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Frankenberger Tageblatt MW für di, MMe MMmmißsst UU^Mg^mlszen^ md dm Mrat z« ImWtrii i. Kl »--.»«-«Mch,. R-d.«-»-: «°Sb»° <» I. S.. - -»d V-"-- °°» L s. R°,b.„ >» I. S-. US Dienstag, »«« 26 Mai 1014 7S. Jahrgang Bezirks- MD Anzeiger Vie Mm» in Hibsnien 8«fol«e eines drohende« Angriffes der Aufständische« auf Dura-zo Hube« sich am Sonnabe«d der Mtrft, die Mrsti« «nd ihr Gefolge «« Bord des italienische« Panzer« kreuzens „Misurata" begebe«. Die Europäer, die darum «achgesucht haben, find gleichsalls an Bord der italienischen Schiffe gebracht worden. Die italienifche« Matrosen find a« Bord zurüS-ekehrt, bis auf eine 30 Manu starke Ab« teilung, die zu« Schutze der italienischen Gesandtschaft ,u- rSiksrbliebe« ist. Die Aufständischen haben 4 holländische Offiziere zu Gefangenen gemacht. Eine Deputation der Aufständische« ist mit den Mitglieder« der Internationale« «outrostkommisstou, die den «usständischen eutgegenge- fahre« waren, um mit ihnen zu verhandel», in Durazzo engekomme« und hat das Ansuchen gestellt, mit dem Mirste« ,« spreche«. Der Fürst hat sich iufolgedeffe« in Begleitung seine- Generalstabes und deS italienischen AdmtralS Triseri am Sonnabend um V Uhr 3V Miu. abendS wieder au Laud begebe«. Die Fürstin ist ihm um 3 Uhr gesolgt. Au Bord der „Misurata" bliebe« «ur die sürstliche« Kinder und daS Gesolgt zurück. Italienische Matrose» sind aus Wunsch deS Fürste« zur Bewachung deS Palastes anfS ».'ne gelandet. Ein weiteres Telegramm aus Durazzo meldet: Die nach Tirana unternommene Expedition, die mißglückte, weil sie mit unzureichenden Streitkräften unternommen wurde, war durch die dortigen BiiS veranlaßt worden, die sich an den Fürsten um Hilfe gewandt hatten. Als die Nachricht von der Niederlage der Expedition, zugleich mit der Meldung eintraf, daß die Aufständischen nur eine halbe Stunde von Durazzo entfernt ständen, entschloß sich der Fürst auf Drängen der Diplomaten, mit seiner Familie die weiteren Ereignisse an Bord des italienischen Kriegsschiffes „Misurata" abzu- warten. Unterdessen fuhren mehrere Mitglieder der Inter nationalen Kontrollkommission und dek> diplomatischen Korps den Aufständischen entgegen, um sie nach ihrem Begehren zu fragen. Sie brachten den gefangm gewesenen holländischen Hauptmann zurück, der dem mittlerweile ins Palais zurück- > gekehrten Fürsten in Anwesenheit des diplomatischen Korps und dem Minister meldete, die Aufständischen wünschten eine schriftliche Erklärung, daß ihnen für ihre Abordnung, die ihm ihre Wünsche vortragen solle, freies Geleit zugrsichert werde und die Rückkehr der gefangenen Aufständischen gestattet werde. Der Fürst unterschrieb einen Seleitbrief und sandte ihn an die Aufständischen. Da darauf wieder di« Lage als sicher ange sehen wurde, so schifften sich auch di- Fürstin und ^e fürst- lichen Kinder auS. ES herrscht hier allgemein die Meinung, daß sowohl die Spedition gegen du Aufständischen, als auch die Einschiffung der fürstlichen Familie übereilt gewesen sind. Die Nacht zum Sonntag ist sehr ruhig verlaufen. Man erwartet die Parlamentäre der Aufständischen, die ein« Be- spr«chung mit dem Fürsten haben sollen Es ist nur eine italienische Truppenabteilung an Land geblieben, lediglich zum Schutze des Fürsten und der italienischen Gesandtschaft. Die Flüchtlinge kehren allmählich von den Schiffen an Land zurück. Durazzo, 25. Mai. Die Einschiffung der fürstlichen Familie erfolgt- hauptsächlich infolge des Drängens der Ma- lisorcn. AIS die Nachricht von dem Bordringen der Auf- ständischen gegen Durazzo bekannt wurde, befahl der Fürst, daß die zum Schutz der sürstlichenFamilie anwesenden Mallsorrn, um dem Zusammenstoß nicht den Charakter eines Konfessions- kampfrs zu geben, sich an Bord deS italienischen Kriegsschif fes