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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190910286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19091028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19091028
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-10
- Tag 1909-10-28
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Monat
1909-10
-
Jahr
1909
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Lh«rpt«. Im Verhör gab der Mörder deS Fürsten Ito au, er sei nach Chardin gekommen, um den Fürsten zu ermorden; er hab« sein Vaterland rächen wollen. Ito habe während seine- Aufenthaltes in Korea einige ihm nahestehende Personen hinrichten lassen. — Die Leiche des Fürsten wuüw nach dem Süden befördert. Die Bahnverwaltung er- »eist der Leich« auf der ganzen Strecke die gebührenden Ehren. Der russische Gesandte in Peking begleitet die Leiche diS KnantschentSky. Finanzminister Kokowzew ließ der ja vanischen Regierung durch den russischen Gesandten in Tokio sein Beileid aussprechen. — Außer den bereits genannten Personen ist bei dem Anschlag noch der persönliche Sekretär deS japanischen Hofministers leicht verletzt worden. P«ri-. Kurz vor der Ermordung des Fürsten Ito hatte der russische Finanzminister eine wichtige Unterredung mit dem japanischen Staatsmann. Beide waren ge warnt worden, sich miteinander öffentlich zu zeigen, da gegen Ito ein Anschlag geplant sei. Die durch den jähen Tod JtoS unterbrochenen russisch-japanischen Verhandlungen dürften nun eine Zeitlang ruhen. Oenilcbrt iwä ZScdtircdet Frankenberg, 27. Oktober 1909. f* Die Temperatur sank vergangene Nacht auf 1 Grad unter Null. ES reifte stark. Manch zarte Pflanze ist da durch vernichtet worden. - f-si-j. Wahlbekauutmachuugeu. Die vorliegende Nummer unseres Tageblattes enthält drei auf die Wahl bezügliche amt liche Bekanntmachungen. Zunächst gibt Herr Bürgermeister Schulz in Haintchen bekannt, daß Stichwahl in unserem 10. städtischen Wahlkreis am 2. November stattfindet. Die zweite Bekanntmachung, unterzeichnet von Herrn Regierungs amtmann Schubert in Flöha, teilt dasselbe für den 32. länd lichen Wahlkreis mit. Schließlich wird in der dritten Bekannt machung mitgeteilt, daß im 4. Chemnitzer Wahlkreis, zu dem Ebersdorf gehört, der Materialwarenhändler Castan in Chemnitz im ersten Wahlgang endgültig gewählt worden ist. - f* Mürcheuudeude. Der Evangelische Arbeiterverein zu Frankenberg veranstaltet am Freitag und Sonnabend, den 29. und 30. Oktober, im Saale des Schützenhauses Märchenabende, die besonders den Kindern eine Anzahl Märchen erläutern sollen, die aber auch den Eltern der Kin der viel Vergnügen bereiten werden. Der erste Teil des Programms enthält ernstere und lehrreiche Märchen, während der zweite Teil mehr dem Humor gewidmet ist. Der Anfang ist am Freitag auf */,7, am Sonnabend auf 5 Uhr festgesetzt. An Eintrittsgeld werden für Erwachsene 15, für Kinder 10 Pf. erhoben. Zum Besuch der Märchenabende sei auch hier durch eingeladen. Das Kaiserpaaorama bietet seinen Besuchern in dieser Woche Gelegenheit, unsere Kolonie Ostafrika mit den Regierungsplantagen zu besichtigen. In 50 äußerst wohlge lungenen Glasbildern erblicken wir zuerst Dar-es-Salaam am Hafen, mit Fernsicht und Straßenverkehr, belebt durch Europäer und Eingeborene. Weiter folgen Mohorra mit den interessanten Hütten der