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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger MSN für Sie MM MMmmW MS», Sir MM MgM mS Seil MM z« IMMttg i. M > , Verantwortlich« Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag vou C. G. Roßberg l« Frankenberg i. Sa. SV SounabeuS, den 14. März 1914 73. Jahrgangs ; weise, der ohne den Willen zur Belehrung die Welt und die ! Menschen betrachtet, wird dem Ungefähr dennoch noch ein« gute Seite abgrwöhnen: nämlich die wachsende Einsicht, daß all unser Wissen Stückwerk ist und daß nur menschlicher Hoch« mut sich anmaßt, ein genaues Wissen zu haben. Man denke, auch die Physiker fangen jetzt an, ihr« „Naturgesetze" nur als bedingt richtig anzusehen. Alles schwankt, Zeit und Raum. Das Ungefähr beherrscht die Stunde und da» muß schließlich nicht „ohne Erfahr" sein. Gemnndeverbandssparkasse Wiesa (BeMCHeumitz) S'/» Prozent Tägliche^Berzinsung. zu verlangen: „Im Hinblick auf die Bedeutung der geographischen Wissen schaft und den immer mehr steigenden allgemeinen Wert geogra phischer Kenntnisse bestimmt da» Ministerium, daß an den Gym nasien mit Normallehrplan von Ostern 1914 ab sür die Klassen Unter- und Obertertia versuchsweise der Unterricht in der Geo graphie um je eine Stunde vermehrt, und von Ostern 191k ab an allen Gymnasien, auch in der Untersekunda, mit einer Stunde ein gestellt wird- Um da» gleiche Maß ist dafür in Unter» und Ober tertia der grammatische Unterricht im Lateinischen zu kürzen, wäh rend die Stunde für Obersekunda in den Unterrichtsplan neu aus- zunebmen ist. « - Die für die Geographie Lewonntne Zeit soll zu eingehender Behandlung Deutschlands in Untertertia und der allgemeinen Erd kunde einschließlich der Völkerkunde in Obertertia und Untersekunda verwandt werden." 6« trcdecdeiMe« alt ?olireirpltrel Au» Wien schreibt man: ES ist merkwürdig, daß, wenn die Tschechen sich untereinander streiten, stets tt« Skandal affäre zum Vorschein kommt. Auch jetzt war wieder ein Streit zwischen den Nationalsozialen und den Jungtschechen auSgebrochen, und die Folge ist di« Enthüllung etn«S großen Skandal». « Die Rationalsozialen, der link« Flügel der Tschechisch radikalen, hatten den Juvgtschechen vorgrworfm, daß sie bei den letzten Wahl« von der Regierung aus dem staatlichen Dispositionsfonds mehrere hunderttausend Kronen erhalten hätten. Da» jungtschechische Leiborgan des Herrn Kramarsch hat sich nun mit einer Enthüllung „revanchiert", die eine Korruptionsaffäre ärgster Art aus dem nationalsozialen Lager an» Licht zieht. Die Prager „Narodni Lisch" bezichtigen nämlich unter Anführung von Dokumenten den Obmann der nationalsozialen Partei, Dr. Karl Sviha, in srinrm bürger lichen Beruf Bezirksrichter in dem böhmischen Städtchen Senftenberg, als „Konfident" im Dienste der politischen Gr- heimpolizrt gestanden zu habm und noch zu stehen. Ferner erklären dir „Narodni Lisch", daß zahlreiche Führer der ReichSratSmandat zur Verfügung gestellt hat. Das national- soziale Blatt „CrSke Slowo" verteidigt vorläufig noch Dr. Sviha, bis sich vor dem Parieitribunal, vor das er gerufen sei, seine Schuld unwiderleglich ergeben habe. Auf dem Prager WrnzelSplatze kam e» bereits zu Schlägereien zwischen Jmiatschechen und Nationalsozialen. Im österreichischen Abgeordnetenhaus« haben die deutsch- nationale« Abg«ordnrten Dr. Schürff, Wedra und Genossen ckle Interpellation an den Ministerpräsidenten Trafen Stürgkh gerichtet, worin Aufklärung über die Füll« tschrchischrr Skandal- gtschichtrn