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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger DklW sm -je LönigWe Zmtchiipliiiamislßlifi Ma, dar MiMDikzerjst md San K-dtral zu ImkMg i.Ka, Verantwortlich» Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. - Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. UH? 137 Donnerstag, den S. Jmü 1913 72. Jahrgang die notwendigen Truppen dorthin zu senden, wo sie gebraucht > werden Also vom Standpunkt des Wortlauts des Vertrags ! aus kann Serbien keine Ansprüche erhebm. Der Vertrag ! spricht weder von Albanien, noch von Adrianopel, noch von unserm Verzicht auf Silistrien. Hätte Serbien rechtzeitig seine Ansprüche auf Gebietsteile erhoben, so hätten wir auf Serbiens Mithilfe verzichtet. Warum schwiegen die serbischen Delegierten, als wir zuerst in London über den Frieden kon ferierten. Wir würden eher auf Adrianoprl verzichtet haben, als auf Makedonien. Auf Makedonien verzichten wir absolut nicht. Wir verlangen nur die Erfüllung des Vertrags. Belgr«-, 4. Juni. Die Zusammenkunft der vier Minister präsidenten wird bereits Ende dieser Woche und zwar in Saloniki erfolgen. vrrtiicber umt SScdritcder Frankenberg, den 4. Juni 1913 Die Krem-wörter Allgemein belacht wird die Meldung süddeutscher Blätter, daß in einer Rohrmöbelfabrik eines Ortes bei Frankfurt a. M. ein „Stuhleur" vom GesellenprüfungSauSschuß die Note „sehr gut" erhalten habe. Stuhleur — das soll ein Stuhlbaurr sein. Es ist ja nicht zu befürchten, daß das Beispiel des betreffenden Gesellenprüfungsausschusses Nachahmung finden wird, aber bedauerlich bleibt doch, daß das schauerliche Wort gerade von dieser Stelle geprägt wurde. Man kommt ganz ohne Fremdwörter ja nicht aus; Worte wie beispielsweise Leutnant, Interesse usw haben Bürgerrecht in der deutschen Sprache erworben, aber man soll keine überflüssigen Fremd worte gebrauchen. Selbst das Wort Fürst sehen einige als Fremdwort, vom englischen „tks List", der Erste, abstammend an. Urbrigens gibt es auch in de» fremden Sprachen Fremd worte, so stammt das französische Wort Salon direkt vom gut deutschen Saal ab, das Wort „maoxor", essen, vom la teinischen luauäsro. Die Sucht nach dem Fremdwort entspringt aus der irrigen Anschauung, daß es „vornehmer" klingt. In Berlin,gibt es Tischlereien, nicht besser und nicht schlechter wie irgend eine sonst wo, aber sir nennt sich beileibe nicht Tischlerei, sondern „Werkstatt sür Jnnen-Architektur". Steinmetzereien werden zu „Ateliers für Frtedhofskunst", eine Buchdruckrrei im hohen Norden der Reichshauptstadt, die schlecht und recht durch Visitenkarte»- und RrchnungSsormular-Druck ihr Leben fristet, nennt sich stolz „Offizin für moderne graphische Kunst". Zahllose Beispiele könnte man ansühren für die Sucht, Fremd wort« in der persönlichen Standesbezeichnung anzubringen, der Vogel ist ja mit dem erwähnten Stuhleur abgrschossen worden. Das alte Wort: „Sei stets mehr als du scheinst, aber scheine nie mehr als du bist" hat keine rechte Geltung mehr. Das Lehrmädchen ist durch die „Lehrdame" ersetzt worden. Ein Arbeiter, der bei einem Möbeltransport-Geschäft beschäftigt war, nannte sich auf einem polizeilichen Anmeldeschein „Trans porteur". Daß der Banklehrling sich viel lieber „Volontär" n«mt, ist bekannt. Zu gefährlich können derartige Auswüchse des gesunden und guten Geschmacks aber nicht werden, es gibt immer noch Leute genug, die derartigen Narreteien die lächerliche Seite abzugewinnen und das Kind beim rechten Namen zu nennen vermögen. Das Publikum kann selbst viel bei der Bekämpfung der Fremdwörter.Unsitte