Eingeborenen, Regierungsplantagen mit Tabaksbau, Versuchsfelder, großartige Vegetations-Szenerien mit Palmen- Wald und Schlingpflanzen. Weiter Usambara mit Kaffee plantagen, Baumriesen (Affenbrotbäume). Landschaftlich be sonder« reizvoll in Lage und Vegetation ist Pangani am Panganifluß. Sehenswert find auch die Saatbeete der Kaffee plantagen, die Vanille-Pflanzungen, die Kaffeebäume mit Früchten und großartig vor allen die Urwald-Szenerien usw., so daß sich auch diesmal wieder ein Besuch des Panoramas sehr empfiehlt. - s* DaS „grotze LoS" der K. S. Landeslotterie ist bis her noch nicht gezogen. Kommt es heute nicht mehr heraus, so vereinigt es sich morgen, Donnerstag, mit der Prämie von 300000 Mark zu einem Gewinn von 800 000 Mk. Dies Zusammenfallen der beiden größten Gewinne zu einem ist im Interesse der vielen, die auf einen Gewinn hoffen, nicht gut zuheißen. f * Zar Wahl im 47. ländliche« Wahlkreis. Wie der Wahlkommissar für den 47. ländlichen Wahlkreis (Zwönitz- Lößnitz usw.) bekannt gibt, erhielten Modes (kons.) 1449, Ebert (natl.) 2900, Richter (soz.) 4354 Stimmen, acht Stimmen waren zersplittert. Demnach hat kein Kandidat mehr als di« Hälfte aller abgegebenen gültigen Stimmen, und eS hat Stichwahl zwischen Ebert und Richter stattzufinden. Richter wurde bereits als gewählt bezeichnet und als 16. der gewählten Genossen aufgeführt. Die Zahl der gewählten sozialdemokratischen Abgeordneten beträgt sonach bisher nur 15. Scheint auch die Wahl Richters im 47. ländlichen Wahlkreis sicher, so ist doch nicht ausgeschlossen, daß die bürgerlichen Parteien bei angestrengter Arbeit den Sieg er ringen können. * * — Burgstädt. Aufsehen* erregte im 13. städtischen Wahlkreis (Burgstädt Rochlitz), in welchem zwischen dem hiesigen Bürgermeister Dr. Roth (freis.) und dem Sozial demokraten Stichwahl zu erfolgen hat, ein am Vorabend der Wahl herausgegebenes Flugblatt, das sich als ein Pamphlet charakterisiert. Es richtet sich gegen den Bürgermeister unserer Stadt, dem Dinge vorgeworsen werden, die das Ansehen des Genannten auf das Empfindlichste schädigen müssen. Der Angegriffene hat sofort eine entsprechende Erwiderung folgen lassen und gegen die Verbreiter des Flugblattes, als welche zwei hiesige Großindustrielle genannt werden, Strafantrag gestellt. Die Angelegenheit hat große Erregung in die Bürger schaft getragen. — Somsdorf bet Tharandt. Zu Tode geschleift wurde der Gutsbesitzer Alfred Büttner hier. Er hatte am Freitag beim Eggen des Feldes die Leine mehrfach um die Hand gewickelt. Die Pferde scheuten und der Mann konnte nicht loskommen. Er geriet unter die Haken der Egge, die ihm die Brust so aufriffen, daß er verblutete. — Dresden. In der letzten Ratssitzung wurde mitgeteilt, daß der Rentier Adolf Landvogt hier für die Wohlgemeinte Stiftung 20000 Mark geschenkt hat. Die Schenkung wird dankend angenommen. — Die gesetzliche Vormund schaft über uneheliche Kinder soll am 1. Januar 1910 end gültig eingrführt werden, nachdem sie dann drei Jahre lang versuchsweise bestanden hat. Zurzeit unterstehen ihr rund 2100 Kinder. Während früher die außerehelichen Väter sich zum großen Teil ihren Unterhaltsverpflichtungen entzogen, sind bereits im Jahre 1907 von 132 Vätern 22655 Mark, 1908 von 439 Vätern 72417 Mark und im laufenden Jahre bis jetzt von über 700 Vätern rund 88000 Mark einbezogen und für die Kinder