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Wz «eranvvortlichcr Kkdatteur: Ernst Koßterg tn Frankenbrrg t. Sa. — Druck und »erlag von L. G. »aßbrrg in Krankende»- i. Sa. Dienstag ar» IÄ Oktober S37 1VVS - LS yortletzuns. H — In den Streit zwischen Regierung und Oberhaus über die Finanzpolitik ist noch keine volle Klarheit gekommen. Das Ministerium Asquith wiegt sich noch immer in dem Glauben, das konservative Oberhaus werde in letzter Stunde nachgeben. Hat König Eduard zu dessen Führer Lord Lands- downe mit dem nötigen Erfolge gesprochen, dann mag dies Resultat auch wohl eiutreten. Nur dem liberalen Ministerium zu Gefallen gibt das Oberhaus aber schwerlich nach. Die Lords sind sehr starrköpfig. Ueber das Thema „Arbeiter als Schöffen" sprach Herr Berndt-Dresden. Er forderte eine stärkere Berücksich tigung der Arbeiter bei der Auswahl der Schöffen im In teresse der Rechtsprechung und Sicherstellung der Arbeiter in der Weise, daß sie in ihrem Arbeitsverhältnis durch die Aus übung dieses Amtes keinen Schaden erleiden. E Abschluß der Jubelfestltchkeiten wieder verlassen und die Heim reise nach Deutschland angetreten. Es war eine Reihe von müde machenden Bankett- und Feiertagen. Schade, daß da« freundschaftliche Beisammensein der amerikanischen, englischen und deutschen Seeleute bei dieser Gelegenheit nicht auf alle Verhältnisse übertragen werden kann, aller politischer Zank wäre mit einem Male aus und vorbei. — Doch eine Freude! Die Kunde von einer bevor stehenden neuen deutschen Reichs-Anleihe in der Höhe von 500 Millionen Mark ist nicht zutreffend; aus den sogenannten Rückständen in den letzten Jahren dürften aber so ziemlich 100 Millionen zusammenkommen. — Der Parsevalballon ist gestem morgen V,9 Uhr zu einer Fernfahrt nach Gießen aufgestiegen. In der Gondel befanden sich sieben Personen. Der Ballon landete nach glatter Fahrt in Gießen, wo die Stadt der Besatzung auf dem Lan dungsplätze ein Frühstück gab, und trat um >/,1 Uhr mittags die Rückfahrt nach Frankfurt an. 1 Uhr 50 Minuten er folgte die Landung glatt vor der Halle. — Die meiningischen Sozialdemokraten gaben zu den Landtags-Stichwahlen, für die sie selbst nicht in Frage kommen, als Parole Stimmenthaltung aus. — Nach dem vorliegenden Gesamtresultat wurden am 4. Oktober Stimmen abgegeben: Bürgerliche 13768, Sozialdemokraten 165S0 (seit 1903 rund 6300 Stimmen mehr). Oesterreich-Ungar». — Im Landtag zu Laibach kam es zu tollen Szenen. Es wurde mit Trompeten, Pfeifen, Trommeln eine Hüllen musik gemacht, zudem wurden noch Stinkbomben zur Explosion gebracht, so daß es niemand mehr in dem Raum auszuhalten vermochte. Die Sitzung mußte gänzlich geschlossen werden. Hoffentlich kommt es bei den nunmehr bald wieder beginnenden Parlaments-Verhandlungen in Wien nicht ebenso. — Der böhmische Landtag ist vertagt worden. Dieser Schritt ist die notwendige Folge der Ergebnislosigkeit aller Verhandlungen, die zur Wiederherstellung der Arbeits fähigkeit im böhmischen Landtag unternommen worden sind. Arantreich. General d'Amade ist zeitweilig zur Disposition ge stellt. Da sieht man es schon, wie sich die Regierung eine Hintertür offen hält. Wollte sie ein Exempel statuieren, mußte der General verabschiedet werden. Ader daS wagt das Ministerium, wie wir sofort gesagt haben, nicht. cagrrgeredlcdte. Deutsche» «eich. — Verlobung des Großherzogs von Sachsen- Weimar. Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen- Weimar, der sich zurzeit auf Schloß Wilhelmsthal bei Ei senach aufhält, verlobt sich auf dem in der Nähe gelegenen meiningischen Schloß Altenstein mit Prinzessin Karola Feodora, der Tochter deS Prinzen Friedrich von Meinin gen. Großherzog Wilhelm Ernst, der am 10. Juni dieses Jahres sein 33. Lebensjahr vollendete, war in erster Ehe mit Prinzessin Karoline Reuß ä. L. vermählt. Die Ehe blieb ohne Nachkommen und fand einen jähen Abschluß mit dem Tode der Großherzogin, die am 17. Januar 1905 in Weimar einer Lungenentzündung erlag. Die zukünftige Großherzogin von Sachsen ist am 29. Mai 1890 in Hannover geboren. Der Vater der Prinzessin Karola Feodora, Prinz Friedrich von Meiningen, ist der zweite Sohn des Herzogs Georg von Sachsen aus dessen zweiter Ehe mit Prinzesston Feodore zu Hohenlohe-Langenburg. — Berliner Tabakindustriellen ist (nach dem „Vorwärts") von der Oberkontrolle folgendes Schreiben zu gegangen: „Ein Teil der Presse stellt als die Ursache angeb lich massenhafter Arbeiterentlassungen, Lohnvermindcrung und Verkürzung der Arbeitszeit oder der Arbeitsmenge im Tabaks gewerbe, insonderheit in der Zigarrenindustrie, die durch das neue Tabaksteuergesetz eingetretene Mehrbelastung der Tabak erzeugnisse dar. Um diese Behauptungen zu prüfen und etwaigen Uebertreibungen wirksam entgegentreten zu können, bitte ich, die inliegende Nachweisung auszufüllen und mir binnen 24 Stunden gefälligst zurücksenden zu wollen. Auch ist eine Angabe darüber erwünscht, ob Sie nicht mit Rück sicht auf die Ergänzung der durch den erhöhten Absatz vor dem 15. August stark verminderten Lagerbestände mit der Entlassung von Arbeitern oder mit der Einschränkung des Betriebes in den nächsten Monaten innehalten müssen." — In dem „Nachweis", von dem in diesem Schreiben gesprochen wird, werden Angaben über die Zahl der durchschnittlich im Jahre 1908 beschäftigten Fabrik- und Heimarbeiter, über die Zahl der vor dem 15. August 1909 beschästigten Arbeiter usw. verlangt. Ferner sollen die Gründe der Entlassungen, sowie die eingelegten Feierschichten, Arbeitszeitverkürzungen und Lohnherabsetzungen angegeben und es soll mitgeteilt wer den, wieviel der entlassenen Arbeiter in anderen Betrieben Unterkunft gefunden haben. — Das deutsche Geschwader mit Groß-Admiral Köster an Bord hat New-Jork unter lauten Ovationen nach Beilage zm Frankenberger Tageblatt nab Vezickaazeiger. Es währte nicht lange, und Bernhard ging auf der anderen Seite von Agnes, und ganz allmählich blieben Vater und Mutter mehr und mehr zurück. Da der junge Herr lebhaft auf sie einsprach, bemerkte es Agnes zunächst nicht und plauderte harmlos weiter. Erst als der Weg auf ein dichtumwachsenes Rundell mit einer düsteren, eppich umzogenen Laube mündete und Agnes sich umwandte, sah sie zu ihrem Befremden, daß sie mit Bernhard allein war. „Rommen S»e, wir muhen umkehren, damit wir die anderen wiederfinden," meinte sie zunächst noch unbesorgt. „Ach! Fräulein Agnes! Warum eilen Sie denn so? Jede Minute, in der ich allein mit Ihnen sein darf, ist ja ein kostbares Geschenk für mich," erwiderte ihr Begleiter und legte zur Beteuerung die fleischige Hand aufs Herz. Erstaunt sah Agnes ihn an und mußte unwillkürlich lachen, als sie des dicken Bengels Augen sah, die er, um sein Verliebtsein auszudrücken, in