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Beilage W Frankenberger Tageblatt nab Bezirksanzeiger. Rckakiru»: »rast »,ß»«rg in Krankra»«?!, t. S«. - Druck und »«lug von ». G. N-ß»«rg tu Fraateaberg t. D«. n»» »»»b«» s«it Chronologische vearbeitung her Ereignisse 1870/71. Bon Brno Roßberg. v. Dezember. Während nun die Ereignisse vom Feinde mit blutigem Griffel in das Buch der Weltgeschichte »erzeichnel Ivurdcn, fanden in der Heimat weitere Verhandlungen über die Errichtung eines einigen Dn ischen Reiches statt. — Paris gab vom Mont Balürien und Montmarte heftiger Geschütz» feuer ab, welches vom Abend bis in die Nacht hinein "uterhalten w» de. Versailles, den 1l. Dezember. Abteilungen des 9. Armee-Korps trafen am 9. bei Mvnill "ult in der Nähe von Blois aus eine jeindliche Division, deren Angriff e :den abgeschlagen wurde. Der linke Flügel des Korps warf d n Fenn rus Chamboro, wobei ein Hessisches Bataillon 5 Geschütze erbeutete. Das 3. Armee-Korps verfolgte am 8. den bei Nevon geworfenen Feint ts über Brlare hinaus. v. Pookielskt. Ueber das Gefecht bei Beaugenzy wurde noch berichtet: Am 9. wurden dem Feinde dann weiter die von ihm no^ besetzt geblieben Ortschaften Vonvalet, VillorceuU und Cernay ntrissr» wobei abermals viele Gefangene gemacht wurden. Der wichtige Eisenbahnknoien Vierzon ist von diesseitigen Truppen besetzt. v. PodbtelS't. Am 10. meldete der Grobherzog von Mecklenburg fei'er hohen Gemahlin: Meune Gestern heftige Angriffe aes Feindes siegreb Abend trotz seiner Ueberlegenheit durch erfolgreiche Vor 22. Division zum Weichen gebracht. Golt war mit un» Dezember. eschragen. am nur 17. r">d —.rlust geringer als gestern. Friedrich Fra z. Der Kampf halte morgens noch vor TageSgrauen begonnen und früh gegen 10 Uhr waren bereits die drei Dörfer, um die am vorher gehenden Tage gekämpft worden war, in den Händen der Deutschen. Es wurde genommen: Cernay durch die Brigade Wittig, Billorceau durch die 3. und Villechaumont durch die 4. bayrische Brigade. Auf der Ebene von Satory fanden erfolgreiche Versuche mit einer neuen Kruppschen Lusiballon-Kanone statt. Ereignisse oes Tages: Gesechte bei CHLteau Vilain (2. Tag). Schlacht bei Beaugenzy - Cravant (2. Tag). Uebersall von Ham (Teile I. Armee). Gefecht bei Montltvautt Chambord (Teile beS IX. A.-K.). Gefecht bei Dombrot le See (1. Komp. I. Res.-Jäg.-Bat.). Aussallgesechte bei Valdoye (Teile des Velag.-K. v. Belfort). 1V. Dezember. Von der Loire kamen nachstehende Meldungen: Versailles, den 10. Dezember. Nach den Kämpfen der letzten Tage sollte den an der Loire be findlichen Truppen für den 10. Ruhe geivährt werden. Der Feind ver suchte jedoch am frühen Morgen mit starken Kräften die Offensive wieder zu ergreifen, wurde aber in einem bis zum Abende währenden, vorzugs weise durch Artillerie gesührten Gesechte zurückgewiesen. Diesseitige Ver luste sehr unbedeutend. Einige Hundert Gefangene sind in unseren Händen. General v. Manteuffel meldet, daß Dieppe von Truppen seiner Armee am 9. abends besetzt worden sei. Ein Teil der 3. Feld-Eisenbahn-Abteilung nebst SO Mann Infanterie sind in Ham überfallen und aufgehoben worden. v. Podbielsti. Der Großherzog v. Mecklenburg telegraphierte abends '/,12 Uhr auS Meung an die Großherzogin: Freu»,, Se» v. Dezember Heute morgen kurzer heftiger Vorstoß des Feinde» gegen di« 22. Division, dann langsame Kanonade, nachmittags Demonstration des Feinde« mit großen Massen gegen meinen rechtet, Flügel, durch meine Artillerie und Kavallerie zurückgeworfen. Friedrich Franz. War auch im bisherigen Verlaus de» Kriege» da» Feuer der Ar tillerie nicht besonders he> vorragend geleitet gewesen, so schoß sie doch an diesem Tage