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Zrankenberger Tageblatt MM sm »« ZSiiM MWtmmsihilst Mhi, da; MM Mgmcht m» Sai WM za IrMMrg i. Za Lerarrtwortltch« Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg t Sa — Druck und Berlag von L- B Roßberg tu Fraukeuberg t. Sa. n ° ^Mittwoch, re« 5. März ISIS 72. Jahrgang Abonnement» auf bas Tageblatt auf den Monat März nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Aus gabestellen in Stadt und Land, sowie alle Poftauftalte« noch entgegen. Feueralarm. Die Pfltchtfeaerwehr soll von jetzt ab auf der Brandstelle erst bei einem zweite« Alarm erscheinen. Der zweite Alarm besteht in drei Schlägen auf die kleine Tunyglocke, die sich in kurzen Pausen wiederholen. Frankenberg, den 27. Februar 1913. Ler Gtavtrat. Vie einmalige Abgabe vom vermögen Der Vorschlag der Reichsregieruug, die einmaligen Aus gaben für die Militärvorlage in voraussichtlicher Höhe von rund einer Milliarde Mark durch eine einmalige Abgabe vom Vermögen zu decken, hat keinen grundsätzlichen Widerstand, wohl aber einzelne Bedenken verursacht. Da das steuerpflich tige Vermögen im ganzen Deutschen Reich etwa 15V Milli arden beträgt, so mühte von ihm eine Umlage von etwa zwei Drittel Pr zent erhoben werden, um die volle Milliarde herauSzudckommrn. Da man die kleineren Vermögen dis hinauf zu 50 000 Mark frrigeben zu wollen scheint, würden dir ganz großen Vermögen zu einem entsprechend höheren Prozentsatz herangezogen werden. Obwohl in Friedenezeiten eine derartige Maßnahme zur Deckung militärischer Erforder nisse ohne Beispiel ist und trotz der Möglichkeit, daß sie im Auslande den grundfalschen Eindruck erwecken könnte, sie sei der letzte Rettungsanker, wird der Gedanke der Reichsregic- rung, wie die Stimmen im deutschen Blätterwalde beweisen, im allgemeinen zustimmend ausgenommen. Die konservative Kreuz-Ztg. beschränkt sich zunächst auf die kurze Bemerkung, dem Plane werde es die Wege ebnen, daß die deutschen Fürsten sich bereit erklärt haben, auf ihr PrivUeg der Steuerfreiheit gegenüber dieser Aufgabe zu verzichten. — Die Deutsche Tag es ztg., das Organ des Bundes der Landwirte, setzt voraus, daß eine besondere Abstufung der Vermögen nach deren Leistungsfähigkeit er folgen werde, daß sie sich dem geforderten Opfer für das Varerland grundsätzlich aber nicht versagen werde. — Die Leipziger N. N. schreiben: Das ist ein Verfahren, wie cs in der Geschichte der Entwickelung unseres SleuerwesenS und wohl auch dem anderer Länder bisher noch nicht dag-wesen ist. Und doch ein Ausweg, wie er glücklicher und passender nicht gesunden werden konnte. Daß der Bundesrat diesim Plan seine Zustimmung geben wird, ist wohl sicher. Und auch bei den einzelnen Frakuonen des Reichstags bürste sich kaum ein Widerspruch erheben. Der Plan trägt den Charakter einer Besitzsteuer, erfüllt also die Forderung der Linken. Ec wird aber auch dem Wunsch der Rechten gerecht, daß die Steuer von den Lebenden gefordert werde und nicht von den Toten. Ebenso ist dem Einwand, daß eine reine Vermögens steuer rin Eingriff in die Steuerkompetenz der Einzelstaaten bedeute, dadurch begegnet, daß die Steuer das Vermögen nicht dauernd belastet, sondern nur eine einmalige Abgabe darstkllt. Selbst die Sozialdemokratie müßte diesem Vorschlag der Re gierung zusttmmen. Die nationalliberale Magdeb. Ztg. führt aus: Man muß sich an die Eigenart dieses Gedankens erst gewöhnen, um ihn richtig zu verstehen. Macht sich doch zunächst das finanzpolitische Gewissen bemerkbar, das sich gegen die Wieder einführung solcher mittelalterlicher Abgaben sträubt. In unser fein ausgeklügeltes Steuersystem will eine „Bete", wie sie einstmals gang und gäbe war, nicht mehr recht Hineinpassen. Aber trotzdem, es