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NW 7. gilt rmmersta«, Frankenberger Tageblatt Segründet tS4L Anzeiger Bezirks 63. Zahrgang MMü Pir dir MM -mlchllMWiiW MH», h« MM Dd-mchl und Hai Ktidtrnt ;u ArnnIinlSnz t. Zt Druck und Verlag von E G Roßberg io Frankenberg t. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankeaberg l. Sa. Geschrillt an jede» W»che«t«< «brnb» für den folgenden Lag. Bezug«, preil vierteljährlich 1 bO -, monatltch bO ». Lrägerlohn extra. — Einzelnummern lautenden Monat« b früherer Monate 10 4. SestrUnnge« werdrn tu unserer GefchSsttstelle, von den Boten und stelle», sowie von allen Postanftalten «»genommen, «ach dem Uu«lande «erfand wöchentlich unter «»aelgenpret«: Di« a -gesp. Petitzeil« oder deren Raum Id ö, bet Lokal» Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Aelle 40 »Eing»sa»dt" l» Redaktionsteile 8V Für schwierigen und tabellarischen Satz Uufjchktg, für Wl«derholung»abdruck Ermäßigung nach feststehende« Tans. Fs» Rachwei« und Osfrrten«Annahme werden Lb is «xtragebüwr d«ch««t Zpseraten-Rnnah«« auch durch all« dentsche» Anaonrrn - Slp«diit»M». «nMndignnaa» sind rechlreGg aufzugebon, und zwar größere Inserate bi« S UHS vormittag«, kleinere bi« , spätesten« 11 Uhr mittag« deHeweiligeuAutgabetage«. teile, von den Boten uni Un«gad«. Für A«fu»tz«e von AnzesLeu an bestimmt« Stell« Deutschland« und Oesterreich« kann eine Garantie nicht cksrrnommen werden. Kreuzband. tz»^>b1. Tete «ramme: Tagßblatt Fraykenbergfachseu. Re«es He« kauft von der Wiese weg da» «önigltche Provtautamt Lhem«itz. nnä Zta»«t»elnt«iik. (von unserem Berliner politischen Mitarbeiter.) Bei dem jüngsten Wechsel im preußischen Finanzministerium hat eil nicht an Stimmen gefehlt, die der Ansicht Ausdruck gaben, daß der Rücktritt des Freiherr» v. Rheinbaben nicht in letzter Linie auch darum erfolgt sei, weil eS zu Reibungen mit dem Schatzsekretär Wermuth gekommen sei, und daß Herr v. Bethmann-Hollweg lieber Herrn v. Rheinbaben habe geben lasten wollen, als sich von dem Sckatzsrkretär Wermuth, den er aus jahrelanger Arbeit im Reichsamt des Innern gut kannte, zu trennen; denn Herr v. Rheinbaben übte weit über sein Restart hinaus, und schon durch dieses allein, einen sehr starken Gnfluß auf die Entwicklung der Dinge in Preußen, wie auch im Reiche aus, und es ist menschlich begreiflich, daß der Leiter der Staatsgeschästr nicht gern eine Persönlichkeit neben sich h-t, die in der Lage ist, unter Umständen seinen Plänen und Wünschen entgegenzuarbeiten. Wenn jetzt an gegeben wird, daß Herr v. Rheinbaben die Gelegenheit er griffen habe, sich auf daS von ihm seit Jahren gewünschte Oberpräsidium zurückzuziehen, so widerspricht daS dem keines falls. Der Finanzminister war eben schließlich doch seines Amtes, das er so viele Jahre verwaltet hat, überdrüssig geworden. Leicht hat «S der jetzt AuSgrschirdrnr seinen Kollegen nickt gemacht, er hielt energisch die Taschen zu und auch im Reiche wußte er seinen Willen geltend zu machen. Zwar hat man einen Staatssekretär des Reichsschatzamts, gleichwohl dominierte aber seit langen Jahren der Einfluß des preußi schen Finanzminister, und darum hatte sich seinerzeit Herr Sydow bei Ernennung zum Schatzsekretär die Berufung zum vreußischrn Minister ohne Portefeuille ausbedungen, um bei den Sitzungen des preußischen Ministeriums in Finanzsragen gegenüber Herrn v. Rheinbaben sich dnrchzusetzrn. Ueberhaupt Marga. Familienroman von C. Crone. t« — (Hochdruck »erbot«».) Ein unbezwingliches Berlanaen, mit allem zu brechen, was ihn gequält, die marternden Gedanke» zu ersticken und ein neues Dasein auf festem Grunde zu beginnen, stieg in Hannibal auf. Alle!» — um die Zukunft