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s V»rte der Weisheit. D«r Kaufmann, welcher mit Inserieren aufhürt, begeht geschäftlichen Selbstmord. — Zum Inserieren gehört Ausdauer, denn kein Baum fällt aus den erst« Hieb, und auch Rom ward nicht an einem Tage er« baut. — Wer fei» Geschäft schnell und sicher ruinieren will, vermeide hie Reklame. — Ist der Karren sestgrfahren, so muß dal Pferd doppelt kräftig anziehen, um ihn wieder flott zu «racheu; ist ei» Geschäft zurückgegangen, so kann nur kräftige mck außhaurrude Reklame eS wieder in die Höhe bringen. (Retailler.) * f A« »er Erste» »«««er. Geh. Finanzrat Jencke in Dresden beabsichtigt, wegen dauernder Erkrankung sein Mandat für dir Erste Ständekammer niederzulegen. Geheimrat Jrncke war erst vor einigen Jahren vom König in die Erste Kammer berufen worden. Er mußte aber bereits in der vorigen Session wegen Erkrankung dm Verhandlungen fern bleiben. * 800000 Mark! In der gestrigen letzten Ziehung (5. Klaffe 1S6. König!. Sächs. Landeslotterie) fiel, wie schon gemeldet, der Hauptgewinn von 500 000 Mk. mit der Prämie von 300000 Mk., zusammen also 800000 Mark, auf die Nr. 16805. Die Glücksnummer befindet sich in der Kollekte der Herren Robert Lederer, Leipzig, und C. Grabner, Reichen bach i. B. Die Riesensumme kommt somit wenigstens nicht auf einen einzigen Haufen! Die glücklichen Gewinner in Leipzig find, wie die „L. N. N." erfahren, zum großen Teil Leute, die kein Vermögen besitzen, so daß man sagen kann, die einzelnm Teile des großen Gewinnes von 800 000 Mk. find in gute Hände gefallen. — Ein Zehntel des großen Loses kam nach Grimma. Der glückliche Besitzer des Loses ist ein Kutscher, der das Zehntel allein spielt. An diesem Zehntel hatte bis zur letzten Ziehung ein Freund von ihm mit Anteil gehabt, der aber neuerdings es vorgezogen hatte, auf das Mitspielen zu verzichten. — Ein anderes Zehntel des großen Loses und der Prämie ist nach Lmgenfeld i. V. gefallen. Die glücklichen Gewinner können den Mammon alle gut gebrauchen. Die durchgefallenen Spieler hätten ihn sicherlich auch recht gut gebrauchen können! Am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles ... Die Tatsache, daß inner halb zweier Jahre das große Los und die Prämie zwei mal zusammengefallen sind, drängt immer entschiedener auf eine Aenderung deS Spielplans. Jetzt bekommen einige Ge winner alles, sehr viele gar nichts. Anstatt der Riesengewinne mehr mittlere Gewinne, das ist eine wohlberechtigte Forde rung, der sich hoffentlich nach den neueren Erfahrungen die Lotteriedirektion nicht mehr verschließt. s Lie Mehuert-Stiftuug verfügt gegenwärtig über ein Vermögen von 250000 Mark, dessen Erträge an mittlere und kleinere Landwirte, die Mitglieder des Landwirtschaftlichen Kreditvereins im Königreiche Sachsen sein müssen, zu Bei hilfen für die AuSblldung ihrer Söhne und Töchter in der Landwirtschaft verteilt werden sollen. s Sächsischer AltertumSvereiu. Der Sächsische Alter tumsverein hat dieser Tage an seine Mitglieder den Bericht auf das Vneinsjahr 1908/09 gelangen lassen. 