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207 TienStag de» 7 September 1SVS Frankenberger Tageblatt Bezirks - Anzeiger AMU für die ZöchW AWmiMamsW Mft, das ZömgW Amlsgericht md den Siadlral zn Ilankenßerz i. Kn Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G- Roßberg in Frankenberg i. Sa. VKscheiut a» jede« Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs- Preis vierteljährlich 1 SO H, monatlich SO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats 5 früherer Monate 10 H. Oestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis S Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Anfnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. hoch- S1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Di« H-gesp. Petitzrile oder deren Raum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 -Eingesandt" i« Rcdaktionsteile 3b Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. KL» Nachweis und Offerten-Annahme werden 2S Z Extragcbühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditione». Der Spinner Johannes Philipp Schaal, geboren am 25. Juli 1877 in Jrbersdorf, wird beschuldigt, als beurlaubter Landwehrmann I ohne Erlaubnis nach Nordamerika aus gewandert zu sein (Uebertretung gegen § 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs). Derselbe wird auf den 13. Oktober 1808, vormittag- V»10 Uhr vor das Königliche Schöffengericht zu Frankenberg in Sachsen zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Straf prozeßordnung von dem Königlichen Bezirks-Kommando zu Flöha ausgestellten Erklärung verurteilt werden. Frankenberg, den 1. September 1909. Der Königliche Amtsanwalt. Auf Blatt 437 des Handelsregisters für das unterzeichnete Amtsgericht ist heute die Firma Ernst Helbig, Gasthof zum Lamm in Oberwiesa und als deren Inhaber der Gasthofsbesitzer Ernst Julins Helbig daselbst eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Gastwirtschaftsbetrieb. Frankenberg, am 30. August 1909. (4. Log. 355/09.) Königliches Amtsgericht. Hpai'LaLSS «^«sr'swaÄe gewährleistet von der Gemeinde) verzinst alle Einlage« mit SV» °/o und ist geöffnet Dienstags und Freitags uachm. 2—L Uhr. Telephon: Amt Oberlichtenau Nr. 18. Mal Leppelins kttolg unü OenNenrt. * Abgesehen von einigen ausländischen, chauvinistischen Neid hammeln, die sein Werk aus Gründen bekämpfen, die über haupt keine Kritik verdienen, ist heute in der ganzen Welt an erkannt, daß Graf Zeppelin ein großer Mann und ein großer Charakter ist, dem nichts ferner liegt, als die Erfolge seiner jahrelangen zähen und unermüdlichen Arbeit mit dem zweifel haften Glanz der modernen Reklame zu umgeben. Wir er kennen ganz gewiß gern auch fremde Leistungen an, haben uns aufrichtig gefreut, als z. B. der Franzose Bleriot den Kanal überflog, aber dieser Zufalls-Erfolg, der doch nicht mit an nähender Sicherheit jeden Tag wiederholt werden kann, ist von seinen Landsleuten zu einer Tat aufgebauscht, hinter der Allel verschwinden sollte. Das ist viel zu viel, so etwas würde bei uns nicht allein unmöglich sein, Graf Zeppelin würde eine solche Handlungsweise au h bestimmtest zurückgewiesen haben. Heute ist er so weit, daß er unbekümmert um Wind und Wetter sagen kann: Ich fahre! Und wenn an verschiedeneil Stellen Ersatzteile und kundige Monteure vorhanden sind, wie sie die Eisenbahn auf jeder größeren Station besitzt, worauf die Automobilisten schon fast überall rechnen können, dann kann er auch sicher fahren. Soweit sein Erfolg! Aber nun sein Verdienst! Es besteht nicht bloß im Be zwingen der Luft, in der Schaffung von neuen Verkehrs-Mög lichkeiten, er besteht auch vor allem in der Heranbildung eines tüchtigen und zuverlässigen Stabes, der ihn vertreten, sein Werk fortsetzen kann. Das große Werk eines großen Mannes kann leicht klein