liegt doch etwas wahrhaft Imponierendes in der Idee, eine Milliarde durch festes Zupucken in einem Griff hereinzubekommrn! Und schließlich gerade die Er innerung an die schweren Zeiten, die Preußen-Deutschland vor hundert Jahren durchmachte, legt es nahe, an den Opfer sinn der Allgemeinheit zu appellieren in einem Augenblick, wo der politische Horizont ringsum von Gewitterwolken ver finstert ist. Die fortschrittlichen Blätter äußern sich bedenklicher. So bemerkt die Voss. Ztg.: Die Beschwichtigungshosräle werden erklären: Einmal ist keinmal. Aber die Steuerzahler werden eS nicht glauben. Wenn man heute für den einen Zweck eine besondere Abgabe vom Vermögen erhebt, weshalb nicht übers Jahr für einen andern? Wenn man heute eine Milliarde oder mehr vom Nationalvermögen wrgnimmt, um eine Vermehrung der Reichsschulden zu verhüten, weshalb sollte man nicht einmal auf den schönen Gedanken kommen, da« Experiment öfters zu wiederholen, um die ganze Reichs schuld los zu werden? Man braucht dazu nur eine aus- fchlaggrbendr Sozialdemokratie im Reichstage, die es nicht erwartet hat, daß sie derart Schule machen werde. Das noch weiter links stehende B. T. meint, man könne über die ein- malig« Abgabe erst urteilen, wenn feststände, wie hoch die dauernden Auswendungen seien und auf welchem Wege sie beschafft werden sollten. Da« gesamte deutsche Nationalvermögen, für dessen Frst- rtzung vollständige und genaue Unterlagen nicht vviHänden ind, wird nach Darlegungen der B. Z. von fachwissenschost- scher Seite auf eiwas mehr als 150, etwa auf 200 Milliarden geschätzt, so daß nur etwa ein halb Prozent de« Vermögens als einmalige Abgabe zu entrichten wäre. Der Ansicht ist man auch in parlamentarischen Kreisen, wo die Annahme be steht, daß auch Vermögen unter 50 000 Mark der Abgabe unterliegen sollen. * * «öl«, 4. März. Die Köln. Volksztg. schreibt: Schwierig dürfte es sein, neben der einmaligen Vermögensabgabe, die im Reichstag eine wohlwollende Aufnahme findet, auch noch eine Erbschaftssteuer dem Reichstag zu unterbreiten, waS bis in die letzten Tage wahrscheinlich war. Die einmalige Ver- möaensabgabe verlangt 1 Prozent von allem Vermögen, das 100 000 M. und mehr beträgt. Bei einem Vermögen unter 100 000 M. bis 30 000 M. soll die Quote eine Abstufung erfahren. Auch eine Dividendensteuer wird als Ergänzungs- steuer für fortlaufende Ausgaben ins Auge gefaßt. Jnbezug der Heeresvorlage steht soviel fest, daß die einmalige Aus gabe, eine Milliarde, die fortlaufenden Ausgaben samt Zinsen noch mehr als eine Milliarde betragen, die nach Ansicht des Reichsfchatzamtes auf fünf Jahre, nach dem Wunsch des Kriegsmintsters auf drei Jahre verteilt werden sollen. Bom Reichstag 124. Sitzung vom 3. März Die allgemeine Erörterung über den Marineetat wird fort gesetzt. Abg. Noske (Wz.): Das Kaiserschiff ist eine verfassungs widrige Ausgabe, da es nur persönlichen Zwecken dient, wie der Kaiser selbst in seiner Rede zur Taufe der jetzigen Jacht gesagt hat. Die Panzervlattenindustrie schröpft das Reich. Man ver schafft dem Kruppschen Unternehmen die Möglichkeit, jährlich 30 Millionen Ueberschutz herauszuholen. Auch in der Marine wird jetzt der Boykott von sozialdemokratischen Geschäftsleuten beliebt. Man sollte nicht immer von dem vorzüglichen Material unserer Schiffe sprechen, sondern auch von den Menschen, die ihr Leben lassen mutzten Ueber einen Torpedobootsunfall ist nicht einmal ein Bericht erfolgt Auch Soldalenschindereien kommen jetzt vor. Eine Verkürzung der Dienstzeit lätzt sich sehr wohl einsi'chren. Wir begrützen die Anbahnung einer Verständigung mit England über die Rüstungen. Wir lehnen den Marineetat auch jetzt ab. Staatssekretär v. Tirpttz: Die Katserjacht ist keine ver