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1. Beilage MDökeiibeM Tageblatt «ab Bezirksaazeiger. 19OV 2M Sonntag, se« 1» Ttjtmbtr «erant«n>»tlichrr «edakkur: Ernst «ohbtrg in Frantenbrr, t. Sa. — Druck und ««lag von L. E- Aytzder, in Krankrndrrg i. AeMacbttgeaanlle». Das Jahr 1909 neigt sich dem Ende zu und bringt uns dem Zeitlauf getreu das schönste und lieblichste Fest, das die Christenheit kennt, das liebe Weihnachtsfest. Schon lange vorher geht das Christkind, daS zur Freude unserer Kleinen noch immer in unserm Volke lebendig ist, in dm Familien herum, und wo es nicht selbst erscheinen kann, da sendet es den alten, guten, getreuen Ruprecht, der trotz seines Greisen alters in jugendlicher Frische seines Amtes waltet. Heller Sonnenschein lagert erwartungsvoll auf den Gesichtern der Kinder und strahlt auf die Ellern zurück, die darüber nach denken, wie sie wohl ihre Lieben am herrlichsten erfreuen können. Die Kinderstube ist zur Werkstatt geworden, denn jedes Kind plant Ueberraschungen für den Christabend; es ist ein Geben und ein Empfangen. So waren in diesen Wochen wohl bei allen Familien nur ein Geist und eine Liebe, die den Gedanken an eigene, persönliche Wünsche gar nicht auf kommen ließen, die das Streben weckten, andere zu erfreuen und zu beglücken. Mitten hinein in «in so selbstloses Drnkm u»ü> rühriges Schaffen klingt dann die Weihnachtsbotschaft „Friede auf Er den!- Ist diese auch ganz gewiß nur in geistigem und geist lichem Sinne aufzufassen, indem Gott mit dem sündigen Menschen seinen Frieden durch das Opfer seines Sohnes ge- macht, so ist es doch nur natürlich, daß wir Menschen auf Erden dabei auch an den weltlichen Frieden in uns und um uns denken, denn diesen Frieden geben oder nehmen wir uns selber, je nachdem wir in Liebe zu unserm Vaterlande und in Treue zu unserm Landesherrn, in Einigkeit ein Fels des Friedens sind oder in der Jagd nach rein parteiischen Zielen in Zwietracht verfallen und zerfallen. Wie wahr das ist, das haben wir in diesem Jahre nach beiden Seiten hin erfahren. Drohend ballten sich am politi- Lieselotte. U»»« —« Fritz GantzeL ' ' .Hoch, hoch, hoch!" stimmte alles aus vollen Kehlen mit ein. Am lautesten brüllten die Jungen, die sroh waren, noch einmal in Aktion treten zu dürfen. Sydonie hielt sich die Ohren zu und trat mit Tante Malve ins Haus. Heinz blieb noch. Er dankte mit einem freundlichen Neigen des Kopfes für die gutgemeinte Ovation und reichte allen den kleinen Bengels und Dirnen die Hand. Als ihn glücklich alle bepaifcht hatten, sagte er: „Weil ihr so brav gelungen und so tapfer Hoch und Hurra gerufen habt, dürft ihr am nächsten Sonntag zu mir zum Besuch kommen." Die ganze Schar umringte ihn jubelnd. Heinz winkte Mamsell Dörte zu sich heran und fragte: „Nicht wahr, Dörte, wir haben viel Kuchen und schöne Schokolade für die kleine Gesell, chast?" Und als sie bejahte und lächelnd über die gespannt lauschenden, alle Scheu vergessenden Blondköpfe hinsah, fuhr Heinz fort: „Da hört ihrs! Also ihr bekommt Kuchen und Schokolade." Noch einmal gab's ein nicht endenwollendes Hurra, ehe sie sich davontrollten, Eveken Höppke in ihre Mitte nehmend und als die Heldin des Tages feiernd.... Endlich war alles fort. Nur Zeisewitz ging noch suchend vor der Rampe auf und ab und hielt Umschau nach seinem Klemmer. Bald nach ihrer Ankunft, als schon die frühe Dämmerung des Herbsttages begann, um alles einen leisen Schatten zu weben und so eine trauliche, anheimelnde Stimmung schuf, wa nderten Heinz und Sydonie durch die Räume des Haufes. Heinz hatte sich Mühe