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MW vtiMdtt rrcd»>«d«. Frankenberg, 20. September 1909. A— Manöver! * Da» »ar heute morgen die Parole für alle, welche die Pflicht nicht unbedingt an der Arbeitsstätte festhielt. Schon früh von 3 Uhr ab marschierte man hinaus, meist in der Richtung nach LangenstriegiS, da man hoffte, in der Gegend von Eulendorf, Bockendors die Truppenbewegungen am besten zu übersehen, viele auch nach Hainichen, uni Zeuge der Be grüßung deS Kaisers durch den König sein zu können. Au- hervrdenüich stark besetzt waren auch die Eisenbahnzüge in der Richtung nach Hainichen. Der Sonderzug von Chemnitz, der 6»» Uhr hier eintraf, chatte so starken Andrang, daß er in zwei Teilen mit je 2 Lokomotiven gefahren werden mußte. Etwa 2000 Menschen mögen allein mit diesen beiden Zügen gefahren sein. Die 4. Klasse-Wagen wurden durch eine lange Rech« neuer Gepäckwagen ersetzt. Verdrossen hat's wohl nie manden, denn überall herrschte freudige Stimmung, zumal es ja in den einzelnen Wagen nicht an Spaßmachern fehlte. — Außer den beiden Früh-Sonderzügen, die 58 und 60 Achsen stark waren, verkehrte noch ein Nachzug zu dem Vormittag zug 9"> Uhr von hier nach Hainichen. Am Nachmittag ver kehrten dann wieder Sonderzüge in der Richtung von Hai- nichen nach Chemnitz. Morgen, Dienstag, werden nach Be- darf die Sonderzüge ebenfalls abgelassrn. Der kaiserliche Hofzug wurde heute mittag gegen 10 Uhr nach Frankenberg zurückgebracht und dann von hier weiter über Niederwiesa nach Freiberg gefahren. Viele Tausmde von „Ma- növerbumwlem" trafen bei Hainichen zusammen, um in end losen Zügen nach den Plätzen zu ziehen, von denen aus man günstige Uebersicht über das Manövergrlände bat. An den Schneiderhäusern und an den Ziegerhäusern herrschte geradezu beängstigender Andrang. Unzählig waren die Geschirre und Automobile, die von „Schlachtenbummlern" aufgeboten waren und öfters ins Stocken gerieten. Interessante Gefechtsbilder gab e» heute wenig zu sehen, da die Truppen sich erst sam meln mußten. Ereignisreicher dürfte der morgige letzte Ma növertag werden. * -R s Manöver-Frequenz. Herr Gastwirt Wagner im Kuchenhause (vor der Albertbrücke Gunnersdorf-Ortelsdorf) gibt uns den statistischen Bericht, daß heute (Montag) früh von 3 bis 6 Uhr gegen 70 von Chemnitz kommende Auto mobile das Kuchenhaus und die Brücke passiert haben. Ferner find von früh 6 bis mittags 2 Uhr als aus der Chemnitzel Richtung kommend gezählt worden: Weitere 70 Autos, 30S Fahrräder, 73 Reiter (40 Kavallerie, 33 Zivil), 40 Kutsch geschirre und 30 Lastwagen. Hierzu kommen noch die von Lichtmau her gekommenen 30 Lastgeschirre und 40 Militär- Spannsuhren, die in der Richtung nach Hartha dirigiert worden sind. — Ja, ja, Herr Wagner, wenn dieser ungewohnt starke Verkehr nun mit sich brächte: „Es steht ein Wirtshaus an der Lahn, da halten alle Fuhrleut' an!" das wäre eine Sache! -j-* A« «uferer Bildertafel wurden drei Bilder aus den Kaisermanövern in Süddeutschland zum Aushang gebracht. »Prinz Ludwig von Bayern als Vertreter des Prinzregenten"; »Infanterie tm Schnellfeuer" und „Das lenkbare deutsche Mikitärlustschiff im Kaisermanöoer." f* Der «e«e AmtShanptmann. Se. Mas. der König hat den Oberregierungsrat Ernst Kurt Thiele bei der Kreis- Vie letzten Sarrs. Roman von Albert Graf von Schlippenbach. 