476 Mit- glickrer gehören dem Verein an. Von der Museumsleitung wurden einige interessante altertümliche Gegenstände erworben. Die Einnahmen beliefen sich auf fast 25000 Mark, denen eine Ausgabe von 8320 Mark gegenübersteht. s Mühlbach. Beim Hereinfahren eines mit Kraut be ladenen Wagens kam der Sohn des Gutsbesitzers E. in Ober mühlbach zu Fall, wobei er erhebliche Verletzungen am Hinterkopf erlitt. * * — Chemnitz. Das am 3. Juli 1909 gegründete Lokal komitee des Hansabundes in Chemnitz hielt eine Sitzung ab, in der nunmehr die Konstituierung der Ortsgruppe Chemnitz und Umgegend des Hansabundes erfolgte. Als Vorstand der Ortsgruppe wurden gewählt: Kommerzienrat Otto Weißen berg«, 1. Vorsitzender, Stadtverordneten-Vizevorsteher Lang hammer, 2. Vorsitzender, Glaserobermeister Emil Jacobi, 3. Borsitzend«. — Oebera». Die Spinnerei Lüßnitztal wurde zum Teil durch Feuer zerstört. Kostbare Maschinen, fertige Waren und Rohprodukte wurden vernichtet. — Dresden. D« am Sonntag anläßlich der Ein weihung des neuen Aufstiegplatzes in Weißig aufgelassene Ballon „Dresden" des Sächsischen Vereins für Lust- schiffahrt hat unter Führung des Fabrikbesitzers Korn eine 70stündige Fahrt gemacht. Der Ballon ist am Mittwoch 105 Kilometer südlich von Warschau in der Gegend von Radom gelandet. — Pir»«. Schrecklich verbrannt übergab man das 19jährige Dienstmädchen Else Schmidt dem Krankenhause. Sie hatte sich, wie festgestellt würbe, selbst angezündet. Die Unglückliche hatte ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen geblieben war. In der Verzweiflung hierüber begoß sie sich mit Petroleum und setzte sich dann in Brand. Den erlittenen schrecklichen Wunden ist sie bald erlegen. Eine Schwester der Bckwunnswerten machte aus gleichen Gründen ihrem Leben ebenfalls selbst ein Ende. — Rosse». Aufregung rief gestern abend die Nachricht von einem angeblichen Raubmord bei Großvoigtsberg in dn ganzen Umgegend hervor. Es hat sich jedoch heraus gestellt, daß kein Verbrechen vorliegt. Der Dresdner Handelsmann Scheunert war bei seinem Bruder zu Besuch gewesen und suchte abends den Zug nach Nüssen zu erreichen. Kurz vor dn Station Großvoigtsberg ist Scheunert aber von einem Gehirnschlag betroffen worden und gestorben. Die Leute, die den Toten fanden, vermuteten, daß er einem Ver brechen zum Opfer gefallen sei, eine Annahme, die sich, wie schon erwähnt, glücklicherweise nicht bestätigte. — Dübel«. Das Jndianerjpielen hat hier schon zu» zweiten Male schweres Unheil angerichtet. Im vorigen Wint« ertranken zwei Schulknaben, als sie mit an deren beim Kriegsspiel die Mulde überschritten und im Eise einbrachrn. Mittwoch gegen Abend wurde nun der Iljährige Sohn des Handarbeiters Reinhardt durch einen scharfen Schuß in die Brust schwer verwundet. Mehrere Knaben hatten sich auf dem letzten Jahrmarkt bei einem Händler sogenannte TaschenteschingS mit Munition gekauft und schossen nun bei ihrem Jndianrrspiel auseinander. Der verwundete Knabe wurde von seinen Spielgefährten nach der Polizeiwache gebracht, hin von einem Arzt verbunden und dann zu seinen Eltern gebracht. Die Kugel konnte noch nicht entfernt werden. — Seit einig« Zeit ist in Döbeln ein« Bewegung im Gange, die die Errichtung eines Humangymnasiums erstrebt. Man beabsichtigt eine Bittschrift an die Regierung, dahin gehend, daß an daS Realgymnasium