vorzüglich. — Die 2. Division der Bayern verlor 58 Offiziere und 1200 Mann. Stark zu leiden hatte besonder« die Antlleri., dl« der Feind sehr wirksam unter Feuer genommen hatte. Um Pur,« wurden Bo.brrk'wngen zv einer eventuellen Beschießung der Seinest„dt getroffen. Die Franzosen gönnten den Einschließungstruppen keine Rube, sondern verstärkten durch kleine grüngestrichene Kanonenboote auf der Seine noch 'euren Gesckützpark. Diese Schiffe wurden infolge ihrer Farbe von mseren Soldaten Laubfrösche genannt, waren jedoch gar ärv' so harmws, sondern wegen ihrer Geschütze schwersten KaltberS sehr gefürchtet. Zu dec schon oben in» Telegramm erwähnten Besetzung von Dievpe möge hier nr h bemerkt werden, daß auf Beschluß des Gemeinderats den T Uppen kein W^erstard zu leisten lei. Die Nationalgarde wurde ent- waffne und die E wehre zum xr. ßwn Dile an Bmd von Schiffen ge be. r^c, di« im Hafen Auch die Vorräte an Tavak, dir Eigentum der Regierung wäre:, wurden ln S checheil gebracht. E« sanden am tO. Dezember statt: AuSs-L Gesec'. bei ^aldöye (Tett deS B-'c-gecungb-^rpS vor Belfort). Vorposten ^eseckt bei ?a Tuilerie (d».Sol Gefecht l ei Vlem.e (Telle »X A.-K' Psw Reichstag. .5. ^itzuna am 7 Dl,eucher nachm. 1 Uhr. 1m Bun'veSratstnr,. »»el^rück, Caspar. Die zweite Le sung - ArbenSkammeraes wt.a soUg setzt und zwar bei Z 11. der drs Wahlrecht von der Volleiümiik d-s ul. Lebensjahre», aö- ängiq mr Abg. Batko (ko >n) verengt Wied Herstellung d :r ß>gie iLSl>vr'.a,je. die b ' W hlalter auf 25 Jahre festges-tzt batte, — i Ku lecSk! ^o.e^ oegrün^ei ei en V'.n««au, auch firn nicht ^-atsch sprech aber Ucdnte» d S Wah zu 'erleiueu. — Staatssekretär Dr. Delbrück bttüt uu, Adfebnung >e. pol nischen Ant.ag- und beton», »atz die verbünd e»«n R-a erunoen an dem 30. Jabre für das Passive nno an dem 25. Jchre für l.a( aktive Wahlrecht festbalter. — Aibg Scoering (soz.): Wenn 18jährigc Prinzen dir -chwi" ig* ^.rb it 'n, Herrenhaus berichte.: können, so werden „o»^ ^ljähnge junge L u<e, d e seit ihrem 14. LebenSjay«' wirtschaftlich ,:lbftä d'^ sind, zu den Arbeitskammern wählen können. — Aby. Wicdeberg (Ztr): Da». 2i. Lebensjahr ist durchaus -»..gemessen. Die Arbeiterjugend wird viel früher selbständig, als die Jugend anderer Berufsstände. — Nach weiterer unwesentlicher Debatte werden sämtliche Abänderungsanträge ab- gelebnt und 8 1l unverändert angenommen, ebenso 8 12 nach kurzer Erörterung. 8 13 setzt für das passive Wahlrecht ein Mindestalter von 30 Jahren fest, autzerdem lätzt er die Wahl von Beamten der Organisationen (Arbeiterselretäre) zu. Abg. Bömelburg (soz.) beantragt die Streichung der Bestimmung, wonach Personen nicht wählbar sind, wenn sie in dem der Wahl vorausgegangenen Jabre Armenunterstützung erhalte» haben. — Abg. Irl (Ztr.) hält an der KommisstonSiassung kst. — Abg. v. Bolko >kom.) spricht sich gegen die Wählbarkeit der Arbeitersekretäre aus und wünscht die Festlegung deS 30. Lebensjahre» lÜr da» passive Wahlrecht. AuS der Debatte geht hervor, datz eS keinen schwarzblauen Block gibt. (Heiterkeit.) Das Zentrum geht hier ganz andere Wege als wir- (Bestall rechts.) — Abg. Horn (natlib ): Wir werden zwar für daS 30. Lebensjahr alS WädlbarkeitSalter eintreten, aber die Ar beitersekretäre werden wir nicht als wählbar anerkennen. ES handelt sich hier nicht um ausgesprochen sozialpolitische Fragen, sondern um ganz spezielle BerusSfrogsn, die die Arbeitskammern zu entscheiden haben. — Abg. Dr. Naumann (Bp): Die Haupt- AKa Leoni. Urimtnal-Roman von Fr. M. White. SS MaHdruS »«»»»««.) Fernau hatte den Schmuck von seiner Umhüllung befreit und hielt die Steine prüfend gegen das Licht. Bon Neuem lächelte er — ein Lächeln, das