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B 180 Freit«« »e« 0 «»-»ft Frankenberger Tageblatt Anzeige Bezirks gegründet 1842 68. Jahrgang. -MU für -it KSmM AmbftPlmmW MH«,Mi MM AmlMjchi m!> dm WM zu KrMMj i. Ku. Verantwortlicher Redakteur: Trust Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von L- G Roßberg in Frankenberg 1. Sa. einer Schlacht zu befinden, denn Revolver- und Gewehrschüsse hört man in einem fort. . . Aus diesen Gründen werdet Ihr begreifen, daß es in Barcelona nicht gerade angenehm ist, auf den Straßen spa zieren zu gehen, und ich kann Euch sagen, daß ich seit gestern früh, außer nach dem Telegraphenamt, nicht aus dem Hause gegangen bin. Um jetzt diesen Brief zur Post zu bringen, werde ich mich von einem Soldaten, welcher an der Haustür postiert steht, begleiten lassen, da wir Ausländer unter den heutigen Verhältnissen am meisten gesichert find. Es sollte mich nicht wundern, daß, wenn die Revolution noch einige Tage anhält, bald ausländische Kriegsschiffe tm hiesigen Hafen einlaufen werden, um uns zu schützen, hoffe jedoch, daß sich das Volk bald beruhigen wird, damit wir wieder arbeiten können.« seine Kollegen maßloser Uebertreibung an. Wir entnehmen seiner Schilderung folgende Stellen: „Madrid ist so ruhig und still, wie ein Dorfktrchhof um Mitternacht (?I). Für einen Neuankömmling ist der Unter schied zwischen der Lage in Spanten, wie sie wirklich ist, und zwischen der, wie sie in der ausländischen Presse geschildert worden ist, einfach von bestürzender Wirkung. Ueberall herrscht volle Ordnung. Nicht nur hier in Madrid, sondern auch im ganzen Lande und sogar in Barcelona. An Stelle des General streiks, den sensationelle Meldungen englischer Blätter für gestern vorauSsagten, herrscht in der Stadt völlige Ruhe; daS Geschäfts leben geht seinen gewöhnlichen Gang. An den Behauptungen, daß spanische Deserteure über die Grenze nach Frankreich ge flüchtet seien, ist kein wahres Wort. Die zu den Fahnen einbe rufenen Leute strömen im Gegenteil überall im Lande mit freu diger Eile zu ihren Truppenteilen. Als der Korrespondent des „New-Vork Herold" nach Madrid fuhr, begegnete er mehreren Eisenbahn-TruppentranLporten. Er fand alle Mannschaften in lustiger Stimmung und frohen Mutes." Diese sehr optimistische Schilderung der Lage in Spanien enthält so auffällige Abweichungen von den bisherigen Mel dungen und ist für die spanischen Korrespondenten der aller meisten Blätter und auch der offiziösen Depeschenbureaus so wenig schmeichelhaft, daß sie zunächst wohl nur mit Vorsicht aufzunehmen sein dürfte. Vielleicht wird sie aber verständ licher durch Vie Tatsache, daß der Korrespondent eine Unter redung mit dem Minister des Innern, dem bekannten „Freunde der Presse« und ihrer Meldungen, hatte. Der wußte natürlich nur Gutes von den Zuständen im Lande und nur Böses von der bösen Presse zu sagen. Wahrheits getreuer und treffender als jener amerikanische Korrespondent schildert jedenfalls ein Frankenberger, der in Barce lona weilt, die dortigen Zustände in einem uns freundlichst zur Verfügung gestellten Briefe an seine hier wohnenden Eltern. Wir entnehmen dem Briefe unseres Frankenberger Landsmannes folgende Mitteilungen: „In Melilla (Nordafrika) kam es wegen Bahn- und Wasser leitungsbau zwischen den Riffpiraten und Spaniern zu blu tigen Zusammenstößen, so daß sich binnen kürzer Zeit eine Art Krieg, welcher allerdings nicht offiziell erklärt ist, Ent wickelte, innerhalb 8 Tagen wurden ca, 20000 Mann ein berufen, um gegen die Moros ins Feld zu ziehen. Das spanische Volk ist natürlich gegen den Krieg, obwohl Spanien selbst (man sagt aber auch Frankreich) an den Verwicklungen in Nordafrika schuld ist. Um nun die Sache aufs äußerste zu treiben und um gegen den Krieg zu kämpfen, herrscht hier in Barcelona Revolution, die vielleicht der Ruin für ganz Spanien, Niederwerfung der Monarchie und wenn nicht so gar Verschwinden