komischer Weise verdrehte, aber sie wurde doch unruhig. „Nun, etwas scheinen Sie doch in Berlin gelernt zu haben," versuchte sie trotzdem zu scherzen, um ihm ihre Befangenheit nicht zu verraten. „Aber Sie müssen sich zum Theaterspielen ein dankbareres Publikum aussuchen." „Theaterspielen? l" Bernhard tat empört. „Ach! Fräulein von Barr, wenn Sie in mein Herz schauen könnten — l" „Ich liebe solche Scherze nicht!" unterbrach ihn Agnes kurz, wandte sich um und wollte den Pfad zurückgehen, allein Bernhard vertrat ihr den Weg. Die Einsamkeit, der reichlich genossene Wein machten ihm Mut. „Jetzt oder nie!" dachte er. „Gnädiges Fräulein! — Agnes! — ich — ich liebe Sie l" Der Tölpel versuchte vor ihr niederzuknien. Nun durchschaute Agnes den Plan. Man hatte sie ab- sichtlich allein gelassen I „Wenn Sie noch ein Wort in dem Ton sprechen, muß ich meinen Vetter bitten, mich gegen Ihre Zudringlichkeiten zu schützen," rief sie entrüstet, stieß den völlig verblüfften Anbeter zur Seite und eilte den Weg zurück. Bernhard war plötzlich ganz nüchtern geworden. So wohl der Weinrausch wie der Liebesrausch waren verflogen. Kurt Barr! Donnerwetter! Der sollte ja verdainmt un angenehm werden können und ausgezeichnet schießen. Nein! zu einem Duell verspürte Herr Bernhard gar keine Lust. So schwerfällig er sonst im Denken war, wo es die Sicher heit seines teuren Lebens galt, wurde er selbst darin behend. „Gnädiges Fräulein I Gnädiges Fräulein!" keuchte er, hinter ihr herlaufend, „Bitte, nehmen Sie doch die Sache nicht so ernst auf! — Ich — ich — ach —!" Agnes blieb stehen. Die Iammermiene ihres ent- gleisten und geängstigten Courmachers reizte sie wieder zum Lachen. La»arrvetd»i«l kva»s«> Arbeitervereine Zacdrenr. Im „Kronprinz Rudolf" zu Dresden fand am Sonn tag unter dem Vorsitz des Pastors Winter eine Konferenz des Landesverbandes der Evangel. Arbeitervereine statt, auf der 81 Delegierte (darunter vom Frankenberger Verein dessen Vorsitzender, Herr Metteur Seifert) anwesend waren. In seinem Bericht wies Pastor Winter darauf hin, daß die Ver änderung der politischen Lage die Stellung der Evangel. Arbeitervereine gegenüber den nationalen Parteien erschwert habe, da durch die Annahme der Reichsfinanzreform der nationale Block gesprengt worden sei. Diese Lösung der Reichsfinauzreform habe in den untern Schichten der Be völkerung eine große Erbitterung hervorgerufen, die wahr scheinlich wieder in einem starken Anwachsen der sozialdemo kratischen Stimmen zum Ausdruck kommen werde. Diese Folge der Reichsfinanzreform sei umsomehr zu bedauern, als eine Vermehrung der sozialdemokratischen Stimmen zu einer Verstärkung der Reaktion auf sozialpolitischem Gebiet führen werde. Bei den Landtagswahlen haben die Evangel. Arbeitervereine eigene Kandidaten nicht aufstellen können, be sonders deswegen nicht, weil auf die Wünsche der Evangel. Arbeitervereine, im neuen Landtagswahlrecht auch das Ver hältniswahlsystem aufzunehmen, keine Rücksicht genommen worden sei. Für eine bestimmte Partei sich zu erklären, sei für die Evangel. Arbeitervereine bei ihrer Zusammensetzung schwierig. Unter allen Umständen sei es aber notwendig, daß jeder evangelische Arbeiter zur Wahl gebe und seine Stimme für eine der nationalen Parteien abgeve. Die Aussprache dreht« sich in der Hauptsache um die Landtagswahlen. Besonders wurde an der Haltung der Konservativen