib mir zurück mein Lüttich", worauf der Kaiser ant wortet«: „Wart rin Biff«!, bald bin ich in Trüffel!" Aus dem Scherz ist schneller, als man erhofft und erwartet, Ernst geworden. Die deutschen Truppen sind in «rüffel; König Albert aber hat ihre Ankunst nicht abgewartet, sondern ist kurz zuvor nach Antwerpen geflohen, wo er sich offenbar, sicherer fühlt als in feiner Hauptstadt und wo ihm schließlich, noch der Weg nach London offen steht. Einzelheiten über die Besetzung Brüssels werden noch nicht bekannt gegeben. Die eine Zuversicht aber dürfen wir aus der kurzen Meldung nehmen: ES geht vorwärts auf unserer Sette, Unsere Truppen ergreifen nun, nachdem die Aufmär- sche nahezu beendet sind, di« Offensive. Wir verzeichnen heut« folgende Meldungen: Die Besetzung Brüssels Zum Einzug -er deutsche« Truppe« tu Brüssel wird der „Franks. Ltg." aus Amsterdam vom SV. August 1« Uhr 2« Miu. abeudS gemeldet: In Brüssel liest der Bür germeister verhangene Stacht, eine Proklamation ««schlagen, -qst die Besetz««» Brüssels durch die Deutschen bevor stehe. Er ermahnte ,n vollkommener Ruhe. Die Stadt verwaltung bleibt ans ihrem Posten. Die Bürgerwehr ist entwaffn et, die Waffen wurden nach Antwerpen »e- st-oL- w" der Neubracke (an der Bad«rgass«) bis zur Fabrik- ^WS v°rzunehm^ vom 24. «Ngust 1»14 ab biS auf gesperrt. Stüvtrott ÄirL«ke«bePs, am 21. August IS14.; WM, M M MM MchWmsWM^vMD^bgM md dmWlr-t zu ImWerg i.ZL Japanisch-englische Abmachungen Rotterdam, 20. August. Qe Niruwe Roiterd. Courant veröffentlicht als amtliche englische Mitteilung folgendes: Die englische und die japanische Regierung sind über die notwendigen Maßregeln zum Schutze ihrer Interessen im fernen Osten, sowie auch betreffend der Integrität des chinesischen Reiches überringekommen: Japans Tätigkettsoll sich nicht über das Chinesische Meer hinaus erstrecken, außer, wenn der Schutz der japanischen Schiffahrt dies erfordert, auch nicht auf die asiatischen Gewässer westlich des chine sischen Meeres und zu Lande auf kein anderes als das von Deutschland besetzt« Gebiet in Ostasien. Ehrliche Engländer v. München, 21. August. Eine Anzahl hier le bender Engländer hat dem Deutschen Roten Kreuz eine» Geldbetrag übermittelt mit einem vegleitschretbeu, in welchem die Spende al» Protest gegen die schmach volle Politik England» bezeichnet wird. Englands Blutschuld Deutsch-englischer Meinungsaustausch vor dem Kriegsausbruch V. Berlin, 20. August. Die Nordd. Allg. Ztg. vrr- öffentlicht Aktenstücke über den politischen Meinungsaustausch zwischen Deutschland und England unmittelbar vor dem Kriegs- auSbruch. Es ergibt sich aus diesen Mitteilungen, daß Deutsch land bereit war, Frankreich zu schonen, falls England neutral blieb und die Neutralität Frankreichs gewährleistete. Aus dem Telegramm des Kaiser» a« den König von Eugland vom 1. August: „Ich habe soeben die Mitteilung Deiner Regierung er- halten, durch di« st« die sranzösische Neutralität unter der Garantie Großbritanniens anbietrt. Diesem Anerbieten war die Frage angrschlossrn, ob unter diesen Bedingung«« Deutschland darauf verzichten würde, Frankreich anzugreisen. Kiautschou AIS am 10. Oktober 1898 sämtliche vertraalichen Borarbeiten zur Besitznahme deS Kiautschougebietes durch Deutschland-erledigt waren, da war man sich von vornherein einig in der Anschauung, daß man in diesem kleinen, vorläufig auf 99 Jah« gesicherten Landesteil weniger eine auf umfangreiche Siedlungen hin angelegte Kolonie, alS vielmehr einen wichtigen Stützpunkt der HandelS- interefsen Deutschlands in Ostasien sehen konnte. AIS HandelS- kolonie hat sich dann Kiautschou auch überraschend gut entwickelt. Der stark befestigte Häfen Tsingtau war bald der Gegenstand scheeler Blicke unserer englischen Nachbam, die die Konkurrenz deS soliden deutschen Unternehmertums in CH na sehr baWLlhlte». Die Kolonie umfaßt 516 Quadratkilometer mit über 100000 meist chinesischen Einwohnern. Ihr Mächen «halt ist also ungefähr ebenso groß wie der deS hamburgischen StaateS. Ursprünglich hatte man mit dem Ausbau de» Hafens Tslnatau -das Zie! verfolgt, der deutschen Schiffahrt im fernen Osten eine Stütze zu geben. Allein bald wurde die Stadt auch für de» DuMangs- handel nach und von China von größerem Werte. Hatten. 