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4» 1S4 Somit«?, »e» 22. Augvst »MV Frankenberger Tageblatt Segründet 1842. 68. Jahrgang -MU flr Hk MM AMlniMmW Ms, dis IchWe ImtMW md den Mr«l zu IrmktMg i. Berantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Erscheint an jedem Wochentag abend» sür den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 .X 50 monatlich 50 Trägerlohn «xtrck — Einzelnummern lausenden Monats 5 früherer Monate 10 H. i Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen,, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und OrsterveichS angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. »»«WWWM«-- " — — , Ankündigungen find rechtzeitig aufzugeben, und zwar größer« Inserate bis S Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. b1. Telegramme r Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Die k -gesp. Pktitzeile oder deren Raum 1S H, bet Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" i» Redaktionsteile 35 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiedecholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. AN Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 -) Extragrbühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditione». Nach § 17 der revidierten Städteordnung sind alle Gemeindemitglieder zur Erwer bung de- Bürgerrechts berechtigt, welche 1. die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2. das 25. Lebensjahr erfüllt erhaben, 3. öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch im Laufe der letzten zwei Jahre bezogen haben, 4. unbescholten sind, 5. eine direkte Staatssteuer von mindestens 3M. — Pfg. entrichten, 6. auf die letzten zwei Jahre ihre Staatssteuer und Gemeindeabgaben, Armen- und Schulanlagen am Orte ihres bisherigen Aufenthalts vollständig berichtigt haben, 7. entweder ' a) im Gemeindebezirk ansässig sind, oder d) daselbst seit wenigstens zwei Jahren ihren wesentlichen Wohnsitz haben, oder o) in einer anderen Stadtgemetnde des Königreichs Sachsen bis zur Aufgabe ihres bisherigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren. Dagegen sind zum Erwerbe des Bürgerrechts verpflichtet diejenigen zur Bürger rechtserwerbung berechtigten Gemeindemitglieder, welche männlichen Geschlechts sind, L. seit drei Jahren im Gemeindebezirke ihren wesentlichen Wohnsitz haben, und 6. mindestens 9 M. an direkten Staatssteuern jährlich entrichten. ' Unter direkten Steuern sind die Grundsteuer und die Einkommensteuer zu verstehen. Alle diejenigen hiesigen Gemeindemitglieder, welche zur Erwerbung des Bürgerrechts Verpflichtet sind, werden hierdurch aufgefordert, sich spätestens bis zum 24. August 19V9 zur Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 10 M. unter Vorlegung der Staatssteuerquittung an Ratsstelle (Meldeamt I, Obergeschoß, Zimmer Nr. 7) anzumelden. Auswärtsgeborene haben Geburtsschein oder Taufzeugnis beziehentlich Militärpapiere mitzubringen. Hierüber machen wir alle zum Erwerb des Bürgerrechts berechtigten Personen darauf aufmerksam, daß diejenigen, welche in die Listen für die diesjährige Wahl der Stadtverord neten eingetragen sein wollen, sich ebenfalls bis zum vorbemerkten Tage anzumelden haben. Frankenberg, am 11. August 1909. ' ' ' Der Stadtrat. Die Gemeinde-Sparkasse Flöha verzinst Spareinlagen mit 3*/« Vv» ExPeditionszeit t a« Werktage Vorm. 8 di- 12, «achm. 2 bis S Uhr, SonnBbsnU« Uui-vUgskAnU »Bn Awi-m. S di» navkm. S vkn. Durch die Post bewirkte Einlage« werde« schnell expediert. — Fernsprecher Rr. 1S. von Birr . . . Tabak . . Branntwein Streichhölzer Kaffee . . Steuerbetrag: 100 Mill. Mk., 43 „ 80 „ „ 25 „ „ 36 „ 284 Mill. Mk., 1247 Mill. Mk. Versuchte Preiserhöhung: 720 Mill. Mk., 160 „ „ 280 . 