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rankenberger Tageblatt Anzeiger 73. Jahrgang Freitag, dm S. J<muartz1»14 er a». >eit»- ? s Abouaements auf das Tageblatt aus dm Monat Ja*»«*, nehmen unsere TaaeblatwuSttäger und unsere bekannten AuS gabesttllm in Stadt und Land, sowie alle Poft«mftatte« noch entgegen. Sehr wichtig war die Vernehmung deS Zeugen Kriegsgertcht»- sekretär» Frommelt wegen der Protokollangelegeuhett deS KretSkommissarS Müller, die -u dem erwähnten Zu- ammeastoß führte. Zeuge Frommelt gab an, daß Muller seine LuSsage sehr ziigernd gemacht habe, so daß KrieaSgerichtSrat Oifiaudn wiederholt fragen mußte, um überhaupt eine bestimmte Antworr zu bekommen. Müller habe sich jedenfalls so geäußert, wie in dem Protokoll stehe. Müller habe also auch u. a. damals auSgesagt, daß Leutnant v. Forstner mit Steinen beworfen wurde. Unrichtig sei, daß KtiegSgerichtSrat Ossiander dem KreiSkommissar Antworten in den Mund gelegt habe, Ossiander habe die Aussagen auch nicht nach einer bestimmten Richtung hin „gedreht". ES sei überhaupt nicht daL Geringste an dem Protokoll geändert worden. Wohl aber habe er, Zeuge Frommelt, dle Empfindung gehabt, al» wolle SreiStommissar Müller nicht mit der Sprache heran». Trotz dieser sehr bestimmten Aussagen blieb der KreiSkommissar dabet, er habe den Eindruck gehabt, als ob seine Aussagen auch nicht nach einer bestimmten Richtung hin gelenkt werden sollten. Gendarmeriehauptmann Schotte sagte au», seiner Anficht nach sei e» empfehlenswert gewesen, Militär »u requirieren. Davon wollte jedoch der Kreisdirektor nichts -MsM sSr dit MM MWmM Mi, div MM ZmlMW M im ZMil z« ImWerg i. Kl. verautworüicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag vou E. K. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Vee vemtde fiw»pti»r Der deutsche Thronerbe besitzt, wir sich nicht zuerst wohl qder offensichtlich bet der Marotto-Debatte tm Rrtchstage im Herbst 1912 erwies, die Empfindung, daß «P da» Recht de, Kundgabe ferner eigenen Urberzeugung hat. AIS der heutige bayerische Minister - Präsident Graf Hertling damals eine rmrgtsche Reichtlpolitik nach außen hin verlangte, klatschte inrAronprsty, geräuschlos, Bttsäll. Daß nur der Sache, nicht der Person diese-^AeUßenuig gält, bewies dir lange Unterredung mit dem Reichskanzler von Bechmann-Hollweg, die dieser RrichStagSfitzung folgte. Später hat noch die Meinungsverschiedenheit wegen der Thronfolge in Braun schweig und jetzt die Zabern« Angelegenheit die Aufmerksam- km auf ihn gelenkt» » Die vorlngmden Tatsachen beweisen, daß dir Menschen« kepaer, wrlche dm deutschen Kronprinzen früher charakteri sierten als ttnrn ju»gru Herrn, der äußnltch frtnrm Vater, im Wese« seiner srrundltch-fauftrn Mutter ähnlich sei, sich grirrt haben. Prinz Wtlhrlm ist unter dem Zechen einrS lttbmSwürdtgm, humorvollm Auftreten« doch ein« ganz veuttedimä «nä fraMeled ES ist anzuerkamm, daß die Pariser Zritungen die Vor gänge in Eisaß-Lothringen zu keinen besonderen Ausfällen benützt habm, wenn sich auch in den für die breiten Be- völkrungSklafsen^bistimmlen Blättern so manche hämische Be merkung findet. Sehr korrekt ist die Haltung des Präsidenten PoincarS und seiner Regierung, dir freilich genug eigene Sorgen «egen der Kostendeckung der großen HeerrSsachen aus dem vergangenen Jahr« habm. Diese Tatsachen können nicht darüber hinwegtäuschen, daß Zabern und alles, was damit in Verbindung steht, bei unserm Nachbar« Empfindungen Hervorrust, di« uns nicht gleichgültig lassen könam. Dir Franzosrnzfinb^dirjmige Ratto« in Europa, die am schnellst« das glaubt, 'wäS sie wünscht, und so dmkm fir in dirsrm Falle, daß die Elsaß-Lothrtnger ihnen jeden Vorschub leistm