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Freit», »e« ZS vkwver IW» Zrankenberger Tageblatt -Mlalt sk die LSiizliHe DKWmnllW MH«, da; Schlich SintzgerW «ad dea Mrat zu IrmKMnz i. Za. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von E. G. Roßberg in Frankenberg l. Sa. Erscheint an jede« Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteliährlich 1 50 monatlich 50 Trügerlohn extra. - Einzelnummern laufenden Monats S früherer Monate 10 «estellungeu werden tn unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreich- angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigung«» sind rechtzeitig austugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzelgen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. Gs4- 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Di« »-gesp. Petitzeile oder deren Raum 15 H, bet Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile -0 -Eluaesaudt" im Redakttoastcile 3b H. Für schwierigen uud tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. A« Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 Z Extragebühr berechnet. Jnferaten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditione». Abonnements auf dos Tageblatt auf Monat November nehmen unsere Tageblattausträger uno unsere bekannten Aus gabestellen in Stadt und Land, sowie alle Poftanstalte« entgegen. Gemeindevorstand Münch in Reudörfchen ist am heutigen Tage anderweit für das vorbezeichnete Amt hier in Pflicht genommen worden. Flöha, am 23. Oktober 1909. Die Königliche AmtShauptmaunschaft. Aus Anlaß der im Laufe des nächsten Jahres stattfindenden allgemeinen Einschätzung zur Einkommen- und Ergänzungdstener werden zur Zeit Aufforderungen zur De klaration de« steuerpflichtigen Einkommetis und Vermögens anSgesendet. Denjenigen, de« eine derartige Aufforderung nicht zugefendet wird, steht es frei, Deklarationen über ihr Einkommen bez. ihr cigänzungssteuerpflichtiges Ver mögen bis zum 2V. November diese- Jahre- bei dem unterzeichneten Stadtrate einzureichen. Zu diesem Zwecke werden bei letzterem De klarationsformulare unentgeltlich verabfolgt. Gleichzeitig werden alle Vertreter von Personen, die unter Vormundschaft stehen, in- gleichen alle Vertreter von juristischen Personen lStiftungen, Anstalten, eingetragenen Vereinen, eingetragenen Genossenschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung u. s. w.>, sowie die Vertreter von sonstigen, mit dem Rechte des Vermögenserwerbs ausgestatteten Personenvereinen und Vermögensmassen aufgefvrdert, für die Vertretenen, so weit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen oder ergänzungssteurrpflichtigeS Vermögen haben Deklarationen bei dem unterzeichneten Stadtrate auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderung nicht zugehen sollte. Frankenberg, am 27. Oktober 1909. Der Gtadtrat. Der Spinner Johanne- Philipp Echaal, geboren am 26. 7. 1877 in JrberSdorsf, zuletzt in Jrbersdorf wohnhaft, jetzt unbekannten Aufenthalts, wird beschuldigt, als beurlaubter Landwehrmann I ohne Erlaubnis nach Nordamerika ausgewandert zu sein. Uebertretung gegen Z 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf be» 8. Dezember 1SVS vormittag- S Uhr vor das Königliche Schöffengericht zu Frankenberg zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach 8 472 der Straf prozeßordnung von dem Königlichen Bezivkskommando zu Flöha ausgestellten Erklärung ver urteilt werden. Frankenberg, den 19. Oktober 1909. 63/09 Nr. 2. 266/09.) Der Königliche «mt-a«watt. Bei der Königlichen Landesanstalt Sachsenburg ist die Lieferung einiger Vekösti- guugsgegenstände, sowie von Goda und Nüböl auf das Jahr 1910 zu vergeben. Warenverzeichnisse und Lieferungsbedingungen werden auf Angebot zvgesandt. Angebote sind bis 10. November schriftlich anher einzureichen. Königliche AnstaltS-Dtrektto«. ver Lalrmeire Zcdluh. * Theoretisch, auf dem Papier steht dec Virrbund seit den Trinksprüchen von Racconigi da, denn in den Reden ist gesagt, was der Zar mit seiner Anwesenheit in England und Frankreich begonnen, sei in Italien fortgesetzt und beendet. Wir haben also den Vierbund zur Sanierung der Verhält nisse auf der Balkanhalbinsel, und Oesterreich-Ungarn könnte in ein Mauseloch kriechen, wenn man in Wien nicht ganz genau wüßte, daß der Orient heute mehr wie je der Schau platz der unbegrenzten Möglichkeiten werden