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Wittwsch -«» Z4No»e«t«r IS»» 278 Zrankenberger Tageblatt Anzeiger Bezirks tzegründet 1842 68. Jahrgang ! .t! - r'' G Al tv , Geharnischten besetzt wurden, um zu verhindern, daß auch ! der Tropfen nicht unnötig verwendet würde. Alle Mühlen im Gebirge standen still; man fuhr bis Leisnig, Penig, ja sogar bis Leipzig und Merseburg nach Mehl. Das fertige Brot mußte alsdann von den Bäckern an die Obrigkeit ad- geliefert werden, damit jedermann den nur nötigsten Bedarf davon empfange und „niemand Hungers sterben möchte". Die grimmige Kälte hielt bis Lichtmeß an und erfror „eine erstaunliche Menge Menschen und Vieh". Der überaus strenge Winter prägte sich so fest im Volksbewußtsein ein, daß „darnach das gemeine Volk ihr Alter und Jahrrechnung pflegten zu zählen". f* Neuer Roma». In der Beilage dieser Nummer be ginnen wir mit dem Abdtuck des großen Romans „Lieselotte" von Fritz Gantzer. Wir hoffen, daß „Lieselotte" denselben Beifall finden wird, wie die bisher von uns veröffentlichten Werke des beliebten Schriftstellers Gantzer. Ernennung. Der König hat den Landgerichtsrat Dr. Karl Moritz Friedrich Knackfuß in Chemnitz für die Zeit vom I. Februar 1910 an zum Amtsrichter bei dem Amts gerichte Chemnitz mit dem Titel und Range eines Oberamts richters ernannt. f Vertreter -er Gewerbekammeru -et StaatS- miuister Graf Vitzthum v. EckstS-t. Am Montag vor mittag empfing der Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt im Beisein des Ministerialdirektors Dr. Roscher die Vor sitzenden und Syndici der sächsischen Gewerbekammern im Ministerium des Innern. Der Vorsitzende der Gewerbe kammer Zittau, Reiche-Bautzen, stellte die Erschienenen vor, begrüßte den Staatsminister im Namen der Kammern und sprach dabei die Hoffnung aus, daß das auf gegenseitiges Vertrauen begründete Verhältnis, wie es bisher zwischen dem Ministerium des Innern und den Gewerbekammern bestanden habe, auch unter dem Minister weiter erhalten bleiben möge. Der Minister stellte dies gern in Aussicht und unterhielt sich dAnn noch eingehender mit den anwesenden Vertretern des Handwerks, Kleinhandels und Kleingewerbes über dessen Lage, Wünsche und Aussichten. f Die neuen 25-Pfenutg-Stücke sind am Montag in den öffentlichen Verkehr gebracht worden. Soweit das Geld stück dem Publikum vorgelegt wurde, fand es nur wenig Bei fall. Man befürchtet, daß die Münze bei längerem Gebrauch sich bald abnutzen und dann zur Verwechslung mit dem Markstück Anlaß geben wird, zumal die Prägung sehr matt ist. Im Handelsverkehr freilich dürfte die Münze von großem praktischen Vorteil sein und daher viel Anklang finden. — Die Adlerseite dieser neuen deutschen Münze ist nach einem Entwurf des Hofgraveurs Max Haseroth ausgeführt worden, der vom Reichsschatzamt nachträglich aus der seinerzeit ver anstalteten Konkurrenz erworben wurde. f Goldene Huudertmarkstücke! In den maßgebenden Kreisen der deutschen Reichsregierimg beabsichtigt man, Ver suche mit der Ausprägung von Hundertmarkstücken in Gold zu machen. Obwohl diese Angabe noch der Bestätigung be darf, klingt sie durchaus nicht so unwahrscheinlich, die neue Münze würde ja nicht viel größer werden als die silbernen Dreimarkstücke, also gar nicht so unhandlich sein. Und der Anblick eines solchen Stückes müßte, selbst wenn es unkünst lerisch gestaltet würde, doch das härteste Herz erweichen. -f Das Katserpanorama im Dieuste -er Schale. Eine bemerkenswerte Einrichtung haben die Stadtverwaltungen von Straßburg, Heilbronn und andern deutschen Städten auf dem Gebiete des Unterrichtswcsens geschaffen. Wie die „Neue