fassungswidrige Ausgabe. Bei den früheren Ausgaben dafür ist hier im Reichstage niemals Einspruch erhoben worden. Es wird immer gesagt, daß die Arbeiter vom Schiffsbau, von der Flotte leinen Nutzen haben. Dabet entfallen 80 Prozent der Baukosten auf Arbeitslöhne. (Lachen bei den Sozdem., Zustimmung rechts.) Die Verluste an Menschenleben bedauere auch ich. Sie sind be gründet in dem nicht ganz ungesährlichen Geschäfte des See- sahrens. Wenn der Abg. Noeke sagte, dah durch die Rüstungs ausgalen wtr soziale Ausgaben nicht erfüllen können, so hat er keinen Staat genannt, der mehr für soziale Zwecke ausgtbt. Abg. Dr. Struve (sortschr.): Das für die Deckosfiziere Ge forderte ist das Mtndestmah, von dem nicht abgegangen werden kann. Die Bordabzüge müssen auf alle Fälle beseitigt werden. Auf den Schiffen mit zahlreicher Mannschaft genügt es nicht, wenn ein einziger Mann die Strafgewalt hat. — Abg. Erz berger (Zentr): Die Haltung des Zentrums in der Budget- kommission war ganz einwandfrei. (Lachen bei den Soz.) Auch Sozialdemokraten stellen Anträge, die sie zurückziehen, wenn ihre Unausführbar keit zutage tritt. — Abg. Noske (soz.): DaS Zentrum hätie die Macht, seine ursprünglichen Forderungen durchzusetzen. Die zweijährige Dienstzeit würde mit Hilfe deS Zentrums durch- gefühit werden können- Aber es ist ihm eben nicht ernst damit. Damit schloß die allgemeine Besprechung. Abgelehnt wurde der konservative Antrag aus Bewillig >ng der Stelle des neuen Departementdirektors. Angenommen wurden freisinnige Anträge auf Vereinfachung des MarineverwaltungSbetriebes, sowie eine von allen Parteien unterstützte Resolution auf Berücksichtigung von Lieferungen, die in der Hausarbeit hergestellt werden. An genommen wurde eine Resolution auf Verbesserung der Gesamt stellung der Deckosfiziere, sowie eine solche auf Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die Marineinfanterie und die Matrosen artillerie. Auf Anregungen auS dem Hause erwiderte Vizeadmiral Ca pelle, da in der Marine der Mann selbst seine Uniform bezahlen mutzte, sehe die Verwaltung aut deren billigste Herstellung; es sei jedoch Fürsorge getroffen, datz die Unternehmer, die Bestellungen erhielten, ihre Arbeiter ordenllich bezahlten, auch den Frauen würde Arbeitsgelegenheit geschaffen. SiamSsekrrtär v. Tirpttz er klärte, datz Lehrlinge, die politisierenden sozialdemokratischen Juaendveretnen angehörten, auf den kaiserlichen Wersten nicht aus genommen und die Arbeiter, die sich als Friedensstörer erwiesen, daraus entfernt würden. — Dienstag Welterberatung. vel baüianstieäen wird fortgesetzt für unmittelbar bevorstehend erklärt; ehe er aber nicht abgeschlossen ist, wird man sich nicht in Sicherheit wiegen dürfen. Urverrajchungcn hat es gerade tm nahen Orient während des Verlaufs der Wirren soviel gegeben, daß auch heute noch weitere nicht ganz ausgeschlossen sind. Immer hin spricht viel dafür, daß es nun endlich Ruhe geben wird. Die Tmkei wendet sich mit ihren FriedcuSanerbietungen be sonders an Rußland, dessen En floß aas Bulgarien maßgebend ist. Bisher scheint man in Sofia nur gegen, die Leistung einer großen Kriegsentschädigung gewillt zu sein, bei Abtretung Adrianopels die künftige Grenzlinie weiter nach Nordwesten zu verlegen und den Frieden zu schließen. Rußland hat die bulgarische EntschädigungSforderung für gerechtfertigt erklärt. Die Lösung des rumänifch-bulgarischrn Streites steht noch immer aus. Sollte der bulgarisch-türkische FriedenSfchluß zu- stände kommen, bevor sie gefunden wird, dann könnte sich Rumänien zu militärischen Maßnahmen gedrängt sehen, um nicht der freigewordenen bulgarischen mobilisierten Armee gegenüber im Nachteil zu sein. — Die österreichische Armee leitung traf alle Vorbereitungen