verwendet worden Hierdurch und durch dir fortgesetzte Ueberwachung der Kinder durch 16 sestbefoldet« Pflegerinnen und fünf Aerzte hat sich das LoS der unehe- lichen Kinder wesentlich gehoben. Die eingezogenen Unter- haltSbeträge bedeuten eine Entlastung der Armenkasse, da bis- her vie unehelichen Kinder größtenteils der öffentlichen Armen pflege zur Last fielen. — Der städtische Ausstellung«- Palast bringt auf Grund des HaushaltplaneS für 1909 einen Ueberschuß von 33209 Mark. Pachtzins zahlt der Wirt 47 500 Mark. Der Internationalen Photographischen Ausstellung war daS Lokal vollständig mietzinsfrei überlassen worden. — Mit der Begründung einer tschechischen Sprachschule in Dresden hat sich nunmehr auch der Rat beschäftigt und davon Kenntnis genommen, daß ein hie siger Tschechischer Verein tschechischen Sprachunterricht für Kinder tschechischer Einwohner Dresdens, dir außerdem die öffentliche Volksschule besuchen, eingerichtet hat. Der Rat beschloß, dem Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts hierüber Bericht zu erstatten. Die Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes hat eine Eingabe an das Kultus ministerium gerichtet, in der die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die Versuche, tschechischen Unterricht in irgend einer Form in Sachsen einzuführen, behördlicherseits bei den ersten An fängen energisch und rückhaltlos zurückgewiesen werden möchten. — Pirna. Die Karpfenprahme, die am Elbufer unterhalb des Carolabades gebaut und im Strome mit der kostbaren Last, lebenden Karpfen, befrachtet worden war, hat ihre Reise stromab angetreten. DaS eigenartige, nur wenige Zentimeter aus dem Wasser ragende Fahrzeug be fördert etwa 2000 Zentner Karpfen stromab, die einem Werte von 160-—200000 Mark entsprechen. — Riesa. Während der Montagearbeiten beim Waffer- turmbau in Finsterwalde stürzte der 18jährige Schlaffer Alfred Möbius aus Riesa vom Gerüst ca. 12 Meter tief in den Treppenschacht ab und starb kurz darauf an den dabei erlittenen schweren Verletzungen. — Während der vorigen Nacht wollen verschiedene Bewohner von Riesa und mehreren Nachbarorten kurz vor 2 Uhr und V,4 Uhr schwache Erdstöße verspürt haben. — Leipzig. Zu dem Familiendrama schreiben die „L. N. N." noch: Die furchtbare Untat des Pianoforte arbeiters Hartann in L.-Lindenau hat die weitesten Kreise unserer Bevölkerung mit tiefstem Abscheu erfüllt. Man fragt sich allgemein, wie es möglich sein konnte, daß ein tierisch verkommener Mensch, wie es Hartann doch offenbar gewesen ist, so lange sein Unwesen innerhalb seiner Familie treiben konnte. Ueber die Vorkommnisse am Montag selbst sei noch mitgeteilt: Der bestialische Vater hat sein Opfer, wie sich jetzt noch herausstellt, durch einen Schuß einfach nieder gestreckt. Um der Lat ein anderes Gepräge zu geben, hat er das Mädchen vorher gezwungen, einen Abschiedsbrief an die Mutter und die Geschwister zu schreiben, in welchem die Mutter beschuldigt wurde, daß sie den Tod ihres Mannes und ihrer Tochter veranlaßt habe. Dann hat der Unhold das Mädchen an sich gezogen und in die entblößte Brust geschossen, sodaß der Tod wohl sofort eingetreten ist. Dem Mädchen hat er, um es am Schreien zu verhindern, einen Knebel in den Mund gesteckt. Die Behörde Hot festgestellt, daß das eine Handgelenk des Mädchens Spuren aufweist, die auf ein gewaltsames Festhalten schließen