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D»»»erSt«g »en SS September SSI 1WS Frankenberger Tageblatt Bezirks Anzeiger gegründet 184L 68. Jahrgang. ersuchen wir, die Bestellungen ans da- mit 1. OktoberMeginnende 4. Quartal unsere- Blattes bei den zuständige« Postanstalten rechtzeitig erneuer« zu wolle«. Freitag, de« 24. September 1SV9, «achm. S Uhr sollen im Restaurant Pergkeller" hier 29 Flaschen Wein meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Frankenberg, am 20. September 1909. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. «nzeigenprets: DI« 6 gesp. Petitzeile od«r d«ren Raum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 Im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" l» Rcdaktionsteile Sb Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für WiederholunaSabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif.. F« Nachweis und Offerten-Annahme werdrn 2b Z Extragebühr berechnet. Jnferaten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen - Expeditione». zu bringen. Ueberall war daS Bestreben ersichtlich, neben der zu erst zu fordernden Feuerüberlegenheit, auch vorwärts ran an den Feind zu kommen, ohne deshalb gleich vorzuprellen und einen Stoß ins Leere zu tun. Der aufklärenden Tätigkeit der Kavallerie wird trotz lenkbarer Frei- und Fesselballons nach wie vor der größte Wert beigemeffen werden. Ohne eine vorzüglich ausge bildete, forsch und schneidig reitende Kavallerie ist vor allem auch die Nahaufklärung ganz unmöglich. Das Attackenretten wird sich wohl mehr und mehr verlieren. Gegen unerschütterte Infanterie ist die Attacke undenkbar. Bei der Artillerie war das Bestreben deutlich erkennbar, möglichst gedeckt anzumarschieren und die Ge schütze so zu postieren, daß sie sich möglichst wenig von der Um gebung abheben werden. Von Neuerungen habe ich wenig be merken können. Automobillastzüge zur Proviant- und Munitions beförderung scheinen wir noch nicht zu haben. Es fehlt holt hier an den Mitteln. Mit Personenautomobilen muß daS Freiwillige Automobilkorps aushelsen, obwohl jeder Divtsionsstab mindestens mit Automobil ausgerüstet sein sollte. Die Intendantur hat gut gearbeitet, wenigstens hörte ich von keiner Stockung, obwohl doch fast alle Bedürfnisse durch freihändigen Ankauf an Ort und Stelle erworben wurde. Einen „Zeppelin", „Parseval" oder „Groß" be sitzt die sächsische Armee leider noch nicht. Mit Aeroplanen fliegen zu lernen, wird man auch noch anfangen. Ehrhard Hüttig. * Dresden. Der König beförderte den Herzog Karl Eduard von Sachsen-Koburg-Gotha, Oberst L la suite deS 1. Husaren« Regiments Nr. 18, zum Generalmajor und stellte den Erbprinzen von Sachsen-Meiningen und Hildburghausen auch K la suite des 9. Infanterie-Regiments Nr. 133, sowie den kommandierenden General des 12. Armeekorps v. Broizem ä I» suite des Gardereiter- Negiments. — Zu Generalmajoren wurden befördert der Kom mandeur der 1. Feld-Artillerie-Brigade Nr. 23 Oberst Meißner, der diensttuende Flügeladjutant (dieser unter Ernennung zum dienst tuenden General ä la suits Sr. Majestät) v. Criegern, der Chef des Generalstabs Frhr. v. Lindeman und der Abteilungschef im Kriegsministerium Bierling. Der Flügeladjutant Sr. Majestät des Königs Major Meister wurde zum Oberstleutnant ernannt. Dresden. Der König verlieh das Schießabzeichen für beste Schießleistungen der Artillerie im Jahre 1909 an die 6. Batterie des 8. Feld Artillerie-Regiments Nr. 78. Meisten. Der Kaiser hat aus Anlaß seiner Anwesenheit in Meißen dem Kreishauptmann Dr. v. Oppen den Kronenorden 2. Klasse mit dem Stern, dem Amtshauptmann Frhrn. v. Oer den Kronenorden 3. Klasse und dem Stadtrat Dr. Golofriedrich-Meißen den Roten Adlerorden 4. Klasse verliehen. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von An,eigen an bestimmter Stelle kann «ine Garantie nicht übernommen werden. tzs-> 61. Telegramme r Tageblatt Frankenbergsachsen. Erscheint an jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 60 H, monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats b H früherer Monate 10 H. Beftelmnge« werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Ausland« Versand wöchentlich unter Kreuzband. Huk Sem siaimrcdMe. Ueber die Höhenbeleuchtung in Meißen bringt das Meißner Tageblatt folgendes anschauliche Stimmungsbild: Der gütigen Vermittelung des Herrn Bürgermeisters Dr. Ay verdankt es der Schreiber dieser Zeilen, daß er als einziger Be richterstatter Zutritt zum Kaiserschiff erlangt hat. Den Rang der kommandierenden Generäle haben die deutschen Journalisten be kanntlich noch nicht erreicht. Sie beanspruchen ihn auch gar nicht, sie hegen nur den stillen Wunsch, daß endlich alle Behörden und auch die maßgebenden Hosbeamten erkennen möchten, daß die Redakteure mehr als irgend ein anderer Stand oder irgend eine „Spitze" die Vertreter des ganzen Volkes, sein Auge und Ohr sind und daß man dem Herzen aller Untertanen wohl tut, wenn man sie durch ihre Berichterstatter am Wohl und Wehe, an den öffentlichen Handlungen und an den Festen auch der Monarchen nach Möglichkeit teilnehmen läßt. Auf dem, Schiffe „Kaiser Wilhelm II." hatten sich außer ver schiedenen hervorragenden Dresdner Persönlichkeiten auch die Schüler der sogenannten Prinzenschule eingefunden, mit denen die königlichen Primen gemeinsam unterrichtet werden, Söhne von Offizieren und Beamten, die dem königlichen Hause näher stehen. Der Obersekunda gehört der Kronprinz, der Untersekunda Prinz Christian, der Quarta Prinz Ernst Heinrich an. Der Berichterstatter hatte nun die Aufgabe, sein Wahrneh mungsvermögen zwischen dem Oberdeck, wo die Fürsten sich auf hielten, und dem glänzenden Farbenspicl, das sich auf dem schwarzen Grunde der Nacht entfaltete, zu teilen. König Friedrich August, der sich wie sein Bruder Johann Georg -.eine unveränderliche Jugendlichkeit bewahrt, die ihm vielleicht durch den innigen Ver kehr mit seinen Kindern fortwährend frisch erhalten wird, war, seine Zigarre oder Zigarette rauchend, ganz in den unvergleich lichen Anblick, der sich auf beiden Seiten bot, versunken, während der Kaiser längere Zeit durch seine Unterhaltung mit Exzellenz Rüger von der Außenwelt abgelenkt wurde. Unvergleichlich darf man in der Tat daS Feuerschauspiel nennen, das von den Fluten bis hinauf zum Himmel reichte. Denn waS man in ähnlicher Weise auf dem Rhein zu sehen be kommt, leidet in seinem Gesamtcindruck unter der großen Ent fernung der User, und die berühmte Heidelberger Schloßbeleuch- tung ist einseitiger als das kilometerlange Doppelbild, zwischen dem unser Dampfer dahinfährt. Auf dem dunklen Wasser kleine Dampfer und Boote, mit farbigen Lampions geschmückt, alles überstrahlend mit roten, grünen und weißen Feuerbällen, daS Dekorationsschiff der Elbdampsschiffahrtsgesellschast, oberhalb der „Gcipelburg" halten die Boote der Rudergesellschastrn, mit Rudern und brennenden Fackeln wie gespickt, mit jubelnde» Sportsmen in weißem Dreß besetzt, ein ganz apartes Bild. Auf den Ufern bis an den Rand des WasserS die schaulustige Menge, in ein warmes Helldunkel getaucht, aus dem die Gesichter ausleuchten, die Hellen Kleider, die wehenden Tücher, und die un ermüdet Hoch und Hurra schreit, wie daS Kaiserschiff vorbti- gleitct. Dahinter schwarzer und roter Grund, durchwoben wie Von weißen Perlenschnuren, die sich an den Häuserfassadcn hin ziehen, oben am Martinsberge die Umrisse der Laubmassen um spinnen. In de« Bergabhang sind feurige Grotten eingegraben, hinter dem Spitzenwerte der Bäume brennt rote und grüne FeuerSglut. Inmitten deS Geipelbura-GeländeS erstrahlt hell ein lebendes Bild, Germania, hoch daS Schwert