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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 18.09.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191009188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19100918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19100918
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-18
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
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klingend in einer Fantasie für Orgel. Die trostsuchend« Seele ioll weiter durch die Motette: .Fürchte dich nicht!" und durch den SchlußvcrS de- LutherlirdrS Beruhigung finden und iin Glauben gestärkt dem ResormationSsest entgegengehrn. s* AdschttbSsestmahl. Zu Ehren des Herrn KreiS- hauptmann v. BurgSdorff, der Ende dieses Monats nach Leipzig geht, findet Mittwoch, dm 28. September, nachmittags 2 Uhr in den Räumen der Kasinvgesellschast in Chemnitz ein Festmahl statt, zu welchem in voriger Nummer des Tage blattes öffentliche Einladung erging. Bei der allgemeine» Sympathie, deren sich der Scheidende in weiten Kreisen des ganzen Regierungsbezirks Chemnitz zu erfreuen hat, darf aus eine sehr zahlreiche Beteiligung an dem Festmahl gerechnet werden. f A» de« MauöveraufSllea bet Anuaberß wird aus Zwickau berichtet: Oberleutnant Frantz, der bei Annaberg, ebenso wie Oberleutnant Grimm, beide vom Infanterieregiment Nr. 133 in Zwickau, einen Unfall erlitt, erklärt, daß die Verletzungen nur leichterer Art sind, so daß beide Offiziere in zwei b>s drei Woche» wiederhergestellt sein dürsten. Oberstleutnant Frantz erlitt duich Hufschlag eine MuSkel- Zerreißung des Oberschenkels, Oberleutnant Grimm erlitt Verletzungen am Kopse und am Arm, die indes auch nur leicht sind. Das Geschütz war nicht, wie gemeldet, über ihn hinweggegangen, sondern hatte ihn nur gestreift. -f* Neve Kahrplaubücher. Beim Ericheinen des dies jährigen Sommersahrplans hieß es, der Fahrplan solle auf ein volles Jahr gelten, im Herbst würden sich nur gering fügige Aenderungen ergeben. Diese Absicht ließ sich nicht durchsühren. Durch Schaffung neuer Verbindungen, Her stellung besserer Anschlüsse (u. a. auch auf unserer Linie), Einziehung der Sommerzüge usw. sind die Verände rungen so wesentlich geworden, daß die Not wendigkeit zur Herausgabe neuer Fahrpläne sich ergab und es ist allen Reisenden zu empfehlen, sich recht zeitig mit einem der demnächst erscheinenden neuen Fahrplan bücher zu versehen. In der hiesigen Buchhandlung von C G. Roßberg werden alle gangbaren Fahrpläne aus Lager gehalten. fök. Königin Earola-GedSchtutS-Sttftuug. Der König hat von der für die Königin Carola Gedächtnis-Stiftung veranstalteten Lotterie eine größere Anzahl Lose entnommen, um die Humanitären Ziele dieser Lotterie fördern zu Helsen. Ebenso haben Prinz Johann Georg und Prinzeß Mathilde der Lotterie größere Beträge zugewendct. Der Hauptvertrieb der Lose der Stiftungs-Lotterie erfolgt durch den Invaliden dank in Dresden und Leipzig. Diese ist eine Geld-Lotterie, deren Gewinne ohne jeden Abzug ausgezahlt werden. Die Hauptgewinne betragen 25000, 15000, 10000, 5000 Mark. Lose zum Preis von 1 Mk. sind auch in der Buchhandlung von C G. Roßberg erhältlich. feA. Die Oelouomische Gesellschaft im Königr. Sachsen zu Dresden wird Freitag, den 23. September, nachm. 