auf Vernunft anfzubauen — dazu gehörte vor allem die noch zum Reiche der Träume hinüber- führenden Brücken hinter sich zu verbrennen, daß kein Rückzug möglich sei. Und warum sollte er das nicht thun? War ihn, etwas ge blieben, waS wert zu pflegen war? Nein! Baron Hannibal ließ seine Hand über Stirn und Schläfen vleiten. „Fräulein Fanny", begann er langsam, als gehorche er einer Macht, der er tastend, schrittweise nachging- „Wenn ein Mann um eine Frau wirbt — sie fragt, ob sie vereint mit ihm durchs Leben gehen will — dann setzt er voraus, daß diese tragende, vergebende, auSgleichende Liebe ihr Herz erfüllt. — Von mir wäre rs vermessen, zu glauben, daß ich imstande gewesen, dieses Gefühl In Ihrem Herzen zu erwecken — ich besitze keine Eigenschaften, die mich zu einer solchen Annahme berechtigten, und doch frage ich Sie jetzt: Wollen Sie mein Weib werden? Genügt Ihnen die Treue, die ich Ihnen entgegen bringe, und die Versicherung, daß meine fortgesetzten Bestrebungen Ihrem Glück, Ihrer Zu friedenheit gewidmet sein sollen, um das Los mit mir zu teilen, da» Beharrlichkeit und Arbeit befestigen sollen?" Fanny hatte den Kopf gesenkt, als suche sie in den stern- funkelnden Wellen eine Antwort auf diese jetzt unvermutete Frage. Ein kurzes Zögern — dann richtete sie sich hastig auf, als wollte sie eine unwillkommene Mahnung abschütteln. Mit ruhiger Gelassenheit reichte sie Hannibal die Hand. „Ich vertiaur Ihren Worten. Im Uebrigen - sind wir ja beids nicht sentimental." Kein Lächeln, kein Zeichen de» Glücks, de» stummen Er« griffensein», dem ein laut gesprochene» Wort rauh und störend klingt. Ein leichter Händedruck besiegelte den Bund, der nnrer so eigenartig äußeren Vorzeichen geschloffen wurde, dann führte Hannibal die Braut den Eltern zu. Glückwünsche, Umarmungen, selbst die Thränen in den glück strahlenden Augen der Baronin, wurden mit derselben Fassung entgegengenommen, die beide keinen Augenblick verlaffen hatte. Erst al» Baron Hannibal allein in seinem Zimmer war, kani ihm di« Tragweite de» Ereignisse» znm Bewußtsein. Er öffnet« da» Fenster, al» würde ihm da» Atmen schwer. Planke«, dt« ihn verwirrten — die er jetzt nicht hegen ist der preußische Finanzminister weit besser daran, als sein Kollege im Reiche, ganz abgesehen von seiner pekuniär besseren Stellung. Der Staatssekretär steht unter dem Reichskanzler, der preußische Ministerpräsident ist aber nicht der Vorgesetzte der übrigen Minister, sondern nur der Erste unter Kollegen, so daß «S dahin kommen kann, daß rin Staatssekretär, der — beispielsweise wie heute noch Herr v. Tirpitz — preußi scher Minister ohne Portefeuille ist, in Preußen Kollege de« als Ministerpräsident fungierenden Reichskanzlers ist, während er im Reiche dessen Untergebener ist. Aus den Etat übte in Preußen der Finanzminister, wenigstens zu den Zeiten eine- Miquels und drS Herrn v. Rheinbaben, einen, wenn nicht den bestimmenden Einfluß aus, und die übrigen Ressorts sind bisher mehr oder weniger in seine Hand gegeben. Anders im Reiche. Hier hat der Schotzsrkretär nur «inen sehr ge ringen Einfluß aus die übrigen Ressorts, er hat ja auch keine selbständige Verantwortlichkeit, und bei Differenzen, dir im Hinblick auf sein Amt nicht allzuselten sein mögen, gibt eS kollegiale Beratung, wie tm preußischen StaatSministerium, sondern der Reichskanzler hat eventuell die Entscheidung. Andererseits wäre eS durchaus angebracht, wenn dem Schatzsekretär rin maßgebender Einfluß zugebilligt würde, und in dieser Hinsicht könnte eS zwei Wege geben: entweder der Staatssekretär ist zugleich preußischer Finanzminister — ähnlich wie der preußische KriegSminister die Geschäfte eines ReichSkriegSmtnisterS