einen ganz gering fügigen Anslug von Bosheit hatte. Ein paarmal fuhr er Mit der Feile über einen der Steine hin; dann gab er dem Franzosen den Schmuck zurück. Meunier hatte kaum einen Blick darauf geworfen, als er wie von einer Natter gestochen emporfuhr. „Betrogen — zum zweiten Mal betrogen !" kreischte er und fuhr sich mit den dünnen, spinnbeinartigen Fingern in das spärliche graue Haar. „Falsch — jeder Stein falsch l Und sicherlich sind auch die anderen Stücke nicht echt. Ah, aber sie sollen sich in acht nehmen vor mir, die saubere Frau Gräfin und ihr ehrenwerter Herr Kompagnon! — Das ist wahrlich der letzte Streich, den sie haben verüben können," — . ; SS. Kapitel. Am nächsten Tage suchte Fernau den Kriminal kommissar Starringer auf. Der Beamte teilte ihm mit, daß man bis jetzt nichts von dein Gefangenen hatte erfahren können. „Ich habe noch nie einen derartig verstockten Menschen gesehen," meinte er. „Das Schlimmste ist, daß man dem Kerl so gut wie nichts nachweisen kann. Augenblicklich werden Verhandlungen wegen seiner Auslieferung an Italien gepflogen; es haben sich da einige formelle Schwierigkeiten herausgestellt." „Und Sie haben nicht einmal den Namen des Mannes in Erfahrung bringen können?" „Nein! Wir haben sein Bild veröffentlicht, haben tn Italien angefragt — da wissen sie ebensowenig, wie wir hier. Meine einzige Hoffnung ist, daß ich ihn doch noch zum Reden bringe." Sie schwiegen beide, jeder seinen eigene» Gedanken fiachhängend. Dann sagte Fernau plötzlich: „Verschaffen Sie mir eine Unterredung mit diesem schweigsamen Herrn, so wist ich mich verpflichten, seinen Namen herauszubekommen — vielleicht sogar noch einiges mehr. Aber ich muß ihn ganz ungestört sprechen." Starringer wiegte den Kopf. „Das wird nicht leicht zu bewerkstelligen sein! — Jedenfalls werde ich darum nachsuchen. Wenn Sie morgen nachmittag noch einmal vorsprechen wollen, hoffe ich Ihnen einen günstigen Bescheid geben zu können," Pünktlich zu der festgesetzten Stunde fand sich Fernau am nächsten Nachmittag ein. Stasringer kam ihm mit bedauernder Miene entgegen, „Iss leider qanz unmöalich gewesen, die Erlaubnis zu bekommen. Das einzige, was ich erreichen konnte, war das Zugeständnis, daß Sie in meiner Gegenwart mit dem Gefangenen reden." Wohl oder übel mußte sich Fernau damit zufrieden geben. Gemeinsam gingen sie in das Sprechzimmer; der Gefängnisbeamte zog sich zurück, nachdem er den Italiener hereingeführt hatte. Interessiert betrachtete der Schriftsteller den charakter vollen Kopf des Mannes; der Einbrecher erwiderte trotzig seinen forschenden Blick. Starringer hatte sich, in der äußersten Ecke des Zimmers, auf einen Stuhl niedergelassen. „Sie sehen, daß ich kein Beamter bin," eröffnete Fernau das Gespräch. „Und ich komme auch gar nicht in der Sache, wegen deren Sie verhaftet sind — das geht mich alles nichts an. Die Angelegenheit, die mich zu Ihnen führt, ist rein privater Natur." Der Italiener lächelte spöttisch. „Sie müssen mich nicht für gar zu dumm halten," sagte er in leidlich geläufigem Deutsch. „Ihre private An gelegenheit interessiert mich übrigens gar nicht." Fernau zuckte gleichmütig die Achseln. „Ist mir ganz gleich, ob sie Sie interessiert oder nicht," meinte er. „Mich geht's ja schließlich auch nichts an, was aus Ihrem Bruder geworden ist." Er mußte da die richtige Seite angeschlagen haben. Denn verändere horchte hoch auf, und an Stelle seines ab- lehenden Benehmens war offenbar lebhaftes Interesse ge treten. „Mein Bruder? — Was wissen Sie denn von meinem Bruder?" Er gab also ohne weiteres zu, einen Bruder zu haben — das war immerhin ein Fortschritt. „Nichts weiß ich von ihm!" gab der Schriftsteller barsch