3 Uhr eine Vorsührung von Kartoffelerntemaschinen (System,Marder, Auxmann und Drake) auf schwerem und leichtem Boden aus führen. Treffpunkt: Gasthof zu Döbritz, durch Straßenbahn linie 12, Endstation Seidnitz, zu erreichen. * * * s* Sachsenbarg. Der hiesige Turnverein veranstaltet morgen, Sonntag, nachmittag von ^/,3 Uhr an im „Au grund" sein diesjähriges Schauturnen. Abends von 6 Uhr ab findet in Haases Gasthof ein Tänzchen statt. ch* Riederltchteaav. Der Turnverein „Turnerbund" veranstaltet diesen Sonntag von nachmittags 3 Uhr an im „Erbgericht" sein Schauturnen. -f* Ober- and Niederwiesa. Sonntag und Montag wird hier das Kirchweihfest gefeiert. — Altmittweida. Gestern nachmittag in der zweiten Stunde wurde der Mitte der vierziger Jahre stehende Grund besitzer Richard Berthold von seinem erst seit einigen Tagen im Dienste befindliche» Knecht Gerstenberger, der 26 Jahre alt ist und aus Koldnu bei Rochlitz stammt, durch drei Messerstiche verletzt. Zwei der Stiche gingen in die Schulter, einer in den Rücken. Die Verletzungen sind nicht lebensgefährlich. Nach der Tat »prang Gerstenberger durchs Fenster und flüchtete, wurde aber am Abend auf der Dorsstraße angetroffen und verhaftet. Die Ursache zur Tat dürfte in einem Streite zu suchen sein. — Ehemuttz. Wie wir gestern nachmittag durch Aus hang mitteil»en, erschoß am Freitag nachmittag in der vierten Stunde der Kaufmann Karl Ei »st Schreiter in Chemnitz, Luiscnplatz 13 wohnhaft, seine von ihm getrennt- lebende Ehefrau MarthaOlga Schreiter, gesch. Seidel, geb. Zeidler, sowie seine 22jährige Stieftochter Gertrud Ella Seidel. Dann richtete der Mörder die Waffe gegen sich selbst. Er schoß sich durch den Mund und Hmterkops und war ebenfalls sofort tot. Den Beweggrund zur Tat bilden unerquickliche Familienvcrhältnissc. Schreiter, der am 24. Oktober 1850 in Chemnitz geboren ist, betrieb hier längere Zeit üne'Kaffeerösterei und wurde dadurch weiteren Äreifen bekannt, die ihn als einen gutmütigen Mann schildern. Seit einigen Jahren privatisierte er. Am 1. April 1908 zog er aus der gemeinschaftlichen Wohnung m der Freiberger Straße Nr. 8 aus. Scine Frau blieb dort wohnen und betrieb einen Resterhandel. Auch sie, die am 16. Mai 1855 in Glauchau geboren ist, wird als c:ne tätige, veiträglichc Frau geschildert. Seine Wohnung am Luiscnplatz hatte Schreiter bereits am 1. Juli für 30. September aufgckündjgt. Er batte damals beiläufig bemerkt, daß er von Chemnitz wegziehen wolle. Wie verlautet, sollte heute, Sonnabend, ei» Scheidungstermin statt finden, und dieser Umstand hat den Mörder anscheinend vor ollem aufgeregt, lieber die Tat felbst berichtet das „Chemn. Tagebl ": Schreiter fft kurz »ach 3 Uhr vor der Wohnung seiner Frau erschiene» und von seiner Schwägerin, die sich dann entfernt hat, eingelassen worden. Nach kurzem heftigen Wortwechsel mit seiner Frau hat er dann diese, sowie die Stiestochter mit je zwei Schüssen in die linke Brustieitc ge tötet. Vorübergehende haben die Tochter in Todesangst nach dem Fenster eilen sehen und Hilferufe gehört. Schreiter hat sie aber vom Fenster hmweggczerrt. Der Mörder hat sich nach vollbrachter Tat — die zweifellos vorbereitet war, denn er hatte nocy einen Dolch bei sich — mit einem Schuß in den Kops selbst getötet. Die Waffe war eine neue Parabellmn- Pistole. — Die ermordete Frau Schreiter ist auch in Franken berg vielen bekannt. Ala rührige Handelssrau ist sie all 0«r»t»cdt«L * Der Kall Schönebeck-Weber beschäftigt andauernd die OeffenlUchkeit. Möglicherweise kommt es noch zu einer zweiten Schießerei in der Affäre, die ihren Ausgangspunkt in Allen- stein nahm. Herr A. O. Weber hat vom Bruder seiner Frau gefordert, dir Aeußeruug, „Weber nutze in frivoler Weise die anormale Frau ans", zurückzunehmen, widrigenfalls die An gelegenheit in ritterlicher Weise auSgetragrn werden müsse. * Pariser LtebeStragöbien. Auf dem Montmartre schoß eine Tänzerin, die unter dem poetischen Namen Mai vase bekannt ist, ihren Mann, einen Chauffeur, nieder, der mit einer anderen Tänzerin durchgehen wollte — In einen, eleganten Hotel erschoß sich rine russische Schauspielerin Claudia Jankowskana, als ihr ihr Kavalier erklärte, daß von einer ehelichen Verbindung zwischen ihnen keine Rede sein könne. * Wie Seaeca, der Lehrer Neros, tötete sich ein junger Mann in Paris: er ließ sich ein heißes Bad bereiten, in den« er sich die Pulsadern öffnete. * vrotnot. In Villrsranche i» Frankreich schlossen die Bäckermeister ihre Läden, als ihnen der Bürgermeister im In teresse der armen Bevölkerung die Brotpreise vorschrieb. In der Stadt herrscht große Erregung. * Ein Gegenstück zum Berliner Grafen de la Ram6e ist ein m Wien verhafteter Hochstapler, der in den europäischen Hauptstädten unter dem Namen eines Grafen Alexander Tschernogieff bekannt war. In Wien gab sich der Schwindler für einen Gesandten des Zaren aus, der mit einer Mission an König Nikolaus in Cetinje beauftragt sei. Der „Graf" ist nach der „Berl. Z." der Sohn eines sibirischen Soldaten und einer Wäscherin und kam in jungen Jahren in einen Zirkus, wo er als Clow» die ganze Welt bereiste und sich die Kenntnis der europäischen Sprachen aneignete. Er trieb allerhand sonderbare Berusc. So verdicnte er bei spielsweise schönes Geld damit, daß er die Leichen in der Schweiz verstorbener Russen in ihre Heimat zurücktranspor tierte. Mit ErbschastSjchwindeleien, zu denen er sich hierbei verlocken ließ, begm» seine Verbiechcrlausbahn. In Paris trat er als vollendeter Hochstapler auf. Er nannte sich G>af. fuhr nicht anders als sechsspännig durch die Straßen und verkehrte in der feinsten Lebewclt. Aus Paris verschwand er unter Hinter assung einer Schuldenlast von Millionen. * Das Söuberu vou Maschinenteilen mittels Benzin, wie cS dem „L. Z. 6" zum Verderben gereichte, ist unter den Monteuren allgemein üblich, da Wasser nicht >o schnell trock net und trotz sorgfältigsten Nachputzenö Rostbildung nach sih zieht. Das Patzen mit Benzin ist ja auch ungefährlich, — wenns nicht gerade am Luftschiff geschieht. Beim „L Z. 6" hatte man, wie unzweifelhaft seststeht, alle SichcrheilSmaß- regeln außer Acht gelassen. Man tadelt auch, daß bei der mit Rücksicht auf eine noch am Nachmittag zu unternehmende Fahrt vorgenommenen schnellen Reinigung nicht der Führer des Luftschiffs an Ort uud Stelle war. Die Erinnerung an die Katastrophe von Weilburg lebt