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S53 Lonmibt»» »e« 30 Oktober 1909 Zrankeilberger Tageblatt E Bezirks- HU Anzeiger -MlM für -je Migfch -mtchnplmmW Msi, das ZSoizWe MzeM und -eil WM zil WchMl i, Ll Berantwortltcher Redakteur: Ern- Roßberg in Frankenberg i Sa. — Druck und Verlag von T G- Roßberg in Frankenberg 1. Sa, Erscheint an jede« Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 SO Z, monatlich SO Trägerlohn extra. - Einzelnummern lautenden Monats S Z, früherer Monate 10 «k-elluugeu werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Rach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis st Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags deS jeweiligen Ausgabetages. Kür Anfuahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. S1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Die «-gesp. Petitzeile oder deren Raum IS bet Lokal» Anzeigen 12 tm amtlichen Teil pro Zeile 40 -Eingesandt" km Redaktionsteile SS H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Kür Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b H Exitr Juserateu-Anuahme auch durch alle deutschen Annonce« Nachdem bei der am 21. ds. Mts. stattgesundenen Landtag-Wahl im 10. städti schen Wahlkreise keiner der ausgestellten Kandidaten mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen erhalten hat, so ist nach 8 34 Absatz 2 des Landlagswahlgesetzes vom 5. Mai 1909 in einer engeren Wahl nur unter den zwei Kandidaten zu wählen, die die meisten Stimmen erhalten haben. Es sind dies: Herr Kaufmann Stadtrat Oskar Schiebler mit 5048 Stimmen und Herr Obstgutsbesttzer Johannes Fischer mit 5016 Stimmen. ES wird ausdrücklich darauf hinaewiese«, daß alle auf andere Kan didaten fallenden Stimme« ungültig sind. Die engere Wahl findet 2. Ksvvmden ISVK, in der Zeit von Bormittag 10 bis Abend 0 Uhr, und zwar aus denselben Grund lagen und nach denselben Vorschriften statt, wie die erste. Die Wahlbezirke, die WahlsMen und die Wahlvorsteher bleiben unverändert. Frankenberg, am 28. Oktober 1S0S. Der Gtadtrat. Abonnements auf -ns Tageblatt aus Monat November nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Aus gabestellen in Stadt und Land, sowie alle Postaustalte« entgegen. Zuge» suk! * „Die Macht der Sozialdemokratie liegt nicht i« ihren Idee«, nicht einmal in dem Not stand der Massen, die sie ausnutzt, sie liegt vor allem in der Agitation als solche, in der Kunst, ««heimliche Leidenschaften zu erwecke«, die ««wissende Masse beständig auf»«- wiegel«, immer vo« neuem die tierische« Triebe der meuschlichen Natur a«f»urei»en gegen alles, wasdemMenschen heiltgseinsoll. DaS ist die eigentliche Macht, die eigentliche Waffe der Sozial demokratie." Mit diesen Worten charakterisierte Heinrich v. Treitschke bereits im Jahre 1884 im Reichstag daS Wesen der sozia listischen Agitation. Eine volle Bestätigung dieser Worte ist das schon in voriger Nummer erwähnte sozialdemokra tische Flugblatt für den 10. städtischen Landtagswahl kreis. Jeder Absatz des Flugblattes enthält nichts als scham lose Verleumdung und geradezu unverantwortliche Hetze. Der Zweck heiligt den „Genossen" das Mittel! Wie das sozial demokratische Flugblatt uin die Stimmen des Mittelstandes buhlt, was der Mittelstand aber in Wahrheit von der Sozialdemokratie zu erwarten hat, das haben wir bereits in voriger Nummer überzeugend dargelegt. In welcher Weise man in dem Flugblatt weiter die nationolliberale Partei und deren Kandidaten verleumdet und die Arbeiter in gewissen losester Weise aushetzt, das sei hier noch beleuchtet. Sachlich weiß man nichts vorzubringen. Deshalb greist man skrupellos zur Unwahrheit. Der nationalliberale Kan didat wird als gefährlicher Feind der Volksschule, als Bil dungsfeind bezeichnet. Damit will man den Beamten und besonders den Lehrern Sand in die Augen streuen. Der nationalliberale Kandidat wird weiter (um die Arbeiter grau lich zu machen) als einer der schlimmsten Zoll- und Steuer wucherer hingestellt. Er habe den ganzen Zollraub gebilligt