gegeben, den peinlilen Vorfall, der nach dem Aussagen des Gedichts sich abgespielt hatte, zu vergessen. Er woüie heute in seiner Seele nichts weiter wissen, als reine, unbeeinflußte Freude am Besitz des Glückes. Und dies Bestreben war mächtig genug, um selbst eine Herz losigkeit zu versenken. Sydonie schien entzückt. Sie bewunderte sehr lebhaft und dankte viel- Und daneben erwog sie, daß Heinz sie doch sehr liebhaben müsse, denn sonst hätte er alles nicht so wunder hübsch einrichten lasten. Es war kaum Freude, was sie bei diesem Gedanken empfand, — aber sicher kalte, berechnende Genugtuung, die, auf der Tatsache seiner leidenschaftlichen Liebe fußend, Pläne für die Zukunft schmiedete. Endlich traten Heide auch in Heinz' Zimmer. Ein letzter, müder Sonnenstrahl huschte absch.ednehmcnd durch daS Gemach, als sie die Tür hinter sich geschloffen hatten. Er lief in matten Goldkringeln am Ende feine- Weges über den Schreib tisch, und küßte Lieselottens Bild . . . Dann sog ihn die Däm- merung auf, die mächtiger war, als sein schwaches, ersterbendes Leuchten.... Sydoniens Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf die beiden von Tante Malve nebeneinander gestellten Bilder. „Ah," sagte sie, „welch nette- Pendant! Ist diese An ordnung dein Werk, Heinz?" Er stand hinter ihr. So entging ihm der gehässige Blick, der das Bild Lieselottens aus ihren Augen traf, und ein ironisches Zncken, das für einen Augenblick um ihre Mund- winkel lief. Er wunderte sich jm stillen, wie beide Bilder neben einander kamen, und fühlte sich peinlich berührt, daß gleich in der ersten Stunde seiner Anwesenheit in Lmdcneck Liese lottens Name genannt wurde und ihr Bild ihre ganze Personmit so vieler Aufdringlichkeit und Schärfe vor seine Seele zauberte. Das mußte fort. .Nein, ich habe dies nicht getan," entgegnete er auf ihre »Ale'n,schroffem Ton. „Was sollt« mich wohl, dazu ver- lacht« kühl und sagte schließlich gleichgültig: „Viel- Tante Malve oder ein anderer. Ueberhanpt, wes- y verlieren wir einer Nebensächlichkeit wegen viele Worte." *«d*iff die Photographie Lieselottens mit einer ""LUNg und legte sie in die Schublade seines 'vtllches. Nein, er w ars sie schon wohl mehr hinein. chen Gesichtskreise die Gewitterwolken zusammen, als Oester- reich-Ungarn, alten Ansprüchen gemäß, di« Herzegowina und Bosnien für sich genommen hatte. Es wäre unbedingt zum Kriege gekommen, hätte nicht das waffenstarke Deutschland in treuer Bundesgemeinschaft Hand in Hand mit Oesterreich gestanden. Hier danken wir also der festen Einmütigkeit den Frieden. Das andere Bild zeigt unser Vaterland in seinem Innern. Die Uneinigkeit der Parteien machte eS unmöglich, eine allen Parteien gerechtes Reichsfinanzreform zustande zu bringen, und das, was schließlich aus dieser Zerrissen heit hervorging, hat die Gegensätze nur noch mehr ver schärft; der Kampf tobt weiter. Aus diesem Kampfe aber haben die staatsfeindlichen Parteien, wie die Wahlen in Sach sen, Baden, Koburg und Halle nur zu deutlich beweisen, den Gewinn gezogen. Wenn nun mitten in diese haltlose Zerfahrenheit die Weih nachtsglocken ihre Friedensbotschaft hineinklingen lassen, dann — so wünschen wir — möge diese offene Herzen und offenen Sinn finden. Möge sie in di« Herzen aller derer dringen, die ihr Vaterland und ihren König lieb haben, um sie mit ihrer heiligen Bedeutung zu erfüllen, damit sie in der Er- kenytnis dessen, was dringend not tut, den Hader und die Eigensucht der Parteien töten, das Kampfschwert beiseite legen und sich in einmütigem, segenbringendem Frieden eng ayein- anderschließen; zwar