erhebend, zu deren Füßen allerlei Genien lagern. Weiterhin Siebeneichen, dessen schwarze Masse auf glühendem Sockel ruht, daS Wasserwerk im Rotfeuerschein. Und auf dem rechten Ufer Brand an Brand, und aus dem Feuer emporragend Schlote und Kirchtürme und phantastisch gefärbte Fassaden, deren Zugehörigkeit man kaum mehr erkennt — ein wahrer Feuerzauber I Jetzt geht es unter der Etsenbahnbrücke hindurch, und nun ist, wie mit einem elektri schen Schlage gebannt, alle Aufmerksamkeit nach der Burg und dem Dom gezwungen, deren Massiv aus nächtlich schwarzem Grunde glühend aufragt bis zu den durchbrochenen Helmen, aus denen es rot und feurig loht. Bon der Brüstung am Bischofs- turme stürzt sich plötzlich ein minutenlanger goldener, von Wolken umdampfter Wasserfall herab, dessen Wellen, am Felsen zerstäubend, von Stufe zu Stufe bis herunter in die Tiefe leuchtend gleiten. Gegenüber ein ebenbürtiger Anblick: die Ohmsche Porzellan-Villa, die sozusagen alle Augenblicke ihre Glasuren wechselt und in allen Farben spielt. Und so weit das Auge reicht, Glanz und Licht und Farbe, zusammengeschlossen und schoben von dem Samtmantel der Nacht, und soweit das Öhr hört, ein Jubelrus und Freuden schrei, eine unhemmbare, rückhaltlose Kundgebung der Kaiser- und KönigStreue! König Friedrich August sicht eS Mit glänzenden Augen und mit unbewußtem, beglücktem Lächeln, der Kaiser schaut mit weitgeöffneten ernsten Augen und flüstert: „DaS ist ja märchen haft!" Wir haben ihn lange beobachten können und haben, wie bei allen frühere» Gelegenheiten, selbst in dieser Entfernung von ein paar Metern wieder unter dem unmittelbaren Zauber seines WesenS gestanden. Ich kenne nur noch ein Angesicht, daS mich so unbedingt gefesselt hat, in dem ich mit solchem Eifer, solchem Genuß zu lesen versucht habe: das Bismarcks. Des Kaisers An gesicht hat Linien und Züge und Flächen, die zu studieren man nicht müde werden kann. Welcher Grist, welches Leben, welche« Wollen drängt hier nach außen! Ein Herrscher und ein Kriegs mann von drohender, unwiderstehlicher, furchterregender Kraft, dessen Gesicht urplötzlich durchleuchtet wird von sonniger Herzens güte, von ursprünglicher Fröhlichkeit, von gewinnender Ritterlich keit, von bezaubernder Anmut! Und wie er sich bewegt und wie er spricht, welcher Schwung, welche feine Gebärde; wie verbindlich, wie aufmerksam, wie zuvorkommend! Hier begreift man, was edles Blut bedeutet, hier sieht man, wie sich Kraft in Schönheit, Energie in Grazie umsetzen kann, hier hat man das Urbild des Aristokraten vor sich, wie ihn Dichter und Maler träumen. Ich habe ein solches Feuerschauspiel, wie daS gestrige, noch nie und nirgends erlebt, und ich habe viel Derartiges gesehen, aber das Schönste, WaS mir der gestrige Abend geboten hat, das war die Gestalt des Kaisers und der lange Blick in sein Wesen, den ich tun durfte, und ich trage keine Scheu, wenn nicht als Poet, so als freier Journalist meinen Eindruck so unmittelbar und feurig wiederzugeben, wie ich ihn empfangen habe. Man kann gewiß zuweilen anderer Meinung sein als unser Kaiser, aber wer ihn rein menschlich, nur mit dem Auge des Kenners und Künstlers betrachtet, der muß ihn verehren, der muß ihn lieben! Vie räcbrircben Urmee Msnöver Frankenstein, 21. September. Wie ich richtig vorausgesagt hatte, erwieS sich das mir als allgemeine Lage aus Kreisen der fechtenden Truppe selbst Ueber- mittelte in seinen Grundzügen als vollkommen richtig. Nur kleine, auf den Stand der Dinge belanglose Einzelheiten hatte ich nicht vollkommen erfahren können. Auch meine wettere Annahme, daß das Jnfanteriegefecht am Montag nur ein hinhaltendes sein würde, um mit Einbruch der Dunkelheit abgebrochen werden zu können, erwies sich als richtig. Die Lage am Abend des 20. Sept, war folgende: Das 12. Armeekorps zog sich über den Striegtsadschnitt zurück, das 19. Armeekorps konnte infolge starker Ermüdung und großer Verluste nicht über die Linie: Eisenbahn Oederan—Franken- , stein—Striegisabschnttt vorgehen. Es standen sich das 12. Armee- - korps mit 23. Jnf.