und verteidigt und „entschuldige jetzt sogar die infamen Steuern auf Bier, Tabak, Branntwein, Tee, Kaffee und Streichhölzer". Das ist ganz grobe Verdrehung. Die So zialdemokraten wissen mindestens so gut wie wir, daß die nationalliberale Partei gegen die Steuergesetzgebung die schärfste Opposition geleistet hat! Doch was tut's, man braucht eben Mittel, um die Massen aufzuhetzen. Der nationalliberale Kandidat wird ferner bezeichnet als „Scharfmacher und Arbeiterkind, als harter Arbeitgeber, als ein erbitterter Gegner des gleichen Rechts und der Freiheit". Gegen diese vollständig unbegründeten Verleumdungen ein Wort zu sagen, erübrigt sich. Herr Schiebler ist hier zu gut bekannt, als daß diese plumpen Angriffe Halt finden könnten. Sicher weiß die Wählerschaft besser, wer Herr Schiebler ist und was sie van ihm im Landtag zu erwarten hat, als der Verleger des Flugblattes, ein Herr Emil Zerche in Mittweida. Wir könnten hier an Beispielen darlegrn, daß gerade die Sozialdemokratie die schlechtesten Arbeitgeber, oder, um mit den „Genossen" zu reden, die größten Ausbeuter sind, aber es würde zu weit führen. Vielleicht gibt uns die weitere Agitation der sozialdemokratischen Wahlleitung Gelegenheit, noch über die Sozialdemokratie als Arbeitgeber in einem besonderen Artikel zu sprechen. Daß die Sozialdemokratie auch keine wahre Vertreterin der Arbeiterinter essen ist, wurde schon oft betont, soll aber, falls die Not wendigkeit gegeben wird, hier ebenfalls nochmals erhärtet werden. Das muß doch der Arbeiterschaft auch beim Stu dium des Flugblattes wieder klar werden: Es ist der Sozial demokratie nicht daran gelegen aufzuklären (im Gegenteil, sie befürchtet eine Aufklärung und untersagt des halb meist den Bestich bürgerlicher Versammlungen), sondern sie geht nur darauf hinaus, die Unzufriedenheit zu schüren, aufzuhetzen und aufzuwiegeln. Bebel selbst hat einmal auf einem Parteitag in Erfurt g sagt: „Für uns handelt,es sich zunächst nicht.barum, ob wir dies oder jenes erreichen; sür uns ist die Hauptsache, daß wir gewisse Wanderungen stellen, die keine andere Partei stellen kann!" Möchten doch endlich unserer in ihrem Beruf so intelli genten Arbeiterschaft die Augen aufgehen über daS wahre Wesen der Sozialdemokratie! Möchten sie doch endlich er kennen, daß sie sich in der Verfolgung der sozialdemokratischen Ziele auf einem Wege befinden, der niemals zu ihrem Heile führen kann. „Im Siegcssturmzug müssen und werden wir auch den 10. städtischen Kreis holen", schließt das sozialdemokratische Flugblatt. Das kann und darf nicht sein! Unsere deutschdenkenden und deutschfühlenden Wähler, die ihr Vaterland lieben, werden am 2 November ihre Pflicht tun, sie we>den einmütig wie am 21. Oktober eintreten und stimmen für den nationalen Kandidaten Herrn Kaufmann und Stadtrat Oskar Schiebler. HaMsgr-Zticlmablen. Die Stichwahlen zur Zweiten Kammer des Landtages nahmen am gestrigen Donnerstag ihre» Anfang. Sie werden bis mit Donnerstag, 4. November, dauern. Den Anfang machten gestern Leipzig und der 9. städtische Wahlkreis. In Leipzig hatte die Sozialdemokratie im ersten Wahlgang zwei Sitze erobert, in fünf Kreisen stand sie mit den national liberalen Kandidaten in Stichwahl. Das Verhältnis der Stimmen bei der Hauptwahl war in Leipzig (in runden Zahlen) das folgende: 1. Wahlkr. 10800 bürgerl. gegen 5300 soz.-dem. Stimmen 2. „ 14500 „ „ 6860 3. „ 13200 „ „ 11300 5. „ 15600 „ „ 8800 6. „ 16100 „ „ 6560 Das Ergebnis der Stichwahl ist folgendes: Leipzig I: Dr. Löbner (natl.) 10357, Schuchardt (soz.) 5697 Stimmen. Löbner gewählt. Leipzig II: Wappler (natl.) 13355, Seger (soz.) 7739 Stimmen. Wappler gewählt. Leipzig III: Müller (natl.) 12 305, Illge (soz.) 12 507 Stimmen. Illge gewählt. Leipzig V: Dr. Rudolph (natl.) 15669, Bammes (soz.) 9413 Stimmen. Rudolph gewählt. Leipzig VI: Dr. Steche (natl.) 15 265, Lehmann (soz.) 7371 Stimmen. Steche gewählt. 9. städtischer Wahlkreis (Döbeln, Waldheim usw): Dr. Niethammer (natl) 7079, Vieweg (soz.) 5621 Stimmen. Dr. Niethammer gewählt. (Im ersten Wahlgang hatten erhalten: Niethammer (natl.) 4742, Wetzlich (Mittelst.) 