bei der Reichsfinanzreform scharfe Kritik geübt. Ueber die Reichsfinanzreform sprach Sekretär Fleischer. Im Anschluß an das Referat wurde einer Resolution des sozialen Ausschusses des Dresdner Evangelischen Arbeiter vereins zugestimmt. Um der durch die Tabaksteuer entstandenen Not der arbeitslos gewordenen Tabakarbeiter, für die durch den Vier millionenfonds in ganz ungenügender Weise gesorgt sei, zu steuern, wurde beschlossen, an den Reichskanzler folgende Resolution abzusenden: „Die Konferenz richtet an den Reichskanzler die Bitte, daß die zur Unterstützung der Arbeiter und Arbeiterinnen, welche durch die Neuordnung der Tabaksteuer ganz oder zum Teil arbeitslos geworden sind, laut Rcichstagsbeschluß bereitgestellten vier Millionen Mark im Sinne des Beschlusses schleunigst zur Auszahlung an die Betreffenden gelangen und weiter Anstalten treffen zu wollen, daß die über diesen Betrag hinaus erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden." „Gut, Herr von Heuberg," meinte sie, sich zum Ernst zwingend, „ich werde Ihr unpassendes Benehmen ver gessen, wenn Sie mir versprechen, sich nun vernünftig zu benehmen." „Ja! ja! Ich will ja alles tun — nur sagen Sie Ihrem Vetter nichts." „Die Sache ist für mich abgetan. — Nun kommen Sie, wir wollen die anderen suchen." Sehr beschämt und wortlos schlich der abgefallene Freier neben der energischen jungen Dame durch den Park. Er hatte sich das so ganz anders gedacht. Die schöne Mit gift! Freilich, der Vater würde toben, aber er konnte doch unmöglich von ihm verlangen, sein kostbares Leben aufs Spiel zu setzen. Die Mutter wenigstens würde es einsehen. Nach der anderen Seite drückte sich Herr Max durch die Büsche. Er hatte beabsichtigt, im geeigneten Moment mit seinem väterlichen Segen vorzutreten, und war dem Paar heimlich nachgegangen. Schockschwerenot! Sein tolpatschiger Sohn hatte die Sache aber auch zu dumm angefangen. Es war zum Ver zweifeln ! Und dabei durfte er sich nicht einmal etwas merken lassen. Ganz gab er jedoch die Hoffnung noch nicht auf, den „Goldfisch" für seinen Sprößling einzufangen. Auch Perpetua hatte keinen Erfolg bei Kurt zu ver- zeichnen. Im stillen verwünschte sie zwar die unschuldige Rosemarie, die den Vater nicht einen Moment mit ihr allein ließ, aber sie mußte sich eben darin-schicken. Anfangs hoffte sie noch durch Liebkosungen, die sie dem Kinde spendete, den Weg zum Herzen des Vaters zu finden. Deshalb überschüttete sie die Kleine mit Zärtlichkeiten. Doch Rosemarie schien wenig empfänglich dafür zu sein. Sie duldete wohl die Umarmungen und Küsse, aber sie er widerte sie nicht. Das bei Kindern oft wunderbar aus gebildete Gefühl sagte ihr, daß Perpetua Heuberg nicht auf richtig war. Die junge Dame sah dann auch bald die Fruchtlosigkeit ihrer Bemühungen ein. Da das „Gör" ihrem Zweck nun nicht dienlich sein wollte, ärgerte sie es doppelt. Wo war nur die Erzieherin, damit sie endlich den Balg nähme? Vielleicht gelang es ihr im Zwie gespräch, ohne ewig durch das Kind gestört zu werden, Kurt Barr näher zu kommen. Aber natürlich, wenn man eine solche Person braucht, ist sie nie da! Trotz ihres Zorns blieb sie jedoch äußerlich ruhig und sanft und ließ von ihren Gedanken nichts merken. Obgleich sie, um den Weg möglichst zu verlängern, Kurt durchaus nicht direkt zu dem Aussichtspunkt geführt hatte, war das Ziel, ein Hügel