zur Antwort. „Meinen Sie, daß ich mich zu Ihnen be- müht habe, um init Undank belohnt zu werden? Ich denke nicht daran, Ihnen noch etwas zu sagen," Der Italiener hatte anscheinend gar nicht auf seine Worte geachtet. Mit weiigoöffneten Augen starrte er vor sich nieder, ein Gedanke schien ihn lebhaft zu beschäftigen. Dann trat er so plötzlich, daß Fernau unwillkürlich zurück wich, auf den Schriftsteller zu und sah ihm mit wildem Dlick ins Gesicht. „Soll ich Ihnen sagen, was der Grund Ihres Kommen» ist? — Mein Bruder ist tot!" Das klang fest und bestimmt, und doch vernahm das feine Ohr Fernaus die unterdrückte Angst wohl, die au» der Stimme des Mannes klang. Er nickte nur kurz als Antwort. Der Italiener atmete schwer; dann sagte er hastig: „Er ist ermordet — nicht wahr?" Fernau vermochte kaum seine Ueberraschung zu ver berge». Der Mann schien doch mehr zu wissen, al« er bisher angenommen hatte; und er müßte jedenfalls alle» aufbieten, den Italiener zum Reden zu bringen. „Er ist ermprdet worden," bestätigte er ruhig, ^n fache ist, datz die in den ArbettSkammern getroffenen Vereinbarungen auch gehalten werden. WaS hat daS mit dem Alter zu tun? Herr Horn hat die Arbeitersekretäre sehr gelobt, er will sie aber nicht tn den Kammern heben. Wer politnche Kämvfe tn den Arbeits kammern fürchtet, der steht Gespenster. (Beifall links.) — Abg. Schiffer (Ztr.): Wir können die Arbetlersekretäre in den Kam mern nicht entbehren, denn sie allein verfügen über die nötigen volkswirtschaftlichen Kenntnisse. Staatssekretär Dr. Delbrück: Ich habe am Montag sagt, datz die Negierung die Einbeziehung der Arbeitersekretäre nicht für angängig hält, und habe alle, denen an dem Zustande kommen dieses Gesetzes liegt, ersuart, die Arbeitersekretäre herauS- zulaffen. Das konnte nicht anders verstanden werden, als datz der KvmmissionSbeschluß sür die verbündeten Regierungen unan nehmbar ist. Man kann die Verdienste der Arbeitersekretäre sehr wohl anerkennen, ohne es für nützlich zu halten, sie in die ArbeitS-- kammern zu delegieren. Die Arbeitersekretäre sind eine unentbehr liche Institution geworden. Sie sind die Berater des Arbeiters auf dem Wege durch die komplizierten Jrraänge der sozialpoli tischen Gesetzgebung. Wenn ich die Wünsche der Arbeitersekretäre hören will, dann brauche tch keme Arbeitskammer. Ich habe die Freude, die Herren zu einen» grotzen Teil hier zu sehen. Ich habe auch die Freude, sie zu m'r kommen zu sehen Ich kann die Anweisung rlaffen, wie das in einer meiner früheren Stellungen der Fall war: Verständigt Euch erst einmal ml' den zuständigen Führern brr Arbeiter, damit wir wissen, waS sie wollen! Und dann, wenn. Unternehmer das Bedürfnis haben, und eS wäre manchmal erwünscht, oatz sie eS tn höherem Mabe hätten, alS eS der Fnll ist, mit den Arbettersekretären zu verhandeln, so werden sie .hm schreiben: Wir möchten mit Euch verhandeln. Die Ar-- b er ekretäre sind aber in den Arbeitslammern nicht zweckmäßig. Zurust von den Sozialdemokraten: Es müssen unabhängige Leute et.»!' <^ind denn die Arbeitersekretäre unabhängig? Wir wollen j- den Arb lltSlan mern eine neutrale Stelle habe». Dieses Ziel wird nicht rrrei h! wenn wir die Rufer im Streite tn den Ar- beitSkammern haben. Abg. Schmidt (soz.): Wir lassen von der Aufnahme der Sekret». : in die ArbeitSkannner nicht ab. selbst auf die Gefahr hin, datz die ganze Vorlage scheitert. — Nach kurzer Erörterung ur.rb abgesttinmt. Der sozialdemokratische Antrag, betr. Wählbar keit von Personen, die Armenunterstützung erhalten, wir» rbze- lchnt. Uever den Kommissionszusatz, der den A»beiter- und Ar- beitgebersckretären die Wählbarkeit verleiht, wird namentlich ab- geMmmt. Die