werden, wenn «S noch einmal zu einer Auseinandersetzung darüber kommen sollte, wem da» Reichsland gehören soll. Um die Jahrhundertwende, zur Zett der letzten Weltaus stellung in Pans, war oder schien wenigsten» die Revanche lust unter dem Einfluß de» guten AuSstrllungSgeschästeS an der Seine stark gesunken, und der deutsch« Kms«, der «in« gläuzmdr eigme Darbietung von hochwertig«, künstlerischen Erzrugntssen gesandt hatte, könnt« gewissermaßen als populär in PcwtS gktttn. Mit dem einige Jahre später «rsolgten Ein- srtzm der Marokko-Angtlegmhrit und dm KriegSttribereim eines DelcassS schlug di« Stimmung um und ist auf diesem Weg« geblieben, wie sich aus der Behandlung harmloser deutscher Touristen in Ranch im Vorjahre und anderen Bor- kommnifsen zur Genüge gezeigt hat. Wenn die Franzosen also heut« lewlich ruhig find, egal ist ihnen Zabern nicht. Aus dem Konkordten. Platze m Parts ist noch immer die Statu« der Stadt Straßburg mit einem Trauerflor und mit den alarmierenden Abschriften versehr«, keine Regierung wagt dies SprktkmsW «t verändert!'. Wäre die Sache belang- loS, da«n bestände kein GMd, st« zu beseitigen; daS ist also nicht dch. FG Jeder Franzos«, der dm Platz brtritt, wendet seine Apgm nach di«s«m Standbilds das seine Mm Wünsche und Hosstlungm nährt. DaS beste Mittel, um dir gallische Revanchelust zu dämpfen, wär« die Tatsach«, daß di« Eisaß- Lochring« treu zu Deutschland hatten und nichts von etnrr Mckkehr zu Frankreich unffm wollen. Nach dem Geschrei von Zaber« glaubt mau jmseitS her Vogesen daran nicht, «ad so frißt stch der bös« EhauviniSamS immer tiefer i« di« BollSs^üe ei«. Ja keM« Fall« dürfen wir die deutsch« Äutörtt« schwäch««! lassen. Was di« Franzosen sich daun «inbtldm würdm, braucht nicht erst gesagt zu wrrdm. über« Kemter vor am finrgtgencbt Rach dem bisherigen Verlaus de» Prozesses wird der UrteilS- fpruch deS Gerichts gleichzeitig die Entscheidung darüber sein, welchen Zeugenaussagen mehr Glaubwürdigkeit beizumrssen ist, denen der Oifiziere oder denen der Zaberner Einwohner. BW beut« stehen sich di« Aussagen kraß gegenüber, wa» besonders am Wellen V«handlung»tage offenbar wurde. Wenn die 1200 Stück Schmäh-Postkarten und -Briefe, die Leutnant v. Forstner und Oberst v. Reutter erhalten haben, zu einer Broschüre vereinigt würden, fie würde die trefflichste Illustration zu der nationalisti schen Hetz« sein. Heißt «» doch in einem dieser Brief«: „In längsten» zwei Jahren wird Elsaß-Lothringen von Euch befreit sein uud die Trikolor« im Lande wehen, dazu wollen wir mit allen Kräfte« Michelsen. Jung und alt werden wir der firg- und glor reichen französischen Fahne folgen. Die Franzosen werden Euch und Euerm «aller wegsegrn wie Spreu." , Am dritten ««handlungStage kam eS, wie schon berichtet, zu ellttw scharfen Zusammenstoß -wischen dem, Zeugen KretSkom- «Mar M ülleriZadern)unddem Anklagevertreter KriegSgerichts- rät'Dr. Oss,ander. - Aus feine kichere Aussage, «S seien auf den Leutnant v. Forstner Stein« geworfen worden, konnte sich Zeug« Müller nicht mehr besinnen. Aufmerksam darauf gemacht, energisch« Natur, er sagt ruhig, aber bestimmt, was er denkt, ohne Rücksichtnahme auf andere Personen. Ein solches Ver halten wird, je nachdem, immer auf Zustimmung oder Pro teste stoßen, aber ne« ist «S krnigSwegS. Vor fünfzig Jahren äußert« stch d«r damalig« Kronprinz Friedrich Wilhelm, nach malig« Kaistr Frtrdrich, in Danzig geg«n Einzelheiten d«r inner«, LiSmarckfchtn Politik, «r hat auch spät«r r«cht b«. merkmSwerte Aussprüche getan. Unser Hottiger Kaiser nahm während seiner kurzen Krostprinzeuzeit Anlaß zu einer da mals viel beachteten Rede aus BiSmarck, und der jetzig« König von Bayern hat im Münchener Reichsrat