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S78 Dienst»« »e» SV. No»t»ier 1SVS b8 Jahrgang. begründet 1842 KMU flr die MM KMWlmmW BH, das Mmzlilht AmlsMiK und den Mrit zu IrMMz i. Za. «erantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und «erlag von T G Roßberg in Frankenberg t. Sa. Erscheint an jede« Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs- prei» vierteljährlich 1 k>0 monatlich bO <). Trägerlohn «ltra — Einzelnummern lausenden Monats 5 früherer Monat« 10 Bestellung«« werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Rach dem Auslande «erfand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auhugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von «nzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. Gich- bl. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Di« 8-gesp. Prtitz«il« odrr dcrrn Raum 1b bet Lokal- Anzeigen 18 im amtlichen Teil pro Zeile 40 4; „Eingesandt" t» RedanionSteile 9b H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Mederholungsabdruck Ermäßigung nach fHtstehendem Tarn. K« Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b H Extragedühr berechnet. Jnserateu-Anuahme auch durch alle deutschen Annoncen - Erpeditioue». Abonnements auf dos Tageblatt auf Monat Dezember nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Aus gabestellen in Stadt und Land, sowie alle Postanstalten entgegen. gewährleistet von der Gemeinde) verzinst alle Einlage« mit 3V» °/o und ist geöffnet dienstags und Freitags nach«. 2—6 Uhr. Telephon: Amt Oberlichtenau Nr. 18. kin warrerrtrsbl. Als man in den siebziger Jahren im Getriebe der Welt politik nur auf einen einzigen Mann in Europa sah, der schier allmächtig zu sein schien und vor dem alles ängstlich erschreckt zurücksuhr, wenn er die Augenbrauen zusammenzog, da begnügte sich dieser einzige Mann — es braucht wohl nicht erst besonders gesagt zu werden, daß es Fürst Bismarck war —, wenn es einmal nicht ganz nach seinen Wünschen ging, hierhin oder dorthin einen kalten Wasserstrahl zu senden, und flugs lenkte man auf der anderen Seite ein. Heute ist Bismarck nicht mehr, die weltpolitische Situation hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte anders gestaltet, Deutschland spielt zwar immer noch eine allererste, aber nicht die erste Geige im Konzert der Mächte, aber auch unter den jetzigen Zeitumständen ist das alte Bismarcksche Mittel zumeist nicht ohne Wirkung geblieben. Es sei nur daran erinnert, wie ein eisiges Uebergehcn Italiens in einer Bülow-Rede jenseits der Alpen nicht ohne Einfluß geblieben ist, und ebenso ist wohl noch in aller Erinnerung, daß eine offiziöse Erklärung in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", wonach Oesterreich- Ungarn in der Stunde der Gefahr unter allen Umständen auf die tatkräftige Unterstützung des verbündeten Deutschland rechnen könne, genügte, um Rußland zu einer Umkehr seiner antiösterreichischen Politik zu bewegen und die Serben im Stiche zu lassen. In den letzten Monaten sind nun manche Vorkommnisse zu verzeichnen gewesen, welche deutlich zeigten, wie schwankend die Haltung Italiens ist, wir man dort sichtlich mehr und mehr vom Dreibund abrücken möchte, und in verschiedenen Blättern erscheinen obendrein Artikel, in welchen die Frage aufgeworfen wurde, was eigentlich der Dreibund Italien nütze, wenn man sehen müsse, wie Italien von deutscher Seite auf wirtschaftlichem Gebiet Schwierigkeiten gemacht würden. Da rauf antwortete eine sehr energische, zweifellos aus dem Aus wärtigen Amte stammende Erklärung in der „Kölnischen Zei tung", in welcher den Italienern, wie der Volksmund sagt, manches unter die Nase gerieben wird. Die erwähnte Frage der italienischen Blätter wird dahin beantwortet, daß der Dreibund Italien eine ungefährdete