Kommissionsbeichlüsse werden mit 1S3 Stimmen (Zentrum, Volkspartei, Wirtschaftliche Bereinigung, Polen und Sozialdemokraten- gegen 111 Stimmen (Konservative, ReichSpartei und Nattonalliberale) aufrecht erhalten. Mit derselben Mehrheit wird der 8 13 tn der KommissionSfassung angenommen. Die ^814 biS 20 werden ohne Debatte angenommen, ebenso auch . er Rest des Gesetzes Die Kommission beantragt zwei Resolutionen, von denen die eine Schaffung paritätischer Kammern für das HandelS- gewerbe und die andere den organischen Ausbau der Arbeiter- auSichüsse der Staatsbetriebe fordert, wird gegen die Stimmen der Rechten angenommen. Freitag 1 Uhr: Erste Lesung deS Etats. üenaitcdter. * A«S versehen beim Kaiser zv Saft. Während der Anwesenheit des Kaiser» in Breslau zur Einweihung der Technischen Hochschule ereignete sich eine amüsante Verwechs lung zwilchen einem Tischlermeister und einem großen Holz- sabrikanten, die beide zufällig denselben Namen führten. Dieser Umstand führte dazu, daß der biedere Handwerker aus Ver sehen eine Einladung zum Kaiser und zu den Festlichkeiten eihielt, während der Fabrikant, dem sie eigentlich zugedacht einem Eckhause, da» neben dem Palais der Gräfin Leoni liegt." Er wußte selbst nicht, was ihm das Wort entlockt. Mit der Wirkung aber brauchte er nicht unzufrieden zu sein. Der Italiener hotte sich hoch aufgerichiet, und seine Augen sprühten. „Ich werde ihn zu rächen wissen," sagte er hart. „In den Augen der Welt war er ein Verbrecher, ich aber habe «yn geuevr, wie selten ein Bruder den anderen. M«n armer, armer Bruder -- armer Vere!" Er hatte das Gesicht in den Hände» verborgen, und seine Schultern bebten leise. Fernau verhielt sich eine Minute lang schweigend. Dunn legte er dein Mann die Hand auf die Schulter. „Fassen Sie sich," sagte er. „Sie sind ein Mann und Sie müssen sich mit Ihrem Schmerze abfinden. — Sie wissen, wer Ihren Bruder ermordet hat?" Der Italiener starrte einen Augenblick gedankenverloren ins Leere, dann sagte er plötzlich: „Nein, ich weiß es nicht — ich weiß überhaupt nichts! — Aber es ist doch, als wären wir Leoni mit einem Fluche behaftet." Diesmal zeigte der Schriftsteller nicht die leiseste Ueber raschung. Er tat, als habe ihm der Mann nichts Neue» gesagt, da er seinen Nomen nannte. Er wollte eben den Mund zu einer Erwiderung öffnen, als seine Augen sich plötzlich weiteten. Blitzartig war ihm ein Gedanke gekoinmen — eine Erinnerung tauchte vor ihm auf — wie hatte er das nur so lange vergessen können! „Ich begreife nicht, wie Sie auf den Weg des Ver brechens geraten konnten," sagte er und sah dein Italiener fest in die Augen. „Da ich Sie das letzte Mal sah, waren Sie ein unschuldiger und glücklicher Knabe, dem es an nichts mangelte." Der andere prallte um einen Schritt zurück und starrte ihn entsetzt an. „Sie — hätten — mich gesehen?" stieß er hervor. „Dummheit! Ich kenne Sie nicht und weiß nichts von Ihnen." „Doch, Sie kennen mich I" sagte Fernau bestimmt. „Soll ich Ihnen eine Geschichte erzählen von einem großen Gute, von weiten, bunten Blumenfeldern, von einem Häuschen, das von Weinlaub überspannen war, von einer schönen Frau und zwei Knaben, die dem Fremden aus dem Norden, der ihnen interessante Geschichten erzählt, gar nicht heiß genug ihre Liebe erklären können? — Graf Luigi Leoni, muß ich Ihnen das alles wirklich erst sagen?" Noch immer starrte ihn der andere aus weitgeöffneten Augen an, seine Brust hob und senkte sich in stürmischen Atemzügen, und die Röte kam und ging auf seinem Ge sicht. Dann aber stürzte er plötzlich auf den Deutschen zu und ergriff mit südlicher Leidenschaftlichkeit seine Hand, die er stürmisch an die Lippen drückte. »Fortfetzuna folat.)