3126, Vieweg (soz.) 4797 Stimmen.) Sonach wurden 5 Nationalliberale und 1 Sozialdemokrat gewählt. Bis jetzt sind danach gewählt: 14 Konsrrbative, 9 Nationalliberale und 16 Sozialdemokraten. ' * * Die Freisinnige Bolkspartei ««v dfe Stichwahlen. Die vom Vorsitzenden des LandesvereiuS der Freisinnige« Volkspartei, dem Abg. Günther, au-gegebene Stichwahlparole zugunsten der nationalen Stichwahlkandidaten hat die „Zitk. Morg.-Ztg." arg verschnupft. Sie wird ziemlich spitz von folgenden Sätzen des genannten Blattes begleitet: „Nach unserer Kenntnis der Stimmung innerhalb der Freisinnigen Volkspartei Sachsen« wird diese Privatmei^ nüng überwiegend nicht geteilt. Sie ist' auch, wie aus der Aeußerung de» Herrn Günther selbst hervorgeht, daß « den selbständigen Entschließungen vtr Wahlkreise nicht vor« greisen wolle, ohne parteipolitische Bedeutung. Wie wir an anderer Stelle berichten, ist die Angelegenheit für den 1., 2. und 3. ländlichen Wahlkreis durch die Beschlüsse der zuständigen BertrauensMänner-Versammlungen bereit- erledigt." An dieser anderen Stelle der „Zitt. Morg.-Ztg." wird näm lich mitgeteilt, daß von freisinnigen Vertrauensmännern äu- verschiedenen Wahlkreisen der Lausitz beschlossen wurde, daß man auf die Beseitigung der konservativ-agrarischen Vor herrschaft in Sachsen das Hauptaugenmerk M richttn habe. Angesichts dessen sei den zielbewußten freisinnigen Wählern im 1. und 3. ländlichen Wahlkreis das Verhalten bei der Stichwahl klar vorgezeichnrt. Im 2. ländlichen Wahlkreise, wo ein Nationalliberaler und ein Sozialdemokrat um den Sieg ringen, wird keine besondere Stichwahlpärole ausgegeben. Das heißt also, im 1. und 3. ländlichen Wahlkreise stimmen die Freisinnigen für die Sozialdemokraten und im S. länd lichen enthalten sie sich der Stimme. Ob dieses herausfor dernde Verhalten des Freisinns angesichts der Tatsache, daß er selbst in mehreren Wahlkreisen bei den Stichwahlen von der Sozialdemokratie hart bedrängt ist, von politischer Klug heit Zeugnis gibt, darf sehr bestritten werden. Auf alle Fälle ist das antinationale Verhalten des Freisinn», der durch sein Auftreten bei der Hauptwahl schon der Sozialdemokratie! Bor spanndienste geleistet hat, scharf zu verurteilen. OerMcdet mut ZScbrireber. Frankenberg, 29. Oktober 1909. f* Stresemann spricht in Fraukevberg. Herr Reichs tagsabgeordneter Dr. Stresemann, der als Volk-Wirt schaftler einen hervorragenden Ruf hat, wird auf Veranlassung deS Wahlausschusses für die Kandidatur Oskar Schiebler am Montag hier im „Schützenhaus" einen öffentliche» Vortrag über „Die politische Lage" halten. Alle national gesinnten Wähler werden zu dieser Versammlung eingeladen. Da der Vortrag voraussichtlich stark besucht werden wird, ist möglichst zeitiges Erscheinen zu empfehlen. ss Oeffevtliche Märcheuabende tm Schützeuhause. Nochmals sei an dieser Stelle auf die heute, Freitag ('/,7 Uhr), und morgenden Sonnabend (5 Uhr) stattfindenden Märchenabende mit etwa 90 Lichtbildvorführun gen hingewiesen, deren Besuch zu empfehlen ist. Der Stoff der erläuternden Märchen ist so gehalten, daß er bildend und dabei doch erheiternd auf den Zuschauer wirkt; daheim im traulichen Familienkreise wird das Kind noch oft auf das Gesehene und Gehörte zurückkommen, deshalb ist es auch er wünscht, daß sich Erwachsene am Besuch beteiligen. -fotz. Theater im Schützenhaus. Die Schleichardtsche Truppe brachte gestern abend die Straußsche Operette „Der Zigeunerbaron" zur Aufführung. Die Hauptrollen lagen in guten Händen und die Rolle der Saffi spielte und sang Frl. Grete Schleichardt recht hübsch. Die junge Künstlerin errang sich den ungeteilten Beifall des Publikums, ebenso ihr Partner, Herr Kah, der die Rolle des Barinkay sehr gut diirchführte. Die anderen Darsteller halfen auch wacker niit, der Aufführung einen guten Erfolg zu verschaffen. Weiter trug zum Gelingen auch die Stadtkapelle unter Leitung d«S Herrn Musikdirektor Prager bei.