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Lie L««e« »«r! Der Festausschuß für da- Lützel, talfest ladet die hilfsbereiten Damen für morgen Freitag abeud V»? Uhr zu einer Besprechung nach dem Saale des Roß ein und gibt sich der Erwartung hin, daß der Ein ladung recht zahlreich Folge geleistet wird. Da- Lützeltalsest soll ein Fest der Bürgerschaft für di« Bürgerschaft sein, alle an ihm Mitwirkenden tu« die- ehrenhalber. Be zahlte Hilfskräfte werden nicht eingestellt, da der Eharakter al» Bürgersest gewahrt bleiben soll, andererseits wird das ganze Unternehm« durchaus in dm Grenzen gehalten werden, welche di« gut« Gesittung einschltrßm. Bei all dem reichen Humor, der da» Fest beleb« und würz« soll, wird darauf grsrhm werd«, daß alle» Anstößige, da» sittliche Empfinden Verletzende unterbleibt. Trotz aller Oeffentlichkeit und Ge meinnützigkeit wird di« Veranstaltung eine Art große« Fa milienfest fei«, ein Fest, bei dem sich alle Akteure und alle Passiv« freundschaftlich nahe steh«, sich dem heiteren Harm- los« Genuß de» Augenblicks hingrben, dabei aber gegmeinan- der die Hochachtung wahren, die gesitteten Menschen selbst, verständlich ist. Soziale Unterschiede sollen bei derartigem Volksfest nicht hervortreten. Umsomehr ist e» erwünscht, daß au» allen Kreisen der Bürgerschaft di« jung«Damen sich zur Verfügung stellen, um da» Fest, da» der Allge. meinheit zugute kommt, fördern zu helfen, daß anderer- seit» aber diejenigen sich fernhalten, die durch ihren LebmSwandel da» Recht auf Hochachtung verwirkt haben. Die mristrn und größten Opfer an Zeit, Geld und Mühen bringt dem Unternehmen die Festleitung. Dieser ihre Arbeit zu erleichtern können die jungen Dam« mit beitragen, wenn sie sich morgm abend in genügender Zahl pünktlich einfinden, damit all« Stell« voll und — zur Ablösung — doppelt besetzt werd« können. fop. veschüötg««, do« Telegrapheuaulage«. Der Betrieb der Telegraphen« und Fernsprechleitungen erleidet oft empfindliche Störungen dadurch, daß die Porzellanglocken, an dm« die Drähte befestigt sind, mutwillig durch Steinwürfe zertrümmert werd« ober daß Kinder ihre Papierdrach« ge- g« dir Leitungen flieg« lassen oder Obstpflücker beim Ab« ernten der Früchte mit den Leitern oder mit Baumästen an die Drähte stoßen und diese untereinander oder mit den Zwei gen in Berührung bringen. Solche und andere Störungen oder Gefährdungen de» Betriebe» bedroht da» Strafgesetzbuch in den 88 317 und 318, wenn Fahrlässigkeit vorliegt, mit Gefängnis bi» zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu WO Mark, bei Vorsatz mit Gefängnis von einem Monat bi« zu drei Jahr«. Die Polizeibeamt« sind angewiesen, Verstöße arg« die gesetzlichen Bestimmungen unnuchstchtlich zu verfolgen. Alle, die in der Nähe der Leitungen zu schaffen hab«, können daher nicht dringend genug zur Vorsicht gemahnt werden. Auch ist Eltern und Lehre« zu empsehlm, di« Kinder vor unvorsichtiger oder vorsätzlicher Beschädigung der Telegraphen« anlagm ernstlich zu warnen und in dieser Beziehung sorg- fällig zu überwach«. f Poft «ach Südamerika. Nach einer Mitteilung der „Nordd. Sllg. Ztg." ist die Zahl der Briefsäcke, die in Paris dem Süd-Expreßzuge Paris-Lissabon an den Postanschluß- tag« für Südamerika zugehen, so groß, daß manchmal ein Teil der Beutel bei diesem Zuge wegen Unzulänglichkeit der Laderäume Zurückbleiben und mit ander« Zügen befördert werd« muß. Dadurch wird der Anschluß versäumt, die Briefe komm« tagelang zu spät an. Da« amtliche Organ empfiehlt möglichst frühzeitige Auflieferung der Briefe. — Sehr prak tisch wäre auch, die Laderäume im Pariser Zug zulänglich zu machen. r„... örilts. " Roman von B. von Winterfeld. u m (Neudruck verbot«) Da- Mütterchen könnte