kann. Ueber die Dinge im „europäischen Hexenkessel" ist seit verschiedenen Jahren zwischen den Ministern der meist interessierten Groß mächte schon tagelang beraten worden, stets kamen Ueber- raschungen, und alle Abmachungen blieben auf dem Papier. Heute haben solche Vereinbarungen noch weniger Wert, denn die Militärs und Politiker dort unten fühlen sich mehr wie je, und sie wissen auch, daß Europa gegen überraschende, fest stehende Tatsachen auch nichts weiter machen kann. Also sind die Abmachungen des Vierbundes ein Gericht, von dem ! man wohl weiß, daß es zum Garwerden in den Ofen ge- s schoben ist, von dem aber niemand sagen kann, ob es schmack- j hhft wird. Zum Glück braucht sich darum niemand die Zeit f lang werden zu lassen, Nur nichts gegen den Dreibund, so heißt es. Aber darum ist's doch eine Tatsache, daß Italien heute wieder einmal eine Extratour macht, wie schon wiederholt. Nun, wir meinen, di« römische Regierung wird nüchterner über alle obwaltenden i Orientpläne denken, wie der russische auswärtige Minister k Iswolski, der den Vierbund zusammenzuzimmern sich bemüht ' hät, um die Mamage, die er im Winter im serbischen Inter mezzo erlitt, wieder gut zu machen. Allenfalls kann das italienische Ministerium diese neueste Episode gut als Staffage und Reklame für ihre auswärtige Politik verwenden, aber den realen Nutzen wird sie abwarten. Und auf der anderen Seite hat Oesterreich-Ungarn mit Bosnien und der Herzegowina, was es haben wollte, und wird sich hüten, in ein Wespen nest zu fassen, ohne einen Nutzen davon zu sehen. Was im Balkan am leichtesten Tatsache werden kann, das ist heute eine Umwälzung in Griechenland. Das Komman« l dieren der Offiziere kann schwerlich für die Dauer so weiter I gehen, entweder müssm sie auch die Verantwortung über- j nehmen für das, was sie wollen, und dann können die Mi- ? nister al» konstitutionelle StaatSdiener einpacken, und der 1 König ebenfalls, oder sie müssen sich unterordnen. Wir wer- »den ja sehen, ob der neue Vierbund die heutige griechische ^Dynastie zu schützen vermag, wenn sich die bestehenden Ver- ^hältniffe als unhaltbar erweisen, zumal die Türkei als am -meisten interessierter Nachbar ein recht gewichtiges Wort mit- I reden würde. Am frohesten ist jedenfalls Kaiser Nikolaus, daß er diese IReise hinter sich hat, die ihm sicher alles andere eher, wie »Herzenssache gewesen ist. Das Nüchterne, Berechnende des -italienischen Königs ist ihm fremd, und bei aller persönlichen k Sympathie kann doch zwischen zwei so verschiedenen Männern »keine wirkliche Freundschaft platzgreifen. Man weiß ja, daß -der Zar sich am wohlsten zu Hause im Kreise seiner Familie -fühlt, in der er sich namentlich dem kleinen Thronfolger Alexis -mit großer Zärtlichkeit widmet. Und sein Vertranter, der -Mönch Theophan, ist für ihn erst recht eine wertvollere «Persönlichkeit, wie die Herren Diplomaten mit ihren glatten «Reden. Soviel von dieser weiten Zarenreise gesprochen ist, »ein historisches Ereignis wird sie kaum genannt werden. Paris. Der gestern nachmittag nach Paris zurückgekehrte ' Minister Pichon sprach sich einem Mitarbeiter des „Temps" gegenüber in folgenden Worten über seine Begegnung mit dem Zaren und dem Minister Iswolski aus: „Meine Eindrücke sind in jeder Hinsicht ausgezeichnet. Der Kaiser zeigte sich von seinem Aufenthalt in Italien entzückt und i Iswolski hat mir seine volle Befriedigung über seine Unterredung mit Tittoni geäußert. Sie können sicher sein, daß die Begegnung der beiden Souveräne und der beiden Minister, in welcher sich das Einvernehmen Rußlands und Italiens zur Erhaltung des Status quo im Orient kundgegeben hat, eine weitere Bürgschaft für den Frie den Europas bildet. Was uns anbelangt, die wir dieser dem Herzen aller Völker teueren Politik dienen, so können wir den Ergebnissen dieser Reise nur Beifall spenden. Diese Ergebnisse entsprechen unseren Wünschen und unseren Be mühungen zur Herstellung eines guten Einvernehmens zwischen > . 