33 „ „ 54 „ „ ScdiiOlIche ÄNKungen Oer unberechtigten ZlruerlttM. Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht die Königliche osfi- ziöse „Leipziger Zeitung" einen Artikel, dem wir fol gendes entnehmen: „Durch die übertriebenen Darlegungen der neuen Steuer last erzielt man zunächst eine Beunruhigung, ein Mißtrauen weiter Kreise, das schließlich nur der sozialdemokratischen Agi tation zugute kommt. Dann aber haben solche Uebertrei- bungen auch noch die Wirkung, daß Händler und Produ zenten von den neuen Steuern möglichst viel herauszuschlagen suchen und für die auf solche Weise herbeigeführten zum Teil maßlosen Preiserhöhungen die Steuergesetze verantwortlich machen. In der letzten Zeit macht sich eine solche gewerbs mäßige Ausnutzung der Steuern leider vielfach bemerkbar, und schon deshalb ist eine Aufklärung des Publikums über die tatsächlichen Wirkungen der Reichssteuern, die neu zur Einführung gelangen, dringend notwendig. Wenn behauptet wird, die neuen Verbrauchssteuern belasteten eine Familie mit 100 Mark und mehr jährlich, so ist dies unrichtig. In Wirklichkeit sollen diese Abgaben, die auf Bier, Branntwein, Tabak, Kaffee und Streichhölzer gelegt sind, 284 Millionen Mark, also auf den Kopf der Bevölkerung jährlich 4.40 M., betragen. Das macht für eine fünfköpfige Familie 22 Mk. jährlich, oder in der Woche rund 43 Pfennige. Es war von vornherein festgestellt worden, daß die neuen Verbrauchssteuern von den Konsumenten getragen werden sollten, und es hätte im Interesse der Produzenten, wie der Verbraucher und der Händler gelegen, wenn die Abwälzung dieser Abgaben möglichst unmerklich vorgenommen worden wäre. Es wäre dies auch unzweifelhaft geschehen, wenn in der Presse nicht der große Lärm über den angeblichen „Raub zug auf die Taschen der Minderbemittelten" geschlagen worden wäre. Jetzt versucht man seitens der Produzenten und Händ ler nicht nur eine volle Abwälzung des reinen SteüerbetragS, sondern über diesen hinaus noch eine Aufbürdung von dem drei- bis vierfachen Betrage der Steuern. Es werden die künstlichsten Rechnungen aufgestellt, um eine geradezu unge heuerliche Erhöhung der Preise für Bier, Tabak, Branntwein, Streichhölzer und Kaffee durchzusetzen und den neuen Steuern zur Last zu legen. Auf diese Weise sollen den Konsumenten nicht, wie es der Gesetzgeber wollte, 284 Millionen Mark an neuen Verbrauchsteuern, sondern das Fünffache davon auferlegt werden. In der Berliner „Täglichen Rundschau" ist über diese enorme Belastung der Konsumenten durch Produzenten und Händler folgende Tabelle*) aufgestellt worden: *) Die Zuverlässigkeit dies«! Tabelle wird freilich Produzenten, namentlich von denen der Tabakbranche ganz energisch bestritten, und zwar zum Teil mit gewichtigen Gründen; immerhin bleut di« Tatsache bestehen, daß manche Branchen versuchen, bei dieser Gelegenheit durch Preiserhöhungen, noch über den Steuerzuschlag hinaus, einen besonderen Gewinn clnzustreichcn. Diese Erscheinung wiederholt sich bei ollen neuen Steuern auf Gewerbe. Im übrigen ist cs Aufgabe der Produzenten, den Konsumenten die Notwendigkeit der von ihnen geplanten PrHzuschlSge einleuchtend zu machen — die Presse kann hier nur ver- miMlnd wirken. Im allgemeinen aber ist anzunehmen, daß fich