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Frankenberger Tageblatt Anzeiger 14« 73. Jahrgang Sonnabend, de» 20 Juni' 1014 Tageblatt-Bestellungen Rattenvertilanng. Wir beabstchttgen, in nächster Zeit wieder eine Rattenvertilgung größeren Umfange- vornehmen zu lassen. in deren Grundstücke» fett der allgemeinen vorige« Jahre wieder Ratte» wahrzunehme« gewesen find, wrrdrn hierdurch ausgesordert, bis zum im N " . . » 27. Juni 1914 im Rathuuse, 1 Treppe — Zimmer Nr. 1 — entsprechende Anzeige z« erstatte«. Vie Rattenverttlgung erfolgt, wie im Vorjahre, auf Kosten der Stadtgemeinde. Stadtrat Kra«ke«berg, am 18. Juni 1914. Durazzo, 19. Juni. Das deutsche Kanonenboot „Panther" und der englische Kreuzer „Terrc" sind vor Durazzo ein- getroffen. Wie«, 19. Juni. Von albanischer Seite wird der M- dänischen Korrespondenz mitgrtrilt: Wenn Durazzo sich noch mehrere Tage halten kann, so dürste die Situation durch den Einmarsch der regierungstreuen Truppen eine entscheidende Windung erfahren. Auffallend ist dir Tatsache, daß Achmed Mathi Bei der Tirana besetzt haben soll, nicht zum Entsatz Durazzos heranrückt. Part-, 19. Juni. Der osfiziöse „Petit Parisirn" erhält von seinem römischen Korrespondenten rin, Depesche, nach der man in dortigen informirrtm Kreisen nachstehend« Er klärung für die Haltung des Fürsten Wilhelm von Albanien und die Hartnäckigkeit, womit er sich gegen die Aufständischen verteidigt, gibt. Der Fürst von Albanien soll in vergangenem Monat, als er seine Zuflucht auf einem italienischen Schiff gesucht hatte, vom deutschen Kaiser eine Depesche erhalten haben, in der der Kaiser dem Fürsten den Borwurf macht, durch sein Verhalten die deutsche Würde und das Ansehen eines preußischen OsfizirrS verletzt zu haben. Der Kaiser drückt« gleichzeitig di« Hoffnung aus, daß «r srine Schwäche wieder gut machen werde, noch bevor er Duräzzo verläßt. Aus diesem Grunde soll der Fürst unter allen Umständen versucht haben, den Sieg an sich zu reißen und dadurch das letzte Unglück verschuldet haben. In diplomatischen Kreisen hält man die Lage des Fürsten für verzweifelt.' Nom, 19. Juni. Bis gestern abmd lagen keine neuen Nachrichten aus Durazzo vor, die die Einnahme der Stadt durch die Aufständischen bestätigten. Die Riederlage der Meriditen wird nunmehr in vollem Umfange zugegeben. Die Hospitäler sind mit Verwundeten überfüllt. Das internationale LandungSkorpS ist aUSgeschifft, hat jedoch den strikten Befehl erhalten, sein Eingreifen lediglich auf den Schutz des Fürsten palaiS und der fremden Untertanen zu beschränken. A»Ni»bta»i,gen: Größer- Anzeigen sind bis 9 Uhr Vorm., kleinere bis spätcftcns " Uhr mittags des Ausgavelage» aufjugeben. Aür Aufnahme hon Anzeigen an bestimmten Tagen und Platzen kann keine Gewähr übernommen werden. Anzelg-naufgab- durch Kernlvrecker schließt jedes RcklamationSrecht aus. , Gebühr für Sonderbeilagen» das Tausend 6 für die Post- FernsprecherÄ^"^elegramme: Tageblatt Frankenbergsachscn. Um kein« una vsttiiana Frankenberg, dm 19. Juni 1914 Die Lage der Rose« Der Juni ist der eigentliche Rosenmonat, und das be deutet ein wundervollstes Naturbild, ein schönstes Erlebnis für jeden Freund der Natur, — und glücklicherweise gibt es noch viele Menschen, die den entsprechenden HerzrnSfinn haben. Rosengewächse! Jedes botanisch« Lehrbuch berichtet uns, daß sie zur großen Familie jener Pflanzengebilde ge hören, wo der Blütenboden scheibenförmig, stielförmig ver längert, becher- oder krugsör ig ist, und daß aus seinem Rande