zwei Klassen (Unter- und Obertertia) nach dem Plane des Humangymnasiums angr- gliedert werden sollen. Man sammelt, fast HauS für Haus, dafür Unterschriften, besonders bei den städtischen Behörden, den höheren Beamten, Lehrern, Offizieren, selbst bei den Land geistlichen der Umgegend. Die neue Bewegung findet ab« auch ihre Widersacher, die wohl nicht ohne Recht betonen, daß es ein Unding sei, aus der jetzigen Doppelanstalt (Real gymnasium und Höhere Landwirtschaftsschule) rin dreiköpfiges Ungeheuer zu machen. Und zum andern verweisen sie auf den Umstand, daß in neuerer Zeit die Humangymnasien zurück- gehen, während Realgymnasien und Oberrealschulen überall rmporblühen. — Bor«» (Bez. Leipzig). Auf dem Braunkohlenwerk Regis ist in vorvergangener Nacht der 51 Jahre alte Kessel- Heizer P. Gerlach vom Kohlenboden aus in den Kohlen trichter gestürzt. Von der nachrutschenden Kohle wurde der Unglückliche verschüttet, so daß er «sticken mußte. — Olberuha» i. E. Die erste Zündholzfabrik Sachsens, die Fabrik von Robert Schuster, G. m. b. H., hier, hätte bereits vor einigen Wochen die Feier ihres 50jährigen Be stehens begehen können, wenn es nicht infolge der neuen Zündholzsteuer gegolten hätte, bis zum 1. Oktober d« un geheuren Nachfrage zu genügen, so daß zum Festefeiern keine Zeit war. Seit Anfang dieses Monats ist in der Nachfrage nach Zündhölzern ein beträchtlicher Stillstand eingetreten, und so veranstaltete die genannte Firma dies« Tage eine Festfeier, bei der im Auftrag der König!. Staatsregierung durch den Bürgermeister von Olbernhau sechs Jubilaren dn Arbeiterschaft, die mehr als 30 Jahre im Dienste der Firma standen, die Medaille für Treue im Dienste überreicht wurde. Die älteste d« Jubilarinnen steht seit 48 Jahren im Dienste der Firma. Der Verein deutscher Zündholzfabrikanten hatte überdies den Jubilaren, die über 25 Jahre im Dienste stehen, Ehrenurkunden ausfertigen lassen. Die Festfeier bestand aus einem Festabend, an dem etwa 300 Personen teilnahmen. Der Direktor der Fabrik überreichte jedem Jubilar ein ansehn liches Geldgeschenk. — Eibenstock. Das König!. Hauptzollamt zu Eiben stock erläßt an die sächsischen Grenzbewohner zu Adorf, Eb- math, Gettengrün rc. durch die Gemeindevorstände folgende Ermahnung und Verwarnung: „Die seit Jahren gemachte Wahrnehmung, daß der Viehschmuggel über die sächsisch-böh mische Grenze in der dortigen Gegend trotz der verschärften Grenzbewachung noch immer fortdauert, und daß sich daran eine größere Anzahl diesseitiger Grenzbezirksbewohner in der Hauptsache als Aufpasser und Absucher des Geländes nach Grenzaufsichtsorganen beteiligen, gibt dem Hauptzollamte Ver anlassung, den Herrn Gemeindevorstand zur Bekanntgabe an die Ortsbewohner davon in Kenntnis zu setzen, daß am 7. September bei einem Zusammenstöße von Grenzaufsehern mit Viehschwärzern von den letzteren zuerst Schußwaffen ge gen die Grenzaufseher angewendet worden sind, beim Zusam mentreffen mit angeschwärzten Viehtransporten von den S chuß - Waffen zunächst gegen das Vieh und, falls das Vieh auf den Anruf abgetrieben werden sollte, auch gegen die das Vieh begleitenden Personen nach Maßgabe der über den Gebrauch der Schußwaffen durch die