über« trieAne Mehrforderungen an den Produzenten selbst rächen werden, soweit sie Vicht durch den Wettbewerb von selbst hinfällig werden. Also nicht gegen die Steuergesetze an und für sich, sondern ! gegen deren Mißbrauch zur Erreichung geschäftlicher Vorteile ! muß die Presse die Bevölkerung anfrufen. Durch das Schelten auf die neuen Steuern wird das Volk lediglich irregeführt. Das Volk muß wissen, daß die beabsichtigte Verteuerung der mit neuen Verbrauchsabgaben betroffenen Waren weit (wenigstens teilweise; siehe oben! Die Red.) über die steuerliche Belastung hinausgeht, baß eine solche Verteuerung also ganz ungerechtfertigt ist. An vielen Stellen regen sich auch schon die Verbraucher, um die ungebührlichen Preisheraufsetzungen abzuwehren. Dies würde aber mit noch größerem Erfolg und in größerem Umfang geschehen, wenn die Presse durchweg die Interessen der Bevölkerung vertreten und nicht lediglich den agitatorischen Interessen dienen wollte. Wenn die Sozialdeinokratie den Uebertreibungen bei der Abwälzung der Steuern wohlwollend gegenübersteht, weil sie davon parteipolitischen Vorteil zu haben glaubt, daß die Bevölkerung den Steuerdruck so stark wie möglich empfindet, so ist das in ihrem ganzen Wesen begründet. Je größer die Unzufriedenheit, desto leichter fällt der Sozialdemokratie das Agitieren. Aber die bürgerlichen Parteien sollten einen anderen Standpunkt einnehmen und aufklärend wirken. Auch die Linke, die aus politischen und taktischen Gründen sich weigern zu sollen geglaubt hatte, an der Gestaltung der Reichsfinanzreform ohne Erbanfallsteuer mitzuwirken, sollte nun, nach vollendeter Tatsache, die Politik des Schmollens und Nörgelns aufgeben. Das würde sowohl dem Vaterland als auch den Parteien frommen und im Volke allseitig mit Genugtuung ausgenommen werden." veniicber «nü SZcdritcdrr Frankenberg, 21. August 1909. Stoppelfelder. * Ueber die Stoppelfelder pfeift der Wind! Des „Kornes enge Gassen", von denen der Dichter singt, sind verschwunden, und wenn noch die Getreidepuppen „das Feld geräumt" ha ben werden, liegt die Landschaft ebenso öde wie weitgespannt und übersichtlich vor uns. Aber das ist nun einmal der Gang alles Irdischen. UebrigenS sind wir noch lange nicht mit dem Einbringen der Feldfrüchte fertig und bevor der Herbst mit rauhen Stürmen ins Land zieht, schwankt noch mancher volle Erntewagen zwischen den Feldern und Wiesen dahin, um die Speicher zu füllen. Dieses Einsammeln sicht sich ganz schön an, aber . . . wieviel harte Arbeit war not wendig, um alle Früchte zu zeitigen?! Und zuletzt lag das größte Wunder nicht in Menschenhand. Die Erntezeit ist für den Landmann eine frohe Zeit vor allem dann, wenn er mit dem, was Gott wachsen ließ, zufrieden sein kann. Das Vergehen der Kornfelder bringt zugleich das Aufblühen des Drachensports. Niemand wird das Vergnügen, das un seren Jungens das Steigenlasscn der großen und kleinen, möglichst sclbstgefertigten Drachen bereitet, mißgönnen. Aber bei diesem unschuldigen Spiele ist zu beachten, daß die ju gendlichen Sportsleutchen dieNähevonLeitUngSdrähten der Telegraphen- und Telephouanlagen meiden müssen, um für sich selbst Verdruß und für ihre Eltern Schaden zu ver hüten. Der § 318 des R.-Str.-G.