lassen. Alles das beweist, daß der Unhold das Mädchen gegen ihren Willen ermordet hat. — Ehrenfriedersdorf. Für unsere Stadt ist eine Polizeiverordnung erlassen worden, welche bestimmt, daß Kellnerinnenbedienung nur bis nachts 12 Uhr stattfinden darf. Außerdem ist den Kellnerinnen verboten, sich zu den Gästen zu setzen oder mit ihnen zu trinken. — Stangeugrü«. Gutsbesitzer Moritz Zorn hier, 63 Jahre alt, ist von seinem Geschirr überfahren und töd lich verletzt worden. Er war früher viele Jahre lang als Steiger und Obersteiger beim Zwickauer Steinkohlenbauverein in Zwickau angestellt und trat dann in Pension. — Schletta«. Ein zehnjähriges Mädchen benutzte in Abwesenheit seiner Eltern Petroleum zum Feueranzünden. Hierbei erlitt das Mädchen derartig schwere Brand wunden, daß es nach zweitägigem Schmerzenslager an den Verletzungen gestorben ist. — Ave. Fabrikbesitzer und Landtagsabgeordneter Baux hat dem Erzgebirgsverein 1000 Mark zu den Erweiterungs- kostcn des Fichtelberg-Unterkunftshauses gespendet. — Rodewisch. Gemeindevorstand Enders hier wurde zum Gemeindevorstand von Neugersdorf (sächs. Oberlausitz) gewählt. Theater, Kauft und Wissenschaft. Ferdinand von Strantz f. Der frühere Direktor des Berliner Königlichen Opernhauses, Ferdinand von Strantz, ist Montag abends V,7 Uhr im Rudolf-Virchow-Krankenhause an den Folgen eines StraßenbahnunfallrS, bei dem er einen Schenkel halsbruch erlitt, sanft entschlafen. Gerichtssaal. Prorest Pleistner. Nach siebentägiger Verhandlung wurde am Dienstagabend gegen 8 Uhr das Urteil im Prozeß Pleißner in Leipzig verkündet: Die Angeklagten Dr. Pleißner, Karzin und Semmler werden von der Anklage der Freiheitsberaubung freigesprochen, dagegen wird Dr.Pleißner wegen einfachen Hausfriedensbruchs in zwei Fällen zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt, wovon 200 Mark als durch die von ihm erlittene Untersuchungshaft vollstreckt gelten; Justizrat Zieger wird wegen einfachen Hausfriedensbruchs und Beihilfe zum Haus friedensbruch zu einer Geldstrafe von 150 Mark verurteilt. Die Angeklagten Karzin und Semmler werden von der An klage wegen Hausfriedensbruchs und Frau Postelmann von der Anklage wegen Beihilfe zum Hausfriedensbruch fr ei ge sprochen. Soweit Freispruch erfolgt ist, trägt die Staatskasse die Kosten, im übrigen fallen die Kosten den verurteilten Ange klagten zur Last. Aus Not! Vor dem Kgl. Schwurgericht Freiberg hatte sich der Posthilfsstelleninhaber und Schuhmacher Kratt aus Schöner stadt bei Oederan wegen schwerer Unterschlagung und Urkunden fälschung zu verantworten. Kraft hatte 80 Mark, die auf eine Postanweisung bei ihm eingezahlt wurden, für sich verwandt und das Geld erst später an den Adressaten abgeschickt, als bereits nach dem Betrag recherchiert wurde. Kraft gab an, er sei in drückender Not gewesen. Für die täglich fünf Stunden erfordernde Besor gung der Postgeschäste habe er 60 bez. 90 Pfa. vergütet bekommen und die Ausübung seines Handwerks habe ihm nicht so viel etn- gebracht, daß er seine zehukövsige Familie habe ernähren können Da» Bericht verurteilte ihn unter Zubilligung mildernder Umstände zu 10 Monaten Gefängnis. v«n»rcd»«r. * Der JitzreShertcht per Leipziger «isst»» klagt über empfindlichen Mangel an europäischen Missions-Arbeitern und -Arbeiterinnen als über ein Haupthindernis für ein energisches Borwärtsdrtngen, wie