— 106 — war so voll Rauch, daß man die Lichter kaum sehen konnte. Es ist, als hätte hier Rembrandt den Nebel seiner Hinter gründe studirt, der sich magisch vor dem Lichte bald dunkel, dann Heller vor dem Dunkeln herumwälzt. Von dem Vorsteher eines Männer- und Frauenhospi tals ward ich einst in das Gebäude selbst geführt. Auch hier sah ich vortreffliche Bilder, besonders eins von van der Helft; der Kops schien zu leben und die Lippe war zum Anfassen natürlich. Jeder Vorsteher mußte sich für das Haus malen lassen und so ließ sich der jetzige Vorsteher von mir malen. Keine Nation hat im Ganzen so viele treue Portraits ihrer Vorfahren aufzuweisen, wie die Holländer in allen, auch den geringeren Ständen, ausgenommen die wenigen italienischen Bildnisse aus der hohen Classe, als „Papst Leo X." von Raphael, „Papst Farnese" von Tizian und einige Venetianer von Bellini und Moroni. — Die Deutschen haben eine kleine Zahl der ausgezeichneten Männer aus den Zeiten des Luther. Da suchte man doch noch die Ebenbilder der vorzüglich geschätzten Menschen für künftige Zeiten zu erhalten. Die Holländer haben aber nicht bloß Portraits, sie ha ben auch Gegenstände behandelt, worin ihnen keine andere Nation gleichkommt: Backhuysen stürmisches Meer, van der Velde stille Seen, Schalken Nachtstücke mit Be leuchtung, SnyderS wilde Thiere, Hondekoeter Feder vieh, besonders Enten, Weenir todtes Wild. Kein Land kann man auch, ohne selbst dagewesen zu sein, so gut durch Bilder kennen lernen, wie Holland. Seine Künstler haben Alles gemalt, wie es da ist, die Erde mit ihren Kräutern und was darauf reift, von dem geringsten Jnsecte an bis zu den vollkommneren Geschöpfen; die Luft