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222 Kreit«» Se« 24. Tr-te»ber 1909 Frankenberger Tageblatt begründet 1842 68. Mrgang. -MU für die ZUM IMWimmW Mha, das ZiniM AmlsMiHl und dm KiMsl zu ArMmkerg i. Zu. Berantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Berlag von C. B. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Erscheint an jede« Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 50 H, monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats S 4 früherer Monate 10 4- Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Bersand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags deS jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann «ine Garantie nicht übernommen werden. G»F> 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis r Die S -gesp. Petitzeil« oder deren Raum 15 ch bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesaudt" i« Redaktionsteile 35 Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, sür Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Ft, Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 § Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditione». Fortbildungsschule. Wir machen hierdurch erneut darauf aufmerksam, daß Versäumnisse bei der Fort bildungsschule hier, die durch Krankheit verursacht und aus anderen nicht vorher gesehenen Gründen notwendig geworden sind, unverzüglich und möglichst noch am selben Tage vom Bater bez. Lehrherrn oder Arbeitgeber mündlich oder schriftlich zu ent schuldigen sind. Dringliche Arbeit und dergleichen gilt nicht als Entschuldigungs- gruud für Schulversäumnisse. In jedem anderst Falle haben die Eltern bez. Lehr- und Arbeitsherren vor dem Wegbleiben um Urlaub nachzusuchen und zwar zu eintägigem Wegbleiben beim Lehrer, zu mehrtägigem beim Direktor. Bei unentschuldigten und ungerechtfertigten Versäumnissen werden die Eltern oder Erzieher, sowie die Lehrherrrn, Arbeitgeber und Dienstherrschaften, dafern ihnen eine Ver schuldung zur Last fällt, mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. oder Haft belegt. Frankenberg, am 18. September 1909. Der Stadtrat. Für behördliche und kaufmännische Bureaus re. halte ich in reichlicher Auswahl besteus empfohlen: Holzfreie Schreib- und Kouzeptpapiere, glatt und liniert, in der bewährten Hun dert-Packung ; Briefpapiere i« O«art ««d Oktav, glatt, liniert, kariert; Kovtolinierte Kapiere zu Kassa-Journalen, Abrechnungen rc.; Aktendeckel, gra« «nd bla«, in verschiedenen Stärken; Kriefeonverts t« amtliche« Formate«, sowie Aktensäckr rc., ferner alle für den Bureaubedarf erforderlichen Schreibmaterialien, Tinte«, Stempelfarbe« Sammelmappe« rc rc bei billigster Notierung . kiokUiiniülm» Nnn» MrU w. I. Vie jiingm Migrdraut. * Es war am Sonnabend, den ersten Februar 1908, als auf die von ihrem Landsitze nach der Hauptstadt Lissabon zurückkehrende portugiesische Königsfamilie von einer Rotte Verschwörer eine ganze Salve Flintenschüsse abgefeuert wurde. König Carlos, den das diktatorische Regiment seines Minister- Präsidenten Franco verhaßt gemacht hatte, war sofort tot, sein ältester Sohn, der Kronprinz Louis Philipp starb gleich darauf, und nur der zweite Sohn, Manuel, kam infolge des Heldenmutes seiner Mutter, die neben ihm im Wagen saß und ihn nun mit ihrem eigenen Körper deckte, mit dem Leben da von. Aus dem Prinzen Manuel (geb. 15. November 1889), einem netten und liebenswürdigen, aber für das Herrscheramt wenig vorbereiteten jungen Mann, ward der König von Por tugal, der die Erhaltung seines Thrones in der Hauptsache nur den