Grenzaufseher bestehenden Vorschriften nachdrücklichen Gebrauch zu machen. Grenzbe wohner, die ungeachtet dieser Warnung sich auch weiter noch am Viehschmuggel beteiligen, gefährden also, wie hierdurch ausdrücklich betont wird, ihre Gesundheit und ihr Leben in ganz erheblichem Maße." — Glaucha». Um eine beträchtliche Summe betrogen wurde der hiesige Rabattsparverein durch einen Arbeiter in einer hiesigen Papierfabrik, der eine Anzahl von Rabatt spar-Büchern und -Marken, die der genannte Verein, nachdem sie von ihm eingelöst worden waren, der Papierfabrik zur Vernichtung übergeben hatte, entwendete und nochmals ein löste. — In einem hiesigen Kontor fand ein Lehrling einen Revolver, den er in dem Glauben, er sei nicht geladen, auf die gerade anwesende Scheuerfrau richtete. Plötzlich krachte ein Schuß und die Schrotladung drang glücklicherweise in die Wand, nur durch einige abprallende Körner wurde die Frau im Gesicht leicht verletzt. vemitcbler. * Eine hervorragende Leistung brachte der Polizei hund Bolko der Berliner Polizei zuwege. Aus dem Grim- nitzer Forst war eines Tages ein prächtiger Vierzehnender verschwunden, der nur Wilderern zum Opfer gefallen sein konnte. Bolko begab sich vom Walde aus in ein nahe gelegenes Dorf, kehrte hi« auf dem Hofe eines Kolonisten ein und „stellte" einen Kartoffelhaufen, unter dem man einen großen Bottich mit Hirschfleisch fand. Damit nicht genug, stattete Bolko auch dem benachbarten Hofe einen Besuch ab und entdeckte hier in der Speisekammer den schönen Hirsch braten. Beide Besitzer gestanden, gewildert zu haben. * Ei» Blaubart. Der wegen der Ermordung der Deutschen Anna Luther in New-Jork verhaftete Alfred Müller hat im weiteren Verlauf seines Verhörs gestanden, daß er außer Anna Luther noch zwei andere Frauen ermordet habe. Er habe sie geheiratet, um zu ihrem Gelde zu gelangen, und sie getötet, wenn er in den Besitz der Mitgift gelangt war. Müller versprach der Polizei, ihr noch die Namen der Opfer und genaue Details anzugeben. * Der „GemSvart". Der als Hutzier geschätzte Gems bart ist, wie der „Prometheus" schreibt, keineswegs ein Seiten - stück des Ziegenbartes. lieber den ganzen Rücken der Gemse verläuft ein Streifen schwarzbrauner Haare, die beim Gems bock in der zweiten Hälfte des November und Anfang De zember oft 10 bis 15 Zentimeter lang werden und glänzend- weiße Spitzen erhalten. Diese Haare liefern den Gemsbart. Die Geißen haben keine oder nur schlechte „Barthaare". Ein Gemsbock liefert durchschnittlich die Haare zu 5 bis 6 Bärten; da sie jedoch bei demselben Tiere von ungleicher Länge und Farbe sind, werden die Haare von mehreren Tieren gesammelt und sortiert und dann zu der bekannten Form gebunden. Von Mitte Dezember an werden die Haare allmählich weicher und verlieren Straffheit, Glanz und Glätte und die schönen weißen Spitzen; mit eintretendem Sommer verliert sich dann auch der ganze „Bart", um un Herbst wird« zu erscheinen. * Grzestriztttte» et»e< KiixstltrS. Gustave Dor», der berühmte Bibelillustrator, pflegte jeden Sonntag zahlreiche Paris« Künstler, Musik« und Schriftstell«, zu einem fröh lichen Mahle einzuladen und gastlich zu bewirten. Der Mal« benahm sich bei diesen