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aild« i« Auaustusbura, sowie die ort-abwesenden Loaelschützen Herre« Stadtrat Heinse und Obermeister Schau »räumlich fern, doch im Seifte nab" ihre Anteilnahme. Dan» aber gingen dir Woge« höher, mancher Gast hätte noch da- Wort ergriffe», aber der Leiter der Tafel, Herr Metzler, »ab »ft de« Worten .Gesegnete Mahlzeit' dem Dank gegen alle Teilnehmer, Vorau den auswärtige» Gästen, Nu-druck, die Tafel lichtete sich und al-bald begann von der Schiebhalle au- ein flotter A«mpf mit dem Feuerrohr um die neue König-Würde, zu welchem Endzweck »och heute und morgen tüchtig .gepulvert' werden wird, den» die Giideumitglieder wollen beweise», daß sie neben den materielle« Genüssen auch die kameradschaftliche Schützenarbeit nicht vergessen. Am Mittwoch nachmittag wird festgestellt werden, wem aus ein weiteres Jahr Amt und Würde eine- Schützen könig zugefallen ist. Der nach der Tafel unternommene Rundgana durch den Festplatz überzeugte, daß überall Gute- und Gediegenes ge boten wird und daß die Darbietungen auf der Höhe stehen, vor allem auch die Barieteevorstrllung im .Kristallpalast'. Der Besitzer des Panoramas ist, wie wir hören, von zustän diger Stelle aufarfordert worden, die auf die Tat an der Bfriede Menzel Bezug nehmenden Bilder zu entfernen. Die alte Fahne wurde durch Herrn Zeugleutnant Fehler, welcher der Schützrngesellschaft die Freude seiner Anwesenheit auch während des Frühstücks und während der Nachmittags stunden bereitete, am Abend mit nach Dresden genommen zur Auslieferung an das Arsenal. Die vielen Ehrenzeichen, welche der alten Fahne im Laufe der Jahre an Fahnennägeln, Schleifen und Bändern gewidmet worden waren, sind natür lich znrückgeblieben. Die Scheibenschützengesellschaft beab sichtigt, selbe in einem Schaukasten schön zu gruppieren und diesem.Ehrenhort- einen besonderen Platz in der Schießhalle einzuräumen. Der gestern gespendete mannigfache Festschmuck aber wird an der neuen Fahne angebracht, und so soll diese Fahne morgm, Mittwoch, in dem nochmaligen Um zug zu finden sein. ES soll dieser Festzug V,2 Uhr vom .Roß" aus durch eine Anzahl Straßen geführt werden, die bei den üblichen Ein- und Auszügen nicht berührt werden — auch zu dem Königseinzug (Mittwoch abend) soll die Gilde so geführt werden, daß immer wieder andere Straßen ge troffen werden. Wir vernehmen, daß morgen mittag auch die Schützengesellschast aus Burgstädt, die gestern infolge eignen Festes am Erscheinen behindert war, mit Fahne und Musik rintreffen wird, um nach Einnahme des Mittagessens bei Rerge sich an dem nachmittäglichen Umzug anzuschließen und an den sonstigen Veranstaltungen bis zum Abend teil- zuoehmm. Da möchte auch für den Mittwoch der Himmel Wied« ein recht freundliches Gesicht zeigen! vriMbei «»ä zzedrucder. Frankenberg, 27. Juli 1S0S. Hy^e«ische Regel« für die vah«reise. Rechtzeitig zum Bahnhofe und dort alles in Ruhe be sorgen, damit man nicht schweißtriefend und abgespannt die Reffe antritt; ersteres verursacht Erkältung, letzteres schädigt die Nerven. — Der hinterste Wagen schwankt meist und er zeugt bei empfindlichen Personen eine Art Seekrankheit. — Den Kopf nie zum Fenster hinauslehnen ; Kohlenteilchen, so- am Funken von der Maschine können ins Auge fliegen; der jdchf kann lebensgefährlich verletzt werden durch Anprall an offene Wren eines vorbeifahrenden Zuges, an hinausgehaltene Gegenstände usw. — Nicht so oft essen oder trinken, ab« auch nicht fasten; möglichst die gewohnten Eßzeiten einhalten. — Beim Anlehnen des Kopfes an die Polster setze man eine leichte Mütze tief in den Nacken od« lege ein Tuch unt«, um sich vor ansteckenden Haarkrankheiten zu schützen. — Das Lesen