Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 11.09.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190909115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-09
- Tag 1909-09-11
-
Monat
1909-09
-
Jahr
1909
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Rot blieb Im Vormarsch, Vorhut-Bataillon mit Marschrich tung auf Höhe 407 östlich Euba. Artillerie amg in Stellung aus Höhe westlich der Kirche von Euba und nahiy da« Heuer gegen die Bereitstellung von Blau aus, da« sofort von der blauen Ar tillerie von der Höhe südlich de« Wachtrlberges erwidert wurde. Unter dem Schutze der unsichtigen Lust gelang e« der roten Vorhut-Jnsanterie, die Höhe 407 überraschend zu nehmen und ihr Feuer bald auch, von Maschinengewehren unterstützt, gegen die blaue Artillerie zu richten. Unter diesem vereinigten Artillerie- und Infanterie-Feuer erlitt die blaue Artillerie bald sehr starke Verluste. Der mit starkem rechten Flügel angesetzte rote Infanterie- Angriff gelang deshalb, trotz de« Einsätze« von zwei Bataillonen, auf dem blauen linken Flügel. Blau ging auf Oberwiesa zurück. Während Rot noch mit Feuer den Gegner verfolgte, ging folgende Nachricht von der 24. Jnf.-Division ein: 24. Infanterie-Division. Galgenberg halbwegs Adorf—JahnSdors. 1. Note Armee ist vor überlegenem Angriff der blauen Armee westlich Chemnitz in Linie Adorf (westlich Klaffenbach)—Lichten stein—Callnberg-Crossen zurückgegangen, um Verstärkungen, welche von Reichenbach in Anmarsch sind, abzuwarten. 2. Der Feind ist mit seinem linken Flügel bi« auf die Höhen nördlich Neukirchen gefolgt. 3. 24. Jnf.-Division wird bei feindlichem Angriff den Würschnitz- Abschnitt in Linie Adorf—Jahnsdorf halten. 24. Jnf.-Division. Der Führer entschloß sich daher, nachdem der Gegner in dem Grunde von Oberwiesa verschwunden war, seinerseits in die Gegend zwischen Altenhain und Gornau zuruckzugehen. Während des. Zurückgehens ging die Führung auf Oberst Freiherr v. Ode leben über. Der neue Führer von Blau, Oberst Hempel, erhielt während des Zurückgehens folgende Nachricht von feiten der 24. Jnfanterie- Division: 24. Infanterie-Division. Höhe 326 südlich Schönau. Blaue Armee hat nach heißem Kampfe in Linie Lobs dorf—Hohenstein-Ernstthal—Schönau die rote Armee in süd licher Richtung zurückgeworsen. Der rechte rote Flügel hat süd lich der Würschnitz bet Adorf (westlich Klaffenbach) wieder Front gemacht. 24. Jnf.-Division folgt bis auf die Höhen nördlich Neukirchen. 24. Jnf.-Division. AIS dann später auch der Abzug des unmittelbaren gegenüber stehenden Gegners erkannt war, entschloß sich der Führer von Blau zum Vorgehen bis in die Gegend von Euba. Beiderseits wurden Vorposten aufgestellt. Manöver der 7. Infanterie-Brigade Rr. 88. Am DonnSrStag begannen auch die Manöver der 7. Infanterie- Brigade Nr. 88, verstärkt durch den Stab der 4. Feldartillerie- Brigade Nr. 40, dem 3. Feldarttllerie-Reaiment Nr. 32, 3. Ulanen- Regiment Nr. 21 „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen", der Sanitätsabteilung Nr.88 und derKavallerie-Telegraphen-Patrouille. Der Uebung wurde folgende Kriegslage zugrunde gelegt: Rote Truppen in Stellung Wingendorf—Bockendorf—Eulen dorf seit 8-/9. in unentschiedenem Kampfe mit von Südende Cunnersdorf — BräunSdorf angretfenden blauen Truppen. Schwächere blaue Truppen an der Freiberger Mulde und Stricgis von