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Anzeiger MSN für tie MM DWDmW M, das MM MM mi dm WM z« IMMg i. §«. <« 73. Jahrgang Mittwoch, »m 1« Juni 1914 «Vs 4. WMMWW MM« ?ärz erten »men. n. — litee. em el- aß >s- w- rr- lk. nn innen »»t«« a die iruno An- »S«r., rttes. i- n. Uhr lvr. Ä scht- heit ebenso vergessen, wie er. Es sei nicht Liebe, sondern wohl lediglich ein Zeitvertreib gewesen, der sie damals zu sammengeführt habe. Er schloß den Brief mit einem Siegel, versah ihn mit den nötigen Marken und schloß ihn in die lederne Posttasche, die jeden Morgen von dein Post boten abgeholt wurde. Erleichtert atmete er auf und schlich leise hinauf in das Schlafzimmer, um noch wenige Stunden Schlafes zu suchen. Im Osten lichtete sich der Himmel schon in wunder baren rosiggolden Farben. GemeilldeverbaMsparlasse Wiefa (Bezirk Chemnitz) S' « Prozent Tägliche Verzinsung. f»Meicbr innere!We Der Präsident der französischen Republik, Herr PoincarS, hätte sich nicht tagelang vor den Augen der Welt in Sorgen und Beklemmungen wegen der Bildung eine« neuen Ministeriums zu winden brauchen, wenn «S in Frankreich energische Männer gäbe, die rücksichtslos das Staatswohl über ihr eigenes In teresse stellten, unk wenn nicht Ränke und Intrigen in manchen Republiken eine so verhängnisvolle Rolle spielten. Keiner von den Herren aber riskiert die Gegnerschaft der mächtigen Linken, weil er fürchtet, dann bei den nächsten Kammerwahlen nicht wiedergewählt zu werden. Um andere aber sind die Ränkeschmiede unter ihrem Obermeister Clemenceau mit Eifer tätig, um aus „Rache für Versailles" Herrn Poincarö die Kabinettsbildung so schwer wie möglich zu machen und die --»ft <- S---'-»«»- >. S- - D--» ------ »M L «. «.«ft», d, S- W »W- V. und eine Scheidung noch nicht erfolgt war. In wie großer Bedrängnis Herr PoincarS nach der Ab sage VivianiS, Deschanels, DelcassöS, Dupuys und Paytrals sich befindet, geht am besten daraus hervor, daß er sich mit dem Ersuchen der Kabinettsbildung an den 72jährigen Ribot wendete, dessen größtes, aber nun bald verblassendes Verdienst rS ist, einer der Mitbegründer des russischen Bündnisses zu sein. Herr Ribot, der sich Bedenkzeit erbat, scheint jedoch eine leidlich günstige Aussicht zu haben, ein Kabinett zustande zu bringen, zumal ihm die Sozialisten dafür dankbar find, daß er 1895 den Besuch einer Marinrabteilung in Kiel gegen den Einspruch der Nationalisten durchsetzte. Srltta. Roman von D. »an Winterfeld. ——— ittaibdrnit »erbot«») Die reizende Tochter berückte damats jedermann, und es dauerte nicht lange, da hatte sie auch Falk von Dorns Dinne bxzaubert. Man fand so bald keine so anmutige Gestalt, solche Grazie und solchen Liebreiz. Dazu das volle, lange, schwarze Haar, das wunderbare Kolorit der dunklen Haut und die strahlend tiefdunklen Äugen. Und wie wußte sie Falt zu umschmeicheln, um seine Liebe zu betteln. Seit sie ihn kannte, wollte sie von keinem ihrer bisherigen Verehrer etwas wissen. Und er selbst fühlte sich damals übersättigt, ziellos. Er wehrte sich gegen die Zärtlichkeiten dieses schönen, jungen Geschöpfes. Doch schließlich gab er nach, und sie nahm Vüs für Liebe, was seine vorübergehende Schwäche war. Die alten Sanchos schien diese . Art von Liebesver hältnis weiter nicht zu beunruhigen. Sie kannten ihre Tochter wohl. Das Telegramm mit der Todesnachricht seines Onkels bot Dorn eine willkommene Gelegenheit, schnell abzureisen und diesem Verhältnis ein rasches Ende zu bereiten. War es ihm doch längst ein lästiges Hemmnis geworden, das er je eher je lieber abzuschütteln'trachtete. Die großen, ernsten Pflichten, die fortan seiner