1899 bis 1900 182 Dampfer und 10 Segler mit Gesamtraumgehalt von 226152 Tonnen den Hasen angelaufen, so waren eS 1908/1909 bereits 509 Dampfer und 2 Segler bei einem Gefamtraumgehalt von 670085 Tonnen. Die Aufwendungen, die daS Deutsche Reich für die asiatische Kolonie gemacht hatte, begannen also bereits reiche Früchte zu tragen. Die Stadt selbst wurde meisterhaft an gelegt. Große, breite, mit Bäumen umstandene Straßen wurden gebaut. Im Geschästsviertel errichtete man für Geschäfte und Privatwodnungen große, mehrstöckige Bauten und öffentliche Ge bäude, während man an der Augusta-Viktoria-Bucht freundliche Landhäuser schuf. Wasserleitung, elektische Lichtanlagen und ähn liche Anstalten hoben die Stadt weit über andere Städte OstasienS hinaus. Die Geschäftsleute, die sich in größerer Zahl im Laufe der Zeit, in Tsingtau angesiedelt hatten — 1907 levttn dort 1484 Europäer und Amerikaner, 1412 davon waren Deutsche — hatten also dort eine Kolonie "geschaffen, wie sie in den Städten deS fernen OsteuS nicht ihresgleichen sand. Eine deutsch-chinesische Hochschule, die am 25. Oktober 1909 eröffnet wurde und die sich verhältnismäßig regen Zuspruchs ersreute, förderte die kulturell« Bedeutung der Kolonie weit über ihre Grenzen hinaus. 1 Seine Hauptbedeutung erhielt unser Schutzgebiet alS Mittel punkt deS Handels, alS Ausgangspunkt deutscher Arbeit und als Eingangspforte zum großen chinesischen Reiche- Tsingtaus Hafen mit Werft und Schwimmdock war der natürliche Stützpunkt unserer Kriegsschiffe, von denen dauernd ein Geschwader in Ostasten weilt. Wilhelms Telegramm »e» Reich-kmnler» an den kaiserliche« l Botschafter in London ' vom 1. August: „Deutschland ist bereit, auf dm englischen Borschlag einzugehen, falls sich England mit seiner Streitmacht für die unbedingt« Neutralität Frankreichs in dem deutsch ruffisch«» Konflikt verbürgt. Die deutsche Mobilmachung ist heute auf Grund der russischen Herausforderung erfolgt, bevor die englischen Vorschläge: hier eintrafjen.^ JnfÄge- dessen ist ättch nnser Aufmarsch an der französtschM Srenze nicht mehr zu ä»dttt». > Wir verbürge» «ns aber dafür, daß die französische Grenze bis Montag, den 3Angust, abrndS 7 Uhr durch unsere Truppen nicht überschrttten wird, fall» bis dahtn die Zusage Englands erfolgt ist. (gez.) Bethmann-Hollweg." Telegramm de» kaiserlichen Botschafter» t« Loudon au de« Reichskanzler vom 2. August: „Die Anregungm Sir Edward Greys, die auf dem Wunsche beruhten, die Möglichkeit dauernder Neutralität Englands zu schaffen, sind ohne vorherige Stellungnahme mit Frankreich und ohne Kenntnis der Mobilmachung er folgt und inzwischen als völlig aussichtslos ausgegrbm. (gez.) Lichnowsly." >,^ Der Schwerpunkt der von Deutschland abgegebenen Er klärungen liegt in dem Telegramm Kaiser Wilhelms an dm König von England. Auch w«nn ein Mißverständnis in be zug auf einen englischen Vorschlag vorläge, so bot doch das Anerbieten Seiner Majestät England Gelegmheit, aufrichtig feine Fried«nSliebe zu bewähren und dm deutsch-stanzöfischm Krieg zu verhindern. * * Ausweisung der Italiener aus England und Belgien Wie die Mailänder. „Lombarvia" aus London meldet, find gegen 1200 Italiener aus London und dem übrigen England ausgewiesen worden, weil sie infolge der KriegSwirrrn stellungslos geworden find. Die englischen Behördm habt» die vorhandenen Ersparnisse erst nach