englischen Panzerschiffen, die beobachtend, aber viel sagend vor Lissabon ankerten, verdankte. König Eduard und seine Regierung hatten den dem englischen Hofe nahe verwandten Manuel (die britische, wie die portugiesische Königsfamilie stammt aus dem Hause Sachsen Coburg-Gotha) geschützt, und seitdem wurde bereits gesagt, der König werde sich, ebenso wie sein Nachbar Alfonso von Spanien, unter den Nichten und Enkelinnen König Eduards seine Frau wählen. So wird denn nun auch am Geburtstage des Königs von Portugal seine Verlobung mit der Prinzessin Alexandra von Fife (geb. 17. Mai 1891, Enkelin König Eduards, proklamiert werden. Streng genommen ist die junge Braut nicht ebenbürtig, denn ihr Vater, der Herzog von Fife, den die Prinzessin Louise von England aus aufrichtiger Neigung heiratete, gehört nicht einer fürstlichen Familie an. Das Gleiche ist übrigens bei der Königin von Spanien der Fall, deren Mutter Beatrix zwar die jüngste Tochter der Königin Viktoria von England, deren Vater, der Prinz von Battenberg, aber nicht aus fürst lichem Geblüt war. In beiden Ländern sieht man also über die Ebenbürtigkeitsfrage fort, gerade so, wie es in Italien geschah, wo die Königin Helene als montenegrinische Prin zessin den alten Fürsten-Familien im Range nicht gleich stand. Wie die Königin von Spanien, muß aber ihre Cousine Ale xandra von Fise zur katholischen Kirche übertreten. Die Engländer gehen über diesen Punkt also zur Tagesordnung über. Diese Erhebung von englischen Prinzessinnen auf fremde Königsthrone ist keinesfalls Neigungs- und Zufallssache, sondern die Politik spricht von beiden Seiten ein gewichtiges Wort mit. In den kleineren, aber unruhigen Mittelmeer staaten steht eigentlich kein einziger Thron fest, und im Balkan kann man das auch nicht sagen. Die nahe Verwandtschaft eines Herrschers oder künftigen Königs mit dem seemächtigen England und seinem Monarchen übt auf die Politiker doch einen starken Eindruck aus, der den Dynastien zugute kommt. Der britische Einfluß kommt damit zu erhöhter Bedeutung, wie es in Spanien ganz klar geworden ist, und das ohnehin schon von Großbritannien in beträchtlichem Maße abhängige Portugal wird in absehbarer Zeit kaum mehr sein, wie «ine britische Provinz. Auch im Norden hat diese englische Heirats- Politik, wie erinnerlich sein wird, schon Erfolge erzielt; die Königin von Norwegen ist eine Tochter König Eduards, und von ihr, wie von allen an frenide Höfe verheirateten Prin zessinnen aus dem Londoner Königshaus wird gesagt, daß sie mit vieler Energie die Interessen ihres Heimatlandes wahr zunehmen versteht. Die Heirats-Politik fortzusctzen ist übrigens Gelegenheit genug; in Griechenland, wo die Dinge wieder recht bedenklich sich zu gestalten beginnen, kann der älteste Sohn des Kron prinzen Konstantin recht gut eine englische Prinzessin heiraten, der serbische Kronprinz Alexander ist bald heiratsfähig, und in Rumänien, Bulgarien, Italien wird in gewissen Jahren eine englische LandeswUtter eiNtreten können. Freilich, König Eduard, der Vielgewandte, kommt nun auch schon in die Jahre, er ist am 9. November 1841 geboren. Die enge Verwandtschaft des Königs von England mit den regierenden Fürstenhäusern wird mit der bevorstehenden Vermählung seiner Enkelin Alexandra mit dem König von Portugal eine ganz außerordentliche werden. Man höre nur: Kaiser Wilhelm II. ist sein Neffe, ebenso der Großherzog von Hessen und der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha; die Kaiserin von Rußland ist seine Nichte, der König von Däne mark und der König von