in Deutschland harrten, die Tätigkeit und Arbeit weckten in ihm alle schlummernden guten Anlag-n. Beruf und Arbeit hatte ihm bisher gefehlt. Nun lernte er den Segen der selben kennen und gab sich ibr ganz hin. Anitas Bild ver blaßte bald völlig in seiner Erinnerung, und als er Britta kennen lernte, glaubte er in ihr das echte Frauenideal ge sunden zu haben, und das Erlebnis in Sao Paolo ver sank in Vergessenheit. Ein- oder zweimal hatte er von Anita einen kleinen Brief roll Liebessehnsucht erhalten; aber er hatte sie gleich ver brannt und nie darauf geantwortet. Nun, nach zwei Jahren mußte dieser Bries kommen und gerade am Tauf tage seines Söhnchensi Er mußte ihr gleich schreiben, daß er verheiratet sei und sich jegliche Verbindung mit ihr verbäte. Und so tat er. Noch in derselben mondhellen, blüten- dUschdufteten Iuninacht schrieb er an Anita Sancho auf englisch, daß er seit länger als einem Jahr verheiratet sei, daß er elnen Sohn habe, und daß er sich fortan alle Briete von Unita verbitten müßte. Sie müsse die Vergangen' -Gar rs» M Km w»k * Fürst Wilhelm von Albanien hat wenig Glück in seinem Lande gehabt, aber in ganz Europa um so mehr Kritiker und strenge Richter gefunden. Wenn man gerecht sein will, so muß man vor allen Dingen fragen, was sollte der Be herrscher aller Albanesen in seinem Lande anfangen, da» für eine eigene Regierung gar nicht reif ist? Diese letztere Tat sache haben dir Großmächte und die Albanesen selbst nicht glauben wollen, und der Fürst hat demzufolge ebenfalls besser von) seinen Landeskindern gedacht, als sie es wert sind. LaS ist sein Fehler gewesen, aus dem alle weiteren Folgen ent sprungen sind. Aber es war ein verzeihlicher Fehler, in dem ihn die hohen Orden und Freundlichkeiten bestärkten, die er vor 1«inrr Thronbesteigung bon allen Potentaten erhielt. Daß die gar nichts bedeuten sollten, daß vielmehr Staatsangehörige seiner Beschützer noch gegen ihn intrigieren würden, wie eS di« Italiener getan haben, konnte er nicht erwarten. Stutzig hätte ihn allerdings die Tatsache machen können, daß kein Angehöriger einer außerdrutschen Dynastie sür den Thron vpn Albanien sich meldete. Die Albanesen waren früher einig in ihrer Abneigung gegen die Türken Lnd gegen ihre slawischen Nachbarn. Sonst aber standen dir Mohammedaner unter ihnen den Christen gegenüber, und die ersterer, dünkten sich als die herrschende Raffe, lieber die Gesinnung der StammeShäupter und Beys untereinander crzälte ein deutscher Reisender eine Aeußerung deS Miriditrnfürsten Prrnk bib Doda, wonach dieser „Herr" dem „Lump" Essad Pascha 400 Schafe hatte stehlen lassen und sich köstlich über den Streich gefreut hatte. Das sind die „Häupter des Volkes", die für.Geld Leute bekommen, so viü sie wollen, die zu allem fähig find. Geld, Geld, Geld, Raub unh Plünderung, find die Ziele des „nationalen" Ehr geizes, von Disziplin und Aufopferungsfähigkeit ist keine Rede. Woher sollten die auch in den Jahrzehnten voll Mord und Totschlag gekommen sein? Dir Albanese« haben einen Herrscher erwartet, der mit dem Säbel in der rechten, mit dem Geldbeutel in der linken Hand durchs Land reiten und seine Untertanen zu einem frischen, fröhlichen Kopfahschneiden unter den slawischen und griechischen Nachbarn auffordern würde, wofür er seinen Nur wenige Wochen noch, dann verließ Doktor Stein berg Professor B.'s Klinik und begann eine eigene Praxis. Die Kranken sahen dem Tage mit Bedauern, manche sogar mit Kummer entgegen. Denn alle hingen mit grenzenlosem Vertrauen an dem jungen Arzt. Auch die Pflegerinnen und Schwestern gestanden sich, daß Doktor Steinbergs Fortgang eine