begeben sollten. Die Maltsoren weigerten sich aber, auf das Schiff zu gehen, wenn das Fürstenpaar an Land bliche. Daraus begab sich das Fürstenpaar ebenfalls an Bord des Krie^sWffrs^Mffu^ h^gen Blätter fahren fort, die Lage in Albanien als äußerst ernst zu betrachten. Es liegen Blättermrldungen auS Durazzo vor, wonach Fürst Wilhelm vollständig in die Bedingungen der Aufständischen «ingewilligt und bereits einen AbdankungSvrrtrag unterschrieben haben soll. Wenn di- Aufständischen ihr- Angriffe gegen Durazzo weiter fortsetzrn, so würde Fürst Wilhelm gezwungen sein, von neuem an Bord eines italienischen Schiffe« zu gehen, um jedoch dann definitiv nach Italien zurückzukehren und nicht mehr in Al- banien au Land zu kommen. Pari», 25. Mai. DaS „Journal- veröffentlicht eine Konstantinopeler Depesche, derzusolge in dortigen diplomati schen Kreisen versichert wird, daß der italienische Botschafter Marquis Garroni bei der Pforte im geheimen angrsragt hat, um ihre Meinung über die eventuelle Ausstellung eines mo hammedanischen Prinzen für den Thron von Albanien zu erfahren. Mailand, 25. Mai. Der „Secolo" wird aus Udine gemeldet, das hier liegende Alpenjägerbataillon Cividale habe Befehl erhalten, sich zum Abgang nach Albanien bereit zu halten. Wien, 25. Mai. Hier sind Meldungen ans Konstanti nopel eingetroffen, wonach di« Zahl der Aufständischen in Albanien ungefähr 10 000 Mann beträgt, wovon 6000 Mann in ChioS unweit von Durazzo oder in Durazzo selbst sind, während die übrigen in Tirana und Umgegend sich auf- halten. Die Bewegung wird von dem Jungtürken Arif Hik- med geleitet. Rom, 25. Mai. Essad Pascha ist heute vormittag 11 Uhr vor der Konsutta vorgefahren, um mit dem Minister des Aeußeren zu konferieren. Hier verlautet, daß di« Schuld losigkeit Essad Paschas nachgewiesen sei und daß der General sich alsbald nach Albanien zurückbegebe« werde. ffui belsuu ms vsteffma Frankenberg, den 25 Mai 1-14 s* Die Feier des König-Geburtstag- wurde heut« leider durch Regrnwrtter beeinträchtigt. Die öffentlichen nnd vielen private Gebäude tragen Flaggrnfchmuck. Die Markt« mustk am Mittag fand viel« Zuhörer. f-r. Die Bürgerschule beging den Geburtstag des Landes- Herrn durch Veranstaltung einer Festfeier im geschmückten Mädchrnturnsaale der Anstatt. Die Feier wurde eingeleit-t durch den Gesang der ersten 3 Strophen des Liedes „Vater, kröne du mit Segen —" und Gebet. Hierauf folgte di« Deklamation der drei Gedichte „Unserm König", „DeS Kindes KönigSgruß" und „Königsparade", vorgrtragrn vom Schüler Paul Einert, der Schülerin Elsa Klier und dem Schüler Fritz Lüdicke. Der Chorgesang „Gott sei mit dir —" leitete über zur Festansprache des Herrn Wagner. In schönen Worten ließ der Redner den Inhalt der interessanten „Par« sifalfage" an den Augen der Festversammlung vorüberziehen. Zuletzt ermahnte er die Kinder, treu zu sein Gott und den Menschen und tapfer im kleinen und im großen, und legte den Knaben ans Herz, „durchzugehrn", wenn eS die Lage erfordere, wir ja auch der Name „Parsifal" bedeut« „Mitten durch". Der Rede schloß sich der Chorgrsang „Treue Liebe —" an, und mit einem Hoch auf dm König und sein HauS und dem allgemeinen Gesang der Sachsenhymne „Dm König segne Gott —" fand die nationale Feier ihr Ende. f* Auszeichnungen. Sr. Maj. der König hat anläßlich seines Geburtstages noch an folgende Herren Auszeichnungen verliehen: Herren Forstmeister Hoffmann in Frankenberg, Baurat Heim in Flöha, Äewerberat Dettelbach in Chem nitz, Fabrikbesitzer Teichmann in Wingendorf und Heyman« Knitta. Roman von B. von Winterfeld. 