des Staates in bezug auf Bedeutung im Haiidel von der Landkarte bedeutet. Ich kann Euch lediglich ein Bild vop Barcelona geben; denn seit 2 Tagen ist über die ganze Provinz Barcelona (Barcelona mit sämtlichen dazugehörigen Orten) der Belage rungszustand erklärt worden, d. h. die Verwaltung der Städte usw. liegt in den Händen des Militärgouverneurs. Sämt liche Zeitungen sind verboten, überhaupt alles, was sich auf Druckerei bezieht, ist untersagt. Seit Montag früh steht hier jedweder Handel still, sämt liche Läden sind geschlossen, Banken, Bureaus ebenfalls. Wer sich nicht noch gestern mit Nahrungsmitteln versorgte, hat vielleicht heute nichts als getrockneten Fisch zu essen. In allen Teilen der Stadt wird geschossen, berittenes Militär hat die Straßen besetzt, um Leute oder Revolutionäre, welche Aufrühr erheben, auf der Stelle inederzuschießen. Gestern nachmittag nun hat man in den Straßen Barrikaden er richtet, damit das Militär nicht durchreiten kann. Das Schlimmste aber ist, daß die Revolutionäre gestern nachmittag eine Anzahl Kirchen und Klöster in Brand gesteckt haben, so daß der Himmel gestern abend nur eine Farbe zeigte blutrot, was das Blut der in Afrika für nichts getöteten Soldaten, wodurch Tausende von Familien brotlos geworden sind, bedeuten sollte. Heute wird gewarnt, auf die Straßen zu gehen, um die Truppen Ordnung machen zu lassen. Es ist gerade 12 Uhr, als ich beim Schreiben dieses Briefes in meinem Zimmer durch Rufe in der Straße ge stört werde. Ich muß dazu vorausschicken, daß gerade gegen über meiner Wohnung ein Seminar für Pfaffen errichtet ist, ein 3 Jahre altes massives Gebäude, welches gewiß 900000 bis 1 Million gekostet hat. Ich gehe also auf den Balkon und sehe da ca'. 10 Mann (Arbeiter) auf der Straße, welche uns alle in Ruhe aufforderten, zu schweigen und uns von den Balkons zurückzuziehen. Dann wurden einige Faß Petro leum ungefähren und man begann, das Seminar in Brand zu stecken, was allerdings bis jetzt (3 Uhr) noch nicht ge lungen ist; denn nachdem die Kavallerie einige scharfe Salven abgegeben hatte, sind die Brandstifter verschwunden und das bereits entzündete Feuer wurde gelöscht, obwohl ich die Sicher heit habe, daß das Seminar morgen um diese Zeit ein Haufen Trümmer sein^ibird. Mtmitcr glaubt ntän, sich mitten in ' OerMcder u»a ZSrbrircder Frankenberg, 5. August 1S0S. Der Meteorscharter des Augvst. Die nächsten Wochen führen unseren Planeten auf seinem Kreislauf um die Sonne wieder durch den Perseiden-Schwarm, der die Augustnächte mit seinem herrlichen Lichtspiel erfüllen wird. Die Meteoriten, die in dieser Zeit dir Erdatmosphäre durchschneiden, fliegen mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 43 Kilometern in der Sekunde in einer Höhe vvn 80 bis 60 Kilometern dahin. Am prächtigsten wird sich die Er scheinung gegen den Morgen des 12. und 13. August zeigen. Die leuchtenden Streifen bewegen sich nicht so eilig wie die Feuerschlangen des Leonidenschwarms im November. Gleich wohl sind sie für das freie Auge immer noch raketenartig und lassen einen strahlenden Streifen auf ihren Pfaden zu rück. Diese letzte Erscheinung macht es möglich, die Flugbahn unter den Sternen am Himmel genau zu bestimmen, so daß die Perseiden-Meteore die am besten beobachteten von allen Meteoritenschwärmen sind. Noch ist das gesammelte Mate rial wenig vollständig, und erst die Beobachtung langer Jahre wird es möglich machen, die Natur der Perleiden genauer zu studieren. Anscheinend nimmt der Schwarm einen vollkommen elliptischen Raum ein, der recht dicht mit Trünimern find Splittern erfüllt ist. Im großen und ganzen ist alljährlich die Dichtigkeit des Schwarms, soweit er in unsere Atmosphäre gelangt, die gleiche. Daß das Bild sich verschieden zeigt, rührt von Beleuchtungsverhältnissen, namentlich von der je weiligen Stellung des Mondes her. In manchen Jahren fällt sogar das Maximum des Schauers in