unausfüllbare Lücke hinterlassen würde. Heute morgen hatte er die Karte des Herrn von Dorn erhalten, die ihm die Geburt des Erben auf Dornburg meldete. Wer Hütte vermocht zu sagen, was bei dieser Nachricht in seiner Seele vorging. Das erste Gefühl war ein tiefes Weh, aber dann zwang er sich zur Freude, zur Freude über Brittas Glück. Wie selbstsüchtig schalt er sich, daß er anderem Empfinden Raum geben konnte, als nur ihr Glück im Auge zu haben. Sie hatte einen Gatten, der sie liebte, ein schönes Heim und nun auch ein ge sundes Kind. Wie mochte sie jetzt aussehen, wie mochte sie sich entwickelt haben? Ein tiefes Verlangen überkam .V^our einmal wiederzusehen, aber dann schalt er sich töricht und ging energisch an seine Arbeit. Es war die Zeit gegen sechs Uhr, wo er bei allen Pattenten die Runde zu machen hatte. Ueberall empfingen ihn Bücke, aus denen Liebe und Vertrauen ihm entgegen leuchtete. Wie wohl tat das seinem vereinsamten Herzen, ihm Bedürfnis, einen jeden mit einem warmen, tröstenden, ermutigenden Wort ausznrichten, und die ärgsten Schmerzen und Beschwerden bei diesem oder jenem in irgendeiner WRse zu lindern. . Es ziemlich zuletzt, als er an das Lager eines trat, dessen große, dunkle Augen ihm aus dem-schmalen, weißen Gesicht so sehnsüchtig entgegen- Herr Doktor, werde ich wirklich nie wieder neben können oder immer nur mit Krücken?" klang ihre trostlose I Stellung beS Staatsoberhauptes zu untergraben. Scheute man sich doch nicht, daS Gerücht in Umlauf zu setzen, der zweite Gatte der Frau Poincarö habe eine Klage wegen Bigamie gegen den Präsidenten angestrengt. Frau Poincarö soll ihre jetzige dritte Ehe eingegangen sein, obwohl ihr zweiter Gatte — vom ersten ist sie geschieden worden — noch lebte Ridsuirn Von einem guten Kenner Albaniens wird der „National- Zeitung" mitgeteilt, daß das Verlangen der aufständischen Albanier, wieder unter die türkische Herrschaft zurückzugekrhren, gar nicht so unbegreifüch und unverständlich erscheint, wenn man bedenkt, daß die türkische Oberhoheit über daS Land überhaupt keine Herrschaft bedeutete, da die Bewohner keine Steuern zu zahlen hatten, keinen Militärdienst zu leisten ver pflichtet waren und keine Gerichtsbarkeit zu scheuen brauchten, wenn sie einander totschossen. Dieser kulturlose Zustand, bei dem st« sich all« wohlsühlten, sollt« nun ein Ende haben, und dabei wurden Steuern verlangt, um Straßen zu bauen und Schulen einzurichtrn, überflüssige Neuerungen, die man früher nie gekannt und auch jetzt nicht notwendig hat. Die elemen tarsten Begriffe staatlicher Organisation fehlen der moham medanischen Bevölkerung des Hinterlandes, die deswegen auch so leicht von geschickten Agenten zu sanatisieren war und zum Aufruhr gegen die neue Regierung in Durazzo aufgereizt werden konnte. Der Wiener „Neuen Fr. Presse" wird aus Amsterdam gemeldet: Nach amtlichen Berichten der holländischen Offiziere Frage. „Aber natürlich werden Sie eines Tages wieder sehr schön gehen können, Fräulein Stern; es gehen so viele Leute mit einem künstlichen Bein, ohne daß andere es ahnen. Behalten Sie nur den Kopf oben und freuen Sie sich, daß die Heilung so gute Fortschritte macht." „Aber werden Sie noch hier sein, Herr Doktor, wenn ich das künstliche Bein bekomme? Mir ist so bange, wie das gehen wird!" „Ob ich so lange noch hier sein werde, weiß ich noch nicht, aber es lernen auch ohne mich so viele mit einem künstlichen Bein gehen. Warten Sie es nur geduldig ab, mein liebes Fräulein. Sie werden schon noch in den Bergen spazieren gehen, so gut, als hätten sie zwei eigene Beine l" Getröstet und erleichtert sah ihm das junge