manches Wort gegen RegterungSanschauungen gesprochen. In allen diesen Fällen lag den fürstlichen „Opponenten" niemals daran, Sensation hervorzurufen. Die kam von außen herzu. Und Kronprinz Wilhelm, der seine Tag« in tüchtiger Arbeit verbringt, zur Erholung stch frohgemut einen Sport wählt, ist am allerwenigsten Mann der Sensation. Wenn er auf dem Standpunkte steht, daß er, der im Mai 32 Jahre alt wird, wie jeder andere daS Recht seiner Meinung hat, so kann ihm da» nicht bestritten werden. Nur politisieren soll ein aktiver Offizier nicht. LeffntW MiWM SW sts M- ui i StMtnttietMtMs am Montag, den 12. Januar M^Abenv 6 Uhr. im Rathaussaale. Tagesordnung: Beratung über die Abschachtung der Seminarstraße. A W Frankenberg, am 8. Januar 1S14. Der Rat» vorsi - ende. »r. Irmer, Bürgermrister. 1 Im Anschluß hieran: * A j 2. öffentliche Sitzung -es Stadtverordneten-Kollegium-,' Tagesordnung: I. Besetzung der gemischten ständigen Ausschüsse. 2. Bewilligung von 600 M. für Bearbeitung de» Projekte» einer Urnenhalle und eine- Urnenhains, sowie von 300 M. für Anfertigung von BelegungSplänen für den Friedhof. Hierauf nichtöffentliche Eichung. AmtSgrrichtSrat Dr. Bähr, Borst lm eltah-Iotblleglrcben der soeben vom Statthalter Grasen Wedel mit einer die ernste Finanzlage der RrichSland« unterstreichenden Thronrede er öffnet, wurde, begann am Mittwoch die erste Etatslesung. ES ist begreiflich, daß bereits in die EtatSdrbatte Bemerkungen über die Zaberner Vorgänge eingeflochtrn wurden, wenn diese Angelegenheit im Zusammenhang« auch «rst nach Beendigung der Etatsberatung sowie deS Prozesses gegen Oberst v. Reutter behandelt wrrd«n wird. Schon vor der Konstituierung des Hauses gedachte der AlterSprästdent Burger in seiner Be grüßungsansprache der Zaberner Frage, in der stch die «ich»- länhtsche Regierung in einer schwierigen Lage befinde. Die militärische Nebenregierung greise beständig in die Zivilgewalt «j«. Die kommandlerrnden Generäle, die als Sieger in der Bevölkerung nur dir Besiegten erblickten, seien so ungeeignet wie möglich, über die politischen Zustände in den RrichSlan- den ein Urteil abzugebtn. Dir Oifiziere handelten wohl nach ihrer aufrichtigen Ueberzeugung, gingen abrr von falschen Vor- auSsetzungen aus. Der altdeutschen RetchStagSmehrhrit ge bühr« für di« warmherzige Vertretung der elsaß-lothringischen Interessen der Dank der reichsländischen Bevölkerung. Die Kundgebung gipfelte in der Forderung, die ReichSlandr müßten ein selbständig« und mit dm übrigen gleichberechtigter Bun desstaat w«rden. — Aus dies« Prob« kann man sich schon rin« Vorstellung davon machen, in welchen Ton die Zabern- D«batte de» Straßburger Parlament» vnlaufen wird. daß man doch nicht so leicht vergesse, ob auf Offiziere mit Striaen geworfen werde od« nicht, gab der Zeuge die Möglichkeit sein« früheren Aussage schließlich zu. Er gab daun weiter an: »Nach dem der energische Brief de» Oberste« v. Reutter bei un» eiuge- laufea war, hat d« KreiSdirektor sofort angeordnet, daß alle Polizeibeamten und Feuerwehrleute brreitgehalten werden sollten, um jederzeit 1» Mion trete« zu können. Biele Leute sammelten sich mm in d« Nähe der Wohnung de» Leutnant» v. Fi ES wurde da gejohlt und auch einmal gerufen: „Bive lc Während die Feuerwehrleute den Schlauch anschraub , Leutnant v. Forstner in der Nähe, rauchte eine Zigarette uud sah sich die ganze Sache mit au. Darüber waren die Feuerwehrleute sehr empört und d« Branddirettor sagte mir, « befürchte, daß sein« Leute nicht mehr parieren würden." Daß Menschenansammlungen in den Straßen statt fanden, wenn ein Offizier stch blicken lllß, daß gepfiffeu und ge johlt wurde und daß stch viele Skandalmach« hinter den Frauen und