den Tag, so daß er überhaupt in seinem Höhepunkt nicht gesehen werden kann. Jedenfalls bildet der Perseiden-Schwarm immer ein herrliches Schauspiel, das sowohl dem Laien wie dem Astronomen eine Freude ist. Professor H. D. Newton schätzt die Gesamtzahl der Meteore, aus denen sich der Perseiden-Schwarm zusam mensetzt, auf 300 Billionen. Bisher zeigt sich keinerlei Zei chen von Erschöpfung dieser Menge, obgleich nach einer Be rechnung des genannten Gelehrten nicht weniger als 160 Millionen dieser Bruchstücke alljährlich während der sechs Wochen, auf die sich der Durchgang der Erde durch den Schwarm erstreckt, verbraucht werden. Viele von den leuchten den Punkten, die solche Schwärme an unserem Himmel äuf- blitzen lassen, sind nur bei sehr geduldiger und anhaltender Himmelsbeobachtung zu sehen. In der Perseiden-Zeit sind über hundert sichtbare Meteoritenschauer zu verzeichnen. Die astronomischen Beobachtungen sind ziemlich schwierig, da die sich kreuzenden feurigen Linien oft zu Fehlschlüssen Veranlas sung geben. Man darf daher bei der tabellarischen Zusain- menstellunH nur jene Erscheinungen gruppieren, die wirklich in eindeutiger Weise sich als zusammengehörig bei der Be obachtung darstellen. * f* Auszeichnungen. Der König hat in Anerkennung der Verdienste, welche sich sowohl Frau Emma Thekla Uhle mann geb. Matthes, wie Frau Hermine Marie Uhlema » n geb. Wiegandt hier durch langjähriges opferbereites Wirken für Arme und Bedrängte als Vorstandsmitglieder des Kinder- bewahranstalts-, Marien- und Albert-Zweigvereins hier er worben haben, die silberne Carola-Medaille verliehen, die ihnen heute, als dem Geburtstag der hochseligen Könlsfin Carola, an Ratsstelle durch Herrn Stadtrat Stephan mit feierlicher Ansprache ausgehändigt worden ist. — Auch Se. Exzellenz Herr Oberstmarschall Graf Vitzthum v. Eck- städt ist durch Verleihung der silbernen Carola-Medaille aus gezeichnet worden. j-ß. Persoualuachricht. Der aus Frankenberg stammende Herr Amtsrichter Dr. Emst Bruno Uhlemann, jetzt in Jöhstadt amtierend, wird mit dem 1. Oktober d. I. an das Amtsgericht Königstein versetzt. Bet der «emetudeverdands - «irokaffe zu Mranteuberg sind im Monat Juli 1909 erfolgt; kn-lsnü «na gmrlana. Zar Nikolaus hat nun auch eine Begegnung mit König Eduard gehabt, die sich in denselben Grenzen bewegte, wie die Zusammenkunft mit dem französischen Staatsoberhaupt. Die Entrevue mit dem König von England spielte sich gleich falls zu Wasser ab und gipfelte in den Trinksprüchen, die an Bord der englischen Königsyacht „Viktoria and Albert« ge halten wurden. Diese Toaste sind in mannigfacher Hinsicht recht bemerkenswert. König Eduard machte feinen Gast darauf aufmerksam, daß er ihm die mächtigste und größte Flotte gezeigt habe, die jemals versammelt gewesen sei, und gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß der Zar diese Schiffe niemals als ein Symbol des Krieges betrachten solle, sondern im Gegenteil als ein Mittel zum Schutze der Küsten und des Handels und vor allem zur Wahrung der Interessen des Friedens. In seiner Antwort erwiderte Kaiser Nikolaus, die präch tige Parade, die er gesehen, lege volles Zeugnis ab für Eng lands Größe. Der großartige Anblick der englischen Flotte habe einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Es ist nicht gerade zartfühlend gewesen, daß König Eduard den Zaren an die Vorgänge erinnerte, durch welche die russische Flotte ver nichtet worden ist. Wahrscheinlich wollte König Eduard dem russischen Monarchen die Bedeutung eines guten Einverneh mens zwischen beiden Ländern Lurch seinen Hinweis auf die englische Flottenmacht besonders deutlich vor Augen führen. Denn gerade die überseeischen Interessen der beiden Länder erheischen eine ansehnliche Flotte, so daß also England den Russen unter Umständen recht unangenehm werden kann, wenn sie ihm bei der Durchführung seiner Pläne Schwierigkeiten bereiten. Weiter ist