sich auf dem Lande bei mir erhol«! Oh, wie sehnt sie sich immer nach dem Landleben! Und dann wäre Vater nicht so mürrisch. Er könnte auf die Jagd gehen, reiten, und dann wäre er auch gegen Mütter chen nicht immer so reizbar und übellaunig, und Hans und Traute könnten die Sommerferien auf dem Lande sein! Mit einem Male stand ihr alles vor Augen, was hätte sein können, wenn sie damals im Sommer nicht nur an sich selbst und an Steinberg gedacht hätte, an Steinberg, der doch gar nicht an sie dachte! Aber wozu jetzt das alles durchdenken. Nun war es ja doch geschehen. Sie hatte Dorn damals abgewiesen, und es war doch selbstverständ lich gewesen, denn ihr Herz glaubte sie, einem anderen geschenkt zu haben, obwohl der andere freilich nie darum gebeten. Mit einem anderen im Herzen hätte sie doch un möglich Dorns Frau werden können I Als sie dann bei Tisch Mütterchens blasses, versorgtes Gesicht vor sich sah und ihren leisen Seufzer hörte, als d«e Geschwister von Weihnachten flüsterten, da kamen die ourückgedrängten Gedanken wieder auf sie zu und raunten: Du hast nur an dich selbst und dein eigenes Glück gedacht, damals im Sommer! Zum zweiten Male wird dir kaum wieder solche Gelegenheit geboten, für die deinen etwas tun zu können, für dein liebes, treues, abgearbeitetes Mütterchen. „Kind, du ißt ja heute gar nichts," unterbrach Frau von Kröben die Gedanken ihrer Tochter, und Britta zwang sich rasch zu einigen Bissen. Sie ging den ganzen Tag und bei allen Verrichtungen wie unter einer schweren Bürde umher. Noch nie bisher hatte sie die Frage gepeinigt wie heute: Tat ich damals recht daran, Dorn abzumeisen? In unseren Verhältnissen und um Mütterchens Witten hätte ich nicht zaudern dürfen, Dorns Antrag anzunehmen. Aber nun war es ja zu spät! Vorbei auch das! „Besorgst du zum Sonntag ein Adventsbäumchen, Britta?" fragten bittend die Geschwister, und Britta mußte mit betrübtem Gesicht antworten, daß sie in diesem Winter jede kleinste Ausgabe überlegen müßten, denn die Slärkungs- mittel für Mütterchen seien jetzt notwendig, und die kosteten so viel. Enttäuscht kehrten Hans und Traute zu ihren Schul- aufgaben zurück. Man saß beim Nachmittagstee unter der Hängelampe. Der Kessel summte leise. Da erscholl die Flurglocke, und dann brachte das Mädchen eine Visitenkarte herein. Er- staunen malte sich auf allen Gesichtern, denn Besuch war etwas Seltenes. „Der Herr sagt, er sei auf der Durchreise und habe gern die Herrschaften begrüßen wollen," erklärte das Mädchen. — Drestze». I« einem Dienerzimmer der bayerisch« Gesandtschaft wurde am Montag da» Lohngeld für di« Be- diensteten, da» dem älteste« Dimer zur Aufbewahrung an- vertraut worden war, au» einem Schranke gestohlen. Nm die Spur« de» Diebstahls zu verwischen, war ein Zimmrrbrand in dem Dtmerzimmer angelegt worden. Der Dieb und Brand stifter ist in dem jung« Dimer Josef H. verhaftet Word«, orr auch nach längerem Leugnen di« Tat «ingestand. Der junge Mann, dem zum 1. Juli gekündigt war, wollt« sich Mittel verschaffen, um nach London zu fahr«, um dort eine Stellung al» Kellner anzutreten. — CH««Mttz. Am 2. Juni wurde der von den Archi tekten Lossow u. Kühne errichtete Neubau der Chemnitzer Stadtbank durch Professor Han» Kühne übergeben. Die statt liche Sandsteinfassad« charakterisiert in ihr« edlen Form«, besonder» auch durch das wuchtige Erdgeschoß mit sein« schwrrvergitterlm Fenstern, ganz glücklich da» Bankgebäude. — Auerbach 1. v. Eine „Liebes-Tragödie" ohne blu tigen AuSgang spielte sich Montag abend an der Klingen thaler Straße ab. Ein 16jähriger Lehrling hatte von sein-r gleichalterigen „Geliebt«" ein« Korb erhalten und infolge dessen beschlossen, aus dem Leben zu scheiden. Er borgte sich ein lange» Küchrnmeffer und ging in die Wohnung seiner „Geliebten", di« « indessen nicht antraf. Er fchrirb ein paar Abschiedswort- an sei-«« „Geliebte" auf einen Zettel und be reite!