Sonntagsbanketten, denen gewöhnlich auch seine Mutt« beiwohnte, nicht selten wie eia zu allerlei tollen Streichen ausgelegt« Knabe. Die Amüsement», die « ausheckte, wurden in ganz Paris belacht. Einmal ließ « eine riesige Gänseleberpastete auf den Tisch tragen. Mit poetischen Worten sprach er von den Vorzügen dies« Pastete, rühmte die Güte der Trüffeln und erzählte ausführlich, woh« das Meisterwerk stammte. Als er mnkte, daß den Gästen daS Wass« im Munde zusammenzulaufen begann, schob « die Pastete einem als Feinschmeck« bekannten Künstler hin und ersuchte ihn feierlich, den Leckerbissen aufzuschneiden. Da stellte sich heraus, daß die Pastete aus Pappe war und ein lebendes Meerschweinchen enthielt. Den Wein ließ DorS in vi« Flaschen servieren, und diese Flaschen spielten, wenn man sie zu den Gläsern herabneigte, um den köstlich«» Traubensaft einzugießen, Polkas und Walzer. Einmal lud der Maler den Generalpostdirektor zu Tische. Der Speisesaal war für diese besondere Gelegenheit wie ein Postamt ausgestattet wor den ; die Servietten waren in Form von Briefumschlägen ge faltet, die Pastetchrn hatten die Form von kleinen Briefen, und das Gefrorene war wie Briefmarken modelliert. Stets zu Scherzen aufgelegt, improvisierte Dorö einmal, als er mit einigen Freunden in Verona weilte, auf offener Straße eine Akrobatenvorstellung und sammelte dann von den Zuschauern Geld, das er mit den Freunden vertrank. Seine Malcrlauf- bahn begann er damit, daß er in seinem Heimatsdorfe eine Henne grün anmalte, wofür « beinahe Prügel bekommen und auch — verdient hätte. * Juristeudevtsch. In der „Tägl. Rdsch." lesen wir: „Durch die Beweisaufnahme ist «wiesen und demnach tat sächlich festgestellt, daß d« Angeklagte zu Taubelin am 6. Juli 1908 mittags 1*/, Uhr fahrlässigerweise als eine zur Leitung von Eisenbahnfahrten angestellte Person durch Vernachlässigung der ihm obliegenden Pflichten einen Transport aus ein« Eisenbahn in Gefahr gesetzt hat, indem er als Leit« deS Motorwagens 3 der Linie 1 Kranksee—KreiStal d« Kleinen Taubeliner elektrischen Straßenbahn vom Markt herkommend ohne genügende Aufmerksamkeit in zu raschem Tempo durch die Großstraße um die Ecke dn Turm- und Großstraße fuhr und hierdurch, zumal noch der Sandstreu« des Wagens ver sagte und der Wagen infolgedessen mittels Bremsen nicht rechtzeitig zum Stehen zu bringen war, mit einem von der Ecke der Turmstraße ihm entgegenkommenden, die Straße und seine Fahrbahn kreuzenden Bierwagen der Brauerei Salzental zusammenstieß, obwohl dessen Kutscher auf seinem Wagen stehend ihm in einer Entfernung von etwa 50 Schritt vorher in deutlich erkennbarer Weise durch Hochheben der Hand und sodann auch durch Anrufen da« Zeichen dafür gab, daß er die Straßen kreuzen wolle, so daß die Pferde des Bierwagens zu Boden fielen, das rechte Vorderrad und die Deichsel des Wagens zerbrachen, der Kutscher des Bierwagens und auch ein Fahrgast des Straßenbahnwagens leichte Verletzungen erlitten, sowie die Schutzweste am Straßenbahnwagen sich verbog." — Uff!!! sagt hier der Les«, wenn er nach dem Genuß dieses Satzungetünis noch imstande ist, irgendetwas zu sagen. Rechtsanwalt Cicero mit seinen längsten Perioden wird hier zum