und über di« Zuwrndung staatlicher Gelder an tschechische Parteien gefordert wird. Der Sozialdemokrat Soukup fragte dm Präsidenten, ob er geneigt s«, »ox pmosiäio« dm Verrat des Abgrordnrtm Sviha» zu brandmarken. Der Präsident erwiderte, wenn die Angriff« wahr seien, so stehe er auf dem Standpunkte de» Interpellanten. (Beifall.) Hierauf besprachen noch mehrer« Abgeordnete die Affäre Sviha», teilweise unter heftigen Aus- fällen gegen die Regierung. MWH M Maul« so »el» VM Nachdem der erste Fürst des unabhängige», freien Albanim feinen Einzug in dir neue Hauptstadt Durazzo gehalten hat und di« Feststimmung und oer Trubel wieder einer alltäg licheren Auffassung, gewichen sind, hat Wilhelm 1. sein« erste RegirmngShandlung vorgenommm, indem er an sein Volk die offiziellen Worte der Begrüßung gerichtet hat. Wie aus Durazzo gemeldet wird, erließ der Fürst am gestrigen Donners tag folgende Pr»ll«matto«. Albaner! Heute tritt das freie und unabhängige Al- banjm in einen neuen Abschnitt seiner Eeschichte ein. Das Geschick dr» Vaterlandes ist von nun an dm Händen seines König», der Weisheit der Regierung und der Tüchtigkeit der BatnlandSfrmndr anvrrtraut. Der Weg, der vor uns liegt, ist lang und voll Hindernissen. Aber kein Hindernis ist unüberwindlich für ein Volk mit ruhmreichen Ueb«- lirferungm und altehrwürdiger Geschichte, für ein Volk, da», wie Ihr, dm festen Willen hat, zu arbeiten und fort- zuschreiten. Unsere Pflicht und diejenige unserer Nach- folger wird immer sein, auf da» Wohlergehm der Natton mit all« unserm Kräften Bedacht zu sein. Bon dies« s* Die Zett im Bilde. An der Bildertafel des Tage- blattrS kamen zum Aushang: Die Parade drr Krieger« und Milstärvereine der Untrrwrserorte vor dem Kaistr in Bremen. — Bon der Reise deS Prinzen Heinrich von Preußen nach Südamerika. — Der Beginn der deutschen Rrnnsaison in Rathmow. f* Kahrkarteuverkauf. Auf hiesigem Bahnhofe wurden am Bußtag 1145 Stück Fahrkarten verkauft, darunter 428 nach Chemnitz, 38 nach Braunsdorf, 58 nach Dittersbach, 197 nach Hainichen. s op. Fernsprechteilnehmer - Verzeichnt». Im Monat Mat erscheint eine Neuauflage des Verzeichnisses der Teil nehmer an den Fernsprechnetzen im OberpostdirekttonSbezirk Chemnitz. Anträge auf Amdemng oder Vervollständigung bestehender Eintragungen sind bis zum 1. April schriftlich und frankiert an die Verkehrsanstalt zu richten, an welche die Trilnrhmrr angrschlossen sind. s Der geographische Unterricht auf de« Gymnastinm. Die oberste Schulbehörde hat vor kurzem folgende Ministerial- Verordnung an die Gymnasien erlassen, die noch etwas über die vor Jahresfrist in Aussicht gestellte Lehrplanänderung hinauSgrht, ohne rin nmr» Opfer von einem anderen Fach Vefühlm beseelt, habm wir aus Eure« Händm die al banische Kron« angmommm. Albaner! In dem Augen blick, wo wir dm Thron besteigen, «warten wir, daß Ihr Euch alle um Euren König schart und mit un» an der Erfüllung uns«« nationalen Bestrebungen arbeitet. Wilhelm. u« belwal unä Valetta« Frankenberg, dm 13. März 1914 Ungefähr Einige sorgsame Beobachter unser« Zett wollen festgestrllt habm, daß das Wörtchen ungefähr (früh« sagt« man auf gut Deutsch circa) allmählich an Boden gewinnt. ES soll häufig« in dm Zeitungen, regelmäßiger im Verkehr angr- wmdet werdm. Vielleicht haben die Beobacht« recht. So «zählte jüngst ein Lehrer, daß ein Mädel auf die Frage, wieviel 7 und 6 ist, geantwortet haben soll, ungefähr 12. Was in der Tat ungefähr richtig ist. Träfe die Beobachtung ab« auch nur ungefähr