-Div. in Biwaks bei Großschirma und Klein waltersdorf, mit 32. Jnf.-Div. bei Oberschöna und Kleinschirma, Vorposten m der Liuie Galgenberg, südlich Seifersdorf—Kirchbach, . 19. Armeekorps mit 40. Jnf.-Div. bei Schönerstadt und Börnichen, ! mit 24. Jnf.-Div. bei Bockendorf und Eulendorf, Borposten in ! Linie Oederan—Frankenstein und südlich Wiesenmühle gegenüber, i Zum Glück klärte sich am späten Nachmittag das Wetter auf. DaS war im Interesse der Infanterie, die die Nacht vor dem Gefecht auf den nassen Sturzäckern zubringen mußte, sehr zu begrüßen. Die reitenden Truppen hahen es ia gewöhnlich besser, denn sie kommen in enge Quartiere und Roß und Reiter sind dann wenigstens unter Dach und Fach. In den Biwaks herrschte nicht das sonst übliche lustige Treiben, mtt dem die „alten Leute" ihre Militärzeit zu beschließen pflegen, denn im Kriegsbiwak muß man sich, uni den Gegner nicht aufmerksam zu machen, möglichst ruhig Verhalten. Wenn ich im allgemeinen betonte, daß Warten die erste militärische Pflicht sei, so hatte ich am Montag abend wieder ausgiebig Gelegenheit dazu. Der Bericht, den die Leitung des Generalstabes heransgibt, kam glücklich um V«1 Uhr nachts in meine Hände, weil das Generalkommando so lange auf sich warten ließ. Dann braucht mau zum Studium und Einzeichnen auf der Karte auch noch eine gute Stunde — und die Nachtruhe ist mit 1'/g Stunde Schlaf recht illusorisch, weil man eben um 4 Uhr bereits wieder in das Gelände fahren muß. Unser wackerer N. A. G.-Wagen brachte uns am frühen Morgen des Dienstag rasch an die vorderen Linien der blauen Partei. Ueberall waren die Biwaks bereits abgebrochen und die Infanterie stand der Dinge, die da kommen sollen, gewärtig, zum Abmarsch bereit. Kürz nach Anbruch des Tages hatte sich der Kaiser, der König von Sachsen und die Armeeoberleitung, der Erbprinz von Sachsen- Meiningen inS Gelände begeben und beobachteten mtt gespannter Aufmerksamkeit die Truppenbewegungen. Es schien heute zuerst zu einem Artillerieduell kommen zu sollen, denn auf der blauen Seite sprengten überall Erkundungs- osfiziere voraus, um für die Artillerie günstige Stellungen zu suchen. Gar bald, gegen 8 Uhr, fielen die ersten Schüsse und zeigten dadurch an, daß man nun miteinander Fühlung gewonnen habe. Blaue Artillerie war auf den Höhen nordöstlich Oederan aufgefahren und beschoß rote Artillerie, die bei Wegefabrt—Ober schöna stand. Um dieselbe Zett ging bei der blauen Partei auch die gelbe Riesenwurst, der militärische Fesselballon, In die Höhe. Erkundungsosfiziere suchten von ihm aus die Verhältnisse beim roten Gegner auszuspähen. Trotzdem dauerte es noch einige Zeit, bis die Infanterie ins Gefecht trat. Die 40. Chemnitzer Division stand der 32. Dresdner Division, die 24. Leipziger der 23. Dresdner gegenüber. Nach Entwickelung lichter Schützenlinien auf beiden Seiten wurde, als man vorne aufgefüllt hatte, daS Feuer bald lebhafter. Als ich östlich Frankenstein gegen 9'" Uhr ankam, sah man dichte rote Schützenlinien nördlich Oberschöna gegen Blau bei Frankenstein vorgehen. Dort wurde u. a. die Grenadierbrigade eingesetzt, die Blau im Sturme warf, Blau ging zurück und nahm dann nochmals an einem dafür sehr günstigen Bahndamm eine Ausnahmestellung ein. Die Verluste schienen von feiten der Schieds richter auf beiden Seiten als große angenommen zu sein. Man sah außer Gefecht gesetzte Infanterie und Artillerie. Die braven Kanoniere erklärten manch wissensdurstigem Laien bereitwillig Geschütz und Visiereinrichtung. Sie waren herzlich froh, daß sie nach so harten Tagen nun bald erlöst sein