Döbeln bis Berbersdorf hatten Vorstöße starker roter Kavallerie von Waldheim her abgcwiesen. Oberstleutnant Graf Schulenburg (blaue P.) befahl auf Grund der ihm gegebenen Kriegslage folgendes: Das Detachement setzt, 9,10 Uhr vormittags antretend, den Vormarsch über Dittersdorf— Greifendorf—Moosheim auf Seifersbach fort. Zwei Offiziers- Patrouillen vom Ulanen-Regiment M. 21 stellt, 8,15 Uhr vor mittags anreitend, fest, ob feindliche Verstärkungen von Chemnitz ber über Sachsenburg oder Frankenberg im Anmarsch sind. Die Vorhut, Führer des 1. Bataillons 181er mit Maschinengewehr- Kompanie und 1. und 4. Eskadron des Manen-Regiments 21, klärt mit Patrouillen, 8,15 Uhr vormittags anreitend, mit der Masse 8,10 Uhr antretend — rechts bis zur Zschopau auf unter Be obachtung der Uebergänge bei Dreiwerden und Krumbach, stellt Stellung des linken Flügels bei Eulendorf fest und nimmt Ver bindung mit dem rechten Flügel der Armee-Abteilung auf. Das Gros, bestehend aus 1 Unteroffizier und 8 Ulanen, 2. Bataillon 181er, 2- Abteiluna des Feldartillerie-Regiments 32 und 3. Bataillon 181er folgte der Vorhut auf 800 Meter. Der Führer des roten Detachements, Oberstleutnant Zschille, befahl auf Grund der ihm gegebenen Kriegslage folgendes: Ich verhindere nördlich des Rossauer Großwaldes einen Vorstoß des FeindeS gegen die linke Flanke der 40. Division und marschiere über Seisersbach—Oberroffau auf MooSheim, um den von Etz dorf-Roßwein gemeldeten Gegner zurückzuwerfen. Die Vorhut übernehmen das 2. Bataillon deS 104. Regiments und die 2. und Vie letzten Varro. Aoman von Albert Graf von Schlippenbach. l». 8»rnqpm,.i lNachdroa o«rool«s.> „Erinnern Sie sich, bitte, genau, Herr von Heuberg, wodurch ich überhaupt gezwungen wurde, etwas von einer Schenkung des Freiherrn von Barr zu erwähnen. Einer der Herren — ich glaube, Sie selbst waren es sogar — stellte die gänzlich aus der Luft gegriffene Behauptung auf, der Erbe von Schwarzhof wäre tief verschuldet. Es war meine Pflicht, dem, der Achtung schadenden und den Kredit untergrabenden Gerücht energisch entgegenzutreten, um so mehr, als man einen zweiten, höchst unwürdigen Ver dacht auszusprechen sich bemüßigte. Um die Ehrenhaftigkeit und Zahlungsfähigkeit meines abwesenden Klienten zu be weisen, sagte ich daher, der Freiherr Kurt hätte sich bereit erklärt, der Erbin eines Herrn, der ihn einst durch Be zahlung seiner Schulden rettete, das sehr bedeutende Kapital — ich wiederhole, sehr bedeutende Kapital — auf Heller und Pfennig, mit Zins und Zinseszins zurückzu zahlen. Und das ist die reine Wahrheit." Heuberg atmete auf. An der Tatsache war also kein Zweifel. „Aber die Erbin kann doch nur Agnes Barr sein! Wer anders als der verrückte Siegmund wäre wohl so dumm gewesen, dem Kurt die Schulden zu bezahlen!" sprudelte er hervor. „Dummheit bemerkte ich bei meinem langjährigen Freunde nie! Sein Name aber wurde von mir in dieser Angelegenheit überhaupt nicht genannt." „Sie deuteten aber doch an —" „Keineswegs! Die Schlußfolgerung ist lediglich Ihre eigene Kombination." „Sie können doch nicht leugnen, daß sie richtig ist?" Hörn zuckte die Schultern. „Ich bin weder befugt noch gewillt, es zu bejahen oder zu verneinen." Heuberg strahlte. „Nun, dann weiß ich ja Bescheid, alter Freund," meinte er lachend. „Freut mich für Sie," entgegnete Hörn trocken. „Nun noch eins." Heuberg