besorgt — oder aber man koordiniert dm Schatzsekretär in Fragen feineK RessortK dem Reichs kanzler, in dem man ihm so gegenüber seinen anderen Kol lege» eine hervorgehobene Stellung gibt. So leicht läßt sich allerdings diese Frage nicht lösen, jede der beiden Lösungen würde gewisse Unzuträglichkeiten mit sich bringen. Vielleicht kommen wir aber doch noch einmal dahin, daß ein bereits bei Gründung des Reiches erhobener und in vier Dezennien noch immer nicht erfüllter Wunsch sich verwirklicht, die durfte, schoben sich dazwischen. Sie kehrten tminer wieder, ohne sich uni die unwilligen Mienen des tiefernsten Gesichts zu kümmern. Wie abwehrend streckte Hannibal die Hand gegen die anstürmenden aus, aber der wilde Neigen nahm ihn trotzdem in die Mitte, und laut aufstöhuend lehnte er den Kopf an das Fenster, mit dem heißen Begehren: Jetzt vergehen — verwehen! Ein Gnaden- akt der führenden Allgewalt, dem Kommenden entrinnen zu können! Die junge Braqt stand unterdessen vor dem großen Ankleide spiegel in ihrem hell erleuchteten Zimmer. Mit prüfenden Blicken betrachtete sie die eigene Erscheinung. — Als unerbittliche Richterin ihrer selbst, schüttelte Fanny den Kopf. Der Wuchs — die Haltung war tadellos, das blasse, etwas schmale Gesicht nicht uninteressant, aber keineswegs imstande, für sich sonst einznnehmen. Die Züge unausgeglichen, die Farbe bleich, ohne Frische. Etwas wie Traurigkeit legte sich nm den Mund, der zu grob war, nm schön genannt zu werden, und zu ernst, um mit dem sorglose», holdseligen Lächeln der Jugend vertraut zu sein. Fanny löschte die Lampen, schmiegte sich in die Sophaecke und schloß die Augen. „Ich habe es ja gewollt", flüsterte sie und drückte die Hände gegen die pochenden Schläfen. Achtes Kapitel. Die zehn vergangenen Jahre hatten auch in dem Pfarrhaus« an der Haide ihre Spuren hinterlassen. Zwar trug Pastor Biehler sich noch ungebeugt, der Kopf saß kühn und gerade auf den breite» Schultern und in den Augen blitzte es von Geist und Leben; aber auf da« volle Haar war der Schnee gefallen und um de» Mund hatte ein unverwischbarer Zng sich eingegraben, der Hauch eine« stummen NingeuS, der dort nicht zn sehen gewesen, als der kraftvolle Vierziger an jenem sonnigen Sommermorgen, mit seinem jungen Schutz befohlenen durch die Haide schritt. Auch Tante Ulla fand man noch an ihrem gewohnten Platz am Fenster im Wohnzimmer, allein die zierliche Franrngestalt war noch kleiner geworden, die freundlichen Augen schauten weltfremder drein, und manchmal sanken die fleißigen Hände müde in den Schob - die Kräfte fingen an, sich gegen den beharrlichen Willen auf,«lehnen. Draußen lag der Oktobernebel üb:r Feld und Moor. Ein fahlgelber Schein verriet wohl, daß die Nachmittags- sonne dahinter stand, aber selbst da« kundigste Ange konnte di« Umrisse der nächstliegenden Gebäude nicht unterscheiden und der heisere Schrei einer heimwärts fliegenden Krähe klang gespenstig herab ans der undurchdringlichen Lust. Schaffung eine- ReichöministeriumS, grgenöh«r dem gewisse Bundesstaaten, insbesondere Preußen, keinen derartigen Einfluß mehr auSüben können, wie dir« bisher der Fall war. OerMcder ttä ricktirrlw Frankenberg, « Juli isLll Peter Rosegger nutz die Lete»s«tttel1e«erm»ß. „Ich wundere mich", schreibt Rosegger im Heimgarten", „über die Leute, die sich über die Teuerung wundern. Nenn niemand mehr Bauer sein will, so ist die Teuerung der Le bensmittel doch selbstverständlich. Wenn die Lebensmittel schaffenden Leute immer weniger werden, wenn andererseits die Bevölkerung immer wächst, wenn die Leute alle essen «nd trinken wollen, möglichst viel und gut essen und trinken, wieso sollen da dir Nahrungsmittel nicht