Griechenland sind seine Schwager, ebenso der Herzog von Cumberland; der König von Nor wegen ist sein Schwiegersohn, die Kronprinzessin von Schweden ist seine Nichte, ebenso die Königin von Spanien; seine Enkelin tvird Königin von Portugal; die Könige von Belgien und von Bulgarien stammen ebenfalls, wie King Eduard, aus dem Hause Sachsen-Koburg-Gotha und die Kronprinzessinnen von Rumänien und Griechenland sind seine Nichten. Hinzu treten nun noch eine ganze Reihe von Fürstlichkeiten, die außerhalb der zum Throne berufenen Persönlichkeiten stehen. Und nach dem nun einmal mit dem Glaubenswechsel englischer Prin zessinnen das Els gebrochen ist, die Königin von Spanien ist zur katholischen Kirche übergetreten und die künftige Königin von Portugal wird diesem Beispiel folgen, kann sich die Zahl der hohen Verwandtschaften noch erheblich mehren. Oemicdrr mut SScdttrcde» Frankenberg, 23. September 1909. Hoch der Reservemavn! „Reserve hat Ruh!" so klingt's wieder und mit lustigen Liedern trennen sich die Kameraden von einander, die zwei oder drei Jahre lang gemeinsam des „Königs Rock" trugen. Wohl wird der Abschied vom „Soldatenhandwerk" manchem schmucken Krieger schwer, und ungewiß ob seiner Zukunft zieht er der Heimat zu. Aber es mischen sich auch freudige Gefühle in die wehmütigen Empfindungen; denn zu Hause wartet ein alter Vater auf den Sohn, der ihm von nun an eine rechte Stütze werden soll, harrt eine treue Mutter ihres Einzigen, den sie die ganze Zeit entbehren mußte, und viel leicht auch färbt sich die Wange der hübschen Nachbarin im Dorfe höher, wenn es heißt: „Nun kommt auch der Fritz bald zurück!" Nachdem die ersten Begrüßungen vorüber sind, geht's ans Erzählen; neugierig wird nach diesem und jenem gefragt und ein jeder überbietet den andern an lebhaftem Interesse für alles, was den „Soldaten" anbelangt. Die bunte Uniform hat dem schlichten Rock des Bürgers weichen müssen; aber stolz blickt der, welcher sie tragen durfte, zurück auf seine Dienstjahre. Ein Hochgefühl im Herzen, die Er innerung an tausend kleine Ereignisse des Rekrutenlebens, die treue Kameradschaft dauern oft das ganze Leben hindurch. Und wie gut hat dem Jüngling der Dienst getan? Seine Haltung ist strammer und selbstbewußter geworden, die Ge sichtsfarbe sieht gesünder aus als vorher und hat er sich auch oft recht „schinden" und plagen müssen, so konnte das alles seinem Körper nicht schaden. Vor allem aber hat der Reser vist gelernt, was Pünktlichkeit und Gehorsam ist. Diese zwei Eigenschaften, auf denen das ganze Kasernenleben zum größ- i ten Teile aufgebaut ist, Helsen dem Entlassenen auch in seinem i Berufe weiter fort. Einerlei, welche Tätigkeit er ergreifen mag, stets kommen sie ihm zustatten. Darum ist auch immer rege Nachfrage nach militärisch ausgebildeten Leuten, von deren Charakter jeder mehr Tüchtigkeit erwartet, als von sol chen Menschen, die nicht gedient haben. Mag der neue Be ruf auch einförmig und wenig anregend sein, so bleibt die Zeit, als man noch im „bunten Rock" durch die Stadt oder das Dorf zog, doch stets ein Glanzpunkt in der Erinnerung. Wer seine Pflicht erfüllt hat, der darf, ohne Wehmut zu em- ! pfinden, aus diesem Becher der Vergangenheit trinken.