in» Schwarze, so ständen wir hi« vor ein« eigenartigen, bedenklichen Erscheinung. Ungefähr dürfte wohl aus den Wörtern „ohne Gefahr" entstanden sein. Die häufig« Berwmdung von „ungefähr" würde also eine Vergrößerung d« Vorsicht bedmten. Sogar eine Steigerung d« Feigheit. Wir hätten also bei unserm Aussagen nicht dm Mut, die Dinge so zu nennen, wie wir sie sehend Wir gehen im Kreis« um sie herum, was in dem lateinischen Worte circa zum Ausdruck kommt. Wir nennen nicht mehr «in« Katze — eine Katze und fangm an zu schätzen, wo wir sogar Bestimmtes sagen könnten. Diese Wendung in» Vorsichtige hat ihre Bedenken: sie mag als Form beinahe wie Bescheiden heit anmutm. Aber als Erziehungsmittel würde sie schließ lich jede klare Vorstellung unmöglich machen und um unsere Gedanken einm Schleier von allerlei Möglichkeiten legen. DaS Ungefähr muß zu ein« Verschwommenheit unseres Denkens sühren: eS mtwühut den Mut zum deutlichen Be kenntnis. Der Sittenrichter wird also urteilen. Der Welt- Die Aufgabe von Inserate« «suchen wir im Jnteresse der rechtzeitigen Fertigstellung und Ausgabe unseres Blatte» gefälligst so zeitig al» «Sgltch erfolgen zu lassen. Größere Inserate «bittm wir UN» bis vor mittags S Uhr, während kleinere Inserate bis 11 Uhr mittags Aufnahme finden. Für spät« rinlaufende Anzeigen können wir ein« Gewähr für den Abdruck in d« bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen. Gymnasien ein lückenlos« Geographieuntrrricht von Sexta bis Prima geschenkt., , — DreSde«. Die Stadtverordneten lehnte« in ihr« gestrigen Sitzung in der Angelegenheit de» Nestbaues d« Gemäldegalerie daS Mehrheitsgutachten deS Ausschusses ab, bewilligten mit 40 gegen 39 Stimmen 45000V Mark zum Galerienrubau in den Zwingeranlagen unter d« Bedingung, daß sich die Reginung mit der dauernden Unbehaubarkek der übrigen Teile dieser Anlagen einverstanden «klärt und sprachen den Wunsch au» nach staatlich« Erwerbung der Freimaurer loge an dn Ostra-All« zur Errichtung der Sammlung»« Neubauten. — Dressen. Der hiesig« Poliz«iprästd«nt Korttig hat auf d«m Grbtet d« Btkämpsung d« modernen Verbrecherwelt Maßnahmen getroffen, die nicht verfehlen Waden, den Kri- minalpoltzeibeamten dm Kampf mit dm gefährlichen B«- brrchern wesentlich zu «leichtem. Diese Maßnahmen bestehe« 1. in der Einrichtung einer ständigen Poltzeischul« zur Aus bildung von Anwärtern und nmangrstelltm Exekuttvbeamtm für ihre allgemeinen Aufgabm und Pflicht«; 2. ein« Polizei- Fortbildungsschule zur Festigung und Wahrung d« erworben« Kenntnisse und zur Ausbildung im Kriminaldienst; 3. von krimlnalpolizeilichen Fortbildungskursen. — D« Unterricht i« d« ständigen Poltzeischul« soll daS gesamt« G«birt d« polizei lich« Tätigkeit und die zst dessen Verständnis «forderlichen Reichs- und Landesgesetze, sowie die ortspolizeilichen Vor schriften umfassm. — In d« Polizei-Fortbildungsschule soll« die Beamt« vor all« Dinge« auf kriminalistischem Gebiet ausgebildet, mit den Hilfsmitteln d« modernen Kriminalistik genau vertraut gemacht und mit allen dm Kenntnissm und Fähigkeiten ausgestattet werdm, ohne die sie Erfolge in ihrem Dienste nicht «zielen können. — Die kriminalpolizrtlichm Fortbildungskurse, die alle zwei Jahr« im Winter abgehaltm werden sollen, sind offen für höhne Polizeibeamte, auch können besonder» geeignete Polizeiunterbeamte zugelassm werden. In diesen Kursm sollen Themata au» dem Gebiet d« gericht lichen Medizin, Chemie, Photographie, Psychiologie, Psychiatrie, Kriminaltechnik durch namhaste