nicht, um nun zu ruhen, sondern um mit der wuchtigen Kraft gewaltiger Einigkeit den Kampf gemein sam gegen alle dir aufzunehmen, von denen dem Vaterland« Gefahr droht. Friede unter uns und dann durch Kampf zum Sieg über die Abtrünnigen und durch diesen Sieg zu herrlichem, immer währendem Frieden! Ist das unser Weihnachtsgelübde, so wird auch die Zeit kommen, wo der innere Friede wieder her gestellt ist und wir die WeihnachtShotschast frohen Herzens vernehmen. denn Glas und Rahmen klirrten leise, und schob den Kasten heftig zu- „Nur du, meine Sydonie," sagte er dann zärtlich und küßte sie. Und als er nach seinem Kusse noch eine Falte des Unmuts auf ihrer Stirn sah, riß er sie mit leidentcha tlicher Heftigkeit an sich und flüsterte: „Laß doch das dumme Bild, es war ja nur das Versehen eines Unbeteiligten, daß es neben dem deinen stand." — Das „dumme" Bild! — Nach dem Abendessen saß man noch eine Zeitlang plaudernd im Speisezimmer. Heinz erzählte viel von ver Hochzeitsreise und schilderte der interessiert lauschenden Tant. Malve alles Schöne, das man gesehen. Sydonie saß zu rückgelehnt aus ihrem Stuhl und sah schweigend in die Flammen des Kronleuchters. Heinz langweilte sie mit seiner Erzählung, und Tante Molvens Interesse a» allen Kleinig keiten fand sie gräßlich. Eine ab und zu au sie gerichtete Frage beantwort, te sie kaum mit einem leisen Neigen des Hauptes. Manchmal gähnte sie. Als Tante Malve gerade wieder eine Frage stellte, ließ sich Mamsell Dörte durch den Diener melden. Heinz exhob sich, als sie eintrat, und ging zu ihr. Er reichte ihr die Hand und sagte: „Das ist gut, Dörte, daß du gleich heute abend noch kommst. Meine Frau wird sich freuen, dich kennen zu lernen." Er sah zu Sydonie hinüber. „Die gestrenge Beschließerin Lindenecks", stillte er dann gut gelaunt vor. Mamsell Dörte schritt um den Tisch zu Sydonie, ergriff die Hand der jungen Frau und küßte sie. „Ihre gehorsamste Dienerin, gnädige Frau," sagte sie dann. „Ich bin froh, daß wieder jemand im Haus ist, der das Regiment führt. Möge es ein recht langes Regiment sein." Sie hakte das Schlüsselbund vom Schürzenbande ab und legte es vor Sydonie aus den Tisch, Sydonie sah bald ans das Schlüsselbund, bald auf seine Üeberbringerin. In ihren Augen stand Helle Verwunderung. „Ja, was soll ich denn damit?" fragte sie endlich. - Tante Malve hielt sich befugt, für die sprachlose Mamsell die Antwort zu geb.n. „Mamsell Dörte legt ihr bisheriges Regiment von Stund' an in die dazu berufenen Häude, liebste Sydonie." „Sie meinen, Tante Malve" — Sydonie nannte Tante Malve konsequent „Sie," obwohl diese gleich am Hochzeitstage um das „Du" gebeten hatte — „Sie meinen, Tante Malve, daß ich mir das Ungetüm von Schlüsselbund nnn anhängen soll, um wie ein Kastellan damit herumzuklappern?" Und auf Heinz blickend, fuhr sie fort: „Ich bitte dich, Heinz, das ist doch nicht euer Ernst?" „Kaum so, wie du es meinst," antwortete er und runzelte die Stirn. „Mamsell Dörte tritt nur die Oberleitung der Wirtschaft an dich ab. Es war von jeher Sitte in Lindeneck, daß die Gmsherrin in allen Wirtschastsangelegen- heiten die maßgebende Persönlichkeit bedeutete." Sydonie lächelte und >chüt elte den Kopf. „So wollen wir von heute ab mit diesem alten Brauch brechen," sagte sie dann kurzweg. „Ich glaube, ich sprach schon einmal zu dir davon, Heinz, daß ich zum Aschenbrödel nicht geboren bin." Sw fiel wieder in einen leichten Plauderton, den häufig ein kokettes Lachen unterbrach, und redete, zu Mamsell Dörte gewandt, weiter. „Also nehmen Sie Ihre Schlüssel