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weißen Flor bekleidet bestand, nahmen non der rochen Sonne Fleischfarbe an und in den Tausenden von Tropfen, wie besäet mit Edelsteinen, funkelten der grüne Smaragd, der blaue Sapphir, der gelbe Topas und der Karfunkel. Mir schwebte eine Psyche vor, die zum Lichte der Sonne fliegt und mit Bewunderung die Hände hebt, als hätte sie das gesunden, was sie sucht, und der eine Freude aufgeht wie einem Schmetterlinge, welcher aus seiner dunklen Hülle sich entwindet und das Licht der Sonne sieht und ihre Wärme fühlt. So schien mir diese Psyche ihre bunten Flügel zu schütteln und sich zum Blumenbeet zu erheben, wo sie den ersehnten Gatten schon spielend unter ihres Gleichen flattern sah. — Lavater war von dem schönen Gefühle beseelt, die Menschen durch Liebe zu vereinen. Mit rastlosem Streben und unermüdeter Thätigkeit arbeitete er so viel er konnte, sich und Andere nach der Vorschrift des versöhnenden Men schenbeglückers zu bilden, der das Heil auf die Erde brachte, der die Menschen die Wahrheit lehrte, daß ein Jeder, auch der Niedrigste, einen Himmel in sich habe, der mehr sei als Gold und Silber und die Schätze der Welt. Stets war er für Andere bemüht; er suchte jedem Nothleidenden zu helfen, jedem Armen etwas zu geben, suchte Jeden zu erfreuen und war unerschöpflich, Geschenke zu ersinnen und sie auf eine passende Art auszutheilen. Dem Einen gab er Geld, dem Andern Speise; seinen eigenen Rock einem Dritten, oder ein Buch, einen Spruch, eine Lehre, einen guten Rath; Niemanden entließ er ohne ein Geschenk, bestand eS auch nur in einer freundlichen, liebreichen Aufnahme, in wenigen belehrenden, tröstenden Worten, wo er nicht anders helfen konnte. Es war eine Freude, diesen regsamen Geist zu be obachten ; kein Augenblick ging ihm unbenutzt verloren! Schon