Preuß. Korr." aus pädagogischen Kreisen hört, haben die Stadtverwaltungen beschlossen, die in allen Städten bekannten Kaiserpanoramen materiell in weitestgehendem Maße zu unterstützen, um dadurch den Schulkindern den unentgeltlichen Besuch dauernd zu ermöglichen. Man plante zuerst selbst die Errichtung derartiger Institute, da man ihren Wert, den geographischen Unterricht durch anschau liche Weise interessant zu gestalten, bald erkannt hatte. Doch nahm man davon wieder Abstand, nm die schon bestehenden Panoramen in ihrer Existenz nicht zu bedrohen. Bekanntlich werden einem hier Zeit- und Weltereignisse, die Naturschön heiten aller Länder und Städte, sowie Sehenswürdigkeiten jeder Art Plastisch vor Augen gesührt. Den Kaiserpanoramen besitzern wird von jetzt ab ein nicht unbedeutender jährlicher Zuschuß zugebilligt werden. — Man kann nur wünschen, daß diesem Beispiele auch andere Städte folgm werden. 15. nicht öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Kollegium- Freitag, den 20. November 1909, Abend 6 Uhr im Rathaussaale. AmtsgerichtSrat vr. Vähr, Vorst. Abonnements auf dos Tageblatt auf Monat Dezember nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Aus gabestellen in Stadt und Land, sowie alle Postaustalte« entgegen. Expedition -es Frankenberger Lageblattes. veiMdet »0 ZStdtircder Frankenberg, 23. November 1909 Zeitige Winter. «so zeitige Winter, wie der heurige, pflegen m unseren Breiten im allgemeinen recht schwach von Charakter, unzuverlässig und wankelmütig zu sein und bald vor dem Tauwind wieder zu verschwinden. Daß sie aber zuweilen auch recht energisch ihre Herrschaft zu behaupten und fest entschlossen auszuharren vermögen, beweisen uns eine ganze Reihe chronikalischer Mitteilungen, die Christian Lehmann in seinem „Historischen Schauplatz" über frühere Winter des Erzgebirges gibt. So berichtet er zum Beispiel vom Jahre 1613 folgendes: Es begann ein sehr zeitiger Winter, und zwar mit solcher Heftigkeit, daß in Torgau, wo am 13. Nov. der Herzog Johann von Sachsen mit seiner zweiten Gemahlin, Margaretha von Anhalt, sich vermählte, bei dem feierlichen Einzug mehrere Reiter und Pagen auf den Pferden erfroren. Alle Gewässer waren mit einem Male wie weggeschnitten und es trat bald ein furchtbarer Wassermangel ein, daß die Plätze, wo dieses zum menschlichen Leben nötigste aller Elemente auch nur in geringster Qualität noch zu haben war, mit Erscheint a» jede« Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 bl) H, monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats 5 früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreich- angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größer« Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter-Stelle kann «ine Garantie nicht übernommen werden. Ga»- 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Di« 8-g«sp. Petitzeile oder deren Raum 15 bet Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 .Eingesandt" i« Redaktionsteil« Zb H. Für schwierigen und tab«llarischen Satz Aufschlag, für WiederholunaSabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Kg» Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b «s Extragebühr berechnet. Jusetaiteu-Auuahme auch durch alle deutschen Annoncen - Expeditione«. f Lav-e--L»tterie. Die Ziehung der ersten Klasse der 167. König!. Sächs. Landes-Lotterie findet am Mittwoch, den 8., und Donnerstag, den 9. Dezember, statt. Der höchste Hauptgewinn dieser Klasse ist 30000 Mark. s». A«Sk«ustSstelleu für An-wgn-erer. Rach einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes zu Berlin ist in vielen Fällen beobachtet würden, daß deutsche Auswanderer von dem Bestehen der „ZentralauSkunftSstelle für Au»- wan derer", die sich in Berlin-^. 