-B. lautet: „Wer gegen eine öffentlichen Zwecken dienende Telegraphen- oder Tele phonanlage fahrlässigerweise Handlungen begeht, welche die Benutzung dieser Anlage verhindern oder stören, wird mit Geldstrafe bi« zu 900 Mk: bestraft." DaS Hängenbleiben von Drachen an den Leitungsdrähten kann, wenn es der leidige Zufall will, große Verkehrsstörungen nach sich ziehen. Also Vorsicht! Der heutigen Auflage des „Tageblattes" liegt ein Flugblatt des Konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen bei. f* Das städtische Elektrizitätswerk wurde gestern von einer auf einer Vergnügungsreise in Frankenberg weilenden Klasse (20 Schüler) des Technikums Altenburg besucht. f* Das Heimatmuseum ist morgen, Sonntag, vor mittag von ^,11 bis 12 Uhr geöffnet. -fs. Die Mitglieder des Evang. Arbeitervereins seien hier nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß zu dem morgen, Sonntag, stattfindenden Kinder-und Sommerfest der gemein same Abgang nach der „Fischerschenke" punkt V»3 Uhr vom Amtsgericht ab erfolgt und einer regen Beteiligung ent- gegcngesehen wird. f * Im Wetttheater (Kinosalon) in der Freiberger Straße wird auch in der neuen Woche ein hervorragendes Programm geboten. (Siehe Inserat!) f Steuerweseu. Zwischen dem sächsischen und dem preußischen Finanzministerium ist zur Vermeidung von Härten bei der Besteuerung von Mitgliedern einer im Gebiet des anderen Staates zur Einkommensteuer veranlagten Gesellschaft m. b. H. ein Uebereinkommcn getroffen worden. f Der Wert der Sauitätskolouneü. Der Wert der Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz sür die Allgemeinheit ergibt sich fast täglich. Neuerdings hat das Massenunglück in Hörde die große Bedeutung einer solchen Organisation für die Gemeinden wieder aufs deutlichste bewiesen: Als am ge nannten Orte kürzlich infolge Ausströmens von Kohlenoxich- gas aus einem Gasrohr etwa 100 Personen von mehr oder weniger schweren Vergiftungen heimgesucht wurden, waren die Mitglieder der Sanitätskolonnen sofort zur Stelle, nahmen Wiederbelebungsversuche vor, brachten die Schwerkranken in die Krankenhäuser und retteten so eine ganze Anzahl von Menschen vom Erstickungstode. In Frankenberg ist bekannt lich eine Sanitätskolonne in der Ausbildung begriffen. -j- Bervandstag -es Verbandes der Saaliuhaber. Am Donnerstag früh V,10 Uhr begann im Saale von Zwickaus „Neuer Welt" die Jahreshauptversammlung. Ober bürgermeister Keil führte in einer bedeutsamen Ansprache u. a. aus: „Sie halten Ihre Tagung in einer Zeit ab, in der Ihnen wie dem gewerblichen Mittelstände überhaupt gewiße dunkle Wolken den Himmel trüben. Sie alle wißen, daß die Rcichs- finanzreform gerade dem gewerblichen Mittelstand schwere Lasten auferlegt. Nun haben wir ja alle die Uebcrzeugung gehabt, daß, um zur endlichen Gesundung unserer Reichsfinanzen zu kommen, alle mit an den Lasten tragen müßen. Aber ich kann den Gedanken nicht unterdrücken, daß bei der Lasten- vcrteilung die städtische Bevölkerung und besonders der gewerbliche Mittelstand hauptsächlich in Anspruch ge nommen wird. Andere Stände, namentlich aber der große Besitz, insbesondere der Großgrundbesitz, werden verhältnis mäßig weit weniger in Mitleidenschaft gezogen. Ich laße es mir nicht nehmen, diesen Gedanken als meine feste Uebcrzeugung hier auszusprechen. Laßen Sic sich aber durch diese Ent wicklung der Dinge nicht irre machen an der Freude am Reich und an unserem herrlichen Vatcrlande. Ihr Stand kann nur gedeihen unter dem Schutze eines blühenden Staates, eines großen, mächtigen Reiches. Er schloß: Glauben Sic daran, däß cs künftig dcr zwar kleinen aber einflußreichen Gruppe nicht wieder gelingen wird, so wie jetzt geschehen, die Lasten des Reiches zu verteilen. Wahrheit und Gerechtigkeit haben