« sich zum End« dadurch vor, daß er eine gehörige Ra tion Alkohol zu sich nahm. Abends fand man ihn regungs los, das Küchrnmeffer in der Hand, im Hausflur des Grund stück», in dem seine „Geliebte" wohnte, liegen. Man holte schnell einen Arzt und die Polizei herbei, die feststellt«, daß der „lebmSmüde" Jüngling sich «inen Mordsrausch geholt hatte, der nahe an Alkoholvergiftung grmzte. Er wurde in seine Wohnung gebracht. — OberrttterSgrüu. Hier brannte da» Wohnhaus des Zimmermanns Paul Seltmann bis auf die Umfassungsmauern nieder. — Wachwitz. Auf der Höhe unseres Ortes, in der Nähe des König!. Parke», ist man mit den Vorarbeiten zu einem neuen Sanatorium beschäftigt. Unternehmer ist ein Arzt. Für das Sanatorium steht «in Areal mit reichem Baumbestand in einer Fläche von 32 OVO Quadratmetern zur Verfügung. Vorgesehen sind ein großes viergeschossiges Lo- girrhauS und je ein dreigeschossige» BadrhauS und Verwal tungsgebäude, sowie Luft- und Sonnenbäder. Die ganze An lage ist auf 750000 Mark veranschlagt. Das neue Sana torium soll schon im Frühjahr 1S15 fertig sein. p-Mirkde Sext»»«» «ei» — Dem Oberst v. Äintersrldt, der unter Enthebung von seinem Post« als Militärattache bei der Gesandtschaft in Pari» als Abteilungschef in den großen Seneralstab beru fen worden ist, schreiben die französischen Blätter sehr herz liche AbschirdSworte. Sie heb« allgemein die liebenswürdige Art des deutschen Offiziers hervor, di« geeignet gewesen sei, freundliche Beziehungen zu schaffen. — Wenn man beim Kaiserhoch sitzen bleibt. So ganz ungestraft kommt die Sozialdemokratie weg« ihrer ungehörigen Demonstration beim Kaiserhoch doch nicht davon. In Straßburg war während des Pfingstfestes einem Schweizer Arbeiterverein die Teilnahme an einem sozialdemo kratisch« Arbeitersängrrfest in Straßburg verboten worden. Der sozialdemokratische LandtagSabgrvrdnete Schilling wollte nun bet« Staatssekretär Graf« v. Rocker« weg« dieser Angelegmheit Rücksprache nehme». Der Staatssekretär ließ ihm aber erklär«, er könne ihn nicht empfang«, weil er am 8. April (Landtagsschluß) beim Kaiserhoch sitz« geblieben sei. — Der sozialdemokratische Abgeordnete Wolfgang Heiur er klärte, daß der Beschluß seiuer Fraktion, beim Kaiserhoch sitz« zu bleib«, das Verkehrteste fei, waS unter gewöhnlich« po litischen Verhältnissen gemacht werden konnte, der Beschluß sei in der Fraktion übrigens auch mit ganz geringer Mehr- heil gefaßt worden. — Der Duala-N-ger Din, der in Hamburg weg« Hoch verrat» verhaftet wurde, ist beschuldigt, Versuche gemacht zu haben, Kamerun in die Händ« der Engländer zu spiel«. Diese Versuche warm wohl von vornherein au»stcht»loS, aber zur Aufrechterhaltung der Ordnung und der Disziplin unter den Rege« ist «s doch nötig, dm Neger zu bestraf« Din war nach Deutschland gekommen, um In der bekannt« Ent- eignungSaffäre der Duma-Reger Rücksprache mit dem Berliner Rechtsanwalt zu nehm«. Frankreich — Ein« kuriose Etiketteftage beschäftigt zurzeit die fran zösische Drputiertenkammer und der« schneidig« Präsident« Deschanel, der im bürgerlichen Leb« der elegant« Salon löwe ist und der „schöne Paul" gmannt wird. Der sozial demokratische Abgeordnete Britin erscheint zu den Kammer sitzungen in einer Radfahrerkappr als Kopfbedeckung. Alle wohlgemeint« Vorstellung« drS Präsident« und anderer Deputiert« doch eine würdigere Kopfbedeckung auf dem Weg« zur und von der Drputiertenkammer zu benutzen, da er sein« unabhängig« Eharakter doch auf andere Weise dokumentier« könnte, prall« an dem eisernen Entschluß des