9, Schellingstraße 4, befindet, keine Kenntnis haben. Auf diese Stelle und die durch sie für Auswanderungslustige gebotene Gelegenheit zur Einholung sachgemäßer Auskünfte in Auswanderungsange legenheiten wird daher aufmerksam gemacht. Auch ist den zur Auswanderung entschlossenen Pettonen nachdrücklich anzu raten, nicht eher auszuwandern, aw bis sie bei der Zentral auskunftsstelle selbst oder ihrer Zweigstelle in Dresden, die von dem Sekretär Klössel bei der KreiShauptmannschaft Dresden verwaltet wird, Auskunft über die Verhältnisse des ÄuswanderungSzieleS «ingeholt haben. Dir Auskunft wird kostenlos erteilt. l f Seife« werde« te«erer! Infolge teilweise ganz enor mer Preissteigerung der Oele und Fette, besonders der von I Amerika bezogenen, haben die verschiedenen Vereinigungen der Seifenfabriranten auch ihrerseits die Fabrikatpreise erhöhen müssen. Da jedoch diese Erhöhungen noch nicht jenen ent sprechend sind, werden die Seifenpreise noch weiter steigen, zumal die Speisefett- und Margarinefabrikation mit jedem Jahre dem Oel- und Fettmarkt größere Mengen entzieht. — Mittweida. Beiden Stadtverordnetenwahlen am gestrigen Montag errangen die Sozialdemokraten vier Mandate. Unter den gewählten 6 Ansässigen befinde» sich 3 „Genossen", unter den 4 Unansäfsigen 1 „Genosst". — Ehenmitz. Am Montag begannen die Chemnitzer Stadtverordneten-Wahlen, die am 24. und 26. d. M. fortgesetzt werden- Der mit einer Aay-i-at«aliste her« vorgetretene Allgemeine Bürgerwahlausschuß besteht auS acht Bezirksvereinrn, dem Allgemeinen Hausbesitzerverein, 2^ In nungen, dem Verein der Chemnitzer Gast- und Schankwirte, fünf gemeinnützigen und Wahlvereinen, sowie verschiedenen Gruppen Festbesoldeter. Mit dem Nationalliberalen Verein gehen der Freisinnige Volksverein, die Wahlvereinigung der Festbesoldeten und der Angehörigen freier Berüfe, die nationale Arbeiter- und Gehilsen-Organisation und der Bezirksverein Kappel Handinhano. — Die Wahlen am Montag ergaben in Abteilung ^1 Stichwahl zwischen den Kandidaten des Bürgerwahlausschusses und der Sozialdemokratie, in Ab teilung ^2 Stichwahl zwischen den Kandidaten des Bürger wahlausschusses und denen des Nationalliberalen Vereins. — Leipzig. König Frederic von Dänemark weilt noch immer in unserer Stadt. Am vergangenen Sonn abend weilte der König im Kabarett Blumensäle und folgte den dort gebotenen Vorträgen mit regem Interesse. Am Sonntag früh gegen 11 Uhr fuhr der König nach Dessau. Abends gegen 8 Uhr traf er wieder in Leipzig ein und nahm abermals im Hotel Hauffe am Roßplatz Wohnung. Am Montag machte der König Spaziergänge in unserer Stadt. — Marieu-erg. Eine Schenkung von 25000 M. ist dem Bezirksverein zur Förderung der Krankenpflege von einer Wohltäterin zugewiesen worden. Die Stiftung soll den Namen des Königs Friedrich August tragen zur Erinnerung an den vom König in diesem Sommer dem Bezirk abge statteten zweitägigen Besuch. — Wüufchcndorf bei Lengefeld. Ein Kalb mit zwei Köpfen wurde im Stalle des Gutsbesitzers Emil Schubert hier geboren. DaS doppelköpfige Wesen soll mit der Flasche aufgezogen werden. — Schneeberg. Bei sehr zahlreicher Beteiligung von Vertretern der in Frage kommenden Gemeinden, sowie von Industrie, Handel und Gewerbe fand Sonntag nachmittag hier unter dem Vorsitze des Herrn Bürgermeisters Dr. von Woydt-Schneeberg eine Versammlung statt, die sich mit dem Projekt der Erbauung einer elektrischen Privat bahn Aue—Schneeberg—Auerbach beschäftigte. Nach einem einleitenden Vortrage des stellvertretenden