teurer werden? Di« In dustrie schafft Geld, aber nährt niemanden, der Handel bringt ebenfalls Geld und ernährt niemanden. Er verteuert die Sa chen. Die Nahrungseinfuhr wird durch Zoll verteuert, obn« daß der Zoll unsere Landwirtschaft genügend schützt. Und die ringeführte Nahrung wird verteuert, j« mehr wir davon brauchen und je weniger im Ausland« an Nahrungsmitteln erzeugt wird. Denn auch im Auslande steigert sich da« Mach werkfieber und drängt die Landwirtschaft zurück. Alle», alles lechzt nach Geld, nur nach Geld; eS ist ein wahre« Wunder, daß man für Geld überhaupt noch Nahrungsmittel zu kaufen kriegt. Je mehr Geld eS gibt, je weniger ist e« wert. Man will gleichzeitig viel Geld haben und billige Lebensmittel, das ist ja dumm! Da» kann'» nicht geben. Könnte man nicht sagen: GeldstberfliU ist eine Ursache der Teuerung? oder anch: Teuerung ist ein Zeichen, daß viel Geld zirkuliert? Unsere Geldjäger werden einmal ganz kurioS enttäuscht werden, wenn das, woran sie ihr ganze» Herz gehängt haben, plötzlich ent wertet ist. Es kann unser Land eine Wüste werden, in dir man trotz allen Golde« verhungert. Mir wird oft bange, wenn ich im Lande wandere. Ueberall wachsende Bevölkerung In dem altmodische» Wohnzimmer de» Pfarrhauses war es warm und behaglich. Im Ofen loderte ein ansehnliche» Feuer und ein frischer Duft von Bratäpfeln zog durch den Raum, wie seit einer langcn Reihe von Jahren, wenn Herbst und Winter sich draußen ans der Haide um die Herrschaft stritten. „Was schrieb letzthin die Marga, Hans?" fragte plötzlich Tante Ulla und hielt mit dem Stricken inne. „Es geht ihr gut", antwortete Pastor Biehler, ohne vor» dem Schriftstück aufznbUcken, das vor ihm auf dem Pult lag. „Kommt sie bald nach Hause?" „Das weiß ich nicht, Tantchen, da» hängt noch »on mancherlei ab." Die alte Dame seufzte. — Die Wartezeit war lang, «brr das Leben hatte sie gelehrt, die Ungeduld zn meistern und so wandte sie dem Zwickelmuster des Strickzeuges die ungeteilte Aufmerksamkeit wieder zu, die das Fragen einen Augenblick unterbrochen hatte. Der Haushabn stand selbstbewußt vor der EingangSthär und krähte jetzt so laut, das, „Bienda", die weiße Katze, die im Fenster neben ihrer Herrin schlafend lag, erschreckt anfsah. „Kümmert Dich nicht um den Mucki, Blcndchen. Er schwatzt. Heute kommt niemand; dazu gegen Abend. Jeder ist zufrieden, der dem Nebel entgehen kann." Eine Stricknadel glitt beruhigend über Blendchen» Rücken« die auch gleich die Augen schloß, um schnurrend den Trattmfoden weiter zu spinnen. Tante Ulla dagegen schien heute besonders von unruhigen Gedanken heimgesucht zn sein. „Ich sorge mich doch um die Marga", begann sie nach einer längeren Panse. „Dazu ist gar kein Grnud, liebes Tauichen. ES geht ihr wirklich gut", wiederholte Pastor Biehler noch einmal. Jetzt legte er jedoch die Feder bei Seite und wandte sich der alten Dame zn. „Ihr letzter Brief ist fröhlicher als sonst. Sie fühlt selbst, daß sie bemerkbare Fortschritte macht und ist guten Mut». Dn kannst ganz rnhig sein. Dem Kinde ist nichts passiert." Dies letztere bezog sich auf die Ahnungen, die eine große Rolle in dem eng begrenzte», abgeschlossenen Frauenleben spielte» und meistens beunruhigender Natur waren. „Vielleicht kommt sic in Weihnachten nach Hanse", fuhr der Pastor fort. „Sie hat dieses Jahr den Herbst besser vertragen, als seit langem. Der Sommer hat ihr gut getban, und st« behauptet, so viel erlebt zu haben, daß sie für die Wiedergabe Wochen gebrauchen wird. Ihr Studium betreibt sie fleißig und erkennt immer dankbarer an, welche schöne, herrliche Gabe ibr verliehen worden ist. Das ist der Hauptinhalt de« letzte» Schreibens." 'Fortsetzung folgt.)