und glänzende Entwick lung während dreier Jahrzehnte ermöglicht habe. Die Klagen über eine wirtschaftliche Zurücksetzung Italiens durch Deutsch land seien unbegründet. Selbstverständlich müsse Deutschland in erster Linie seine eigenen Interessen berücksichtigen; dagegen aber sollten die Italiener nicht vergessen, daß, wenn ihnen angesichts der jetzigen offiziell guten Beziehungen unsere wirt schaftlichen Zugeständnisse nicht genügen, sie eine Aenderung zugunsten Italiens am allerwenigsten zu erhoffen hätten, wenn die politischen Beziehungen sich verschlechtern sollten. Das war ein sehr deutlicher Wink mit dem Zaunspfahl und man wird den Hinweis in Italien sehr wohl verstehen, denn in wirtschaftlicher Hinsicht ist man dort weit mehr auf Deutschland angewiesen als auf Frankreich, welches in seinem Süden ähnliche Produkte vorbringt, wie Italien und darum dessen Erzeugnisse nicht bedürfen. Gewiß befleißigt sich die italienische Regierung einer durchaus korrekten Haltung gegen über Deutschland, von einem wahrhaft freundschaftlichen Zug ist aber herzlich wenig zu merken, und es ist wohl zweifellos ein Gradmesser für die Intimität der beiderseitigm Beziehungen, wenn der neue Reichskanzler, Herr von Bethmann-Hollweg, seinen Antrittsbesuch in Rom auf Monate hinaus verschoben hat, während er sich mit seiner Wiener Visite geradezu beeilte. Im übrigen wird ein weiteres Abrücken Italiens von dem Dreibund voraussichtlich den im Apenninrnreich gewünschten Erfolg einer Kräftigung der Gegner Deütschlands aus dem Grunde nicht haben, weil die Beziehungen zwischen Deutsch land und England sich doch etwas zu bessern scheinen, im Hinweis auf die Kongofrage, hinsichtlich deren gelegentlich des Londoner Aufenthalts Dernburgs gewisse Abmachungen getroffen worden sind, durch welche eine Verständigung über die zu unternehmenden Schritte erzielt worden und es sicherlich gelungen ist, eine etwaige neue Reibungsfläche zwischen Deutsch land und England von vornherein zu beseitigen. Immerhin aber ist die offiziöse Kundgebung gegenüber Italiens in der Art und Weise, wie sie erfolgt ist, durchaus zu begrüßen, sic ist auf den richtigen Ton gestimmt und atmet ein Gefühl der „Wurschtigkeit", die deutlich durchblicken läßt, daß uns an einem weiteren Fernbleiben Italiens am Dreibund nicht allzuviel gelegen wäre. —— «mucder »na rscdrircder. Frankenberg, 29. November >909. s-A. Ein FahneujnbilättM. Die seit dem Jahre 1530 bestehende privilegierte Vogelschützengesellschaft hatte im Jahre 1858 unter Zugrundelegung des größeren Stiftungsbeitrags eines damaligen Mitglieds im Wege der Umlage eine ^statt liche seidene Fahne beschafft, die seitdem immerdar der Stolz und die Freude der alten Gilde gewesen ist. Nach einem Beschluß des Gesellschaftsvorstands sollte das 50jährige Fahnenjubiläum in ein einfaches festliches Gewand eingekleidet und mit dem für November üblichen Gesellschaftsessen ver bunden werden. Diese Festlichkeit fand am vorigen Freitag in Anwesenheit fast aller Vogelschützen mit ihren Damen im Saale des Hotels zum „Roß" statt. Der Jubelfahne, um welche sich die Schützen geschart- hatten, galt ein vom jetzigen Fahnenträger, Herrn Malerobermeister Schau, verfaßter und von ihm gesprochener Prolog, welcher die Bedeutung und Hochschätzung der Fahne behandelte, worauf der Gesellschafts- Vorsitzende, Herr Dr. Költzsch, eine herzliche Festansprache hielt, welche in der Aufforderung gipfelte, daß die Schützen der Fahne die alte Treue unentwegt halten sollen. Als «in Fest- angebinde stiftet« Herr Dr. Költzsch eine Leipziger Universitäts- JnbiläumSmünze mit angepaßtrr gravierter Umrandung. Ein bannerartiges Fahnenband (Goldstickerei auf rotem Grund) überreichte der jetzige Schützenkönig, Herr Kaufmann Rudolf Nendel, dessen Gattin