aus, wo, nachdem das Lustschiff noch gar nicht richtig verankert war, die mit der Verantwortung betrauten Herren das Schiff verlassen hatten. D«»» Gleird -er Enterbten. Wenn mein die Flugblätter der Sozialdemokratie liest oder ibre Agltaiionörcden hört, so wird man ost genug von dem „Elend der Enterbten" hören. Ja den schwärzesten Farben wird den Lesern oder Zuhörern weis zu machen versucht, wie unsäglich traurig rS heute um die Armen und Arrmsten drS BolkeS steht, wie bet den arbeitenden Klassen Not und Elend herrscht und die Menschen auS Mangel an genügender Nahrung dahinsicchrn müssen. Wir möchten den sozialdemokratischen Agitatoren raten, bei solchen Gelegenheiten als ein Sonnenflrckchen auf diesem schwarzen Hintergrund bei spielsweise daS Menü zu erwähnen, das den Teilnehmern am wöchentlich in unsere Stadt gekommen und hatte sich einen Kundenkreis erworben, in dem daS Schicksal der beklagens werten Frau und ihrer Tochter aufrichtig bedauert wird. — Gch-«d«ch bei Cossengrün. Die reinste Freude ist und bleibt doch dir Schadenfreude. Die Wahrheit dirfrS Satzes mußte, wie un» geschrieben wird, dieser Tage ein erst neunzehnjähriger junger Mann erfahren, über dessen trcgi- komisches Geschick sich unser ganzer Ort amüsiert. Vor etwa einem Jahre arbeitete der Held unserer wahrhaftigen Geschichte im Kvhlenschacht zu Zwickau. Grubenarbeiter zu sein, erschien dem nobel veranlangten Jüngling zu wenig, und flux nannte er sich Ingenieur. Als solcher verfehlte er seinen Eindruck aus die Weiblichkeit nicht, insonderheit hatte er's einer hüb- scheu jungen Zwickauerin angetan. Na, und wie'S manchmal geht — ein Knäblein war daS Resultat. Montag irüh rückte nun die junge Mutter mit ihrem sechs Wochen alten Spröß- ling bei der Mutter des „Herrn Ingenieur" an, drückte ker völlig Ueberraschten daS Kindlein m die Hand und verschwand so schnell wie sie gekommen. Der jugendliche „Herr Papa" aber sieht neiderfüllt seine Freundt und Altersgenossen nach Feierabend draußen herumspazieren und mit frischen Madeln kar-sst-ren, indessen er daheim mit sauersüßer Miene Kinder mädchen spielen muß. — Platte«. Ein Schadenfeuer, dem ein «lsjährigrs Mädchen znm Opfer fiel, legte nachts in Mühltroff das Wohnhaus des Bäckermeisters Max Töpfer in Asche. Das Diens:Mädchen Schweizer aus Leipzig ging mit der Tochter der Dienstherrschaft auf den Boden schlafen. Diese schrieb aber nocb vorher einen Brief und vergaß dann die Lampe auszu löschen. Diese explodierte und setzte das Bett in Brand, wodurch das ganze Haus bis auf die Umfassungsmauern nieder brannte Leider konnte das Mädchen die Tochter der Herrschaft nicht retten, da es kaum Zeit hatte, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Nach drei Stunden wurde das Kind als verkohlte Leiche unter den Trümmern hervorgezogen. — In einer Versammlung der Schiffchensticker des Vogt landes und des Erzgebirges wurde bekanntgegeben, daß von den bestehenden 167 Tarifen 87 gekündigt worden seien. ES ist somit eine Loynbewegring in der Stickerei-Industrie zu erwarten. — Bautzen. Das neue Husarencegiment wird am 24. September seinen Einzug in unsere Stadt halten. Der Einmarsch wird wahrscheinlich im Laufe des Nachmittags er folgen. Herr Oberbürgermeister