Mädchen nach, das vor einigen Wochen überfahren war und dann infolge davon das linke Bein abgenommen werden mußte. Mit verehrender Liebe und grenzenlosem Vertrauen hing sie an Steinberg, der sie in Abwesenheit des Chefs da mals gleich, als das Unglück geschehen war, operiert hatte. Sie zählte die Stunden, bis die Zeit seiner Krankenbesuche kam und zehrte dann von der Erinnerung an seine Worte. In bescheidenen Verhältnissen mit ihrer verwitweten Mutter lebend, hatte sie das Lchrerinnenseminar besucht, um später auf eigenen Füßen stehen zu können. Nun hatte dies Unglück ihre Pläne für lange Zeit zerstört. Steinberg wußte das, und sein mitleidiges Herz ließ ihn doppelt gütig und tröstend zu dein armen, jungen Menschenkinds sprechen, das nun doch zeitlebens ein Krüppel bleiben mußte. wie viel Not und Schmerzen gab es überhaupt auf der Welt! Wie dankbar mußte er sein, wenn es ihm vergönnt war, all das Leid nur etwas lindern zu können l Vielleicht war es gut für ihn, daß alles so gekommen war mit Brittas Verheiratung denn er selbst hätte seinem Beruf wohl nur mit halber Kraft dienen können, wenn er verheiratet wäre! Aber er wollte nicht mehr daran denken. Es tat inwendig doch immer noch gar zu weh, immer noch! Und dann kam der Tag, an dem er sich von dem Chef, von den Kollegen, von den Krankenschwestern und endlich von den Kranken selbst verabschiedete. Fast über wältigte ihn die Liebe, die ihm von allen Seiten in so reichem Maße gezeigt wurde. Fast in allen Augen glänzten Tränen, und als er endlich die Droschke bestieg, die ihn und seinen Koffer seinem neuen Wirkungskreis zuführen sollte da fühlte er es auch naß in feine Augen steigen. Fortsetzung folgt. 2-abs-ren blankes Geld in di« Hände schüttete. Nun ist ein I Stellung des Staatsoberhauptes zu untergraben. Scheute ernster Mann gekommen, der vor allen Dingen einmal Ord- > ba« «"6^ i« d-r nung schaffen will. Mit dem wissen sie nichts anzufangrn, weil ihnen sein Wesen fremd ist Es ist kein einheitliches Volk da, keine recht« militärische Macht, kein Geld, und so kommt eS, daß der Fürst zwei Schritte zurück tun muß, wenn er einen vorwärts getan hat. Das ist sein Kismet, und daran wird sich nichts ändern, so lange er keine reale Kraft in die Hände bekommt. Nur diese respektiert der Orientale, sonst nichts. „Liebe für da» an gestammte Fürstenhails" ist dort ein unbekannter Begriff, da« haben alle Balkanfürstrn ohne Ausnahme erlebt, und was dabei herauskam, zeigt der Junimord in Serbien und der Verrat de» Fürsten Alexander von Bulgarien, der doch gewiß «in tüchtiger Mann war. Fürst Wilhelms Erfahrungen in Durazzo sind also bisher noch nicht die schlimmsten. Was soll der Fürst tun? Seine mit Brillanten besetzten Orden nützen ihm nichts, und die Ansammlung «ine» euro- päischrn Geschwaders vor Durazzo nicht viel mehr. Diese, als eine Belästigung von den Albanesen empfunden, wird ihm höchstens aufs Schuldkonto geschrirben. Wenn er nicht als Herrscher auftreten kann, wird er auch nicht Herrscher bleiben. Zoldaten sind nötig, Geld nicht minder; möglich, daß die Gewehre «ich. zu schießen brauchen, wenn Geld die Hände füllt. Aber rS sind sehr viel offene Hände da! Die Aufgabe bon Jnsera^n suchen- wir im Interesse der rechtzeitigen Fertigstellung und Ausgabe unseres Blattes gefälligst ' zeitig al- Möglich erfolgen zu lassen. Größere Inserate erbitten wir uns bls vor- mittagS, S Uhr, während kleinere Inserate bis 11 Uhr mittags Aufnahme finden. Für spater einlaufende Anzeigen können wir eine Gewähr für dm Abdruck in der bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen. 131 WWWWWW Zrankenberger Tageblatt