eS bei den gegenwärtigen nationalen und religiösm Bewegungen in Indien ebenso wie gegenüber den Forderungen der für unser ostafrikanisches Schutzgebiet hereinbrechenden neuen Zeit wünschenswert erscheint. Nament lich bei Gewährung von Heimatsurlaub und bei Versetzungen macht sich das Fehlen von Ersatzkräften fühlbar. Stationen, die einen eigenen Missionar haben sollten, müssen entweder unbesetzt bleiben oder mit anderen verbunden werden, oder man ist genötigt, sie einem Eingeborenen zur Verwaltung zu übergeben. Und an die so nötige Ausdehnung deS Arbeits bereichs ist unter diesen Umständen vorläufig nicht zu denken. Sehr zu wünschen wäre ein stärkerer Zuzug von Arbeits- kräften, nicht zum wenigsten aus den Kreisen der Theologen, Schulmänner und Aerzte. Erfreulicherweise konnten im Ver lauf dieses Jahres wenigstens einige der vorhandenen Lücken ausgefüllt werden. Auf daS Gebiet der Leipziger Mission in Afrika wurden fünf Missionare, ein Arzt, ein Handwerker, zwei Diakonissinnen und eine Lehrerin neu ausgesandt, und nach Indien wurden bei der Jahresfeier des Leipziger Lokal- missionSvereinS am 26. September d. I. zwei Missionare ab geordnet, nachdem bereits im vergangenen März eine Dresdner Diakonisse dorthin gesandt worden war. * Der Kampf v« Pie Grafeaktuder. Die Gräfin von Pfeil hat ihre Kinder, die einem ihrer Verwandten, dem Freiherrn Ernst von Richthofen, zur Pflege übergeben worden waren, bisher noch nicht wiedererlangen können, trotzdem alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden. Die Geschichte fängt an, weiteste Kreise der Oeffentlichkeit zu interessieren, seitdem sich die Gräfin durch ihren Rechtsbeistand an das Justizministerium und daS Ministerium des Innern gewandt hat. In dieser Eingabe wird eine außerordentlich scharfe Sprache gegen den Freih. v. Richthofen geführt. Letzterer weigerte sich beharrlich, die Kinder, die er seit der Scheidung der Gräfin Pfeil von ihrem Gatten in Pflege genommen hatte, herauszugeben, da seiner Ueberzeugung nach die Gräfin den Kleinen keine ge bührende Erziehung geben könne. Nichtsdestoweniger wurde er vom Amtsgericht Graudenz zur Herausgabe der Kinder aufgefordert, sogar wiederholt und dringend, wer aber nicht kam, war das Pfeilsche Geschwisterpaar, der Freiherr legte ein ärztliches Attest vor, daß die Kinder nervenkrank und nicht transportfähig waren, Das Ueberraschendste an der Geschichte aber ist, daß die Kinder seit einiger Zett verschwunden sind. Die Gräfin Pfeil hat jetzt Vertrauenspersonen auf Reisen geschickt, die verschiedene Güter Schlesiens nach den Kindern absuchen sollen, * Die «e«e Wirtschaft. Fritzchen ist bald fünf Jahr« und reichlich ungezogen. Er ist aber der „Verzug" von Mama, die mit aller Kraft für ihn eintritt, wenn Vater ein mal einen gründlichen Denkzettel für angebracht hält. Manch mal widersetzt sie sich gar in Gegenwart des Sünders dessen Bestrafung. Vater wird die Sache zu bunt und er hat mit Mama eine ernste Unterhaltung. Er erreicht das Zugeständ nis, daß sie künftig in seine Pädagogik weder mit Blicken noch mit Worten eingreifen werde, wie auch er seinerseits ihre Autorität in vollem Umfange gelten lasse. Fritzchen ist wieder einmal ungezogen gewesen. Obwohl oder gerade weil es sein Lieblingsgericht gibt, wird er vom Vater auf schmale Kost gesetzt und vom Tisch weg in die Kinderstube geschickt. Sprachloses