tun. Das Laden fräulein, daS da fragt, ob der Herr die Krawatte noch etwrs „bleuer" zu haben wünscht, wie das tatsächlich vorgekommen ist, wird sich mehr an die deutsche Sprache halten, wenn ihm geantwortet wird, daß man mehr für „rougerr Dessins in kliniere". Das alte Scherzwort behält für viele seine Geltung: Man soll nie Fremdwörter gebrauchen, man kann nie wissen, was sie bedeuten! * s* ««» -em J»flizdieust. Der König hat den Land- gerichtsrat Dr. Apel in Leipzig vom 1. Juli ab zum Land- gerichtSdirrktor beim Landgericht Leipzig ernannt, sowie ge nehmigt, daß vom 1. Oktober ab Landgerichtsdireklvr Dr. Köhler in Leipzig an das Landgericht Dresden, OberamtS» richtex Dr. Stavenhagen in OelSnitz an das Amtsgericht Großenhain und AmtSgerichtSrat Dr. Härtel in Ehrenfrieders dorf unter Verleihung des Titels und Ranges eine- Ober amtsrichters an das Amtsgericht OelSnitz versetzt wird. t Zurückgewieseue RetchSlafstnscheine. Reichskassm- schein« zu 2V und 60 Mark und Fünfmarkscheine werden j-tzt mehrfach von öffentlichen Kaffen zurackgewiesen. Es handelt sich hierbei nicht rnn Falsifikate, sondern um solche Schein«, die das Ausfertigungsdatum 11. Juli 1874 und 18. Januar 1882 tragen. Diese Scheine find außer Kurs gesetzt und werden nur noch bei der Kgl. Preuß. Kontrolle der Staats- popier« in Berlin gegen Papier- oder Bargeld eingelüst, die Kassen weisen sie deshalb zurück. Wrr sich also unnötige Laufereien ersparen will, der sehe sich vor der Annahme der erwähnten Scheine die Daten an und weise außer Kurs ge setzte Scheine zurück. G * fA Sachsenburg. Der hiesige Turnverein D. T. begeht vom 7. bis 9. Juni dos Fest der Fahnrnwriy«, bestehend am Sonnabend abend In Kommers, am Sonntag nach Eintreffen zahlreich erwarteter Gäste mittags 2 Uhr Wriheakt, danach Festzug durch den Ort und abends Ball im Gasthof Sachsen- bürg und in JrberSdorf gleichzeitig. Am Montag wird «in der Mitgliedschaft geltender Tanzabend im Gasthof zu Sachsen burg das Fest abschließen. Aus dem Inserat in vorliegender Nummer des Tageblattes ist Näheres zu erfahren. — Haintchen. Ein großes vaterländisches Volksfest wird das Parkfest am 6. und 7. Juli werden, das, nach dm Vor arbeiten zu urteilen, seine Vorgänger an Größe und Aus stattung, sowie an Darbietungen noch wesentlich übertreffen wird. Schon die äußere Anlage wird einen ganz anderen Charakter tragen, da Teile des Stadlparkes in Benutzung ge zogen werden, die bisher bei gleichen Veranstaltungen nicht in Frage kamen. Und wie die Anordnung des Festes neu ist, so auch der Gedanke, der ihm zu Grunde liegen wird. Ein einheitlicher Rahmen wird alles umgeben, denn man wird zurückoersetzt in die gewaltige Zeit der Befreiungskriege vor 100 Jahren. Ein buntbewegtes Bild wird sich dem Auge bieten, und die Helden werden in die Erscheinung treten, dk unser geknechtetes Vaterland von der Zwingherrschaft befreiten. — Reichtvbrand. Dienstag srüh gegen ^,3 Uhr brach in der Säckelschen Färberei (Firma Kühnert u. Pertuch) rin Schadenfeuer aus. Durch das Feuer, daS in der Sengerei zum Ausbruch kam, wurde das Wohnhaus und rin kleines Nebengebäude, in dem sich die Gasoltnbrhälter befanden, voll ständig zerstört. — Freiberg. Die über der Freiberger Gegend ausge tretenen Gewitter haben an elektrischen Licht- und Strom anlagen verschiedenfach Schaden angerichtet. In Weigmanns- darf schlug gestern nachmittag der Blitz in das Wohnhaus des Gutes von Hermann Richter und äscherte dasselbe samt der angrenzende» Scheune, die viel Heu- und Strohvorräte enthielt, vollständig ein. Auf der benachbarten Lichtenberger Flur wurde der aus