Abzug der Reisekosten bis Frankreich ausgezahlt, so daß viele Italiener völlig mittel los auf dem Heimweg sich befinden. Die englische Maßnahme, die, wenn sie allgemein wird, etwa 18000 in England lebmdr Italiener bekifft, sei erst dann ergangm, nachdem Italien die englischen Bewerbungen um Aufgabe seiner Neutralität abge- lehnt hab«. Auch Belgien hat sämtliche Italiener auSge- wirsen, nur die Heerespfiichtigen nicht. Englische Flieger über Belgien Amsterdam, 20. August. Die „Expreß of London", di« den Dimst zwischen Dover und Calais versieht, hatte, wie aus Ostende gemeldet wird, 42 Flieger mit zahlreichen Flug zeugen an Bord, die in Ostende stationiert werden sollen. * . Uevergaug -er Oesterreicher über die Save V. Wie«, so. August. Nach einer Meld««» der „Reichspost" aus Temliu überschritte« die österreichische« Truppe« nachmittags bei Brogar, LS Kilometer westlich von Semlin, die Save und «ahmen dann die serbische Stadt Obrenowatsch. Gestern nacht wurde eine serbische Komttatfchibande, die auf daS ungarische Ufer bet der Insel Gigaglta zu gelaugeu suchte, zurückgekiebeu, die Be^e erlitt schwere Verluste. Obre Matsch liegt südwestlich von Belgrad und ist eine größere Gemeinde von etwa 5000 Einwohnern. Di« Oester- retcher Pi r auch hier Btlgrad umgangen. de« 22. U«««st d. I., vorm. 11 «hr, sollen im Gasthof ^sde«", hier, gegen Barzahlung versteigert werden: 2 Kinderwagen, 2 Ander- sMe^Md 3 K * ^mmetager«, 1 Blumenständer, 2 Kinderbänke, 2 Kinder- , Frankenberg?«« 20. August 1914. Ler Gerichtsvollzieher. —e , V - . . - - Der Telephouverkehr Holland-Brüssel ist heute vvter- broche«. Vorher wurde «och bekannt, dast vorige Nacht i« Anttperpeu ein Ministerrat ahsehalte« wurde, au dem auch die StaatSmwister teilnahmen. Das Hanptqnartier ist znvüchst »ach Mechel« verlegt worden. Der König ist in Antwerpen, wohin sich auch daS Feldheer zurückzieht. I« Antwerpen sind die Tore geschloffen. * * Zum japanischen Ultimatum Zym Bekanntwerden he» japautschrn Ultimatums äußern di« Blättrr Unstimmig di« Meinung, «S s«i englisch«« Geist, der au» dem unverschämten Ultimatum spreche. Der „Vor wärts" nennt die Forderungen Japans erpresserisch. Die Berliner „Nrueskn Nachrichten" sagen: England führe die farbige RM gigen Gxosta heran. In de? „Voss. Zeitung" schreibt Bernhard: Nicht ausgeschlossen ist eS, daß durch das Vorgehen Japan» der Krieg, der bereit» Europa völlig in Flackmep gesetzt hat, »Unmehr auch di« übrige ganze Welt hrlläuflödertt lassen wird. In dem Ultimatum Japan» ist klar und nüchkrn ausgesprochen, daß im Umkreis deS Stillen Ozeans allein Japans und Englands Wille herrschen darf. Da» scheiüt un» sehr deutlich für Amerika zu sein. Die Ver einigten Staaten Von Nordamerika hasten jetzt die Wahl, ob sie sich mit Englands Unterstützung zum willenlosen Werk- zeug Japan» mach«» lassen wollen oder nicht. In der „Kreuz- zeitung" wird «sagt: Wir täuschen uns nicht darüber hinweg, daß UNS JaMS Vorgehen schwere Opfer bringt; aber sie er- schütkrn uns nicht. Wir sind bereit, sie zu den anderen auf unsere Schütter» zu nehmen. Amerika und Kiautschou verli», 21. August. In der Londoner „Morningpost" vom 17. August befindet sich eine Information aus Washins- ton, welche besagt, die amerikanische Regierung leg« großen Wert darauf, daß her StatuSquo in China auftrchkrhaltrn bleibt und daß Kiautschou an kein anderes Land als an China übergehe. E» würde in Amerika auch Werstes Miß- behagen erweckt, wenn Japan sichMAASamoainsel de- mächtigte, und die- brsonpers mit Rücksicht auf die ska- tegisch« «edeutzrug d«r Ins«! in bezug auf d«n Panama- kanal. Deutsche Tvuppen in Brüssel U. Berlin, 20 August» Die deutschen Truppe,?sind heute in Brüssel eingerückt. Gemcindeverbandssparkasse Wies« (Bezirk Chemnitz) Tägliche Verzinsung. Tageblatt-Bestellungen