darnach unter poetischer Ansprache im Namen der Schützenfrauen eine wertvolle bestickte seidene Schleife überbrachte. Nachdem weiter der Gesellschastskassierer, Herr Rentier Hugo Fischer, noch einen wertvollen Fahnennagel gewidmet Halle, schloß der Weihtakt und dir Versammelten begaben sich zur festlichen Tafel, an welcher außer den aktiven Mitgliedern und ihren Frauen ein kleiner Kreis von Ehren gästen und Ehrenmitgliedern teilnahm: Herr Bürgermeister Dr. Irmer, Herr Prof. Schulze, Herr Medizinal-Rat Dr. Rechholtz-Freiberg, sowie Herren Prof. Mebert aus Dresden und Justizrat Priber, zum Teil mit Gemahlinnen. Nach Be grüßung der stattlichen Tafelrunde durch Herrn Dr. Költzsch nahm Herr Bürgermeister Dr. Irmer Gelegenheit, namens der städt. Kollegien der festfeiernden Gilde freundlichen Gruß dar zubringen und dieser ältesten der hiesigen Gesellschaften einen Glückwunsch für weiteres Blühen in alter Treue zu Stadt und Vaterland zuzurufen. Im weiteren ergriffen zahlreiche Mitglieder das Wort, um sowohl der Ehrengäste, des an diesem „Königsabend" im Mittelpunkte des Festens stehenden Schützenkönigspaares, Herrn und Frau Nendel, ferner der Damen zu gedenken, wie auch seitens der Gäste manch herz liches Wort erklang. Dies Alles und die einträchtige Kame radschaft, die in der Gilde herrscht, brachte eine prächtige Stimmung hervor, die sich auch fortsetzte, als nach aufge hobener Tafel alte und junge Garde sich den Freuden des Tanzes Hingaben, der Beweis davon gab, daß ein Schütze trotz grauen Hauptes sich ein fröhliches, junges Herz be wahren kann! -f* Mae vürgerversammlnug zur Aufstellung einer einheitlichen Kandidatenliste für die Stadtverordnetenwahl soll morgen, Dienstag, im „Roß" stattfinden. Es sei wegen des Näheren auf die Einladung im Inseratenteil dieser Nummer verwiesen. f* Theater im SchützenhavS. Morgen, Dienstag, gelangt „Die lustige Witwe" zur Aufführung. Am Freitag soll „Die Dollarprmzessin" zur Aufführung kommen. f * DaS Welttheater (Kinosalon) bietet in dieser Woche wieder ein Programm, das den Besuch lohnt. Ernstere und heitere Bilder wechseln in angenehmer Folge ab. f* Unfall. Am Sonntag abend in der achten Stunde kam in der Winklerstraße auf dem Fußweg vor dem Feld grundstück unterhalb des „Schillergarlens" der verheiratete Geschäftsreisende K. von hier infolge der Glätte zum Stürzen und erlitt einen schweren Beinbruch. Hilfsbereite Leute trugen den Verletzten zunächst in eine nahegelegene Wohnung, von wo aus er dann nach Anlegung eines Verbands in seine Wohnung gebracht wurde. — ES ist schon ost darüber Klage geführt worden, daß der Weg vor jenem Feldgrundstück im Winter nicht in dem Zustand gehalten wird, der eine Sicher heit der Fußgänger gewährleistet. Möchte der bedauerliche Unfall dauernd Abhilfe schaffen! sog Der Landesverband der Taaltvhaber im König reich Sachsen veranstaltet für die Kollegen des Verwaltungs bezirks Flöha nächsten Freitag, den 3. Dezember, nachmittags r/,4 Uhr in Flöha im Lorenzschen Gasthof eine Versamm ¬ lung sämtlicher Saalinhaber in gedachtem Bezirk mit der Tagesordnung: 1. Ist es notwendig, daß die Saalinhaber Sachsens geschlossen zusammenstehen und gemeinsam ihre be ruflichen Interessen vertreten? 2. Welche Stellung nehmen die neuzewählten Mitglieder der Zweiten Ständekammer des Landtags zu den Forderungen der Saalwirte ein? 3. Ent spricht die Errichtung einer freiwilligen BegräbniSuntrrstÜtzungS- kasse einem zeitgemäßen Bedürfnis drS Verbandes? 