werden, wenn die rechten Männer fehlen, die es fortsetzen, und diese Gefahr hat Zeppelin wohl erkannt. Darum hat er in dem Ober-Ingenieur Dürr und besten Mit arbeitern Männer um seine Person gruppiert, die die Fähig keit und die Kraft des Weiter-Arbeitens haben, und denen er auch die erforderliche Freiheit in der Betätigung ihrer Fähig keiten gelassen hat. Graf Zeppelin gehört nicht zu den Er findern, die da meinen, stets dabei sein zu müssen; darum ist er nach dem Malheur von Bülzig auch ruhig in Friedrichshafen geblieben und hat Herrn Dürr und seinen Begleitern die Lösung der Aufgabe überlassen, schnell und sicher den Ballon heim zuführen. Und sie haben diese Aufgabe so glänzend gelost, daß man dm lauten Mund im Ausland verloren hat. Das deutsche Ballon-Problem und seine Zukunft sind gesichert. Zeppelin ist kein Sportsmann, wie die meisten fremden Aviatiker, sondern ein zielbewußtes Genie. Wir tun nicht unrecht, wenn wir ihn in diesem Sinne nebm unserem alten Moltke hinstellen. Der war auch über des Lebens Mittag hinaus, als er den Großen Generalstab in seinem Sinne organisierte und Männer seiner Schule heran bildete, die sein Werk weiter führen konnten. Seiner eigenen Leistung war er gewiß, er trug den Interessen der Nation aber Rechnung, indem er für die Zukunft Männer seiner Schule erzog. Und nicht anders Zeppelin; ihm verdanken wir dm besten und erfolgreichsten Lenkballon, aber auch am Besten muß weitergearbeitet werden. Und diese Möglichkeit geschaffen und gesichert zu haben, ist sein großes Verdienst. * * 96 Herren, Exzellenzen aus dem Bundesrat und Reichs tagsabgeordnete, haben am Sonnabend an dm Rund fahrten des aus Berlin heimgekehrten „Zeppelin III" aus dem Bodensee teilgenommen. Sechs Fahrten unter nahm das Luftschiff, die insgesamt 7V- Stunden umfaßten, eine Reise führte der alte Graf selbst. Die Stimmung der Herren war eine sehr animierte, Graf Zeppelin hatte auch für einen »guten Tropfen" gesorgt. Ueberaü erklang Glocken geläut, erscholl Hurrarufen, erdröhnten Böllerschüsse. Abends fand in dem bekannten, hochinteressanten Insel-Hotel in Kon stanz ein Festmahl statt. Unter den Herren, die sich an den Luftfahrten beteiligten und über den außerordentlich sicheren Gang des Luftfahrzeuges des Lobes voll waren, befanden sich die Abgeordneten Bassermann (natl.), Eickhoff (freis.), Heine (soz.), Liebermann v. Sonnenberg (Wirtsch. Vg ), Nau mann (freis.), Dr. Hahn (Bund d. Landw.), Roercn (Ztr.), Ulrich (soz.), der Münchener Oberbürgermeister Borscht, Erb prinz von Hohmlohe-Längenburg (Abg. f. Gotha), Ledcbour (soz.), bayerischer Ministerpräsident v. Podewils, die Staats sekretäre des Innern, Delbrück, und der Kolonien, Dernburg, die Abgeordneten Kopsch (freis.), Müller-Meiningen (freis.), Schädler (Ztr.), Paasche (natl.), Kobelt (freis.), Erzberger , (Ztr.), v. Vollmar (soz.), Graf Kanitz (kons.), v. Richthofen (kons.), württembergischer Minister v. Weizsäcker, sein Kollege Kriegsminister v. Nachtaler u. a. Auch der Abg. Bebel soll mit „aufgeflogen" sein, es scheint hier aber eine Verwechselung vorzuliegen. Alles ist gut und in prächtigster Laune ver laufen. Bei dem Bankett in Konstanz antwortete Graf Zeppelin in feinem Dank auf ein von Exzellenz Dernburg auf ihn ausgebrachtes Hoch, daß seine größte Freude die sei, daß das deutsche Volk selbst ihn zum Weiterarbeiten trotz allen Miß geschicks ermuntert habe. Manche Vorwürfe feien ihm ge macht worden, aber wenn man etwas schaffe, müsse man auch etwas wagen. Abg. Dr. Paasche und Minister v. Weiz säcker rühmten die Tatkraft des Grafen. Und nun beachte man zum Schluß: Genau acht Tage vor diesem neuesten langen Fluge wurde das Luftschiff in Bitterfeld wegen des Propellerbruches repariert, am vorigen Sonntag flog es nach und über Berlin, am Montag neuer