1 Idolen) Bald wurden die malerischen Türme des altersgrauen Stralsund sichtbar. Mit Entzücken sah Britta denn auf das herrliche Bild, als der Bahnzug auf der Fähre den Meeresarin überfuhr und sie zum ersten Male die dunklen, grünblauen Wogen erblickte, über die die weißen Möwen hinslrichen. Wie ein Märchen ragte hinter dem weiten, bewegten Wasser die alte Wallensteinstadt, deren Anblick in Brittas Seele die Er innerung an manches Stück Weltgeschichte wachrief, das sich dort abgespielt. Sie gedachte des dreißigjährigen Krieges, der Befreiungskriege, an Schills lichte Heldengestalt. Als sie ihr Entzücken in begeisterten Worten ausdrückte, flog über der Tante Gesicht ein fast mitleidiges Lächeln, das die junge Enthusiastin bald verstummen ließ. Tante Tina hatte sicher schon sehr vieles von der Welt gesehen. Aber konnte man dadurch abgestumpft oder übersättigt werden ? Das Schöne mußte doch immer schön und des vollen Ge nusses wert bleiben! Als der Bahnzug, die Insel Rügen durcheilend, an tösttkchett Buchenwäldern und stillen, blauen Seen vorüber- kam und endlich das weite Meer sichtbar wurde, da schwoll Brittas Herz, und sie"rief, die Gegenwart der Tante ver gessend, mit inniger Sehnsucht: „Wäre Muttchen doch hier, all das Schöne zu sehen!" „Das hätte sie auch haben können, hätte sie nicht so jung und übereilt geheiratet. Dadurch blieb sie natürlich ihr Leben lang in den engen Verhältnissen gefesselt!" klang die herbe Antwort. Dann, als bereue sie das Gesagte, fügte Fräulein von Scharfeneck hinzu: „Das ist übrigens wohl nichts für dich." Ein verwunderter Blick traf die Matrone aus den großen, jungen Mädchenaugen, in denen Tränen standen. Das Einlaufen' des Zuges in Saßnitz, das Besorgen des Gepäcks, die Wagenfährt zum Hotel, in welchem Zickmer bestellt waren, verscheuchte jetzt alle anderen Ge danken, und die Gegenwart verlangte volle Aufmerksamkeit. Ein elegantes Wohnzimmer trennte das Schlafzimmer der Tante von dem der Nichte. Die Fenster gingen alle nach der See. Vom Wohnzimmer führte eine Tür auf einen großen, überdachten Balkon. Man hatte einen Herr- lichen Blickmuf das Meer, auf die ferne Küste jenseits der Bucht, wo man Binz, Sellin und ganz weit Göhren liegen sah. Rauschend kamen die glasgrünen Wogen heran- gerollt, hoben ihre weihen Schaumkrünchen empor und sanken dann gurgelnd zurück. Dabei sangen sie immer die selbe große Melodie. Britta vermochte sich von dem ihr ganz neuen Bilde nicht loszureihen. Sie war gleich auf öen'Balkon geeilt und stand dort im Anschauen verloren, als die harte Stimme Tante Tinas sie rief: „Brigitta, zum Naturschwärmen habe ich dich nicht hergebracht! Denke an deine übernommenen Pflichten! Zuerst packe meine Koffer aus und räume alles hübsch ordentlich in Schränke und Kommoden. Dann kannst du mir beini Umziehen helfen und mich frisieren. Um drei Uhr wollen wir hinunter zur Table d'HLte. Vorher ziehst du dich auch etwas manierlich an!" Mit leisem Seufzer trennte sich die Angeredete von dem Anblick der schimmernden, ewig bewegten See und wandte sich der Arbeit zu, die ihr aufgetragen war. Die Arbeit war größer und mühsamer, als pe gedacht, denn es galt, vier große Koffer ihres Inhalts zu entleeren. Britta staunte über die Fülle kostbarer Wäsche, schöner Kleider, Mäntel, Hüte, StUfel, Handschuhe, wertvoller Schmucksachen, die sie sorglich verwahren mußte, so gut es ging und überlegte im stillen, wie viele Jahre ihr Mütter chen und sie selbst sich würden von diesen vielen Sachen kleiden können, die die Tante für wenige Wochen mit sich führte. Schränke und Kommoden vermochten nicht alles zu fassen. Das meiste mußte in den Koffern bleiben. Be quem auf einer Chaiselongue hingcstreckt, beaufsichtigte Tante Tina Brittas Arbeit, oft tadelnd und schelten», wenn sie fand, daß ein seidener Unterrock oder eine kostbare Spitzenmantille nicht behutsam genug behandelt wurde. Endlich war man fertig. Britta sah blaß und abgespannt aus. Von der offenen Balkontür her klang das Rauschen des Meeres. Oh, wie sie das lockte! Hätte sie jetzt doch schnell