10. Kapitel. Iustizrat Hörn war in den letzten Wochen zugunsten seines Klienten Gernow unermüdlich tätig gewesen. Er begnügte sich nicht damit, in Berlin beim Heroldsamt ein gehende Erkundigungen einzuziehen und mit gelehrten Genealogen langatmige Briefe zu wechseln, nein, seine Korrespondenz erstreckte sich bis Wien und nach dem Haag, und neuerdings hatte er gar eine achttägige, geheimnisvolle Reise gemacht. Man munkelte, er sei in Budapest gewesen. Ein unerhörtes Ereignis für Tempelbach. Auf seinem Schreibtisch lagen Stammbäume, Ahnentafeln, Abschriften von Adelsdiplomen und Auszüge aus Kirchenbüchern herum. Das Zimmer des alten Herrn glich neuerdings mehr der Studierstube eines passionierten Familiengeschichtsforschers, als der eines Notars. Zwischen hochaufgetürmten Akten saß Hörn selbst. Er arbeitete an einem Rundschreiben, das jedem der schlesischen Stammesoettern des Herrn Egbert von Gernow zugehen sollte. Die Aussichten, das Majorat dem Sohn zu erhalten, waren durchaus nicht mehr so un günstig wie anfangs. Ohne langwierige Prozesse würde es allerdings schwerlich abgehen, da dem Iustizrat noch immer einige Steine zum Fundament fehlten, auf dem sich der Bau seiner Beweise gegen die Schlesier erheben sollte. Vielleicht gelang es noch, sie zu finden. Jedenfalls wollte Hörn versuchen, schon jetzt eine Einigung auf gütlichem Wege zu erzielen. Der Meg des Prozesses blieb ja immer offen. Die Stirn auf die Hand gestützt, las er das soeben Geschriebene noch einmal durch. „Es ist zunächst für die Deszendenz des Haubold von Gernow, also für die gesamte schlesische Linie, zweifelhaft, ob sie nach der Stiftungsurkunde zur Nachfolge im Majorat Grielitz berufen ist. Wir wissen nur, das; Haubold im Jahre 1654 die Tochter Sibylle eines jetzt ansgestorbenen, schlesischen Geschlechts von Arnau ehelichte und der Trauung zwei Söhne des jungen Ehemannes, der zwölf ährigeKaspar und der zehnjährige Harald, beiwohnten. Ob diese in einer rechtmäßigen ersten Ehe geboren wurden, müßte erst be wiesen werden, da ihre Mutter unbekannt ist. Aber an- genommen, es wäre der Fall, bestehen für die meisten der jetzt lebenden Mitglieder der schlesischen Linie schwer wiegende Bedenken, ob sie im Majorat Grielitz nachfolge- berechtigt sind. Bon Kaspar von Gernow stammen in gerader Linie die beiden Herren Brüder Viktor und Boguslaw, von Harald von Gernow die Herren Brüder Klaus, Klemens und Detlow, sowie ihr Detter Leo ab. Die Großmutter der Herren Viktor und Boguslaw war eine geborene von Rudecz aus Ungarn. Die Familie Rudecz ist unter dem ungarischen Adel jedoch nicht nach zuweisen. Dagegen steht fest, daß die Großmutter mütterlicher seits der Herren Klaus, Klemens und Detlow von Gernow gus einer holländischen Familie van der Peer stammt, di« nach Angabe der zuständigen Behörden nicht zum nieder ländischen Adel zählt. Sobald die Sukzessionsfähigkeit der schlesischen Linie überhaupt bewiesen werden könnte, wäre ohne Zweifel zur Nachfolge im Majorat Grielitz nur Leo von Gernow be rufen, dessen Mutter eine Gräfin Wallot und dessen Großmütter geborene von Schmerstein und von Börner sind. Da der genannte Leo von Gernow, ein fünfzehnjäh- riger Knab«, seit Jahren schwerkrank in Davos mit seiner Mutter lebt und vom Vater mit der Schwindsucht an scheinend erblich belastet ist, seine Nachfolge also sehr zweifelhaft erscheinen muß, unterbreite ich den Herren Viktor, Boguslaw, Klaus, Klemens undDetlow von Gernow in eigener Vollmacht sowie Herrn Klaus von Gernow als Vertreter des unmündigen Leo von Gernow im Auftrage meines Klienten Herrn Egbert von Gernow die Er wägung, ob eine Aenderung der Majoratsurkunde durch Familienbefchluß nicht angebracht wäre. Die Einberufung eines Familientages würde am ersten zum Ziel führen. Sollten die obengenannten Herren dazu nicht geneigt sein, so wird mein Herr Klient die richterliche Entschei dung über die zweifelhaften Punkte anrufen." „Hm!" meinte Hörn und spritzte die Feder aus, „nun kann der Kollege Neumann in Breslau den majoratsgie rigen Herren in Schlesien die Sache ja vortragen. Di« Unsicherheit ihrer Ansprüche rieb ich ihnen ja möglichst deutlich unter die Nase. Das schwerste Geschütz, um Bresche in ihren