würden. Um 10" Uhr erscholl das Signal: DaS Ganze Halt! Viel stimmig hallte daS Echo in Berg und Tal wider. Gleich darauf erklang das Signal zur Kritik. Man sah die Offiziere sich um de» Oberleitenden, Erbprinz Bernhard von Sachsen-Meiningen, scharen, der die Kritik abhtelt. Se. Majestät der Kaiser hatte sich bereits vorher verabschiedet und sich in das festlich geschmückte Freiberg begeben, wo er seinen Hossonderzug bestieg. — — Wäh rend am ersten Manövertag das 19. Armeekorps Vorteile errang, siegte gestern das 12. Armeekorps auf dem einen Flügel; im übrigen war der Erfolg jedoch streitig. Die großen Herbpübungen haben allen Beteiligten ohne Unter schied Strapazen, Muhe und Plage gebracht, sie haben viel Lehr reiches gezeigt und dargetan, vaß auch die sächsische Armee hin sichtlich ihrer Ausbildung und Vertvendungssähigkeit im Ernstfall vor keinem anderen deutschen Truppenteil zurückzustehen braucht. Man darf sagen, daß die Manöver sehr instruktiv waren und daß Lehrer wie Lernende ungemein viel für ihren militärischen Beruf mit nach Hause nehmen werden. Die Anlage wird w von Jahr zu Jahr knegsgcmäßer und das Wort „auS Jriedensrücksichtcn", daS man früher so Vst hörte, scheintim militärischen Lexikon nicht mehr zu existieren. Im Jnfanterieaesecht ist mir ausgefallen, daß die Form des neuen Reglements Offizieren, wie Soldaten in Fleisch und Blut übergegangen zu sein scheint. Der Ausführung ist freier Spiel raum gelassen, um öden erstickenden Schematismus sernzuhalten. I» ganz dünnen und schwache» Schützenketten gebt man jetzt mit großen Zwischenräumen vor, um dann nvchhaltig und rasch die Schützenlinien auszusüllen und sie auf die notwendige Feuerkraft vettlictzet iinS Zäcbtkcdrr Frankenberg, 22. September 1909. f* Einem Feldlager glich gestern nachmittag der hiesige Schützenplatz, auf dem sich das 15. Jnf.-Rgt. Nr. 181 häus lich eingerichtet hatte. In den zeitigen Nachmittagsstunden war das Regiment mit seiner Maschinengewehr-Kompanie cin- getroffen. Alsbald wurde abgekocht. Gemüsekonserven gab's, ein Essen, das den Soldaten im Manöver sehr willkommen ist und das ihnen umsomehr mundete, als sie seit Montag früh 4 Uhr keine richtige Mahlzeit gehalten hatten. Am Montag waren sie von früh 4 Uhr bis nachmittag 3 Uhr dem „Feinde" entgegen marschiert, dann mußten sie noch in das bis in die Abendstunden sich hinziehende Gefecht cin- grcifen und erst in der 10. Abendstunde konnten sie auf ihrem Biwakplatz in der Finsternis notdürftig abkochen. An Ruhe war überhaupt nicht zu denken. Gestern vormittag hatte das Gefecht die 181er bis in die Nähe von Freiberg gezogen. Sie waren dann bis hierher marschiert und machten gern auf dem sich mit seinen geräumigen Gebäuden für ein kleines Feld lager Prächtig eignenden Schützcnplatz Halt. Nach der Mahl zeit entwickelte sich emsiges Leben. Es ging ans Reinemachen. Hier reinigten die Leute ihre arg mitgenommene „Knarre", dort wusch man das Zeug für das Biwakzclt, putzte die Stiefel oder die Knöpfe der Uniform und den Helm, an der Wasserleitung unterzogen die Kriegsleutc ihren eigenen Körper der Reinigung. Da muntere Weisen sie begleiteten, so ging die Arbeit schnell vorwärts. Auch Gerstensaft war bald zur Stelle und hier und da sah man bald einige MarSjüngcr, die mit der Arbeit fertig waren, im Grase liegend, ein Glas Rier vor sich, beim Skat. Um 6 Uhr beendete die Regimcnts- kapelle ihr Konzert, es kam die Durchsicht. Freudig eilte jeder von dannen, wenn sein Gewehr für gut befunden worden war. Nach der Durchsicht wurde Stroh gefaßt und daS Nachtlager bereitet. Doch noch lange herrschte reges Lebens -MU str die Schlich MhauMmschst IW, das Schlich Mgmch and dm Sladlral zu Imktnbtlg i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg t. Sa. — Druck und Verlag von C- B. Roßberg in Frankenberg 1. Sa.