rückte vertraulich näher und machte wieder das verschmitzte Gejcht. „Sagen Sie mal, Justizrätchen, wie groß ist denn wohl das berühmte Kapital mit Zins und Zinfeszins? So zwei- bis dreimalhundert tausend Märkchen?" Hörns Züge wurden wieder starr, während sich seine Augen auf den Fragesteller hefteten. Der Gimpel saß auf der Leimrute fest, nun hieß es, den Lästigen möglichst schnell los zu werden. „Herr von Heuberg, ich bin Rechtsanwalt und Notar, aber ich habe kein Auskunftsbureau, bitte, vergessen Sie es nicht!" Er erhob sich steif und machte seinem Klienten eine nicht mißzuverstehende Verbeugung. Auch Heuberg stand aus. Er hätte zwar gar zu gern 5. Eskadron de-lUlanen-Reglment- Nr. 2l. Das GroS, bestehend au« einem Unteroffizier-funk 10 Ulanen, dem 3. Bataillon des 104. Regiment», der 1. Abteilung des Feldartillerie-RegimentS Sir. 82 und dem 1. Bataillon de« 104. Regiment«, folgt auf 8000 Meter. Aufklärung von der Vorhut gegen Etzdorf—Roßwein, die Strteatsübergänge von Berbersdorf bi« Hohenlauft. Eine Offi ziers-Patrouille über GersdorfFalkenau-Arnsdorf stellt fest, vb aus da« linke StriegiSuser Truppen übergegangen sind. Die beiderseitigen Kavallerien nahmen gegen 9 Uhr Fühlung in der Linie MooShetmer Ecke und Quirl. Die blaue Kavallerie wich durch Greifendorf nach dem Nonnenwalde hin aus. Die rote Kavallerie zog sich am Nordrande des Hainichener Waldes in der Richtung aus den Quirl hin. Gegen 10 Uhr vormittags erreichte das rote Detachement Moosheimer Ecke und Blau noch daS Ende von Gretfendors. Im Nonnenwalde entspann sich zwischen dem rechten Flügel von Blau und dem linken Flügel von Rot ein heftiges Waldge fecht. Da Rot stärkere Kräfte hinter seinem linken Flügel zur Verfügung hatte, mußte das 3. Bataillon des 181. Regiments zu- rückgehen. Zwischen dem Nonnenwalde und Moosheim war das Gefecht so lange unentschieden, bis eine Batterie der roten Ar tillerie geschickt (300 Meter von der feindlichen Jnfanteriestellung entfernt) in den Kampf eingriff. Mit Unterstützung des frei ge wordenen roten Flügels wurde die feindliche Mitte ebenfalls zum Weichen gezwungen. Das Eingreifen der Maschinengewehrabtetlung und der Artillerie von Blau vermochten das Zurückgehen nicht mehr aufzuhalten. Der Führer von Blau entschloß sich daher, mit seinem Detachement auf Böhrigen zurückzugeben. Rot drängte nach, zumal noch siegreiche Nachrichten der 40. Division, die über Fal kenau in der Richtung auf Hainichen vorgegangrn war, eingelaufen waren. Am Abend biwakierten die Truppen. Heute wurde in der frühen Morgenstunde das Gefecht fortgesetzt. Es spielte sich zu einem groben Teile in der Gegend von Dittersbach ab. Der Kanonendonner war weithin hörbar. aertlicder und ZScdtircder. Frankenberg, 10. September 1909. Im Biwak. * Die manöverierenden Truppen hatten gestern, wie an gekündigt, Biwak. Das Wetter war dem Feldlager sehr günstig. Am Tage war es etwas sehr warm gewesen und die Soldaten, die an die Strapazen des Manövers im ber gigen Gelände noch nicht gewöhnt sind, hatten unter der Sonnen wärme zu leiden. Von „unseren" 106ern mußten infolge der Ermattung etwa 40 bis 50 Mann aus der Gefechtslinie aus scheiden und Zurückbleiben. Sie sind dann, nachdem sie sich erholt halten, wieder zu ihrem Regiment gestoßen, nur ein Mann der dritten Kompanie, der einen schweren Ohnmachts anfall erlitt, wurde nach