unterlasse man am besten ganz. Jedenfalls lese man stet» nur kurze Zeit mit längner Erholungspause und nur groß gedruckte Schrift. Bei künstlicher Beleuchtung lese man nie. — Bei ein« langen Fahrt öft« sich recken und strecken zur Anregung des BlutumlausS; bei größerem Aufenthalte ausstrigen, auf- und abgehen. — Aeltne odn schwächliche Personen sollen nie Tag und Nacht hintereinander reisen, sondern nachts ausruhen. — Am Ende ein« langen Fahrt ein warmes Bad nehmen zur Erholung und zur Reinigung von Staub und etwaigen Krankheitskeimen; Wäsche wechseln, die ganze Kleidung reinigen und lüften. * f* VLV Aahrk«rte» wurden am vergangenen Sonntag in Chemnitz nach Frankenberg verkauft. Des weiteren wurden verlangt nach Niederwiesa 1021, Flöha 884, Mittweida 802, Braunsdorf 693, Oberlichtenau 258, GunnerSdorf 103 Stück. Herr Stadtrat v-kar Schtebler, d« als Kan di- dat dn nationalliberalen Partei für die Landtagswahl im 10. städtischen Wahlkreis ausgestellt ist, stellte sich am Sonnabend abend in Mittweida im engnen Kreise Partei freunden aus den drei Städten des Wahlkreises vor. Wie das „Mittw. Tgbl.- berichtet, fanden die kurzen program matischen Ausführungen des Herm Stadtrat Schiebler unge teilte Zustimmung. Aus der Mitte d« Versammlung her aus konnte festgrstellt werden, daß mit dem Kandidaten Schieb ler wohl die geeignete Person auf den Schild gehoben worden sei. Er entspräche sein« ganzen beruflichen, gesellschaftlichen und gemeindepolitischrn Tätigkeit nach dm Wünschen gesun den Staatsbürgertums und er dürfe darum das Vertrauen all« Wähl« beanspruchen, namentlich auch das der Mittel standspartei, die alle Ursache habe, sich davor zu hüten, daß sie in einseitiger Verfolgung ihrer Interessen in das Fahr wasser d« Agrari« gerate, weil sie dadurch die Daseinsbe rechtigung einbüße. — Der in Frankenberg bestehende Arbeitsausschuß nationaler Handlungsgehilfen- und Ar beitervereine hat ohne besondere Aufforderung die Unterstützung d« Kandidatur Schieb!« zugesagt. f* Zahlreiche Bewerbungen. Für die Stelle des Leiters des hiesigen Elektrizitätswerkes, die in voriger Woche in ein« elektrotechnischen Fachzeitung aus geschrieben wurde, sind, wie wir hören, über 200 Bewerbungen eingegangen. He« Jngenimr Schmied« geht bekanntlich nach Meißen. fx. Treue Mieter! Im Richterschen Hause, Fabrik- straße 20, begeht dies« Tage d« daselbst wohnende Bürger und Scher« Herr Karl Julius Ulbricht sein 25« jähriges Mietjubiläum. Zwischen Hauswirt und Hausgenossen hat allezeit eüi recht gutes Einvernehmen bestanden und die Hausinsassen haben den Wunsch, daß das gleiche Verhältnis noch recht lange unverändnt so bleiben möge! f* Atte Leute. Das „Tageblatt", das sich von jeher bemüht, ein guter Chronist, namentlich für die HeimatS- geschichte zu sein, berichtete in letzter Zeit mehrfach über „alte Frankenberg«". Dies veranlaßte einen unserer geschätzten Les« in Oberlichtenau zur Einsendung folgend« Notiz: Recht gesund scheint uns« Ort zu sein. He« Guts« auSzügler Leistner vollendet am 29. Juli dss. Js. sein 93. Lebensjahr, ihm folgen im Alter: Tischler und Aus- zügl« Bäßler 89 Jahre, GutSauszügl« Uhlemann 83, WirtschastsauSzügl« und Schuhmacher Müller 83, Guts auszügler K. G. Ranft 83, Witwe Fröbel 81 und Guts auszügler Irmscher 81 Jahre. Diese sieben ältesten Ein wohner unserer Gemeinde sind zusammen 593 Jahre alt. f* Die Zukunft liegt tu der Elektrizität! Daran ist nicht zu zweifeln und aus dies« Erkenntnis heraus werdm jetzt überall große und kleinere Projekte für Beschaffung elek trischer Energie ausgearbeitet. Fast täglich kann man in den Zeitungm über solche Pläne lesen. Nicht uninteressant ist, was heute der „Pirn. Anz." üb« Projekte im Elbtale be richtet: „Nachdem die Vorarbeiten für ein in Meißen zu «richtendes Elektrizitätswerk schon ziemlich weit vorgeschritten «arm, tauchten in neuer« Zeit zwrtßProjektr auf, dir den Bau ein« elektrischen ZentraleZtn^Meißen über flüssig zu machen schienen. Die Allgemeine Elettrizitäts-Ge- sellschaft in Berlin plante ein« große Ueb«laudzmtrale in der Gegend von Pirna zu «richten und bot der Stadt Meißen dir Lieferung rlektrischn Energie-ru billigem Preise an, und eine große Anzahl von Landgemeinden d« Amtshauptmann« schäften Oschatz und Großenhain nahm die Gründung eine» Gemeindeverbandes in Aussicht, d« eine Ueberlandzmtralr in Gröba «bauen will. Der Stadtrat und der Elektrizi« tätsauSschuß in Meißen habm einstimmig beschlossen, bewe Angebote abzulehnen und das Elektrizitätswerk Mei ßen in der geplanten Ausdehnung auszuführen. Sollten die Landgemeinden, bei drnm sein «zett Fragchogen wegen Elektrizitätsbedarfs in Umlauf gesetzt worden sind, jetzt anderen Sinnes geworden sein und ihre Zeichnungen zurück« ziehen, so würde die Stadt Meißen ein Werk für ihren eigenen Bedarf und vielleicht dm d« unmittelbar angrenzend«! Land gemeinden «bauen. Die von dm zugezogenen Sachverstän digen angestellten Berechnungen habm ergeben, daß sowohl ein solches Werk als auch eine Ueb«landzentrale in der früh« in Aussicht genommenen Ausdehnung durchaus lebensfähig sind." — Demnach hat Meißen keine Lust, „die Seele aus dem Leib zu verkaufen". s Unser König in de« Berge». König Frichrich Au gust von Sachsen äußerte sich über seinen heurigen Aufent halt in den Tirol« Bergen mehrmals, daß eS ihm dort, je öft« er dort weile, desto besser gefalle, und daß msbesondere die Dolomitenwell ihn im Banne halte. Bei seinen Spazier gängen liebte es dn König (ähnlich seinem 1854 verstorbenen Vorfahren, Friedrich August II., mit dem er auch die Liebe zu d« Bergwelt d« Alpen gemeinsam hat) hm« ganz be sonders häufig, seine kleinen Mahlzeiten bet einfach«! Land wirten einzunehmen, well « dem einfachen Tirolervolk, wie er sich äußerte, vielen Reiz abgewinne. f* Al-Ha. In ein« aus allen Kreisen namentlich mich des Handwerks besuchten Versammlung wurde am Sonnabend hi« nach einem mit großem Beifall ausgenommen«! Bortrag des Syndikus Dr. Schneider-Berlin ein« Ortsgruppe de» HansabundeS gegründet. Die Ortsgruppe soll die Orte des Zschopau- und FlöhathaleS umfassen. Der Vorsitz wurde Herm Rechtsanwalt Taube in Zschopau übertragen. Dem Vorstände gehören Angehörige all« Berufsstände, namentlich auch des Kleinhandels und des Handwerks an. * * — Chemnitz. Eine Aufsehen Erregende Ver haftung bildet gegenwärtig hi« da» Tagesgespräch. Es handelt sich um die Festnahme eines Kaufmanns Sch., d« in den Kreisen der Lebemänner eine HMsse Rolle spielte und als Vertreter auswärtig« FirmenFnannt wurde. Wie ver lautet, wird Sch. eine schwere ^Körperverletzung zur Last gelegt, die « offenbar im Sadieckus mr einem noch nicht 16 Jahre alten Mädchen begaben haben^oll. — Chemnitz. Das PÄizeiamt will auf d« Radrenn bahn in der „Scheibe" Radrmnen mit Momrführung nicht mehr zulassen. Wie schon mitgeteilt, soll am 3. Oktober die neue 500 Meter lange, mit allen Neuerungen verschenk Renn bahn in Vorstadt Altendorf eröffnet werden. — Der Tum- verein im nahm Nmstadt, der am Sonntag sein 50jährige» Stiftungsfest beging, besitzt eine schwarz-rot-goldene Fahne, die eine historische Vergangenheit bat. Diese Fahne gehörte früh« der Kommunalgarde, die sie von dm Frauen und Jungfrauen zum Geschenk «hielt. Da die Kommunalgarde spät« aufgelöst wurde, wurde die Fahne dem Turnverein überwiesen. Der damalige Gerichtsamtmann Friedrich ließ die Fahne konfiszieren. D« Tumvnein bewirkte jedoch durch seinen derzeitigen Vorsteher Uhle bei dn KreiSdirrktion Zwickau ihre Freigabe. Lrvei Testamente. Roma» x« A. Stolz«. t. I«. X-q-tz««.! l»achdr>ul.