meist fünf Kelch-, fünf räumen- und zahlreiche Staub blätter stehen; und nach solchen nüchternen Betrachtungen kommt dann mit Recht eine besondere Würdigung der „edlen" Rose, der Königin unter den Blumen. Ihr zauberisch köst licher Duft, so werden wir belehrt, hängt mit einem sich leicht verflüchtigenden Oele zusammen, und die Gewinnung dieses Rosenöles zur Bereitung wohlriechender Wässer und dergl. ist ja eine sehr wichtige Toilettesache. Doch am herrlichsten macht sich die Rose eben in ihrer ganzen frischen, unmittelbar natürlichen Schönheit, wo man Duft und Farbenpracht und zarte und doch so königliche Gestalt auf einmal und harmo nisch zusammen auf sich wirken läßt. ES ist und bleibt richtig, daß, wenn die Rose selbst sich schmückt, sie auch dem gesamten Garten hohen Schmuck und Glanz verleiht. Kein Wunder, daß gerade diese Blume dem deutschen VolkStum viel zu sinnen und zu sagen gab. Manche sprichwörtliche Redensart hat an dir Rose angeknüpft. „Pflücke di« Ros«, wenn sie blüht; schmiede, wenn das Eisen glüht!" „Die schönste Rose duftet nicht für sich!" „ES blüh'» nicht alle Rosen rot!" „Keine Rose ohne Dorn!" „Man kann nicht immer Rosen pflücken geh'n!" Ja, auch die Rosenzeit ist dem ehernen Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen, aber um so mehr soll man sich freuen, solang« sie noch da sei» kann, soll sie ausnützen und genießen. Und es liegt so nahe, einen Vergleich mit dem Menschenleben zu ziehen unv an Jugendlust und Jugendkrast zu denken. Was Otto Roquette gesungen hat, das wird immer gern nachempfunden, und cs klingt so schön und packend, wenn es junge Menschenkinder wie in hrlk.it Jnbel hinausschmettern: „Noch ist die blühende, goldme Zeit, o du schöne Welt, wie bist du so weit! Und so weit ist mein Herz, und so blau wie der Tag, wie die Lüfte, durchjubelt von Lerchenschlag! Ihr Fröhlichen, singt, — noch sind die Tage der Rosen!" ... Es wäre eine töricht« Illusion, wollte jemand meinen, das Erdendnsetn könnte irgendwo aus lauter lichten, lieben Rosentagen bestehen; sie treten, wie gesagt, nur vorübergehend in Erscheinung, und sie heben dis Kampf- und Sorgrnzetten nimmer auf. Aber auch wenige, erfahren. Nach den vorliegenden Meldungen spielten sich die Ereignisse folgendermaßen ab: Die Aufständische» hattm sich zurückgezogen, nachdem sie vorher zwei mißlungene Angriffe auf die Hauptstadt unter- nommrn hatten. Fürst Wilhelm befahl darauf einen energi schen Vorstoß gegen die Rebellen, die sich bei Schiak ver einigt hatten. Der holländische Major Kroon, der au die Stelle des gefallenen Obersten Thomson trat, befehligt« die Fürstlichen. Er verfügte über 1000 Mann und 2 Kanonen. Die übrige Artillerie wurde geteilt und je 250 ausgesuchten Leuten beigrgebe», die beauftragt waren, die die Sümpfe be herrschenden Hügel zu besetzen und von dort aus den Vor marsch zu decken. Gegen 6 Uhr morgens begann diese Ar tillerie zu feuern. Als die Kolonne an der Brücke über die Sümpfe angelangt war, wurden dort die beiden Kanonen postiert, während das Expeditionskorps, in kleine Trupps geteilt, vorging, um sich der Hügelruppen von Schiak zu be- mächtigen. Major Kroon hoffte, Schiak bis zum Abend ein genommen zu haben, aber bereits der erste Zusammenstoß mit den Rebellen hatte den Kommandanten darüber aufgeklärt, daß diese sich in großer Zahl hinter der Hügelkuppr von Schiak gesammelt hatten, um die Mallssoren in -inen Hinter halt zu locken und zu umzingeln. Viermal wurde der Angriff der Avantgarde abgeschlagen, dann