Propcllerbruch bei Bülzig, bis Mittwoch abend repariert und 23 Stunden-Fahrt nach Friedrichshafen, Freitag Pause und Sonnabend wieder im Dienst. Wo steckt nun die Invalidität icsp. was will sie bedeuten? So gut wie nichts! * * * , Friedrichshafen. Der deutsche Kronprinz hat dem Grasen Zeppelin ein Telegramm zugehen lassen, in dem er ihn zu der glücklichen Heimfahrt des „Z. III" von Bülzig beglückwünscht und seine Anerkennung über die Leistungen der Mannschaft während dieser schwierigen Fahrt ausspricht. Stuttgart. Nach dem Festessen mit den Reichstagsab geordneten in Konstanz reiste Graf Zeppelin nach Stuttgart ab, wo er gestern eintraf. Anläßlich der Anwesenheit des Kaisers und des Kronprinzen in Stuttgart ist Graf Zeppelin zum Ehrendienst beim Kronprinz kommandiert. flscdvemeiiemng Ser Anämien uns Leucbtmittel. Nach dem Zündwarensteuergesctz unterliegen die Zündwaren, die sich am 1. Oktober im Besitz von den Her stellern außerhalb der Räume ihres Fabrikbetriebes oder im Besitz von Händlern, Wirten, Konsumvereinen, Kasinos, Logen usw. befinden, der Nachsteuer. Als Händler im Sinne der genannten Vorschrift sind alle Per sonen anzusehen, die Zündwaren in größeren Mengen an gekauft haben, um sie nach dem 1. Oktober wieder zu ver kaufen. Der Nachsteuer unterliegen auch die Zündwaren in Automaten usw., die sich in den Privaträumen der Händler, Wirte usw. befinden. Von Zündkcrzchen, die sich am 1. Oktober im Besitz von Straßenhändlern, Hausierern und ähnlichen Kleinhändlern ohne festen Verkaufsstand befinden, bleibt der Vorrat bis 200 Stück in zum Einzelverkauf bestimmten Schachteln von der Nachsteuer befreit. Die zur Nachvcr- steuerung verpflichteten Personen müssen die Vorräte spätestens bis zum 5. Oktober bei der Stcuerhebestelle ihres Bezirkes schriftlich unter Angabe der Art der Zündwarcn, der Einzel packungen und der in jeder Einzelpackung durchschnittlich ent haltenen Stückzahl, sowie des Aufbewahrungsraumes an- melden. Vordrucke für Anmeldungen werden von den Hebe stellen unentgeltlich geliefert. Hinterziehungen der Nachsteuer werden nach den Strafvorschriften des Zündwarensteuergesetzes geahndet. Nach dem Leuchtmittelsteuergesetz unterliegen der Nachsteuer alle Vorräte an elektrischen Glühlampen, Brennern zu Nernstlampen, Glühstrümpfen, Brenn stiften zu Bogenlampen und Quecksilberdampflampen, die sich am 1. Oktober außerhalb des angemeldeten Herstellungs betriebes oder Steuerniederlagc befinden, soweit sie nicht für den privaten Haushalt ihrer Besitzer (physischer Per sonen) bestimmt sind. Das Gesetz erwähnt ausdrücklich als nachsteuerpflichtig die sowohl zur Veräußerung bestimmten, als auch andere Vorräte. Es unterliegen also der Nachsteuer insbesondere auch für gewerbliche oder Handelsbetriebe und öffentliche Zwecke beschaffte Vorräte. Ausgeschlossen von der Nachsteuer sind die bereits in Benutzung gewesenen Glüh lampen, Glühstrümpfe usw. Die der Nachsteuer unterliegenden Vorräte sind von dem, der sie im Besitz oder Gewahrsam hat, bis spätestens 7. Oktober bei der zuständige» Steuer hebestelle anzumelden. Lagung »er Kliarmrcdr» verbsnaer. Der Alldeutsche Verband hielt seine diesjährige Tagung in Schandau ab. Im Mittelpunkt derselben stand der gestern im städtischen Kurhaus abgehaltene Berbandstag. Dieser hatte sich eines recht regen Besuches zu erfreuen. Um 11 Uhr eröffnete der Vorsitzende, Rechtsanwalt Claß-Mainz, den VerbandStag durch eine lange, mit großem Beifall aufgenommene Ansprache. In dieser erklärte er u. a. die Einführung der Expropriation in den Ostmarken für wünschenswert. Das Bestreben des Alldeutschen Verbandes, die Gesundung der Reichsfinanzen als nationale Auf gabe über den Parteikampf hinauszuheben, habe leider keinen Er folg gehabt. Aber nun sei es die dringendste Pflicht, dahin zu