Stümper. Kapm hat man noch Kraft zum Genuß der Einzelschönheiten: „daß..., indem..., znmal..., obwohl . . ., daß . . ., so daß . . ." Namentlich der Ein schiebesatz mit „zumal" ist berückend. Und das reizende „mittels Bremsen"; und ganz am Schluß das obligate „sowie", eine der lieblichsten Blüten d« armen deutschen Sprak. Heiliger Wustmann! * Aus der Schale. Lehr«: „Müller! . . . (der Auf- grufene rührt sich nicht) . . . Müller! . . . (auf Müller zu gehend): Na, heißt Du vielleicht nicht Müller?" — Schüler: „Nein, He« Lehrer — ich heiß' Schmidt. Am Sonntag Hamm mer g'heirat't!" . * Kindlicher Mansch. Der kleine Karl (als « seine Lieblings speise sieht): „O Mama, jetzt wollt' ich, ich wär' Zwillinge!" GerichtSsaal» Der Bombast«s-Gchwt«del. Auch im weitere» Verlaufe des vor der Dresdner Strafkammer verhandelten Prozesses gegen den ehemaligen Direktor der BombastuSwerke, Bergmann, blieb der Angeklagte bei seiner Behauptung, daß ihm wirklich Geister seine Handlungsweise diktiert hätten. Auch einer der Zeugen trat mit Begeisterung für die Wahrheit der Äeistererscheinungen ein. Recht interessant ist u. a-, daß ein Geist Herrn Bergmann auf gab, die Gräfin Monttanoso finanziell zu unterstützen, was dann auch geschah. Der Vorsitzende de» Gerichtshofes hielt dem Geisterdireltor jedoch vor, daß er einmal geäußert habe: „Wenn wir der Gräfin Montignoso durch unsere Unterstützung die Rück kehr ermöglichen, dann wär« daS die beste Reklame und noch viel besser als ZettuinSreklame." AIS Sachverständiger äußerte sich Dr. Bevthien, Direktor des Dresdner chemische» UntersuchungS- amts, über die in den BombastuSwerke« hergestellten Präparate, deren Rezepte bekanntlich auch von Geistern Herrn Bergmann mitgeteilt worden sind. Eine Käliseife der BombastuSwerke sei ziemlich ungeschickt zusammengesetzt gewesen, zu ihrer Herstellung gehörten keine besonderen Kenntnisse, höchsten« die eines Seifensieders. Und gerade diese Kaltseife war nach dem Rezept deS weiland hochberuhmten Magister» TheophrastuS BombastuS Paracelsus hergestellt worden. D« Zeug« Hochmut, der über 290000 Mk. dem Unternehmen opferte, ehe ihm die Äugen auf gingen, bekundete, daß die Bombasws-Aerke lebefähig gewesen wären, wenn nicht in so unstnutger Weise gewirtschaftet worden wäre. Bergmann hatte zum Teil sehr noble Passionen. Wegen der Montignoso-Affäre beispielsweise fuhr er mit dem Luruszug 1. Klasse nach Florenz. Seine beiden Töchter wollte er aw Hof dame erziehen lasten usw. Die Fabrikate der BombastuS-Werke seien gut gewesrn- Wege« Diebstahl- vo» Schreibpapier wurde ein Ber liner Rechtsanwalt zu einem Tage Gefängnis verurteilt. Die näheren Umstände der eigentümlichen Affäre sind folgende: Der betreffende Rechtsanwalt vertritt ein Kartell von etwa fünfzig Rechtsanwälten im Termin und benutzte auf den Landgerichten daS Aktenpapier, daS die Anwaltskammer für dir ihr Angeschloflenrn zur Verfügung hielt. Die Mandatare des Recht-anwalt» waren Mitglieder der AnwaltSkamm«, und so glaubte er, in ihrer Ver tretung das Aktenpapier benützen zu dürfen. Industrie, Handel »ud Verkehr. „In Zahlungsschwierigkeiten gerat«» ist, wie daS „B T " meldet, die sehr bedeutende Berliner Holzfirma Iuliu» Bruhl und