Chemnitz ins Garnisonlazarett ge bracht, wo er sich auch wieder erholt hat. Die Anstrengung der Soldaten durch die Märsche über verschiedene Anhöhen, besonders den Wachtelberg, n ag auch die Veranlassung dazu gewesen sein, in letzter Stunde den Ort des Biwaks für die 106er und die diesen beigegebene 77er Artillerie von Ebers dorf (Kreuz) in die Nähe der Gefechtslinie nach Euba zu verlegen. Viele Frankenberger scheuten den weiten Weg nicht, „ihre Lanzer" zu besuchen. Fröhliches Soldatenleben ent wickelte sich namentlich in den Abendstunden im Biwak. Die Strapazen des Tages waren vergefsen. Die Wachtfeuer loderten, das Musikkorps konzertierte, dazwischen ertönte Ge sang, und die Spaßmacher der Kompanie sorgten für den nötigen Humor. Erstaunlich ist es, wie rasch die Mars jünger ihr luftiges Nachtlager Herrichten. Die Fouragewagen bringen Stroh und Holz herbei, die bald an die einzelnen Kompanien verteilt sind. Die Gewehre stehen in Pyramiden beisammen, der „Affe", das Seitengewehr und alles Lederzeug ist abgelegt, jeder Mann nimmt von seinem Ranzen ein etwa anderthalb Quadratmeter großes Stück wasserdichten Stoff, an desfen vier Seiten sich Oesen befinden. Vermittels dieser Oesen wird Stück für Stück des Stoffes aneinandergefügt, so daß sich eine große Zeltfläche bildet, deren Spannung durch ein einfaches Stabgerippe erzielt wird, während die gewußt, wieviel Zinsen sein Sohn einst zu verzehren haben würde; aber er konnte auch ohne eine Auskunft darüber mit dein Ergebnis seiner diplomatischen Mission zufrieden sein. Deshalb schluckte er den Groll über des Justizrats Heimlichtuerei mit guter Miene herunter. „Nun, dann nichts für ungut, alter Freund — und besten Dank." „Dank? Ich wüßte nicht wofür, da ich Ihnen keine Ihrer Fragen beantwortet habe," „Na ja — aber —." Hörn klingelte. „Die nächste Partei!" rief er dem Bureauvorsteher zu. Das war deutlich! Mit einem mürrischen: Adieu! verließ Heuberg das Sprechzimmer. Im Warteraum stieß er auf Herrn von Gernow, der sich eben anschickte, zu Hörn hereinzugehen. Beide Herren tauschten nur einen kurzen Gruß. Sie standen nicht be sonders gut miteinander. Gernow haßte das laute, protzige Wesen Heubergs; der Majoratsherr von Oberrankin da gegen konnte den Grielitzer nicht leiden, weil der alte Herr sich immer sehr zurückhaltend gegen ihn benahm und ihn schon oft in seiner ruhigen, bestimmten Weise bei ver schiedenen Gelegenheiten durch sachgemäße Erwiderungen geschlagen hatte. „Was will denn der alte Hungerleider beim Hörn?" murmelte Heuberg, ihm nachsehend, in den Bart. „Er will doch nicht etwa die Agnes für seinen Bengel kapern und beim Justizrat etwas über die Vermögenslage des Gold fischchens ausspionieren? Da wird er sich schneiden! Wenn er mir gegenüber den Geheimnisvollen spielt, wird er dem Habenichts gerade alles auf die Nase binden!? Aber es wird Zeit, daß wir uns an die Agnes heranmachen, damit dem Bernhard keiner zuoorkommt. Es scheint ein hartes Wettlaufen zu werden. Himmeldonnerwetter, wenn mein Junge nur nicht so faul und dämlich wäre!" Als Hörn Herrn Egbert ins Zimmer treten sah, stand er auf, ging ihm einige Schritte entgegen und reichte ihm erfreut die Hand. „Nun, was bringen Sie mir denn heut, Herr von Gernow?" fragte er mit einer gewissen achtungsvollen Vertraulichkeit, die im schroffen Widerspruch zu der Art stand, mit der er soeben