Kindern verbargen, gab d« Zeug« zu. Ruhe uud Krakehl wechselten ab. »Wenn man den richtigen Moment ver paßte, war alle» vorbei und nicht» zu sehe» und zu höreu," er klärte der Zeuge. Er habe fich nach ein« solchen Ruhepause »um Oberst v. Reutter begeben uud diesen gebeten, die Patrouillen au» de« Straßen zurückzuziehen. Der Oberst habe darauf erwidert: »Wenn Sie deshalb gekommen find, sind wir gleich fertig!" Der Oberst habe auch in erregter Weise gesagt, er scheue vor drm Aeußerste» nicht zurück, auch da» Herumstehen der Menschengruppen auf de» Straßen wolle er nicht dulden, ebenso nicht, daß die Leute lachten. Wenn da» so weiter gehe, werde er schießen lassen. Oberst Reutter habe dann allerdings hinzugefügt, wenn die Polizei versage, werd« er selbst dafür sorgen, daß die Leute nicht stehen blieben. Kreis- kommiffar Müller berichtete dann noch über die Angaben eine» Dienstmädchens bet einem Hauptmann; bet letzterem habe im Parolebuch gestanden, daß die Maschinengewehre bereit zu halten seien. Ein OistjierSbursche habe gesagt, Leutnant v. Forstner habe geäußert, e» wurde bald blaue Bohnen geben! — Rechtsanwalt Groffart warf hier ein: „Wenn hier vorgebracht wird, wa» Dienst mädchen und Bursche« gesagt haben, dann können wir in drei Wochen auch noch hier fitzen." Der Anklagevertreter beantraate aber trotzdem, diese Personen laden zu lassen, denn eS solle alle» aufgeklärt werden. Oberst v. Reutter bemerkte, er habe, al» die nsten Unruhen vorkamen, tatsächlich die Wachen verstärken und die Maschinen gewehre bereit halten lassen. Wa» ihn angehe, er habe nur ein Interesse gehabt: seinen Dienst zu tun. habe gar kein Interesse and gar keine Neigung gehabt, anstelle seine» Dienste» Polizeidtenst zu tun. Der Pandurenkeller sei geräumt worden, man hatte eben vorher mit der Möglichkeit gerechnet, daß Massenveihaftungen vorgenommen werden würden. Die Frage eine» Beisitzers, ob der KreiSdirektor die Anweisung zur Verstärkung der Gendarmerie erst gab, als der Brief de» Obersten mit der Verhängung deS Belagerungszustand«» drohte, wurde vom Zeugen Müller bejaht. Der Zeuge erwähnte noch, daß er davon gehört habe, wie Oberst v. Reutter geäußert HÄen soll: Em preußischer Landrat würde hi« die Sache ganz ander» machen, man sollte nur einmal den Bürgermeister einsperren, dann würde eS schon besser gehen. Die Zeugen Polizrtwachtmeister Mutzschirr und Polizei- diener Deutsch gaben an, „in Zabern lei alle« ruhig gewesen". Der Erste meint«: .Wären die Patrouillen nicht auf der Straße gewesen, e» wäre überhaupt kein Mensch dagewesen". Redakteur Hilliot vom „Zaberner Wochenblatt" hat eS al» provozierend empfunden, daß die Offiziere immer mit der Hand am Säbel auf der Sttaße gingen. Wegen sein« Verhaftung auf der Straße bat «Strafantrag wegen Mißhandlung, Nötigung und Frech" beraubung gegen den Oberst und gegen Leutnant Schadt gestellt. In vettnitz (Amtshauptmannschaft Stollberg) ist die Maul* und Klauenseuche auSgebrochen. Dresden, am 7. Januar 1914. Ministerium de» Imeer«. 1. Diphtherie-Ger« mit den Kontrollnummern: 1330 bi» 13öS aus den Höchst« Farbw«keo, 274 bis 278 aus der Mnckschen Fabrik in Darmstadt, 236 bis 248 au» dem Serumlaboratorium Ruetk-Enoch in Hamburg, 240 auS der Fabrik vormals E. Schrring in Berlin find, soweit sie nicht bereit« früh« wegen Abschwächung pp. ringezogm.sind, vom 1. Januar 1914 ab wegen Ablaufs der staatlichen Gewährdauer und 2 Tetattttö-Gern« mit den Kontrollnummern 184 bis 195 aus den Höchst« Farbwerken sowie mit dm KoMrollnummern 78 und 79 auS dem Vrhringw«k in Marburg ist weg«» Ablaufs der staatlichen Gewährdau« zur Einziehung bestimmt worden. Dresden, am 3. Januar 1914. Minifterinm de» Innern, II. «bttilung.