Stadtver ordnetenvorstehers Herrn Rechtsanwalt Germann-Schneeberg, der die Notwendigkeit einer direkten Verbindung von Schnee berg nach Aue, sowie nach dem Vogtlande darlegte, schilderte Herr Oberingenieur Winkler von den Siemens - Schuckert- Werken in Berlin unter Vorführung einer größeren Reihe Vie veuvcbe LulMone. * Der Herbst 1909 wird in der Geschichte der Luftschiff fahrt für alle Zeiten einen historischen Ruf behalten, denn in ihm ist zum ersten Male ein regelrechtes Ballon-Geschwader gebildet, haben ausgezeichnete, durch keinen Unfall gestörte Uebungen dieser Luftflotte stattgefunden. Vor einem Jahre noch bildete das Wort „Luftflotte" eigentlich nur ein Thema für die Zeichner der Witzblätter; jetzt, nachdem die Lenkballons aller Systeme in Köln vereinigt waren, war mit einem Male die erste Deutsche Luftflotte ins Leben übertragen. Was diese Tatsache bedeutete, ging am besten aus dem verblüffenden Schweigen der ausländischen Presse hervor, während in Deutschland eine berechtigte Genugtuung herrschte. Unver geßlich werden allen, die es gesehen haben, die Nacht-Flüge beim Scheinwerfer, die Höhenflüge und die erste Lufiflotten- Parade über Köln bleiben. Und, wenn wir es genau nehmen, einen ganz hervorragenden Anteil an diesem Tatbestände hat das Malheur des Grafen Zeppelin bei Echterdingen; ohne dem wäre wohl kaum die gewaltige nationale Bewegung ent standen, die im Nu für das neue Verkehrs- und Verteidigungs- mittel alle Hemmnisse aus dem Wege räumte. Am letzten Tage der Vorwoche haben die in Köln statio nierten Ballons Groß und Parseval, wie mitgeteilt, ohne alle Schwierigkeiten die Weiterfahrt nach Metz zurückgelegt, wo sie auch verbleiben werden. Damit ist nun auch das prompte Funktionieren der lenkbaren Luftschiffe für Militär zwecke erwiesen. Der Name „Metz" hat für uns seinen be sonderen Klang, ein Lustgeschwader dort hat feine erhöhte Be deutung. Nicht weit von Metz, in Nancy, ist ein französischer Ballon stationiert; wir denken, diese deutschen und französischen Beherrscher der Luft werden gute Nachbarschaft — auf einige Distanz — halten und nie sich in Feindschaft zu messen brauchen. In Metz ist außerdem, ebenso wie in Köln, einer der bewährten Zeppelin-Ballons einquartiert. Was bei den Luft-Uebungen zu Köln geleistet worden ist, gibt für die Tüchtigkeit des starren „Zeppelin", des Halb starren „Groß" und des unstarren „Parseval" das Siegel ab. Namentlich sind dort Nachtfahrten über ganz erhebliche Strecken von allen drei Fahrzeugen in brillanter Weise aus geführt worden und es hätten ohne alle Umstände Hin- und Rückreisen bis Paris und London unternommen werden können. Derartige Ausflüge von Reichs-Lenkballons in andere Länder sind aber unterlassen worden unh werden auch für die Zu kunft unterbleiben, denn uns Deutschen liegt nichts ferner, wie dem Chauvinismus anderer Nationen neue Nahrung zu geben. Dazu ist auch die Freude über das Erreichte zu groß. Der deutsche Reichstag hat nunmehr sein Wort zu sprechen: Die erste Reichs-Luftflotte ist da, sie muß ausgebaut und unterhalten werden und es ist ein tüchtiges Personal heran zubilden. Auf das letztere, das frei ist von aller nutzlosen Tollkühnheit, aber mit allen Erfordernissen und Gefahren des Dienstes aufs beste vertraut ist, kommt es, wie wir oft genug beobachtet haben, ganz außerordentlich an. Die Geistesgegen wart der deutschen Luft-Pioniere hat manches schwere Unge mach sorglich verhütet. -MN für Sie MWe DtchiiptimMt Ma, dar MWe AalkzeriG «ad dm Sladlrat za IrmitM- i. Za. Verantwortlich«! Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von E G. Roßberg in Frankerberg i. Sa.