Starrsinn zu schießen, habe ich dabei noch nicht aufgefahren, sondern weislich in der Reserve ge halten. Vielleicht haben wir es nicht nötig, unnütz schmutzige Familienwäsche heroorzusuchen. Wollen's ab warten. Wünscken sie aber den Kampf, — nun, dann werde ich mich nicht scheuen, den höchst delikaten Punkt zur Sprache zu bringen." Einer der Vureauangestellten trat ein und überreichte dem Iustizrat die Posteingänge. „Ein Brief von Kurt Barr," murmelte er und griff nach einem, mit Schweizer Marke frankierten Schreiben. Hastig erbrach er es. „Sv, so! Hofft in vierzehn Tagen kommen zu können. — Hoffentlich bleibt's dabei. — Ich glaube, man sehnt sich schon ein wenig nach ihm in Schwarzhof," Der alte Herr schmunzelte vergnügt. „Wollte eigentlich heut gegen Abend mal hinausfahren und ein bißchen horchen und hören, ob der Besuchsturm der lieben Nachbarn sich etwas gelegt hat, oder ob sie noch immer verbuchen, die Agnes trotz aller Abweisungen zu sprechen. Aber bei dem Wetter jagt man ja keinen Hund vor die Tür." Hörn warf noch einen Blick zum Fenster hinaus, hüllte sich fröstelnd fester in seinen Arbeitsrock und ver tiefte sich wieder in seine Arbeit. * * Ja, es worein echter Apriltag. Regen, mit feinem Hagel untermischt, fiel klatschend auf das durchnäßte Erdreich, in dem sich große Lachen und Pfützen mit schmutzig gelbbraunem Wasser bildeten. Dazwischen wirbelte dann minutenlang der Weststurm ein Schneegestöber mit großen Flocken durch die Luft. In schnellem Wechsel leuch- hauptmannschaft Zwickau vom 1. November ab jltm Amts- Hauptmann und an Stelle de» verstorbenen Amt-Hauptmann- Dost zum Vorstand der Kgl. Amtshauptmannschaft Flöha ernannt. Herr Oberregierungsrat Thiele, ein Sohn de» früheren Bürgermeister» Thiele von Döbeln, war vor seiner Versetzung an die Kgl. Areishauptmannschaft Zwickau Re- gierungSrat bei der Kgl. Amtshauptmannschaft Leipzig. — Ueber weitere Personalveränderungen teilt das „Dr. Journ." mit: Sicherem Vernehmen nach wird zum 1. Januar 1910 der AmtShauptmann v. Leipzig zum Geh. Legationsrat im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten berufen werden. An seine Stelle als Amtshauptmann tritt LegationSrat Dr. Wach. Die durch Berufung ihres gegenwärtigen In haber» in das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts frei werdende Stelle des AmtshauptmannS zu Freiberg erhält am 1. Dezember der OberregierungSrat im Ministerium des Innern Dr. Vollmer. Oberreaierungsrat Thiele bei der Kreishauptmannschaft Zwickau wird durch Regierungsrat Boettger bei der Amtshauptmannschaft Zwickau ersetzt. Als Hilfsarbeiter in das Ministerium des Innern wird Re gierungsrat Dr. Grahl bei der Amtshauptmannschaft Leipzig vom 1. Januar 1910 berufen werden und an dessen Stelle Regierungsamtmann Dr. Schmidt bei der Amtshauptmann schaft Schwarzenberg treten. f* Bor IVO Zohren. In einer alten Frankenberger Chronik lesen wir unter 1809 „Mit der heurigen Obsternte siehtS bei uns mißlich aus, und das in allen Sorten. Die Erdäpfel aber waren geraten. Das Getreide ward immer wohlfeiler, aber der Verdienst ist mißlich." (Heuer ist hin gegen da- Obst gut geraten, auch die Getreideernte ist be friedigend, über die „Erdäpfel" läßt sich jetzt noch nicht viel sagen.) — In der Chronik heißt es dann weiter: „Was aber das Schönste war, zu Ende des Monats September erscholl überall die Stimme Friede! Friede zwischen Frankreich und Oesterreich! — Friede zwischen Rußland und Schweden. Fast in allen Haupt- und Residenzstädten Deutschlands ward durch Kuriers und Staffeten die wichtigste und höchst erfreu liche Nachricht eingrbracht, daß in der Nacht vom 29. zum 30. September der Friede zwischen beiden erstgenannten Mächten zu Schönbrunn bei Wien wirklich unterzeichnet worden sei und