Heuberg abfertigte. Er schätzte den Herrn von Grielitz hoch. In den dreißig Jahren, in denen er seine Interessen vertrat, lernte er ihn als einen echten, rechten Edelmann und unermüdlich fleißigen Menschen kennen. „Bitte, nehmen Sie Platz; ich hatte nicht gehofft, Sie so bald wiederzuschen, und bin nun um so erfreuter," fuhr Hörn fort. „Aber Sie zeigen ja eine recht kummervolle Miene! Haben die lieben Vettern Sie einmal wieder ange- ärgert?" „Angeärgert I — Von Haus und Hof wollen sie meinen Seitenwinde durch einfache Vorrichtungen am Erdboden fest- gehalten werden. Dann kommt Stroh in die etwa meter hohe Wohnung und — sie ist bezugsfertig. Einstweilen denken die jungen Krieger aber noch nicht an das „Ein- mummeln". ES beginnt nun erst das rechte Biwaklebe«. Hier veranstaltet man einen Umzug, dem ein Strohmann vorangetragen wird, in den Flammen endet der Strohwicht. Dort spielen die Soldaten Soldaten: sie ahmen Vorgesetzte in scherzhaster Weise nach. Ein Witzbold mit den entsprechen den aus Stroh gefertigten Rangabzeichen stellt den Herrn Major dar. Hoch zu Roß, d. h. auf den Schultern eines Soldaten, sprengt er vor die Front. „Morjen, Bataillon", schnarrt der Bataillonskommandeur. „Guten Morgen, Herr Major" ruft das stramm stehende „Bataillon". Dann gibt's eine Ansprache des Gestrengen, die im Grunde aus einer Häufung von Redensarten besteht, wie sie den Leuten sonst im Ernste zu gerufen werden. Alles ist ob dieses lustigen Treibens in freu diger Stimmung und selbst di« Offiziere schauen heiter drein. Es kommt auch vor, daß daS Pferd mit dem „Herrn Major" durchgeht oder nicht mehr mittut und sich einfach hinlegt. Der Gestrenge holt sich aus der Front einen anderen „Gaul" und jagt weiter vor der Front auf und ab. Schließlich wird's gemütlich und ein Lied auf den Kommandeur oder auf die Reserve, auf die tapferen Soldaten oder auf die Liebe wird angestimmt, heiter und neckisch, getragen und schwermütig — je nachdem. Dann wird mal getanzt, ein „gefühlvoller" Walzer oder mit allem Raffinement ein Oaks valks. So vergeht die Zeit '/<9 Uhr ist's schon, die Kapelle spielt den Zapfenstreich, der die Zivilisten mahnt, den Platz zu verlassen. Noch wird verlesen, dann suchen die Soldaten ihre Lagerstätten auf, nur hier und da ist bei flackerndem Wachtfeuer ein Posten zu bemerken. Früh um 3 Uhr wurde heute geweckt, um 4 Uhr mußte das Lager abgebrochen und das Regiment kampfbereit fein. — In den frühen Morgenstunden hörte man auch Geschützfeuer und Kanonendonner, die Schlacht war im Gange. — Die 106er beziehen heute auf mehrere Tage die Kaserne des 104. Regi ments in Chemnitz. Für den 13., 16. und 20. September sind noch Biwaks angesetzt. * s* Sachseuburg. Der Brandstiftung an dem Rei- chelschen Gut wird ein daselbst bedienstet gewesener Knecht verdächtigt. Dieser soll, wie uns mitgeteilt wird, bereits ver haftet worden sein. Wir konnten jedoch eine Bestätigung dieses Gerüchts nicht erhalten. f Ebersdorf. Das diesjährige Erntedankfest wird Sonntag, den 19. September, gefeiert. — Die zweiwöchigen Herbstferien beginnen hier Sonnabend, den 25. September. * * * — Waldheim. Auf dem hiesigen Bahnhof fand am Mittwoch eine Militärspeisung statt, bei der 4169 Mann mit Mittagskost versorgt wurden. An der Speisung waren beteiligt das 139., das 179. und das 104. Jnf.