zurück, beste Mamsell. Ich werde Ihnen den Rang der unumstrittenen Allein- Herrscherin in Wirtschastsangelcgenhciten nie streitig machen. Ich kenne nichts davon und es würde mir kaum je gelingen, es kennen zu lernen. Denn ich besitze nicht das geringste Talent zum Wirlschaftsschürzentragen und Bücherführen." Den letzten Worten solgte ein scherzhaft seiujollendcs Lachen. Sie lehnte sich weit zurück und ließ beide Hände in den Schoß fallen. Mamsell Dörte stand starr und sah Sydonie mit weit- geöffucteu Augen an. Um Himmels willen, was für eine sonderbare Frau halte der junge Herr sich geholt! Die sollte die Herrin von Lindeueck sein? Die? Noch immer lagen die Schlüssel unberührt auf dem Tische. Niemand sprach. Eine betlemmcnde Stille zog. nach dem kurzen Gelächter durch den Raum. Tante Malve spickte verlegen mit den Fransen der Tischdecke und sah scheu auf Bo« Landtag. Zweit« »«««er. 20. öffentliche Sitzung vom 17. DezemL«« lZO». Die Zweite Kammer erledigt« in ihrer heutigen letzten Sitzung Mir der WethnachtSpause noch zwei Berichte der Beschwerde- und Prtttionsdeputatiou. Zunächst fand die Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Deputation betr. die Beschwerde de- Adolf Matthes in Oberhaßlau, di« entstandenen Nachteile infolge der im August 1891 erfolgten Verhaftung seines Sohne» Robert Hermann betr. statt. Die Beschwerde wurde ohne Debatte «uf sich beruhen g ^s folgt sodann die Schlußberatuna über die Petition de» Paul Boi st und Ernst Matthe- in Gröoa bei Riesa, den ihnen durch den vormaligen Aktuar Löbel beim Amtsgericht Riesa z«- aefügten Schaden betr. Die Deputation beantragte auch hier, die Petition auf sich beruhen zu lasten. Abg. Greulich <Kons.) be dauert den Beschluß der Deputation und bittet die Regierung, ob sie den Petenten nicht aus irgend einer wohltätigen Stiftung «in« Unterstützung zukommen lasten könne. Nach kurzer unerheblicher Debatte wurde die Petition nach dem Antrag der Deputation auf sich beruhen gelassen. Nächste Sitzung Dienstag, den 11. Januar, 10 Uhr vormittag-. Präsident Dr. Vogel schloß di« Sitzung mit den besten Wünschen für ein frohe» gesunde« Weihnachten und glückliches Neujahr. Die sozialdemokratisch« Fraktion hattet Schluß des Landtag- noch folgendenA n tra g eingebracht: Die StaatSregierung zu ersuchen, aus den Dienst- und VerhaltungSyorschxmen für die m den Betrieben de» sächsischen Staate- beschäftigtest Arbeiter und Beamten alle Bestimmungen, die das Arbeit-Verhältnis abhängig machen von der politische, Gesinnung der Bediensteten, zu ennernen; ferner die Einrichtung derP^rsoualhygen aufzubebeu, die Ausübung de» Koalitsor^rechtrs, sowie aller uhrigen staats bürgerlichen Rechte den in Staatsbetrieben beschäftigten Persost« nicht zu beschränken oder unmöglich z« machen; die Arbeiter»»»- schüsse sollen das Recht haben, selbständig zu all« die Arbeit»« Verhältnisse berührenden Fragen Stellung z» nehmen; st« stich »m Mitwirkung bet Regelung aller solcher Frage» hera»z»zieh«p; für Betriebe und Prrsonalgruppen, für die Aroeitetausschüste zurzeit noch sticht bestehen, diese ungesäumt rinzurichtest. Heinz, der Lie Zähste in die Unterlippe grub und nervös auf Ler Stuhllehne trommelte. Endlich macht« «r der peinlichen GM« «in Tyd«. M ergriff daS Schlüsselbund und drückte «- Dörte in die Hand. „Es bleibt also beim alten, Dörte, du Haft es gehört/ sagte er gereizt. Und nach eiper kurzen Panse fügte er, «in»« wärmeren Ton anschlagend, hinzu! „Mr vertraphn dfin«« Umsicht und Treue auch für die Zukunft. Ustd nun geh." Bald nachdem Dörte gegangen war, verließ auch Tant» Malve da» Speisezimmer. Ihr kam alle» mit eine« Mal« so ungemütlich vor. Heinz btgann zwar wieder zu erzähl aber man merkte r» ihm an, daß tr nicht mehr bei d«r Wach» war. Da ging sie lieber. - Als st« dann in ihrem ZimnM sah, HHMA ß» allerlei. Pie »erstand viel«» picht von Lest;, was der Tag gebracht hafte. Sie erinnerte sich hx» peinlichen Zwischenfall-, ah Evcren ihr Gedicht aufsagte und bi« Blumen überreichte st« weilte mit ihren Gedanke« bet der brüsken Ablehnung jed weder Hausfrauenpflicht. Sie suchte nach eiytm riyzfgM ge winnenden, herzlichen Zug isn Wesen der jung«» Frau M» mußte doch schließlich mit tinem tiefen Seufz«» bebaue«^ keinen finden zu können — trotz alles ehrlichen Euchens. Als Heinz Md Sydonie allein waren, sprang Gtzdoni« erregt auf und fragte: „Warum tatest du mft dpS aps Warst du nicht langst über meine Grundsätze genügen» unterrichtet?" Heinz hob beschwichtigend die Hand. „Bitte^ Sydontch nicht heuce am ersten Abend unseres Hierseins diesep Lp». Die Mamsell kam ohne mein Wissen, weil sie es von meiner Mutter her nicht anders kannte. Und damit sei d«r Fall ein für allemal erledigt. Du sollst nur ganz deinen Neigungen leben, ich werde stets deinen Wünschen Rechnung tragen. Ich hätte dich ja nicht lieb, wenn ich Zumutungen an dich stelle» wollte, deren Erfüllung deinem Geschmack widerspräche." Er trat dicht neben sie und legte seinen Arm um ihre« Nacken. „Du weißt doch, daß ich dich liebhabe, m«in« Sydonie?" flüsterte er. Sie nickte nur. Ja, sie wußte es. Er würde in seiner blinden Liebe all«» tun, was sie verlangt«. O, und sie würde viel, viel ver langen. — Sie sann und sann und errichtete im Geiste goldene Märchenschlösser, durch deren prunkende Räume sie als die gefeierte Königin schritt. — In den ersten Wochen des November machten Heinz und Sydonie ihre Besuche auf den Nachbargütern. Der goldige Herbst spann das Netz seiner schönen Tage in diesem Jahre auch noch über den sonst gewöhnlich schon rauhen und unfreundlichen, im Zeichen wilder Stürme und grauer Regentage stehenden Monat. ES lag wie «in schwer«» Scheiden über der Erde ..... Heinz beabsicktigte, Driebusch mit dem ersten Besuch zu bedenken. Er wollte es sich nicht eingestehen und konnte sich doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß ihn ein eigcntümliche» beklemmendes Gefühl beschlich, sobald er daran dachte. Vo« einem Tage zum andern redete er sich einen Grund vor, der ein Hinausschiebe» forderte. Endlich begegnete er a« einem Vormittage Herrn von Kerkow. Und um allem weiteren Schwanken kurzerhand ein Ende zu bereiten, kündigte er d«n Besuch für den nächsten Tag an. Jm offenen Landauer fuhren sie an. Heinz sprach viel und orientierte seine Frau über die Gegend. Es war ihm, als wenn er fortwährend reden müsse, um ein sonderbare» Gefühl der Unruhe in seinem Innern zu töten. Sydonie schenkte allen seinen Mil eilungen kaum merkliche Beachtung. Was eS sie wohl kümmerte, ob dieser Acker sich besonders für Rübenbau eigne und jener durch Drainage verbessert war! Ebenso gleichgültig war es ihr, wo Lindeneck aufhörte und Dricbujch ansing. Daß Heinz mit einem Riale zu den Idealen eines Krautjunkers hinabgestiegen war, verstand sie erst recht nicht Kurz vor Driebusch kam Wiegandt dem Wagen entgegen. Al» er das Lindeneckcr Gefährt erkannte und Heinz neben seiner jungen Frau erblickte, brummte er nur: „die Städtiche" vor sich hin. Er schritt gewichtiger aus, grüßte aber respektvoll, als der Wagen an ihm vorübersuhr. Heinz nickte ih« freundlich zu, Sydonie streifte ihn nur mit «mem hochmütig«, ML