derselbe auf den 4. Oktober, als der Kaisers von Oesterreich Franzens Namenstag öffentlich bekannt gemacht werden sollte. Auch ward die frohe Nachricht mit bekannt gemacht, daß in diesem Monat, als dem 20. September, zu Friedrichsham (Frederikshamn. Die Red.) der Friede zwischen den beiden Mächten Rußland und Schweden zustande kam. Hierüber freute sich alle» und sahen alle einer schönen Zukunft entgegen. Gott aber sei Dank, daß es so weit gekommen war, denn unser Sachsenland war recht in der Gefahr." f* Einbruch. In der „Hochwarte" ist vergangene Nacht eingebrochen worden. Der Dieb hat Geld aus einem Musik automat, aus der Kasse des Büfetts und verschiedene Post wertzeichen gestohlen, insgesamt fielen ihm jedoch nur etwa 6 Mark in die Hände. -s Meitzner Domban-Lotterie. Bei der dritten Ziehung der 9. Meißner Dombau-Lotterie wurden folgende Gewinne gezogen: 500 M. auf Nr. 139134, 300 M. auf Nr. 104146, 107137, 136169, 200 M. auf Nr. 85807, 118416, 100 M. auf Nr. 6083, 18458, 21865, 26671, 49073, 49559, 66003, 70860, 93010, 111012, 111844, 116374, 120851, 136298, 138717, 149777. (Ohne Gewähr.) f Vs» religiöse« Memorterstvff. Die sächsische Lehrer- schäft arbeitet jetzt mit allem Eifer daran, die künftige Praxis de» Religionsunterricht» nach den in den bekannten Zwickauer Thesen ausgestellten Grundsätzen vorzubereiten. In der letzten Borstandssitzung de» Sächsischen Lehrervereins legte die Re- ligtonSkommission de» Chemnitzer Lehrerverein» durch Schul direktor Arnold bereits den Entwurf einer neuen AuSwqhl de» religiösen MemorierstoffeS nach den Grundsätzen der Zwickauer Thesen vor. Bei dieser Aufstellung galten al- leitende Gesichtspunkte: Auswahl der Stoffe im Sinne de» kindlichen Gedankenkreises, Wegfall der sogenannten Beweis stellen und Bevorzugung des Neuen Testaments vor dem Alten. Auf diese Weise ergaben sich bei den Sprüchen gegenüber dm bisher zu lernenden 301 Versen 109 Sprüche mit 137 Versen, unter denen sich 39 Prozent alttestamentliche und 61 Prozent neutestamentliche Sprüche befinden, von welch letzteren wieder 40 Prozent den Evangelien mtnommen sind. Dazu treten aus 29 Gesangbuchliedern 95 Strophen und im Anschluß an die Kirchengeschichte aus dem Katechismus der Text der ersten drei Hauptstücke. Die Anordnung dieses MemorierstoffeS er folgte nicht nach dem Katechismus, sondern nach folgenden vier Gesichtspunkten: „DaS Kind in verschiedenen Stunden seines Lebens", „Das Kind und die anderen Menschen", „Das Knd und das Land, in dem es wohnt" und „Das Kind und sein Gott", ohne daß jedoch mit dieser Gliederung ein verbind liches System gegeben sein soll. Die weitere Bearbeitung der Vorlage wurde durch Vorstandsbeschluß außer den Bezirks lehrervereinen Chemnitz und Pirna auch noch allen übrigen Bezirkslehrervereinen ausdrücklich übertragen. Im weiteren soll die Chemnitzer Kommission aber auch noch die Auswahl der literarischen Stoffe vollziehen, die sich zur Mitver wendung bei der religiösen Unterweisung der Jugend eignen. Die nächste Vertreterversammlung des Sächsischen Lehrer vereins soll dann dem gesamten so gewonnenen Memorierstoff die endgültige Fassung geben, f- Der BezirlSobftbauvereiu Flöha hat an seine Mit glieder wieder eine» seiner Rundschreiben erlassen, dem fol gende ehrende Anerkennung vorausgeschickt wird: „Es wird allen Mitgliedern die schmerzliche Kunde ge worden sein, daß am 2. September der Vorsitzende des Be zirksobstbauvereins, Herr Amtshauptmann Dost, verstorben ist. In dem Verblichenen verliert der Verein einen verdienst vollen Förderer der Vereinsbestrebungen, der gern seine Kraft in uneigennütziger Weise in den Dienst des Vereins stellte. Ein ehrendes, dankbares Andenken wird deshalb Herrn Amts hauptmann Dost bewahrt werden!" — Herr Arno Meister in. Erdmannsdorf, der stellvertretende Vorsitzende, leitet einst weilen die Vereinsgeschäfte. Er gibt bekannt, daß der Obst- verwertungskursuS Mittwoch, den 6. Oktober, im Restaurant „Albertsburg" in Flöha abgehalten wird. Anmeldungen hierzu werden noch bis Ende September entgegengenommen. Es sei auf die frühere Bekanntgabe in diesem Blatte ver wiesen. — Alle Zuschriften an den Verein sind bis auf wei teres zu adressieren: Bezirksobstbauverein Flöha (Kgl. Amts hauptmannschaft). 