204 Stelle besucht, wo einst die Helden den Bund beschworen. So war meine Phantasie voll von dem Heldensinne und der Kraft dieses merkwürdigen Gcbirgsvolkes. Wie man nun gewöhnlich, wenn man im Bette liegt, ohne schlafen zu können, die Augen nach dem Hellen wendet, so blickte auch ich nach den Fenstern, in denen ich menschliche Figuren zu sehen glaubte. Ich dachte, meine erhitzte Phantasie spiegele mir diese Bilder in dem Dunkel vor. Nach und nach aber begann der Tag zu grauen und ich sah aus den Fensterschei ben die Schweizer-Heldcnthatcn gemalt, die mir zum Theil bekannt waren. In diesem Hause waren vordem die Bür- gergildcn zusammengekommcn und aus der Zeit stammten die Fenster. Diese Bilder paßten auch sehr gut in ein Zimmer, wo der Bürgerrath sich versammelte, indem so die edlen Tha- ten der Voreltern immer vor Augen waren. Die Familieu- wappen der edlen Geschlechter waren an den Fenstern eines anderen Zimmers. Uebrigcnö spiegelte mir meine Phantasie wirklich einmal solche Täuschung vor. Als ich noch im Bette lag und der Tag begann, schien mir an der beschwitzteu Fensterscheibe eine weibliche Figur zu schweben. Die weißen Perlentropfen, welche die Figur bildeten, waren fein wie Dunst. Je Heller das Tageslicht, je Heller trat die Figur hervor. Sie schwebte auf Schmetterlingöflügeln, welche aus größeren Tropfen be standen, von denen einige zusammenflossen und die Rippen der Flügel, andere noch größere die Augen aus den Flügeln bildeten. Bis jetzt war Alles im schimmernden Tageslichte weiß, in der reinsten Krystallhelle, Alles Glanz wie Dia mant vom klarsten Wasser. Doch drängte sich die Sonne in hoher Pracht durch die Zweige der Bäume und befeuerte in mannigfaltigen Farben die glänzenden Wassertropfen. Die zarten kleinen Perlen, aus denen die Gestalt wie mit einem