Sozialisten, seiner geliebt« Kappe die Anerkennung de» Parlaments zu erring«, machtlos ab. Bertin erklärt, man habe sich an die blaue Bluse des bäuerlichen Abgeordneten Thivrier gewöhnt und werde sich auch an seine Kappe gewöhn«. EttglckttV — Die deutschfeindlich« Londoner „Time-" veröffent lichten ein« Artikel über dir Rüstung« Europas, worin sie sich fast ausschließlich mit Deutschland beschäftig«, dessen Flotten« und HeereSverstärkung« erörtern und ironisch fragen, ob Deutschland nun endlich zufrieden sei. DaS Blatt, das natürlich nicht fragt, ob nun auch England, Frankreich und Rußland endlich zufrieden seien, will mit seinem Alarm- artikel augenscheinlich sein« bedrängt« französisch« Freun den und Anhängern der dreijährigen Dienstzeit brtspringen. WaS die Kriegsschiffe anlangt, so steht die Sache in Wirk lichkeit übrigens so, daß zum AuSgang dieses Jahres Eng land 33 Großkampfschiffe hab« wird, Frankreich 10, Ruß land 4, zusammen also 47; dagegen Deutschland 21, Oester reich und Italien je 4, in Summa 2S. Nach den bestehen den Flottmprogrammm wird sich das Verhältnis im Lause der nächsten Jahre noch stärker zu Ungunst« des Dreibundes verschieben. Im Jahre 1S17 werd« Vie Staat« der Lriple- mtente mindestens über 80, die des Dreibundes nur über 46 Großkampfschiffe verfüg«. — Suffragetten steckt« dm Pavillon eines Sportplatzes bei London in Brand, ebenso in Belfast eine Villa. Im Londoner Holloway-Gefängnis überfielen zwei junge Suffra getten den Arzt des Gefängnisses und schlugen ihn mit Hunde peitschen in» Gesicht. Der Arzt leitete die ZwangSernährung der Suffragetten, die den Hungerstreik ausgenommen hab«. Portugal — In Coimbra kam r» am DimStag, wie von der por tugiesisch« Grenz« nach Madrid gemeldet wirb, zu einem „Falk von Dorn auf Dornburg", las Herr von Kröben. Leise klirrend fiel der Teelöffel aus Brittas Hand, und ohne den Bescheid der Dienerin abzuwarten, trat der An gemeldete bereits über die Schwelle. Im schlichten, dunklen Anzug, erschien Dorn noch größer und schlanker, und das frohe Leuchten seiner Augen ließ ihn jünger erscheinen. „Ich bitte herzlich, diesen Ueberfall zu entschuldigen, meine gnädigste Frau, aber da mich mein Weg einmal nach Ebenhausen führte, konnte ich der Versuchung nicht wider stehen, Ihnen meine Aufwartung zu machen; hoffe ich doch, durch meine Bekanntschaft mit Ihrem Fräulein Tochter Ihnen kein ganz Fremder mehr zu sein!" Mit herzgewinnender Freundlichkeit hatte es Dorn gesagt, und bald wußte seine natürliche Gewandtheit alle Verlegenheit der ersten Ueberraschung so völlig zu be seitigen, daß er, wie selbstverständlich, genötigt wurde, am Teetisch Platz zu nehmen, als sei er ein alter Bekannter. Wie ein Wunder überkam es Britta. Hatte sie darum in letzter Zeit sich so viel mit Dorn beschäftigen müssen in Gedanken, weil er jetzt kam? Und warum er gekommen war, das hatte ihr der Blick seiner Augen gesagt, als er ihre Hand bei der ersten Begrüßung gedrückt und al» er ihr die Taffe aonaym, tue sie lym mit dem heißen Tee gereicht hatte. Eine Stimme in ihrem Herzen frohlockte, die andere zagte bange. Aber als Britta ihr Mütterchen ansah, die heute plötz lich jugendlich hübsch aussah, weil auf den eingefallenen, blassen Wangen jetzt eine ganz ungewohnte rosige Farbe lag, da frohlockte es in ihr: „Nun ist es mir doch noch vergönnt, meinem Mütterchen einen schönen, lichten Lebens abend zu bereiten!" Und der Abglanz dieser inneren Freude lag auf Brittas schönem, edlen Gesicht, so daß es Dorn noch nie zuvor so schön und anziehend erschienen war. Der Major war, nachdem er die erste Bestürzung über den unerwarteten Besuch überwunden, in froher, liebenswürdigster Stimmung, und niemand hätte in ihm den launischen