an der Parkmauer, von dem man ziemlich weit ins flame Land schauen konnte, endlich doch erreicht. Während Rose marie sich über die Brüstung lehnte, setzte sich Perpetua, wie ermüdet, auf eine Bank. Barr blieb neben ihr stehen. „Ach," meinte sie mit einen, gcsühlvollen Augcnaufschiag und deutete auf sein Töchterchen, „es muß doch ein unend liches Glück sein, solch herziges Kind sein zu nennen." „Allerdings, mein gnädiges Fräulein," bestätigte er und schaute zärtlich zu seinem Liebling herüber. „Rose marie ist mein größtes Glück." , „Ja, aber ich denke es mir deshalb um so schwerer für Sie, ihre Erziehung einer fremden Person überlassen zu müssen. Diese Gouvernanten sind selten zuverlässig." „Mademoiselle Benoit ist schon lange in meinem Hause und eine vorzügliche Lehrerin. Die Mutter konnte sie frei lich nicht ersetzen. Deshalb trennte ich mich bisher auch nie von meinem Kinde. Es begleitete mich stets auf meinen vielfachen Reisen. Die eigentliche Erziehung blieb also nicht einer Fremden überlasten. Seit Monaten weilt Rosemarie nun in Schwarzhof bei meiner Cousine, an der sie mit zärtlichster Liebe hängt, und eine treuere, fürsorglichere körperliche und geistige Pflege, wie bei Agnes, kann ich mir für sie nicht wünschen." Perpetua warf dem Sprecher einen schnellen, bösen Blick zu. Er bemerkte es aber nicht. Gleich darauf zeigte ihr Gesicht auch wieder den sanften Ausdruck. „Gewiß ist das ein Glück für Ihr Töchterchen, aber mir tut jedes Kind leid, das ohne die Liebe einer Mutter aufwachsen muß." „Rosemarie selbst empfindet es nicht so schwer, weil sie ihre Mutter nie gekannt, hat. Meine Frau starb wenige Tage nach ihrer Geburt." „So lange sind Sie schon Witwer?" Perpetua gab ihrer Stimme einen erstaunten und wehleidigen Klang. „Ko! — Sieben Iabre." „Sie Aermster! — Wie vereinsamt müssen Sie sich da vorkommen I" „Oft gewiß. — Aber ich habe eben mein Kind. Das hilft mir über manches hinweg." „Aber ein Mann braucht doch mehr, um glücklich zu sein. Eine teilnehmende, treue Gefährtin, die Genossin seiner Mühen und Arbeit, einen guten Kameraden, der ihm die Sorgen von der Stirn wischt, ihn erheitert —" „Ich hatte ihn ja." „Um so schmerzlicher müssen Sie ihn sicherlich nun ent behren." „Vielleicht. — Aber meines Kindes Wohl ist mir wichtiger, wie die eigene Behaglichkeit." „O, Sie fürchten, eine Stiefmutter würde Ihr Töchter chen nicht so lieben, nicht so über es wachen, wie Sie es wünschten ? I Ich bitte Sie, Herr von Barr, die bösen Stiefmütter gehören doch in das Fabelbuch. — Jedes junge Mädchen, das ein geliebter Mann zur Mutter eines so reizenden Kindes wählte, wie Rosemarie, würde sich doch glücklich schätzen. Ich wenigstens —" Perpetua schmieg plötzlich und senk-e den Blick, als ob sie über ein Geständ nis erschreckte, das ihr unwillkürlich über die Lippen kam. Ein flüchtiges Lächeln irrte über Kurts Gesicht. Hielt die junge Dame ihn wirklich für so beschränkt, die plumpe Komödie nicht zu durchschauen? Glaubte sie, das unbe deutende Gänschen vom Lande, deren Gesichtskreis gerade von Oberrankin bis Tempelbach reichte, ihn, den welt erfahrenen, gereiften Mann täuschen zu können?! „Mein gnädiges Fräulein," erwiderte er ruhig, „ein Mann in meinem Alter wird sehr vorsichtig. Wenn man wie ich sechsunddreißig Jahre zählt und Witwer mit einem Die letzten Darrs. Roman von Albert Graf von Schlippenbach.