4 Schulter an Schulter gegen die Sozialdemokratie — das ist die Losung für die Stichwahlentscheidung. Wahlrecht ist Wahlpflicht! Möge jeder nationale Wähler dessen eingedenk sein und am 2. November seine Stimme abgeben für den Kandidaten der Ordnungsparteie« Xsitsmsun unü NMest Oskar 8«I»Lvdl6r im 1V. städtische« Wahlkreis, fsbeilldsrik-r Lrn8t 0Iau88 im 32. ländliche« Wahlkreis. den Regierungen, deren Ziel es ist, diesen Staaten das Gleich gewicht der Kräfte zu sichern und die Ursachen von Zwistig keiten zu beseitigen, welche aus entgegengesetzten ehrgeizigen Bestrebungen entstehen könnten, und da alle Großmächte ihre Friedensliebe und desgleichen ihren Entschluß bekundet haben, im Orient keinerlei Befriedigung territorialer Gelüste zu suchen, so kann keine derselben über die Vorgänge in Racconigi ver stimmt sein, da die Vertreter Rußlands und Italiens sich nur von jenen Gesinnungen leiten ließen, welche ich bei einer anderen Gelegenheit als den europäischen Patriotismus be zeichnet habe." Rom. Der „Tribuna" zufolge erhielt der Fürst von Montenegro aus Racconigi ein vom Zaren und dem König von Italien unterzeichnetes Telegramm, worin die letzteren Montenegro der festen Freundschaft Italiens und Rußlands versichern. Warschau. Gestern nachmittag um Uhr traf der Sonderzug des Zaren hier auf dem Westbahnhof ein. Nach kurzem Aufenthalt reiste der Zar um 5 Uhr nachmit tags mit dem Minister de« Innern nach Livadia weiter. ZoriaUemoßmtie «ml MMeMasä. * Die Sozialdemokratie ist scharf bei der Arbeit. Sie gibt sich die erdenklichste Mühe, unseren 10. städtischen Wahl kreis zu erobern. Zur Erreichung ihres Zieles ist ihr kän Mittel zu schlecht. Gestern ist von ihr ein Flugblatt ver breitet worden, das von Entstellungen und unwahren Be hauptungen strotzt und in unerhörter Weise die nationalltbe- rale Partei und den nationallibrralen Kandidaten verdächtigt, ja selbst die Wähler, die für Herrn Schiebler stimmen, be leidigt. In heuchlerischer Art buhlt die Sozialdemokratie, di« doch in ihrem Wesen «ine ausgesprochene Feindin des Mittel standes ist, um die Stimmen des Mittelstandes. Dreist wird in dem Flugblatt behauptet: „Die Sozialdemokratie kämpft zugunsten des Mittelstandes." An einigen Beispielen sei hier gezeigt, wie die Sozialdemokratie eigentlich vom Mittel stand denkt. In Bebels Schrift „Unsere Ziele" finden sich folgende Sätze: „In der jetzigen Gesellschaft existiert eine große Klasse von Menschen — und zwar nicht die schlechtest gestalte — durch den Vertrieb der Produkte. Es ist das eine Klaffe von Leuten, die als Agenten, Makler, Krämer, kurz Zwischen händler aller Art, ihre Existenz dadurch finden, daß «ist Preisaufschlag auf den Preis der Ware erfolgt, den der Konsument selbstverständlich bezahlen muß. Im sozia listischen Staat würde diese Klasse verschwin den." So sieht die „ Mittelstandsfreundlichkeit" der Sozialdemo kratie in Wahrheit aus. Unsere Frankenberger Bewohner schaft hat aber fast täglich Gelegenheit, zu beobachten, wie „die Sozialdemokratie zugunsten des Mittelstandes kämpft". Es muß doch für jeden Geschäftsinhaber, vor allem für jeden Bäcker ein niederdrückendes Gefühl sein, wenn er sieht, wie für die hiesige Konsumvereinsfiliale die Waren aus Chemnitz hierhergrbracht werden, wie ein Last automobil groß« Mengen Brote aus Chemnitz nach hier bringt! Im Flugblatt aber behauptet die Sozialdemokratie: Nur wir allein sind es, die dem Mittelstand Helsen. An einigen weiteren Aeußerungen sei noch die „Mittelstandsfreundlichkeit" der sozialdemokratischen Partei gezeigt. Der frühere Reichstags abgeordnete „Genosse" Bock in Gotha schrieb im Schih- machersachblatt: „Uns als Arbeitern kann der Untergang des sogenannten Mittelstandes gleichgültig sein, im Gegenteil, je eher er verschwindet, desto besser ist es, denn derselbe ist der größte Hemmschuh in ökonomischer, sozialer, gewerk schaftlicher und politischer Beziehung, überall tritt er uns hindernd in den Weg, und darum können wir seinen Unter gang nicht früh genug herbeiwünschen." „Genosse" Ledebour kennzeichnete in einer öffentlichen Versammlung in Berlin die Stellung der Sozialdemokratie zum Mittelstand wie folgt: „Die Sozialdemokratie hat mit den MittelstandSparteien nichts gemein und wird sich niemals dazu hergeben, die Interessen des Mittelstandes, d. h. der Handwerker, Ladenbesitzer, kleinen Industriellen usw. zu vertreten, da auch diese nur zur Klasse der Ausbeuter gehören. Die Sozialdemokratie ist nicht dazu da, die in ihrer Existenz bedrohten kleinen Gewerbetreibenden zu schützen oder zu stützen, sondern es liegt nur in der Absicht der Sozial demokratie, daß diese Element« ihre Selbständigkeit auf geben; auf irgendwelche Hilfe hat der Mittelstand seitens der Sozialdemokratie nicht zu hoffen."