Dr. Kacublcr wird aus bei» Hauptmarkte das Regiment im Namen der Stadt durch eine Ansprache willkommen heiße». Abends werden d'e einzelnen Schwadronen des Regiments von der Stadt bewirtet. sozialdemokratischen internationalen „rTran-piltarberter-Ksnareß in Kopenhagen" geboten wurde. Et» bestand nach der französisch SauwenS ->00»»« läquauiA m Kopenhagen geboten wur abgrsaßtrn Spetsrnkartr auS: Sb«rr^ viau» kow«« d l» jaräliuzr» 8»umon »»uv» voll»uä»r»« 1>»oous äs dovuk llamboo tum« koulet r-V ösurr« S^ow»^» k»<ti» Oi»v« panaokS» 0»t« DaS heißt allo, außer der üblichen Suppe gab eS LachS mit holländischer Sauce, RindSzungr und geräucherten Schinken mit Gemüse, Brathuhn, Kompott, Salat, Butter, Kält, Radieschen, EiS, Kaffer, fünf verschiedene Weine, unter denen natürlich der Chanwagner nicht tehlen durste, und diverse Liköre. Nachdem der Kaffee, natürlich mit dem nötigen Zubehör, eingenommen und durch gewaltige Massen von Whisky und Sodawasser die nötige .Elendstimmung" erzeugt worden war, wurde kräftig getanzt. Am Hellen Morgen zog man dann zum „Ablöschen durch einen gemütlichen Frühschoppen" nach Klampenborg, stärkte sich durch rin opulente- Frühstück, und als gegen Abend die Sonne sank, wurden allmählich die Kongreßverhandlungen sortgrsetzt. Der „Konfektionär" erzählt folgendes ihm berichtete- und sehr heiteres Gelchichtchen: In ein Geschäft traten zwei junge Leute — sagen wir Müller und Lehmann — zu gleicher Zeit alS Kauf- mannSlehrlinge ein und erhielten, nachdem sie auSgelernt, von ihrem Chef dasselbe bescheidene Anfangsgehalt, da beide alS KommiS weiter blieben. Nach einigen Monaten erhielt Müllcr auS freien Stücken eine Gehaltsaufbesserung. DieS erregte nicht nur den Neid de- Leh mann, sondern auch den Neid der anderen Kollegen, und besonders deshalb, weil Müller von seinem Chef, welcher seine Intelligenz wohl erkannte, zur Abwicklung von schwierigen Geschäften ver wandt wurde. Müller mußte indessen sich manche Schikane und manches bittere Wort gefallen lassen. Er w>rde alS ganz gemeiner Streber bezeichnet. AlS Müller, um diesen Anfeindungen zu ent gehen. seinem Chef kündigte, wurde er durch eine weitere reichliche Gehaltserhöhung veranlaßt, zu blelben. AlS Lehmann dies erfuhr, eilte er spornstreichs zum Prinzipal, um Von diesem Rechenschaft darüber zu verlangen, wie es komme, daß Müller bereits zweimal mit Gehaltserhöhung bedacht sei und er vollständig übergangen würde. Er wäre mit Müller zu gleicher Zett etngetreten, ebenso lange Kommt« und hätte wohl demnach dasselbe Recht auf Zulage usw. Der Che s, eln sehr ruhiger Herr, der nicht viel Worte machte, sagte ihm, er würde ihm die Ursache auf der Stelle klarlegen. Er machte dies ans folgende Weise: „Lehmann," sagte er, „seh'» Sie dort aus dem Markt den Bauer mit dem großen Wagen? Gehen Sic einmal hin und sehen Sie, waS er darin geladen bat." Lehmann kommt mit der Meldung zurück, der Bauer hätte Roggen im Wagen Der Ches: .Wieviel?" Lehmann stürmt sort und berichtet, daß zwei Sack da wären. Der Ches: „WaS kostet der Roggen?" Lehmann läuft wieder hin und gibt Bericht. „Nun," sagt der Chef zu Lehmann, „setzen Sie sich jetzt einmal hier an das Pult und machen Sie, als ob Sie arbeiten. Sie reden aber keinen