zur Abrüstung. Erfolgt diese, und gleichzeitig von russischer Sette, dann ist die Ge fahr eines europäischen Krieges in weit« Ferne gerückt. Telegraphisch wird noch gemeldet: Sofia, 4. März. Eine hervorragende politische Persön lichkeit erklärte: Ein Friedenschluß wäre nur möglich, wenn die Türkei den verbündeten Balkanstaaten eine Kriegsentschä digung zahl«. Gewisse Großmächte sind zwar gegen diese Forderung; eS sei aber in Betracht zu ziehen, daß die Ver bündeten einen entsprechenden Teil der türkischen Staatsschuld übernehmen müssen. Ern Frieden ohne Kriegsentschädigung müsse demnach die Finanzlage der Verbündeten sehr schwierig gestalten. Bukarest, 4. März. Der Ministerpräsident MajorrSki hat ein Memorandum in der rumänifch-bulgarischrn Streit frage ausgearbeitet und den Großmächten übersandt. Er ver teidigt darin die rumänischen Ansprüche und betont auf das energischste die Notwendigkeit der Abtretung von Silistrirn an Rumänien. Die Gerüchte, Rumänien habe trotz der Ver mittelung der Mächte die Absicht, zu mobilisieren, tauchen von neuem auf. «oustautiuopel, 4. März. Die Rückkehr Enver BryS und des ganzen Generalstabs des 10. Armeekorps von Galli poli gilt als Anzeichen dafür, daß die Stellung der jetzigen Regierung mehr und mehr gefährdet ist. Gestern versuchten Anhänger der Opposition Kundgebungen gegen die Regierung zu veranstalten. Daß die Regierung den Vorgängen erheb liche Bedeutung beimißt, geht daraus hervor, daß die Wache auf der Pforte verstärkt und in der Vorhalle des GroßwesirS ein Schnellfeuergeschütz ausgestellt wurde. «oustauttuopel, 4. März. Die Nachricht, daß dir Bul garen vorüberfahrende fremde Frachtdampfrr beschossen haben, verursacht in hiesigen «chiffahrtskreisen große Ausregung. Wie jetzt bekannt wird, sind nicht nur ein französischer, eng lischer und italienischer Frachtdampfer beschossen worden, son dern auch deutsche, darunter einige von der Levante-Linie. Nach dem Bericht des Kapitäns des Levante-Dampfers „Ar- kadia" handelt es sich um acht Schiffe, von denen nur eins etwas schwere Beschädigungen erlitten hat. Petersburg, 4. März. Der König von Montenegro sandte gestern dem Vertreter des Figaro die Antwort auf eine Anfrage über die Ansicht der montenegrinischen Regie rung zur Skutarifrage. Die Antwortnote lautete: Nichts kann den Standpunkt des Königs wie seines Volkes betreffs Skutari ändern. Der Besitz SkutariS bedeutet für Monte negro eine Lebensfrage; eS müsse Montenegro rinverleibt werden. Loubou, 4. März. Die gestrige Botschasterkonferenz dauerte länger als gewöhnlich. Wie es heißt, wurde be schlossen, daß jede der kriegführenden Parteien um Mitteilung darüber ersucht werden soll, ob eine Intervention der Mächte angenommen werden würde. Oertlicber uns Zäcdtircder Frankenberg, den 4. März 1913 f* Di« Zett tm Bilde. An der Bilderiasel des Tage- blattes wurden auSgr stellt: Die Spezialmiision Rußlands zur Ueberreichung des Andreasoldens an den Präsidenten Poin- carS. — Das Aerophon, ein Verständigungsapparat für Aviatiker. — Tätowieren mittels Elektrizität. fkA Ju der Realschule fand am 3. März unter dem Vorsitze des Herrn Geheimen Schulrat Dr. Lange die münd liche Reifeprüfung statt, der sich 12 Schüler der ersten Klasse unterzogen. Sämtliche Schüler bestanden die P üsung, und zwar erhielten in den Wissenschaften 2 Ila, 1 II, 3 Ild, 3 III», und 3 III; in Betragen konnte allen Schülern I erterlt werden. Von den Abgehenden widmen sich 4 dem kauf männischem Beruft, 2 dem Banksache und I dem Postsache; 2 wollen Ingenieure werden, 1 wird die höhere Oberreal- schul« und 1 die höhere Wrbschule besuchen; einer beabsichtigt, als Offiz er in die Kaiserliche Marine einzutreten. f-* Mu Sportfest findet morgen Mittwoch abend IM