einmal an den Strand eilen können und all die Schönheit aus nächster Nähe genießen. Statt dessen mußte sie hier oben in den steifen Hotelzimmern unter all dem kleinen, nichtigen Tand die kostbare Zeit verbringen. Aber dann dachte sie an ihr Mütterchen, dem sie versprochen, ihre Pflicht treu zu erfüllen. „Jetzt komme mich frisieren," klang vom Ruhebett her die scharfe Stimme der Tante, und Britta tat ihr bestes, das graue Haar vor ihr in gefälligen Puffen und Scheiteln um den alternden Kopf zu legen. Auch hierbei fiel wieder manches ungeduldigeScheltworhbisFräulein vonScharfeneck sich mit einem lauten Seufzer darüber, daß man von un erfahrenen Provinzbewohnen ja nichts Gescheites erwarten könne, in ihre Frisur ergab. Britta war den Tranen nahe. Nicht ein freundlicher Blick, kein Dankeswort lohnte ihre Mühe. Freilich, was sie tat, mar ja ihre einfache Pflicht, die man als selbstver ständlich von ihr erwartete. Aber sie war es daheim gewohnt, daß man auch die gegenseitigen Pflichterfüllungen mit einem freundlichen „Bitte," oder „Danke" versüßte. Nachdem Tante Tina in ein kostbares kremefarbenes Spitzenkleid gehüllt war, und blauseidene Strümpfe und zierliche Laclschuhe den Anzug vervollständigten, wurde Britta endlich mit dem Bemerken entlassen, es sei die höchste Zeil für sie, sich umzukleiden, denn pünktlich um drei Uhr würde man zum Diner hinuntergehen. Erst jetzt fand Britta Muße, ihr eigenes Köfferchen auszupacken, und beim Anblick der Sachen, die ihr Mütterchen mit ihr zusammen ausgesucht und genäht, stiegen ihr unbezwingliche Tränen in die Augen. Sehr schnell war sie mit dem Einräumen ihrer bescheidenen Habe fettig und stand dann lange voll andächtig-'- Bewunderung an ihrem weitgeöffneten Fenster, in das der köstliche, frische Seewind hereinströmte. Wie groß und überwältigend schön war doch das Meer! So hatte sie es s.ch doch nicht ge dacht! Hoffentlich würde man nach Lisch an den Strand gehen und in den Buchenwald, der die steilen Uferhänge deckte. Oh, wie lockten seine tiefen, grünen Schatten, sein blumiger Waldboden, die Vogelstimmeui Der Neisestaub war schnell abgcwalchen, das volle Haar frisch aufgesteckt, und nach einer Viertelstunde stand Britta im dutigen, weißen Mullkleide im gemeinsamen Wohn zimmer, gerade als das Tam-Tam zum Diner von unren herauf tönte. Das Diner an der langen Table d'häte unter lauter fremden Leuten erschien Britta recht bedrückend, zumal ihre Tante sehr wortkarg blieb. Neugierige und bewundernde Blicke trafen die beiden Damen, die als Neuangekommene natürlich das besondere Inieresse der Tischgenossen erregten. Brittas liebreizende, schlichte Erscheinung bildete einen auf fall nden Gegensatz zu der stolzen, üppig gekleideten Ma trone mit dem finsteren Gesicht, und ein Gefühl von Mitleid regte sich in manchem beim Anblick des schüchternen, jungen Menschenkindes, dessen Herrin so wenig Herz zeigte. Von allen Seiten hörte Britta über Ausflüge zu Schiff, zu Wagen, zu Fuß reden. Der Wald, die sehenswertesten Punkte der Umgegend, die verschiedenen Schiffe bildeten den Stoff der meisten Unterhaltungen. Ihr Herz klopfte. Wann würde auch sie all die Schönheit genießen dürfen? Nach aufgehobener Tafel begab sich Fräulein von Schar- feneck in ihre Gemächer, und Brittas Hoffnung, nun end lich an den Strand und in den lockenden Buchenwald zu kommen, wurde sehr getäuscht, denn sie mußte der Tante die Zeitung vorlesen, während diese sich auf das Ruhebett streckte und erklärte, sie sei müde von der Reise. Dabei meinte sie übelgelaunt, die Tischgesellschaft habe ihr nicht sehr zugesagt; sie sehne die Ankunft einiger Bekannter herbei, die sie in zwei Tagen erwarte. Später saß man noch etwas auf dem Balkon, nahm dort den Tee, und hinterher mußte Britta noch lange mit der Tante B»amue spielen. Fortsetzung folgt.