-Regt. Das 133. Regiment dagegen, welches gegen Mittag ebenfalls auf Bahnhof Waldheim eintraf, wurde in der Stadt verquartiert und war an der Massenspeisung nicht beteiligt. Da der Bahnhof Waldheim für den Kriegsfall als Speisestation bei den Militärtransporten bestimmt ist, lagern vort beständig neun große Kessel und 2000 Zinkblechschüsseln, die gestern benutzt wurden. Zu der Massenspeisung wurden 21 Zentner bestes Ochsenfleisch (pro Mann V, Pfd. gerechnet), 10 Zentner Reis, 4 Körbe Pfifferlinge, 1 Korb Wurzelwerk, 2 Zentner Salz verbraucht. Das Essen wurde jedesmal bei Ankunst der Militärzüge auf 100 Tafeln zu je 10 Plätzen aufge tragen. Binnen einer halben Stunde waren jedesmal über 1000 Mann gespeist. Der Speisung wohnte eine größere Anzahl von Militärintrndanturbeamten bei. Jungen verjagen!" Der alte Herr sank in einen Sessel und seufzte schwer auf. „Nun, nun! So schlimm wird « wohl nicht sein," tröstete Hörn. „Ich bin ja auch noch da!" Seine grüßte Freude wäre es gewesen, den schlesischen Gernow« einmal ordentlich am Zeug zu flicken. Bisher mußte er sich zu seinem Bedauern immer damit begnügen, ihnen in Streit sachen möglichst malitiöse Briefe zu schreiben. Herr Egbert reichte ihm stumm das ominöse Schreiben, das Hörn hastig entfaltete. Je länger er las, um so mehr umwölkte sich seine Stirn. „Teufel! Teusell" murmelte er, „das ist ein böser Handel, wenn die Behauptung richtig ist, daß Ihre Frau Gemahlin die geforderten Ahnen nicht aufweisen kann." „Die Großmutter meiner Frau war allerdings eine Bürgerliche," antwortete Gernow tonlos. Einen Moment blieb er wie in sich zusammengesunken sitzen. Dann raffte er sich auf, erhob sich von seinem Stuhl und reichte Hörn die Hand. „Leben Sie wohl, Herr Justizrat.—Ich lese in Ihrem Gesicht, daß dabei nichts zu machen ist. Verzeihen Sie die Störung. — Ich will nach Haus und die Meinen aus den neuen Schicksalsschlag vorbereiten. — Meine armen Kinder. —" Tränen erstickten seine Stimme. „Halt! Herr von Gernow. So weit sind wir denn doch noch nicht!" Auch Hörn war aufgestanden und reckte sich, wie zu einem persönlichen Kampf mit dem Gegner, zu seiner ganzen Länge auf. „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird I Ich muß mir die Sache erst einmal überlegen, vor allen Dingen aber prüfen lassen, ob bei den schlesischen.Herrschaften denn alles so genau stimmt, wie es die Stiftungsurkunde verlangt? Wissen Sie denn nichts Genaueres über die Ahnen der zärtlichen Ver wandten?" „Nein I Ich kenne die Menschen ja kaum und kümmerte Mich nie um ihre Familienverhältnisse." „Nun, dann lassen Sie den Brief nur hier. Ich werd« sogleich die nötigen Schritte tun, und sobald ich etwas Gewisses weiß, lasse ich es wissen." „Ich bin Ihnen herzlich verbunden, lieber Justizrat." Ueber das vergrämte, faltige Gesicht des alten Herrn glitt es wie ein Schimmer von Hoffnung. — „Aber einen nutz losen Prozeß will ich nicht anfangen. — Der kostet viel Geld —" „Wer spricht denn von nutzlos! — Ueberhaupt, wenn wir prozessieren und verlieren, haben Sie mir nichts zu zahlen, Herr von Gernow; dann war es mein Privatver gnügen, das mir eine Karlsbader Kur spart. Sollten wir jedoch gewinnen — nun, dann reden wir über den Kosten punkt weiter." Gernow drückte dem Justizrat die Hand. „Sie sind ein wahrer Freund in der Not! Gott möge es Ihnen lohnen I" .
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)