Staunen, hilfesuchende Blicke gleiten zur Mutter hinüber, die indessen energisch mit der Hand nach der Tür weist. Der Sünder verläßt zögernd das Zimmer, auf der Schwelle noch ein Blick auf beide Eltern, ein verzweifeltes Achselzucken und die im Tone höchster Arrgerlichkeit hervor- gestoßene Bemerkung: „Was da- jetzt hier für eine neue Wirtschaft ist!" ' ' * Oft st- ««d S Mrtr«k<«. Der Landesodstbauverei« für daS Königreich Sachse« wird i» Chemnitz im Gasthaus .zur Linde" (Börsensaal) am 28. und 29. Oktober d. I. einen Ob st markt veranstalten. Den ersten derartigen Markt veranstaltete der Landesobstbauverein im Oktober vorigen Jahres im genannten Lokal. Der Obstmarkt erfreute sich seitens der Bewohner von Chemnitz und Umgebung eines regen Zuspruchs, und eS ist anzunehmen, daß die Obstmärkte in Chemnitz sich so einbürgern werden, wie dies in Dresden der Fall ist. Der Landesobstbauverein veranlaßt seine Mitglieder) gute Früchte zu richtiger Zeit sorgfältig zu ernten, zu sortieren und zu verpacken und die Früchte zu festgesetztem Preise dem speziellen Obstmarkt zu übergeben. Die Fruchte gelangen nur in den BerpackungSgesäßen deS Landesobstbauvereins zum Verkauf und zwar in Pappkörbchen mit 10 Pfund, in Kisten mit 25 Pfund und mit 50 Pfund Inhalt. Tafel- und Wirtschaftsobst wurde aus verschiedenen Gegenden reichlich für den Markt angemeldet. ziter«rischr«. Dr. William L-be, Landwirtschaftlicher Taschentalender für das Jahr 1910. Ausgabe für Sachsen, neu bearbeitet von Di rektor Professor Endler. Preis: 2 Akk. in Leinen, 2 Mk. KO Pfg. in Leder. — In den» 52. Jahrgang von LSbe» Landwirtschaftlichem Kalender bringt die Rcichenbachsche Verlagsbuchhandlung wiederum ein Taschenbuch in den Hendel, da» allen berechtigten Anforderungen der Praxis in hohem Maße Rechnung trägt- Im ersten Teil gibt LSbeS Aalender Aufschluß über allerlei Frage« aus den Gebieten der Viehzucht und Viehhaltung, der Tierheilmittellehre, deS Hiehhande», der Fütterung, her Ackerbaulehre, der Düngung und der Petrsibllrhre Auch der zweite, getrennt gebundene Teil deS Aalender« ist reich an belehrendem und interessantem Inhalt. Durch Aufnahme de« Verzeichnisse« der sächsischen Landwirtschaftlichen Vereine hat der Aalender «ine wertvolle Bereicherung erfahren. S« wird kaum einen anderen Aalender geben, der sich bei gleichem Presse in bezug aus Füll« und Gediegenheit d«S Stoffe« Löbe« Aalender ebenbürtig zu» Seite stellen kann. Der Aalender ist in Frankenberg in der Buchhandlung von L S Roßberg zu haben. U-rt mit dem griethischen Sprach»«t«rricht! «ehr Wisse« fürs Leve«f Bon Georg Hoffmann. 2. Auflage. Verlag von Rudolf Araut, Dresden 1g. Preil 75 Pfg. Eine anrrgende, in frischem AampfeSmut geschriebene Broschüre, welche darzulegen versucht, daß unsere maßgebenden «reise, die Juristen, Regierungsbeamten, Aerzte, höheren Lehrer usw-, eine falsche Vorbildung auf den Gymnasien genoffen. Die Berufenen, die dal Volk zu erziehen, im öffentlichen Leben zu ver treten und zu führen haben, wissen, meint der Verfasser, so gut wie nichtl über die eigentlichen Lebenlvorgänge im menschlichen Körper und sollen doch Körper und Seist richtig bilden, die Menschen in ihrem Tun und Treiben aburtetlen, Gesetz« nach d«n Bedürfniff«» de, Volte« schaffen, on« zu einer höheren Kultur bringe«!
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