interessant, daß König Eduard den Besuch einiger Vertreter der Duma in England erwähnte und daß der Zar wohl oder übel gleichfalls hierauf Bezug nahm. Offenbar bezweckte der König mit dem unmotivierten Hinein ziehen der russischen Abgeordneten, aus die Fortschritte hin zuweisen, die Rußland durch Einführung der Verfassung ge macht hat. Er dachte aber gewiß nicht daran, daß die Fahrt der Dumamitglieder gegen den Willen der russischen Regierung erfolgt ist. Es kann auch dem Zaren nicht angenehm ge wesen sein, seinerseits von der Duma zu sprechen, deren Zu sammensetzung absolut nicht nach seinem Geschmack ist. Ver- mutlich sollte auch derjenige Teil des englischen Volkes, der dm russischen Monarchen mit nichts weniger als freudigen Gefühlen begrüßt, darauf aufmerksam gemacht werden, daß der Zar die beste Absicht hat, gleichfalls konstitutionell zu regieren. Zu einer wirklichen Annäherung beider Völker wird es niemals kommen, das haben auch die mannigfachen Proteste im englischen Parlament, in Volksversammlungen und dergl. zur Genüge gezeigt. Kaiser Nikolaus weiß das recht gut, Und hat es aus diesem Grunde vorgezogen, die britische Insel selbst nicht zu betreten, genau wie er diesmal französischen Boden gemieden hat. Denn auch dort hätte man ihm keinen allzufreuüdlMn Empfang bereitet. Als seinerzeit die russisch englische Enteiste zustande kam, glaubte man jenseits des Kanals, aus der einen Seite mit Hilfe Rußlands, auf der anderen unterstützt durch Frankreich Deutschland isolieren zu können. Im Laufe der Jahre hat sich aber gezeigt, daß Deutschland nicht mit scheelen Augen auf diese Freundschaft zu sehen bLaücht, weil eben keine Momente eingetreten sind, die ein wirkliches engeres Einvernehmen zwischen England Und Rußland gezeitigt haben. Ernstliche Einkreisungsversuche, die Deutschlands Sicher heit bedrohen könnten, sind niemals unternommen worden, so daß wir unS auch über gute Beziehungen Englands zu Rußland nicht aufregen werden. Deshalb ist die ganze Reise des Zaren, sowohl der Aufenthalt in Cherbourg, wie auch der in Cowes, nicht geeignet, politische Besorgnisse zu erregen. Diese Ansicht vertritt auch die namhafte Presse, die es mit Freuden begrüßt, daß die verschiedenen Besuche des Kaisers nur dazu dienen sollen, den Frieden zu fördern. Wenn der Zar, woran nicht zu zweifeln ist, mit dem gleichen Zweck den König von Italien und den Sultan demnächst aufsuchen will, so wird jedermann auch diesen Zusammenkünften mit der größten Ruhe entgegensetzen. Rußland will den Frieden, weil es ihn nötig hat, und England will nach den Versicherungen seines Monarchen seine Flotte gleichfalls nur in den Dienst des Friedens stellen. L Anzeigenprei»: Di« S-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b bet Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Tlvaesandt" i« RedaMonsteile Ab Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, slic Wiederholuvgs-bdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. F« Nachweis und Ofserten-Annahme werden 2b .) Extragebühr berechnet. J«serate«-Attnahme auch durch all« drütschen Annonce» - Expedition«». Erscheint an jede« Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs- Preis vierteljährlich 1 SO monatlich SO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats 5 <Z, früherer Monat« 10 Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen , sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Ausland« Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwae größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens lj Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeige« an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. tz»A-S1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Spsnkcdrt. Der Madrider Kokrespondent des „New-Uork Herald", der scheinbar erst von! wenigen Tagen in Spanien eingetröffen ist, überrascht feine Leser mit rosenroten Berichten und klagt