Ton!" Der Chef läßt Müller kommen und schtcki ihn mit demselben Auftrag zu demselben Bauer. Müller kommt sehr bald zurück und meldet, der Bauer hätte zwei Sack Roggen zu dem und dem Preis, von welchem aber sicher noch etwas herabzudingen wäre. Sonst sei der Roggen rein, schwer und gut. Er hätte aber noch zwei S-ck wundervollen Hafer, der sehr billig sei und den man gleich nehmen müßte, da der Hafer für die Pferde gerade verbraucht sei und am Platze kein so billiger z» bekommen wäre. Neben dem Bauer stehe aber noch einer, dessen Roggen er heblich billiger und 'auch gut sei. Dieser Kerl will auch einen eisernen Ösen kaufen und den Roggen gern verrechnen. Er habe ihn gleich mitgebracht! Gelassen fragte der Chef den Lehmann, ob er nun wisse, warum Müller ein höheres Gehalt bekomme. Schweigend verließ Lehmann das Kontor und nach kurzer Zeit das Geschäft. Telegramme unv Neueste Nachrichten vom 17. September 1910. Berlin. In Wiesbaden soll Ende des Monats angeblich eine Zusammenkunft des Kaisers, des Zaren und des Königs von England statlfinden zur Sicherung des Friedens. Souneberg. Das Kriegsgericht zu Eisfeld verurteilte den Sergeanten Süßmund vom Erfurter 71. Infanterie- Regiment wegen 99 Fällen von Soldatenmißhandlung und wegen Verleitung zum Meineid zu zehn Jahren sieben Monaten Zuchthaus und Ausstoßung aus dem Heere. Petersburg. Der Brand der Stadt Zarizy« in Südrustland dauert fort Bisher wurden in vier Tagen 2000 Häuser vernichtet. 1SOOO Personen sind ob dachlos geworden. Das Feuer brach tu einer Matten- sabrik a«S, erfasite mehrer« Ballen und svrang ans die Niederlage über, die im Laufe weniger Minuten ein Flammenmeer bildete. In kurzer Zeit standen 20« Häuser in Flamme«. Unter der Bevölkerung entstand eine graste Panik. Bisher werden 100 Personen vermistt, die in den Flammen umgekomme« fein solle«. Man erzählt, dast bei dem Zusammensturz eines Hauses SO Menschen unter deu Trümmer« begrabe« wurden. Biele Kinder werden vermistt. Die Bewohner eines Holzhauses, die ihr Eigen tum rette« wollte«, si«d verbrannt. Man befürchtet, dast daS Feuer an Ausdehnung zunimmt. Wie«. Als der Hofzug, i» dem sich Kaiser Wilhelm befand, in die Station Fünskirchen einlicf, eilte ein Gendarm von dem Wächtcrhause, das obcihalb der Station gelegen ist, auf das Stationsgebäude zu, wo er dem anwesenden Ober- stuhlrichtcr meldete, daß er in der Nähe des Richterhauses auf dem Gleise, das der Hofzug passieren sollte, eine Pa trone gesunden habe. Der Gendarm überbrachte die Pa trone dem Stuhlrichter, die wie eine Signalpatrone auSsieht, wie sie bei Nebel zu Alarmsignale» verwendet werden. Der StationSchef konnte über die Prominenz der Patrone keine Auskunft geben. Es wurden strenge Nachforschungen ange- gestellt. Budapest. Nach dreitägiger Verhandlung wurde der Advokat Szockl, der den Verführer seiner Frau, einen Ge richtsnotar, auf der Straße erschossen hatte, von, Schwurgericht sreigesprochen. Die Frau hat entgegen den aus dem Totenbett gemachten Aussagen des Genchtö- notarS, er sei unschuldig, ein umjassendcS Geständnis abgelegt. Budapest. Gestern nachmittag ereignete sich im Zentrum der Stadt rin schwerer Bauunsull. An einem Hause
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