dem Feld« tätige 16jährige Dienstknecht Albin Berndt durch einen Blitzstrahl betäubt. In Berthels dorf bei Freiberg äscherte ein Blitzstrahl dir mit Stroh ge füllte Scheune der Wiitschaftsbesitzerin Pauline verwitwete Haupt ein. — Dresden. Anläßlich des Geburtstages des Königs von England sprach der Minister des Arußeren Graf Vitzthum v. Eckstädt bei dem hiesigen großbritannischen Ministerrrsidenten Grant-Duff vor und brachte die Glückwünsche der sächsischen Staatsregierung zum Ausdruck. — Ra-t-erg. Die Gattin eines hiesigen Hausbesitzers brach gestern nachmittag durch die schadhaft gewordene Ver deckung der im Hofe befindlichen Abortgrube und versank In den Inhalt dkrsrlden. Sie wurde zwar noch lebend aus der Grube herausgezogen, doch gelang es der ärztlichen Kunst nicht, sie am Leben zu erhalten Sie starb an den Folgen des Unfalls. — Löbau. Bei einem hier niedergehenden Gewitter sind drei Scheunen in Löbau, Großdehsa und Eiscnrode, sowie eine Wirtschaft in Bischdorf durch Blitzschlag ringeäschrrt worden. — Pethav. Tödlich verunglückt ist am Sonntag Herr Schneide, der Schwiegervater eines hier wohnenden Herrn Buschbeck. Er sollte aus dem Warnsdorf» Kranker Haule, wo er einige Zeit krank darniederlag, mit G. schirr abgrholl werden. Auf der Rückfahrt nach Warnsdorf schlug der Wagen an einer Kurve um. Die Insassen wurden hrrauSgeschleudert. Schneide blieb tot auf der Stelle liegen, während seine Frau «ine Schädelvrrletzung erlitt. — Leipzig. In der Gelchästssührung des Landtsver- bandes des Hansabundes hat sich ein Wechsel vollzogen, in dem der bisherig« Generalsekretär Dr. A. Gündel auf seinen persönlichen Wunsch sein Amt niedrrgelegl hat. Mit der provisorischen Wetterführung drr Arbeiten des Landesver bandes wurde d» Geschäftsführer der Ortsgruppe Leipzig, E. Berg, betraut. Negierungsjubiläum -es Kaifees. Am 15. Juni d. I. vollendet unser Deutscher Kaiser das 25. Jahr seiner reichgesegneten Regierung. ' Der unterzeichnet« Stadtrat «rächtet es als seine Ehrenpflicht, das Jubiläum festlich zu begehen, und veranstaltet deshalb 1 am «ora-eud vor dem Jubiliium-tagL, am 14. Juni, Abeav 8 Uhr im große» Saale de» Schützeuhaufes einen allgemeinen öfientliche« Kommers, in dessen Verlauf Ansprachen, Orchester-, Gesangsvorträgr, lebende Bilder und turnerische Vorführungen geboten werden, und wozu hiermit die VaterlstNdiKH gesinnte Einwohnerschaft ans da» Herzlichste eingeladen wird, und 2 am iS. Juni, vormittag 11 Uhr, am Denkmal im KriedenDPark eine Platzmnfik. Der Stadtrat gibt sich der zuversichtlichen Erwartung hin, daß die Bewohnerschaft an dem Ehrentage unseres Kaisers ihrer Freude und Verehrung für den Hohen Jubilar durch durch reiche Beflaggung und sonstige Schmückung der Häuser lebhaften Ausdruck verleiht. Frankenberg, am 4. Juni 1913. Der Stadtvat. Um Oe» Mbebeitrag In der ersten vertraulichen Besprechung über die Gestaltung drr Sätze des WehrbeitraaeS wurde der Antrag gestellt, bei drr Heranziehung dxr Einkommen bis auf 3000 Mark herab« zugrhen. Dieser Antrag wurde jedoch verworfen und man einigte sich schließlich auf die Grenze von 5Y0Y Mark. Drr Regierung geht aber auch diese Heranziehung viel zu weit. Sw . findet laut Tägf. Rundschau, daß drr Unterschied zwischen fundiertem Einkommen (Einkommen aus Kapitalvermögen) und nichtfundiertem Einkommen (Einkommen aus Erwerb), den sie, die Regierung, in ihrer Vorlage ausreichend berücksichtigt hat, von dem Ausschuß bisher gar nicht berücksichtigt worden ist. Jp dieser Beziehung wird die Regierung auf Abänderungen drangen. Wester wird sie darauf dringen, daß di« Grenze