brachen die Aufständischen plötzlich zum Sturmangriff hervor. Dir Rebellen eröffneten auf die Mtriditrn, die sich bis dahin überaus tapfer gehalten hatten, ein von Maschinen gewehren unterstütztes heftiges Feuer. Unter dem mörderischen Kugelhagel wichen die Mtriditrn zurück, nur hirr und da noch einen Schuß abseurrnd. Di« einrn wurdrn in die Sümpfe gejagt, dir anderen nach dm Bergen abgedrängt und getötet; nur wenigen gelang es, in die Stadt zurückzukehren. Ein Geschütz fiel m dir Hände der Aufständischen, ein zweites wurdr unbrauchbar gemacht. — In der Stadt entstand ohne allen Grund eine ungeheure Panik. Die Fliehenden konnten erst in den der Stadt zunächst liegenden Schützengräben aus gehalten werdrn. Vielleicht wäre den Ausständlfchrn in diesem Augenblick ein Eindringen in die Stadt möglich gewesen, doch versuchten sie es gar nicht. Dir Nachricht von der Nirdermrtzrlung sämtlicher Miri- diten war danach stark übertrieben; aber mehr als 200 Tote und ebensoviel Verwundete wurden frstgrstrllt. Dir furcht bare Niederlage der Mtriditrn wirkte auf die Stadtverteidigüng entmutigend. Die Mallssoren weigerten sich, erneute Angriffe auf dir Rrbellrn zu untcrnehmrn; sir rrklärten sich jedoch bereit, in der Verteidigung DurazzoS zu sterben. Regierung und Kontrollkommission forderten angeblich eine schleunige Ausschiffung aller Seeleute der Großmächte, die vor Durazzo vertreten sind. Der holländische Major Kroon soll schwer verwundet worden sein Fürst Wilhelm bleibt in Durazzo. Der das inter nationale Geschwader vor Durazzo befehligende englische Ad miral wünschte, der Fürst solle sich auf eins der Kriegsschiffe retten, falls die Aufständischen Durazzo nehmen sollten. Fürst Wilhelm aber, der während der Kämpfe oft in der Feuerlinie steht, erklärte, daß er sich nicht einschiffen werde, selbst wenn die von italienischen und österreichischen Matrosen beim Palais errichteten Verschanzungen fallen sollten. Lieber wolle er auf den Stufen des PalaiS bei der roten Fahne mit dem schwarzen Adler sterben. Ale rreuer« NumätNen? NX Ergebnis des Zarenbesuches in Konstanza wird zu ständigen Ortes dir Fortsetzung der Lockerung der bisherigen Rumäniens zum Dreibund und dir Vorbereitung der Möglichkeit eines AbschwenkenS zu Rußland angesehen, ohne daß der Augenblick des AbschwenkenS schon gekommen Mtühle und die Minderung der Zuvetta siM den Dreibuqd. DamÜ Gültigkeit der mit Oesterreich-Ungarn zwecks gemein samer Abwehr ßrgM-Mn Mischen Angriff vereinbarten Ab machungen als aufgehoben betrachtet werden. In Bukarest besteht glrlchwohl noch dir irrtümlich, Ausfaffung, daß diese Abwendung von Oesterrrich-Nngarn mit guten Beziehungen zu Deutschlands Politik und deren verantwortlichen Leitern möglich sei. ES besteht Anlaß zu der Annahme» daß von anderen Fragen der mit Rußland gemeinsamen Interessen nur die Dardanrllrlifrage und der Bukarester Frieden erörtert wurden, der mit russischer Zustimmung geschaffen worden war. Man glaubt, daß krinerlri in feste Form gekleidete Ab- machungen getroffen sind, daß aber Rußland sich verpflichtet habe, in allen Fällen, wo es für die Freiheit der Durchfahrt durch die Meerengen für russisch- Handelsschiffe eintritt, die selben Rechte auch für rumänische Handelsschiffe zu erwirken. Wegen des Bukarester Friedens wird berichtet, daß Rußland zugegeben habe, solange dies in den rumänischen Wünschen liege, keinen Versuch zur gewaltsamen Arnderung des Friedens zu unterstützen. Hierher gehört auch die dringende Abmahnung an die Türken