«ro»t»>l.> „Ich also sollte einfach beiseite geworfen werden!" „Wer denkt daran? Vielleicht, sagte ich mir, gelingt es mir, wenn ich sie begleite, den Schatz — ich meine das Dokument — vor ihnen zu heben und es so schnell als möglich zu vernichten. Denn seine Vernichtung würde alle Schwierigkeiten heben. Ich könnte Jennings, der jetzt nur ein gefährlicher Mitwisser ist, abschütteln, so oder so, ich könnte mich der Wernerschen Familie gegenüber durch freiwillige Ueberlassung einiger Millionen als Freund erweisen, mit einem Worte, die ganze Sache wäre zu einem glücklichen Ende geführt!" „Und glaubst du ernstlich an eine Verwirklichung dieses Traumes?" Er zauderte etwas mit der Antwort. Dann erwiderte er in gedrücktem Tone: „Bis vor kurzem hoffte ich. Jetzt bin ich sehr zweifel haft geworden. Als wir auf der Plattform von Perse- polis anlangten und unser Lager dort aufgeschlagen hatten, unternahmen wir eine gemeinsame Besichtigung der Ruinen. Wir begannen mit dem ersten Königsgrabe. Auf der Höhe davor angelangt, wendeten wir uns unwill kürlich um und betrachteten das großartige Panorama im Glanze der sich senkenden Sonne. Da fiel mir plötz lich auf, daß Oberst von Leppel und Ewald sich von uns trennten und in die Grabkammer hineingingen. Ich wäre ihnen am liebsten gefolgt, aber ich konnte es nicht, ohne allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen, da ich eben mit den Damen sprach. Ich versuchte, mich unauffällig loszumachen: aber da kamen die beiden schon wieder her aus, und mir war, als läse ich auf ihren Gesichtern einen triumphierenden Ausdruck.' „Du hast eben wieder einmal über deinen Drang nach dem ewig Weiblichen, wie euer Goethe es nennt, den rechten Augenblick verfaßt!" „Schweig I" erwiderte er zornig. „Ich habe getan, was menschenmöglich war. Selbst wenn ich ihnen gefolgt wäre und das Testament in ihren Händen gesehen hätte, würde ich keine Möglichkeit gehabt haben, es ihnen zu entreißen. Außerdem kam mir der Gedanke, daß sie sich vielleicht nur von dem Vorhandensein des Dokumentes überzeugt und es an Ort und Stelle gelassen hätten, um es auf der Rückreise wieder an sich zu nehmen. Es war vielleicht in dem Königsgrabe sicherer als bei einem etwaigen Ueberfall durch die Baharlus." „Hm, das läßt sich wenigstens hören. Was hast du lveiter getan?" „Ich bin in der folgenden Nacht, als alles schlief, vor sichtig zum Königsgrabe hinaufgestiegen, habe mir im Innern mein Windlicht angezündet und gesucht. Die Wände und die Decke sind ganz glatt. In den beiden Sargbecken lag nichts als Geröll. Aber neben dem zweiten fand ich dies." Er zog seine Brieftasche herausund entnahm ihr eine dünne erdfarbene Schnur, wie man sie zum Zubinden kleiner Pakete braucht. Sie griff eilig danach und musterte sie sorgfältig. Es mar eine Schlinge zum Zusammen ziehen daran. „Du hast recht," rief sie. „Nun wissen wir wenigstens, daß der Schatz in ihren Händen ist!" „Was nutzt uns das?" fragte« resigniert. „Wer von den beiden hat ihn? In welchem der zahllosen Gepäck stücke steckt er? Haben sie nicht vielleicht ein besseres Versteck für das Testament ausgesucht, nachdem sie sich von seinem Vorhandensein überzeugt hatten? In welchem Felsspalt zwischen hier und Persepolis mag es unserer Heimkehr mit Arnold Werner harren? Ist es nicht etwa gar schon auf dem Wege zur deutschen Gesandtschaft ln Teheran ?" „Wie kommst du auf diesen Gedanken?" fragte sie überrascht. „Nun, als ich am nächsten Morgen wegen eines not wendigen Telegrammes, wie ich es am Abend dem Oberst mitgeteilt hatte, mit den beiden von mir angeworbenen Herren nach Siwänd