^ „Der i treu gedient hat seine Zeit, ihm sei ein volles Glas geweiht!" ff Herbst. Der Kalender schließt den Sommer mit dem 22. September, mit dem heutigen Tage begann also der Herbst. In Feld und Wald und Garten hat er längst mit seinen Vorboten aufgewartet. Die Laubfärbung hat begonnen, die Ernte der Feldfrüchte ist im Gange. Die kühler und kürzer werdenden Abende lassen uns die Räume des Hauses wieder behaglicher zum Aufenthalt und die Zeitung als trauten Ge sellschafter mehr als seither unentbehrlich erscheinen, wobei wir zugleich daran erinnert werden, daß das laufende Quartal zu Ende geht und an die rechtzeitige Bestellung der Zeitung gedacht werden muß. Möchten sich zu den alten Lesern des Frankenberger Tageblattes noch viele neue gesellen! * ff DeS KöttigS Dank. Der Minister des Innern Graf Vitzthum v. Eckstädt veröffentlicht folgenden Dank des Königs: „Die Herbstübungen der beiden königl. sächs. Armeekorps haben sich auch in diesem Jahre unter der lebhaften Teil nahme weiter Volkskreise des Landes abgespielt. Alle Schichten der Bevölkerung, jung und alt, haben unter verständiger Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Heeresleitung den Behörden die Aufrechterhaltung der Ordnung wesentlich er leichtert und es verstanden, ihre vaterländische und reichstreue Gesinnung durch die Seiner Majestät dem König und Seinem Kaiserlichen Gaste dargebrachten Begrüßungen mit der unserem Volke eigenen Herzlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Ins besondere hat die Stadt Meißen nebst umliegenden Ortschaften durch die glänzende Ausschmückung ihrer Häuser und durch ein farbenprächtiges Feuerwerk, unterstützt von den musika lischen Darbietungen der Meißner Gruppe des Elbgausänger- bundes und des Sängerbundes des Meißner Landes, den hohen Gästen eine unvergeßliche Huldigung dargebracht. Seine Majestät ist durch die Beweise treuer Liebe und An hänglichkeit hoch erfreut worden und hat mich beauftragt, allen Teilen der Bevölkerung der Kreishauptmannschästen Dresden, Leipzig und Chemnitz Seinen Königlichen Dank auszusprechen. ff König Friedrich August zum Generaloberst eruauut. Der Kaiser hat am 21. September nach Schluß der Manöver König Friedrich August gebeten, die Abzeichen eines General oberst anzulegen. — Der König wurde am 25. Mai 1877 Leutnant, am 19. September 1883 Oberleutnant, am 16. September 1887 Hauptmann, um 23. Juli 1889 Major, am 18. Dezember 1891 Oberstleutnant, am 22. September 1892 Oberst, am 20. September 1894 Generalmajor, am 22. Mai 1898 Generalleutnant und am 24. September 1902 General der Infanterie. — Prinz Ernst Heinrich von Sachsen, der dritte Sohn deS Königs, erhielt vom Kaiser den Schwarzen Adlerorden in Verbindung mit dem Groß- kreuz des Roten Adlerordens. Die beiden ältesten Söhne des Königs, Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian, sind bereits seit längerer Zeit Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler. ff* Die Zeitereignisse im Bilde. Vom Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg in Wien, vom Generalissimus der tür kischen Armee Mahmud Schefket Pascha in Berlin und von den großen französischen Hcrbstmanövern brachten wir an unserer Bildertafel photographische Aufnahmen zum Aushang. ff* Kür die Motette, die heute, Donnerstag, abends 8 Uhr in der Kirche zu Frankenberg stattfindet, ist folgendes Programm vorgesehen: 1. M. Brosig: Präludium (O-elur) sür Orgel. 2. PH. Nicolai: Choral für gemischten Chor. 3. Ferd. Hiller: Gebet. Für Sopransolo mit Orgelbegleitung. 4. G. Hepworth: Priöre. Für Harse, Cello und Orgel. 5. Osk. Wermann: Motette sür gemischten Chor. 6. M. Brosig: Lento, k-moll. Für Orgel. 7. Gemeindegesang (Mel.: „Was Gott tut, das ist wohlgetan"). 8. Schriftvorlesung, Gebet und Segen. 9. D'Auvergne Barnard: Der Weg zum Frieden. Für Sopransolo mit Orgelbegleitung. 10. E. F. Richter: Motette sür gemischten Chor. — Die Leitung hat