für die Heranziehung der Einkommen erheblich heraufgrsetzt wird, etwa bis auf 20 000 Mark. Die Regierung muß dabei Rücksicht auf dle Bundesstaaten nehmen. Diese erblicken darin, daß die Einkommen in einem so weiten Umfange herangezogrn werden sollen, eine Gestaltung d«s Wrhrbejtrgges zu einer Rrich- einkommrnsteuer. Eine solche aber wollen die Bundesstaaten unter allen Umständen vermeiden; auch mit Rücksicht darauf wechrfl die bisherigen Vereinbarungen üher die Gestaltung des Wrhrbestrages einschneidende Äenderuagen erfahren müssen. W« neue öMiwbartt soll durch die vereinbarten Verhandlungen der Ministerpräsi dent«» Bulgariens, S«rbiens, Griechenlands und Montenegros wenigstens sür die nächst« Zukunst festgelrgt werden. Ueber- schwengliche Hoffnungen werden von le »er Seit« auf die be vorstehenden Ministerbesprechungen gelegt; doch sicht man in ihnen einen erfreulichen Beweis des guten Willens, auf fried lichem Weg«. , zum Ziele zu gelangen. Emen neuen Krieg dürsten jetzt aber auch weder Bulgarien noch Serbien oder Griechenland anfangen, wollten die Regierungen dieser Länder nicht vom Sturm drr Volksempöruug hiywegaerafft werden. Ueberall herrscht Hunger und Elend, die Felder sind noch nicht besMt° und die Zukunft, erscheint geradezu grauenvoll, falls die Völker der Bylkanstaaten nicht sehr schnell unter dem Schuhs. ,des Friedens i zu, ihM Erwerbstätigkeit in Stadt und Land ^urÜckkehrsn. kchlnen. Bei dieser Sachlage sind die selbst« b, wußten Arußerungrn der Ministerpräsidenten Bulgariens und Serbiens großen Telles leere Ruhmredigkeiten und haben nur den Zweck, den Gegner zu täuschen und einzuschüchtern und möglichst günstige Bedingung^ sür sich hcrauszuholen. ' Dit Londoner Friedenskonferenz der Vertreter der Balkan- stqat« und derjenigen der Türkei, brachte nur unwesentliche AuMsachsy, Ernste Gegensätze tauchten, nicht auf. Zwischen dtp, Turf«, und S-rhien besteht «ine Meinungsverschiedenheit wegen des Kriegsmaterials im Werte von etwa 8 Millionen, daS vor Ausbruch des Krieges auf dem Wege von Saloniki nach der serbisch« Grenze von den türkischen Behörden be schlagnahmt worden war. Die Serben verlangen, jcht AuS- lieftruttg des Materials öder entsprechenden Schadenersatz. — Di« für Freitag anhergumte Sjtzüng, der. Botschasterreunion wird sich mit der Frage der Aegaffchen Inseln und der Süd- grenz« Albaniens beschäftigen. Abgesehen von zwei Inseln in der Nähe der Dardanellen, haben Griechenlands Ansprüche im Acgäischen Meere Aussicht auf volle Verwirklichung. Italiens strategische Interessen in der Gegend von Korfu werden gewährleistet und so jeder Zwiespalt zwischen Italien und Griechenland beseitigt. * * * vnkareft, 4. Juni. Hier verursachten die neuerlich ein« geganatyry Nachrichten über den drohenden Rücktritt der Ministerpräsidenten von Bulgarien, Griechenland und Serbien Aufregung und man glaubt,, daß dir Aussicht auf Erhaltung drS FriedenS mehr und mehr schwindet, obwohl di« Optimisten annthmen, daß die Haltung Rumäniens zugunsten des Friedens wirken werd,. — Bulgarien ergreift umfassende Maßregeln, um die Westgrenze gegen Serbien zu sichern. Wie», 4. Juni. Der bulgarische Kammerpräsident Danew, der aus der Rückreise nach Sofia sich kurze Zeit hier aushielt, gap in einer Unterredung, mit einem Mitarbeiter der Neuen Fr«i« Presse eine Darstellung des bulgarischen Standpunkt» gegenüber d« serbisch«« Forderungen. Er betonte nachdrück lich die. Friedensliebe Bulgariens, da» aber auf der Erfüllung de» Vertrags bestehen müsse Er fuhr fort: ES ist ganz, genau im Vertrag vorgesehen, daß jeder Maat verpflichtet ist.