aufbrach, schloß sich mir Ewald mlt zweien seiner Genossen an, um gleichfalls, wie er angab, zu telegraphieren. Weiß ich, was er dem Harrison dort gesagt und aufgetragen hat? Mißtrauisch genug sah der Kerl mich an." Sie stampfte zornig mit dem Fuße auf den Erdboden- Plötzlich brach sie los: „Und nun denkst du, mich über Bord zu werfen und mit fliegenden Fahnen zum Gegner überzugehen? Hüte dich! Ich bin kein liebegirrendes Täubchen, das dich widerstandslos freigibt. Vergiß nicht, daß ich dich in der Hand habe!" „Rede doch kein dummes Zeug," erwiderte er unwirsch. „Wenn du ein besseres Mittel weißt, wie mir und dadurch auch dir zu großem Vermögen verholfen werden kann, so sage es. Oder hast du die Absicht, mich zu heiraten, wenn ich auf die armselige Rente des zweiten Testamentes an gewiesen bin?" Sie sah ihn mit durchbohrenden Blicken an. „Du weißt recht gut, daß mir an der Heirat an sich wenig oder nichts gelegen ist. Ich habe nur darauf be standen, weil ich dir nicht traue. Ja, ja, tu nur nicht so erstaunt! Ich bin sogar davon überzeugt, daß es, falls es dir wirklich gelänge, dieses madonnenhafte Kind zu dem« ^rau zu mag-en, in kürzester Zeit mit deiner Liede zu Ende sein würde, und daß auch die Ehe mit mir das beste Mittel wäre, mich dir widerwärtig zu machen. Aber ich hatte doch darauf bestanden, weil ich, wie gesagt, dir nicht traute und sicher gehen wollte. Wie freilich jetzt die Sachen liegen, denke ich anders. Ich sehe ein, daß deine Aussichten auf die Hand deiner Nichte sehr zweifelhafter Natur sind, und daß du dich sonderbaren Illusionen hin gegeben hast, als du dich entschlössest, dich auf dl« Seit« der Werners zu stellen und mich im Stiche zu lassen.* „Aber wie kannst du nur . . .* „Schweig, ich kenne dich durch und durch l Die frischen Iugendreize deiner Nichte haben dich so gefangengenommen, daß du nicht widerstehen konntest. Das wird zwar nicht lange vorhalten, ist aber für den Augenblick nicht zu ändern. Ich könnte dich ja zwingen, von ihr abzulassen.. .* „Zwingen?" brauste er auf. „Du mich zwingen?" „Gewiß," entgegnete sie gleichmütig. „Ich brauchte nur unser ganzes Verhältnis zu enthüllen, die Briefe und Depeschen vorzulegen, die du an mich gerichtet hast . . .* „Das wärest du imstande zu tun?* „Warum denn nicht, wenn es mir nutzte? Da das im Augenblick nicht der Fall ist, werde ich mich hüten. Solltest du aber meine Pläne zu durchkreuzen wagen, statt sie auf jede Weise zu fördern, so werde ich keinen Anstand nehmen, dir meine Macht zu zeigen." „Das ist ja allerliebst I Und worin bestehen, wenn ich fragen darf, diese Pläne?" „Ich werde Ewald rasend verliebt in mich machen und ihn heiraten." Er sprang auf. „Das ist allerdings eine Idee!" rief er. „Aber du weißt nicht, daß Erna ein Auge auf ihn ge- warfen hat, und daß « ihr die Eour macht.* „Ich habe es wohl bemerkt. Aber es ist keine wirk liche Leidenschaft. Die werde ich in ihm wecken. Dies unbedeutende Mädchen mit ihrer Dutzendschönheit fürchte ich nicht. Du kannst mir übrigens dabei behilflich sein, und ich werde dich dafür in deinen Bemühungen bei Alice unterstützen." „Wahrhaftig," rief er, „du bist nicht skrupulös l Eben noch wolltest du mich heiraten und entbranntest in Liebe zu mir. Jetzt aber soll ich dich mit einem anderen ver kuppeln I" „Sei kein Narr! Was hindert uns, wenn wir diese Menschen an uns gefesselt haben, sie wieder abzuschütteln, natürlich so, daß das Geld uns bleibt. Du siehst mich zweiselnd an ? Sei ganz ruhig. Für das W t e werde ich schon sorgen! Aber komm, laß uns noch etwas am See entlang gehen und unsere Pläne besprechen." „Ellen, du bist ein Uebermensch l Ich bin ein arm seliger Stümper gegen dich! So komm denn,* lflertsetzu«- folG.)