wirken, daß die entstandene Kluft zwischen den als national zu verlässig erwiesenen Parteien so schnell wie möglich überbrückt werde. Wer diese Gegensätze zwischen den nationalen Parteien lebendig erhalte oder gar vertiefe, der schädige die Entwicklung unseres Volkes. Der Redner schloß mit einem begeistert aufge nommenen dreifachen Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Friedrich August. Nunmehr hielten die Vertreter von nationalen Ver einigungen von fern und nah Begrüßungsansprachen. Sodann sprach Geheimrat Prof. Dr. Trautmann-Bonn über den Staat und die deutsche Sprache. Nach der Mittagspause sprach zunächst Pfarrer Griesebach- Witzenhausen über die Zwecke und Ziele des Evangelischen Happt- vereins für deutsche Ansiedler und Auswanderer zu Witzenhausen, der vor unbesonnener Auswanderung warnen und den Strom der Auswanderung in die rechten Bahnen leiten will, lieber das Deutschtum in Bosnien sprach sodann Pfarrer Geißler-Berlin auf Grund eigener Anschauung. Er bezeichnete die Verhältnisse in Nordbosnten als überaus günstig für das Fortschreiten der deut schen Ansiedler, während dagegen die Herzegowina wegen des Klimas weniger in Betracht komme für die deutsche Ansiedlung. Nach kurzer Debatte wurde folgender Antrag der Ortsgruppe Darmstadt einstimmig angenommen: „Der Alldeutsche Verband hält es für eine berechtigte Forderung des Nationalgefühls, die Orte unserer Kolonien nach Möglichkeit mit deutschen Namen zu bezeichnen, und ersucht daher die Reichsregierung, Neugründungen nur deutsch zu benennen und die Namen bestehender Orte all mählich zu verdeutschen." Den wichtigsten und aktuellsten Vortrag hielt Reichstagsabge ordneter Franz Jessen-Wien über den wirtschaftlichen Kampf gegen das Tschechentum. Zum Schlüsse des Verbandstages, der bis 4 Uhr dauerte, wurden dia Städte Karlsruhe, Rostock und Bonn für den nächsten Verbandstag in Vorschlag gebracht. Die Bestimmung des Tagungs ortes blieb dem geschäftsführenden Ausschuß Vorbehalten- Nach der Tagung vereinigten sich die Teilnehmer in Sendigs Königsvilla zur Festtafel. Abends veranstaltete die Stadt Schan dau, die mit ihrem Bürgermeister, Dr. Voigt, und dem Leiter der Ortsgruppe, Rentier Karl Müller, der Tagung überhaupt großes Interesse entgegenbrachte, eine prächtige und wirksame Beleuchtung der Elbufer. ffonLrlvative Oerzammlung. * Die Konservativen haben es in der gegenwärtigen Situation nicht leicht, ihre Stellung zu behaupten und es ist für Herrn Generalsekretär Kunze eine undankbare Aufgabe, im Lande herum zureisen und Stimmung für die konservative Partei zu machen. Wenig angenehme Erfahrungen sammelte er auch in Frankenberg, wo am Sonnabend abend im „Kaisersaal" eine vom konservativen Verein für den Amtsgerichtsbezirk Frankenberg einberufene Ver sammlung stattfand, die hauptsächlich den Wählern der benachbarten Landgemeinden (32. ländlicher Wahlkreis) gelten sollte. Der kon servative Kandidat für diesen Wahlkreis, Herr Fabrikbesitzer W ilisch-Plaue, stellte sich auch mit einigen Worten der Ver sammlung vor, dann erteilte der Versammlungsleiter, Herr Mühlcn- besitzer Bunge-Gunnersdorf, dem Generalsekretär des kon servativen Landesvereins Herrn Kunze das Wort. Dieser wies einleitend darauf hin, daß die Versammlung nach keine eigentliche Wahl-, sondern eine Äbwehrvcrsammlung gegenüber den Angriffen auf die konservative Partei sein sollte. In sünfviertelstündiger Rede versuchte er dann die von den Konservativen bei der Rcichs- finanzresorm eingenommene Stellung zu rechtfertigen. Die von vornherein von der Mehrheit abgelchnten, von den Konservativen jedoch befürworteten Steuern: Inseraten- und Plakatsteuer, Wem steuer, GaS- und Elektrizitätssteuer, Kohlenausfuhrzoll und Mühlen- umsatzsteuer hätten in der Hauptsache das Großkapital getroffen