's* Mühlbach. In Schwarzes Gasthof findet am Don nerstag, den 23. September, Wählerversammlung statt, in der sich der konservative Kandidat für den 32. länd lichen Wahlkreis, Herr Fabrikbesitzer Wilisch-Plaue, vor stellen wird. f* Oberwiesa. Morgen, Dienstag, abend findet im Gasthof „zum Lamm" KirmeSkonzert statt. teten einzelne strahlende Sonnenblicke, wenn ein Wind stoß einmal den Himmel von den grauen Wolken rein kehrte, um gleich darauf noch dunklere Massen wie vorher heranzufegen. Es war unmöglich, auf dem Felde auch nur die notwendigsten Arbeiten in Angriff zu nehmen. Zum Pflügen war es zu naß. Die Zugtiere versanken in dem aufgeweichten Erdreich, und an Säen war erst recht nicht zu denken. Es „schmierte", wie der Landmann sagt. Inspektor Brand in Schwarzhof wetterte und fluchte. Er hätte so gern den großen Haferschlag fertig gemacht. Die Hälfte der Saat war im Boden, dann unterbrach der Regen die Bestellung. Nun ging der Samen natürlich ungleich auf. Es war zum Verzweifeln! „Ich will ja dem lieben Gott keine Vorwürfe machen," meinte er schon gestern grimmig zu Agnes, „abex wie er das Wetter jetzt mitten in der Bestellungszeit verantworten kann, ist mir allerdings unbegreiflich!" Dabei hob er die Hände anklagend empor und überschüttete gleich dar auf einen zufällig des Wegs kommenden Hofgänger mit einer Flut von Schmähungen, weil der Bengel das Ende einer Pferdekette rasselnd übex das schmutzige Hofpflaster schleifte. Auch die Arbeiter standen verdrossen im Schuppen und in den Ställen. Sie mußten die schöne Zeit mit Holzhacken und anderen gleichgültigen Dingen ver trödeln, um dann später um so angestrengter draußen zu arbeiten und das Versäumte nachzuholen. Nur die Pferde und Ochsen hatten Grund zur Zu friedenheit. Sie standen vor den vollen Krippen und brauchten sich nicht anzustrengen. Selbst Agnes war mißgestimmt. Ihr fehlte die Be wegung in freier Luft. Aber so gern sie sonst im Sattel saß, neuerdings war ihr auch diese Freude getrübt worden. Seit Jahren war sie nie einem der Nachbarn unterwegs begegnet. Sobald sie jetzt über die Feldniark ritt und sich der Grenze Oberrankins näherte, tauchte Herr von Heuberg oder einer seiner Söhne, gewöhnlich Donatus, plötzlich auf. Anfangs hatte sie nicht weiter darauf geachtet oder war einfach umgekehrt. Dann jedoch machte sie die Bemerkung, daß Donatus just immer dort zu Pferde erschien, wohin zu reiten sie am Tage vorher im Gespräch geäußert hatte. War das Zufall oder spionierte in Schwarzhof jemand ihre Wege aus, um sie nach Oberrankin zu melden? Auch die jungen Herren von Blottnitz aus Nasow, von Seelow aus Borkenheim, di« Kronfels aus Werben, sogar Herr von Geistbeck aus Fehnen, alle, die sich so beeilten, ihr einen Besuch zu machen, nachdem sich das Gerücht von ihrem Reichtum verbreitete, sah sie jetzt öfter die Straßen entlangreiten, die durch Schwarzhofer Gebiet führten. Bis her war es ihr noch stets gelungen, ihnen im letzten Moment, manchmal durch einen kühnen Sprung über einen Graben, auszuweichen, aber es ärgerte und langweilte sie, nun immer aufpassen zu müssen, ob nicht einer der Mit- giftjäger bei der nächsten Biegung des Weges ihr entgegen- . kam. Jedes Zusammentreffen psit ihnen wollte si« unter allen Umständen vermeiden. - lS»rtsttzmq f^t.)