IX Dingen auf eine zarte Contourirung. Beim Modell zeichnen mußte so lauge bei ciuem einzigen Acte ver weilt werden, bis derselbe in Form und Charakter möglichst tadellos erschien. Dann wurde eiu und das selbe Modell von verschiedenen Standpunkten und in verschiedenen Stellungen so oft wiederholt, bis es die Schüler aus dem Gedächtnisse wiederzugeben vermochten. Diese Methode hatte bereits Michel Angelo geübt und machte sich auch später Cornelius zu eigen. Aber was wenige Lehrer wagen dürften, Tischbein beteiligte sich mitten unter seinen Schillern selber am Actzeichnen, den Ehrenplatz stets dem firmsten Zeichner einräumend. Uni aber anch zugleich beim Studium der Technik den Schönheitssinn zu bilden, wurden von ihm nur Modelle von schönen Körpersormen zugelassen. Diese stellte er, znr Uebung des kritischen Blickes, zu weilen in die Acte berühmter classischer Statuen. Zum Lehrer im Compositiousfache mußte ihu Wohl die milde, selbstverläugneudc Naivetät, mit der er auf An derer Anschauungen einzngehen vermochte, in Verbin dung mit seinem unerschöpflichen Ideenreichtum ganz besonders qualificiren. Und bei dieser gediegenen aka demischen Unterlage stellte er doch stets die Natur als oberstes Gesetz auf. Dabei wies er, der Ausländer, seine Schüler stets auf ihre Natioualgeschichte uud eine zeitgemäße Richtung hin. Dieses Ziel verfolgte er in seinen, für sein eigenes Vaterland bestimmten Hanpt- schöpfnngen selber, wie er das in seinem „Armin, dem Retter Deutschlands", „Conradin, dem letzten Hohen-