und Griechen vom Kriege, da eiüe griechische Niederlage zu Wasser und zu Lande wie früher möglich sei und mit einer Schwächung Griechenlands «ine Minderung der Bürgschaften für die Sicherung des Bukarester Friedens be deuten würde. Zur Herstellung freundlicher Beziehungen auf der Halbinsel ist keine Verabredung mit Rußland getroffen worden. Anzetgeaprew - Die 4s will breltr, einspaltige Petitzeile oder deren Raum 1,4: im amtlichen Teil die geile 4d „Eingesandt" im Redaktionsteil die Zeile »»4 Mr schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, fitr WIederholungSaidruck Ermütztgun g nach fest stehendem Tarif. Für Nachweis und Offcrten-Annahme werden SS 4 Sondergebühr be rechnet. — Die Rabattsätze und Nettopreise haben nur Gültigkeit bei Barzahlung binnen so Tagen. Längere» Ziel, gerichtliche Einziehung, sowie gemeinsame Anzeigen verschiedener Inserenten bedingen die Berechnung de, Brutto-Zeilenpreises. J««seraten-!U>mahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditionen. MANU Agenden Tag: Sonnabend und Mittwoch jährlich r!» -Frankenberger Erzähler". Bezugspreis viertel- Monat, früAre^MonA Trägerlohn besonder,. - Einzelnummern lausenden ^EWUgwrrdm in unserer de» Boten und Ausgabestellen, sowie -hn- aenv^ew W Deutschlands und Oesterreichs an- unter «reuzband nach in der G°- MW für die MM MWmmlW M, du; MM MM M dm Mw! z« IMMz i. Sä. B-rantw°rtlich« Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. - Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Der „gerclmMenr" hm Muerle Wir drr „Franks. Ztg." aus Straßburg gemeldet wtrh, hatt« drr Statthalter Herr von Dallwitz an 15 Abgeordnete der reichSländtschrn Zwäteu Kammer, die der Steurrkommission angrhören, eine Einlabung zu einem Essen ergehen lassen. Die vier Sozialdemokraten und der Abgeordnete Wettrrle, die ebenfalls drr Kommission angrhörrn, wurden nicht ringrladrn. Das Zentrum stellte drshalb Erwägungrn an, ob man nicht dem Essen überhaupt sernblriben sollte. Am Donnerstag vormittag fand eine FraktionSsttzung der ZentrumSpartri statt, in der beschlossen wurde, an dem Essen tellzunehmrn, nachdem eine Erklärung des Abgeordneten Wetterte verlest» wordrn war, in drr dieser ausführt, daß er sich durch seine Uebrrgrhung in keiner Weise gekränkt fühlr. ES sei eine kindische Urberhrbung von Rrgierungsleutrn, wenn sie glaubten, einen Abgeordneten durch gesellschaftlichrn Boykott für seine politische Haltung strafen zu können. Jeder sich selbst achtende Parlamentarier werde sür eine solche Auf fassung nur rin mitlridigrS Lächrln haben. Nun, so ganz gleichgültig scheint dem Herrn Wetterlr diese gesellschaftliche Boykottierung nicht zu sein, sonst würde er sich nicht so erbosen. Die schönen Tage der Aera Wedel, als der gewandte Herr Abbö in den Salons der Gemahlin des Statthalters rin grrn gesrhrnrr Gast war und selbst hinter Kerkrrmaurrn noch durch dustende Blumengrüße aus dem StatthalterpalaiS erfreut wurde, sind demnach für Herrn Wetterlr vorüber. Albanien Wettere unentschiedene Kämpfe «m Durazzo. Ernste «nge. Widerspruchsvolle Meldungen. WArmd die italienischrn Meldungen vorwieg«nd von Niedrrlaarn drr Leute des Fürsten WiMm und von Fort- schrittm^ Ausständischeu berichten, äußern sich di. Wiener T«lrgramme nach wir vor zuversichtlich über dir Lage in Durazzo. Wie r» in Wirklichkeit steht, wird man erst später Neues He« kaust von der Wiese weg das Königliche Proviantamt Chemnitz. Gemeilldeverbandssparkasse Wiesa (Bezirk Chemnitz) SV» Prozent Tägliche Verzinsung.