Fachleute behandelt werden. Al» solche find die Professoren Dr. Luth« (Dresden), Dr. Kockel (Leipzig), Dr. Groß (Graz) und Dr. Popp (Frank- furt), sowie Obnmrdizinalrat Dr. Jlberg und ObnlandrS- gerichtSrat Dr. Weingart (Dresden) in Aussicht genommm. — Dresden. ES fällt in Dresden allgemein auf, daß man seit graum« Zeit von dem Projekt eines HygimemuseumS übnhaupt nichts mehr hört, zumal sich auch die zuständigen Stellen neuerdings darüber auSschwetgen. Es ist deshalb vielfach die Ansicht aufgetaucht, daß d« Plan, dem bekanntlich Exz. Lingner seine ganzm Kräfte widmete, überhaupt Wied« fallen grlassm worden ist. Die Vorarbeit« für da» Hygime- mufeum warrn bereits ziemlich weit gedieh«, dmn die Stadt Dresden hatte sich erbötig gemacht, ein Grundstück, dessen Verkaufswrrt auf etwa 1,8 Mill. Mk. geschätzt wirv, unent geltlich zur Verfügung zu stellen und dem Musmm einm jährlichen Zuschuß von 125 vvv Mk. zu gewähr«. Auch die Negierung hatte 1'/. Mill. Mk. für das Museum in Aussicht zrstellt. ES wäre bedauerlich, wenn die Verwirklichung de» Planes infolge innerer Widerstände ernstlich in Frage gestellt werden würde. — Ehemuttz. Ein 28 Jahre alt« Handarbeit« au8 Nürnberg, d« au» ein« Wirtschaft entfernt werdm mußte, machte sich auf d« Freiberger Straße durch laute» Schimpfen o bemerkbar, daß ein Schutzmann gegen ihn einschreiten mußte. Als dieser nahte, gab der Arbeit« aus einem Re- volver einen Schuß ab, der zum Glück den Schutzmann nicht verletzte. Gleich darauf schoß sich dn Attentäter selbst in dm Kopf, verletzte sich jedoch nicht lebensgefährlich. Bei seiner Mnahm« gebärdet« « sich d«rart, daß man ihn in die Nerven- Manstalt bringen mußte. — R«««»«,. Am 1. März fand in Aanaberg die -auptvnsammlung de» Erzgebirgischen Kanarimzüchterbunde- tatt, dem 8 Vereine angehüren und zwar aus Annabe^, Lhemnitz, Frankenberg, Glauchau, Hohenstein, Limbach, Mittweida und OelSnltz mit ca. 300 Milgliedern. Die die»- ährig« Bundr-ausstellung wird in Limbach abgehaltm. — Rite. Eine bedeutende Einbuße werden die landschaft liche« Schönheiten der Umgebung hiesiger Stadt erleiden, wenn der Plan der Stadt Schneeberg, dm ihr gehAg« Floßgraben teilweise zu v«legen und durch einen 1260 Met« anam Stollen unter dem Giersberg hindurch nach einem so- genannten Wasserschloß auf Oberschlemaer Flur zu letten, vandt werden." zur Ausführung gelangt. Die Stadt Schneeberg gewinnt ein. Durch diese Ministerialverordnung wird »un auch dm > bedeutende Wasserkraft, die zum Betrieb ei«» LitKriMs^ tschechischen Nationalsozialen Betrügereien begangm habm und daß außer Herrn Sviha nicht mehr und nicht weniger al» 18 Häuptling« dirs« wildm ObstruktionSparttt in Polizei- ditnstm stehen. Weit« behauptet da» Blatt, daß die National- foztalm sür die Einstellung ihr« Obstruktion von der Re ginung 350 VVV Kronen verlangt hätten, und daß ein Ver trauensmann der Partei zu einem Bntet« der Regierung kam und ihm da» Anerbletm machte, daß die nattonalsoziale Partei sür den Fall, daß sie sür ihre Parteikasse 350 000 Kronen «hatte, von d« Obstruktion gegen das Wehrgesetz ablassm wnde. Die Enthüllungen der „Narodni Lisch", die mit faksimi lierten Dokumenten unterstützt sind, habm selbstverständlich wie eine Bombe gewirkt. Dr. Sviha, d« vor Aufregung er krankt ist, betmnt zwar hoch und heilig seine Unschuld, und ' hat auch die EhrmbrleidigungSklage gegen da» Blatt ange- ? kündigt. Ab« « hat doch schon die Konsequenzen gezogen, > indem « die Obmannftelle seiner Partei nirdngrlegt und sein