Haustyrannen vermutet. Von den Kirchtürmen schlug es erst vier Uhr, doch war es schon finster, wie es die letzten Wochen vor Weih nachten um diese Zeit ist. Britta erhob sich und saate schüchtern mit einem lächelnden Seitenblick auf die Ge schwister: „Ich muß noch rasch ein Adoentsbäumchen holen, morgen bekomme ich keins mehr vom Weihnachtsmarkt I" Jubelnd klatschten Hans und Traute in dis Hände. „Es ist schon so finster, Kind," meinte die Mutter, „Lasse doch Hans den Baum holen." „Ach, Mütterchen, den muß ich doch selbst besorgen, das ist ja gerade die Hauptfreude," entgegnete Britta. Dorn war aufgestanden. „Ich werde das gnädige Fräulein begleiten, wenn Sie es gestatten, wir sind ja alte Bekannte und müssen noch Erinnerungen an Saßnitz ausirischen." Er hatte es so natürlich und selbstverständlich gesagt, daß niemand an eine Einwendung dachte. „Sehr liebenswürdig," meinte der Major. Britta kam in Kut und Velziacke herunter, und der dankbare Blick, den sie auf Dorn warf, ließ ihn glücklichen und frohen Herzens das Haus mit ihr verlassen. „Eigentlich hätte ich das nicht zugeben dürfen," meinte Mütterchen. „Es schickt sich doch nicht recht, aber es ging alles zu rasch." „Laß nur, Luise," schmunzelte der Major, und klopfte sie liebevoll auf die Schulter, was er schon lange nicht mehr getan hatte. Unterdessen schritten Dorn und Britta schweigend dem hellerleuchteten Marktplatz der Stadt zu, wo man um diese Zeit Tannenbäume in allen Größen feilbot. In langen Reihen hatten die Händler sie aufgestellt, so daß das aus sah wie ein kleiner Wald. Hin und wieder blinkten Sterne durch die eilig am Himmel jagenden Wolken, und der Wind fuhr pfeifend um die Straßenecken. Nachdem sie schon ein Stück Weges zurückgelegt hatten in stiller, erwartungsvoller Befangenheit, begann Dorn sie nach ihrem Leben und Ergc' fragen, seit sie Saßnitz verlassen haben. Und dar r erzählte er ihr von seinem Wirken in Dornburg, von seine n Förster und von der Reise nach München. Britta cte es klopfenden Herzens; als er von seiner Bekanntschaft mit Doktor Steinberg sprach, blieb sie plötzlich stehen und sah ihn im Schein der Laternen gespannt an. „Ich soll Ihrer ganzen Familie Grüße bringen. Als mir der Doktor mitteilte, daß er von Ebenhausen nach München gekommen sei, brachte ich das Gespräch darauf, daß ich im Sommer in Saßnitz ein Fräulein von Kröben aus Ebenhausen kennen gelernt hätte. Ich hatte indessen den Eindruck, daß Doktor Steinberg mehr Interesse für seine Praxis und seine Patienten hat, als für irgend etwas oder jemand anderes." Dann schweigen beide und wanderten weiter. Sie waren jetzt an den Platz gekommen, wo die kleinen Tannenbäumchen aufgestapelt waren, und Britta hatte bald ein passendes gefunden und gekauft. Sie wollte es gleich elbst mit nach Hause nehmen. Denn morgen war ja chon der erste Advent, und sie mußte es vorher ja noch chmücken und mit Lichtern versehen. „Wie schön finde ich die Sitte mit dem Advents bäumchen," meinte Dorn, indem er ihr die kleine Tanne abnahm. „Ich wünschte, ich könnte den Adventsabend mit Ihnen die Lichter anzünden dürfen." Und als sie imnier schwieg, blieb er plötzlich stehen und sagte: „Fräulein Britta, Sie wissen, weshalb ich herkam. Ihr Herz hat es Ihnen längst gesagt, das las ich in Ihren Augen. Ich muß es Ihnen auch sagen, weshalb ich nach München reiste. Nicht nur, um mich nach dem Ergehen meines armen Försters umzusehen, sondern um Dotor Steinberg kennen zu lernen. Es lag mir daran, den Mann zu sehen, der in Ihrem jungen Leben von Bedeutung gewesen ist. Ich fand einen klugen, angenehmen Mann,einen hervorragenden Arzt, aber ich hatte den Eindruck, daß sein Beruf ihm alles ist, ibn rastlos ausküllt." Fortsetzung folgt.