4. Freie Aussprache. — Die VerbandSlritung erwartet, daß jeder Saal wirt des Bezirks an dieser Versammlung teilnimmt. A»S de« 14. lin-liche« Wahlkreise wird geschrieben: In hiesigen konseriativen Kreisen besteht die Absicht, für den Fall, daß infolge der »on zwei verschiedenen Seiten eingereichten Proteste die Wahl des Abg. Schmidt (Sez.) für ungüMg er klärt werden sollte, für die Ersatzwahl an Stelle de» früheren Vertreters und de» bei der Stichwahl unterlegenen Kandidaten Pfarrer Starke den Seh. Oekonamierat Andrae aufzustellen. f I« -er veztrk«a«Ssch»tzfitz»r, welche am Sonn abend im Verhandlungssaale der Kgl. AmtShauptmannschast Flöha zum ersten Male unter Leitung de» Herrn Amtshaupt mann Thiele stattfand, nahm man zunächst Kenntnis von den für das Jahr 1909 nachbrwilligtrn Wegrbauunttrstützun« gen. Aus dem Amtsbezirk Frankenberg haben erhalten die Gemeinden Altenhain 200 Mark, JrberSdorf 3S0 Mark, Oberwiesa 100 Mark. Als Mitglied deS FürsorgevcrbandeS wurde Herr Bürgermeister Dr. Schöne (Oederan), als Stell vertreter Frhr. v. Könneritz (Erdmannsdorf) gewählt. Zum Wasseramt des Bezirks Flöha wurden gewählt die Herren Bürgermeister Dr. Irmer (Frankenberg) als Mitglied, Ober inspektor Westmann (Sachsenburg) als Stellvertreter. Die Herren Stadtrat Nestler (Frankenberg) und Fabrikbesitzer Schumann (Leubsdorf) wurden als ständige Mitglieder der Ersatzkommission bi» Ende 1910 gewählt. Genehmigt wur den einige Ausbezirkungen, ferner das Gesuch der Herren August Bernhardt Und Max Dittrich in Frankenberg um Erlaubnis zum Ausschank von Kaffee, Tee, Branntwein und warmen Spirituosen auf einer in Merzdorfer Flur errichteten Rodelbahn, solange Rodelbahn besteht, bis 11 Uhr nachts. Bezüglich des Gesuchs der Gemeinde Niederwiesa um Geneh migung zur Errichtung einer Sparkasse daselbst wurde die erforderliche Dispensation befürwortet. -f TiMwetter. Nach zehntägigem Vorwinter mit Schnee massen, Schneeverwehungen und Frost ist nun eine Temperatur- umkehr eingetreten. Aus den Kältegraden sind Wärmegrade geworden und statt der Schneeflocken fiel gestern abend Regen. Mit der winterlichen Pracht und Schönheit ist eS deshalb vorläufig wieder vorbei. Die Schnermassen, welche in Stadt und Flur noch lagern, haben eine schmutzig-graue Farbe an genommen und sind in den Zustand der wenig beliebten und der Gesundheit wenig zuträglichen Schneesuppe übergegangen. — Das langsame Abtauen des Schnees ist für die Sättigung des Erdbodens mit Wasser sehr willkommen. * * — Limbach. Die Stadtverordneten traten dem RatS- beschlusse bei, die Schulabteilung in eine höhere Volks schule umzuwandeln und bei der Abteilung ö den englischen Sprachunterricht fakultativ einzuführen. Ein Antrag, den Unterricht obligatorisch zu machen, mußte abgelehnt werden. — Borna bei Chemnitz. Während des Schneetreibens der letzten Woche haben Diebe die Gartenhäuschen an der Bismarckstraße, vor und hinter dem Bismarckschlößchen, ge plündert und geradezu vandalisch gehaust. Nicht nur Türen und Fenster wurden erbrochen und zertrümmert, sondern auch Behältnisse geöffnet und alle Dinge, selbst diejenigen, die des Mitnrhmens nicht für wert befunden wurden, umhergestreut. An verschiedenen Merkmalen sah man, daß die Spitzbuben mit den Verhältnissen bekannt sein mußten. Der Wert der gestohlenen Gegenstände ist zwar nicht von großer Bedeutung, indes erwächst doch den Gartenliebhabern neben dem Schaden viel Verdruß. Seit wenig Jahren ist dies der dritte der artige Einbruch. — Chemnitz. Am Sonntag fand hier auf dem Steinecker- schen Grundstück die Taufe des neuen Ballons des Chemnitzer Vereins für Lustschiffahrt statt. An der Tauffeier, die bei sehr günstiger Witterung vonstatten ging, war auch der Leip ziger Verein für Luftschiffahrt und der Dresdner Verein für Luftschiffahrt vertreten, die bei der Taufe Pate standen. Der Taufakt vollzog sich in der üblichen Weise mit flüssiger Luft ; Kreishauptmann v. Burgsdorff hielt nach einer Begrüßungs ansprache des Vorsitzenden des Chemnitzer Vereins, Kommerzien rat Weißenberg er, die Taustede. Der neue Ballon, der