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Die Sonne war bereits im Abstieg begriffen, als die Alte vor dem Zelte des Gefangenen erschien, einen 2wei ^eslamente. Roma» »an F. Stelze. pa. 8«q«tzml-.I > (Nachdruck oerootnu Sie >ah ihn starr und fassungslos an. Dann stöhnte sie: „So liebst du mich nicht und magst mich nicht zum Weibe? Und ich habe dich geherzt und geküßt? Was soll aus mir werden l" „Aber Kind, beruhige dich doch! Ich darf ja nicht, meine Religion verbietet es mir. Du wirst dich trösten, und du kannst es. Es ist ja nichts zwischen uns vor gegangen, was uns untrennbar verbände. Du wirst einem anderen, jüngeren Mann deine Liebe schenken und glück lich mit ihm werden." Sie rang die Hände und sah ihn schmerzlich an. „Ich glücklich werden ohne dich? Und das sagst du mir? Ja, nun weiß ich, daß du mich nicht liebst! Aber ich will dir zeigen, wie ich dich liebe. Ich werde dich retten und mein Leben einsam, ohne dich vertrauern. Du sollst bei deiner anderen Frau immer Suleikas gedenken, und dann wirst du fühlen, was sie dir gewesen ist, und wirst dich nach ihr sehnen, ohne sie erreichen zu können." Er wollte eben wieder tröstend auf sie einsprechen, da ertönte draußen ein melancholisches Lied. Suleika sprang auf. Tatkraft leuchtete aus ihren Augen, als sie Werner noch einmal die Hand drückte und mit unterdrückter Stimme rief: „Lebe wohl, Färängi (Franke). Wir sehen uns zum letzten Male. Morgen jagst du auf flüchtigen Rossen der Freiheit zu. Meine Amme wird dir alles sagen. Ihr kannst du vertrauen wie mir." Und ehe er noch ein Wort erwidern konnte, war sie im Hintergründe des Zeltes verschwunden. Draußen aber tönte noch immer der Gesang der Alten fort, bis er endlich leiser und leiser wurde und in der Ferne verstummte. Werner, dessen Erregung noch immer hoch flutete, saß einsam in seinem Zelte und brütete vor sich hin. Herren Ran, Stadtrat Gurckhaus, sowielStriaer vor) so spät an ihn «langen lasten, daß rS nicht möglich gewesen sei, sie mit Auf merksamkeit »u prüfen und eingehend aus sie zu antworten. — Auf alle Fälle müßte versucht werden, daS jetzige teure Wert rentabel zu gestalten durch Gewinnung von Neuanschlüssen. durch Versorgung der Landgemeinden mit elektrischem Strom. Dadurch machten wir unS zum Mittelpunkt eine- größeren KretseS und wir schaffen uns somit auch einen indirekten Nutzen. Wir befinden un» in derselben Lage, wie viele andere Städte Sachsen», überall werden Ueberlandzentralen angelegt. Voraussetzung bei dem Pro jekt ist natürlich, daß wir keine Einduße erzielen, sondern eher noch etwa» verdienen. ES sei nun die Frage zu beantworten, ob der Nachweis erbracht ist, daß »vir nicht zu unserm Schaden arbeiten. Die Gegner kommen allerdings zu dem Schluffe, daß wir 40000 bi» 80000 Mark zusetzen. Auf Grund drS Fischtngerschen Gutachtens trat der Herr Bür»ermeffter nunmehr in klaren Darlegungen die Beweisführung dafür an, daß Frankenberg getrost an die Errichtung der Ueber- laudzentrale herantreten kann, daß daS Werk sich ohne Zweifel rentieren und noch einen erheblichen Reingewinn abtreten werde, wenn man Abschreibungen in Höhe von 3,5 Proz. (rund 12000 bi» 13000 Mark jährlich) vornimmt. Hätten wir hier noch keine Erfahrungen, so würde er wohl auch Bedenken haben, aber wir können ja auf Grund jahrelanger Erfahrungen rechnen. Unsere Landwirtschaft steht aus der Höhe der Zeit, sie hat moderne Ein richtungen und Maschinen und hat sich allezeit als intelligent und vorwärts schreitend erwiesen. Sie wird sich auch die Elektrizität dienstbar machen. Herr Dr. Irmer ging dann noch auf die Gegen schrift deS Herrn Rau ein und empfahl dann den Ausschußvorschlag, -da- Elektrizitätswerk nach dem Gutachten deS Herrn Ingenieur Fischinger auSzubaueu und eine Anleihe von 450000 Mark auf zunehmen", zur Annahme. Der Korreferent Herr Stadtverordneten-Vorsteher Amts- gerichtSrat Dr. Bähr wendete sich zunächst gegen die Aeußeruna, daS Gutachten würde gemacht, wie eS verlangt werde. Er habe sich nochmals an Ingenieur Fischinger gewendet und außerdem von einzelnen Gemeinden, für die F. gearbeitet hat, Auskunft ge holt. AuS allem sei zu ersehen, daß F. objektiv vorgehe, die Ver- hältniffe nimmt, wie sie liegen und eher abratet, als zu. Auf seine Anfrage babe F. u. a. bemerkt, Frankenberg möchte die Ueberlandzentrale schaffen, weil der Konsum in Frankenberg allein gegenüber der hohen Anschaffungskosten des Werkes zu gering sei. Der Kardinalpuntt bilde die Frage: Ist die Konsumtionsfähigkeit derart, daß man daS Projekt empfehlen kann? Und da müsse man mit Ja antworten. Das durchaus sachliche Expose des Herrn Rau könne in verschiedenen Punkten bet der Rentabilitätsberech nung abaeändert werden. Herr AmtsgerichtSrat Dr. Bähr kam zu dem Schluffe, man könne mit ruhigem Gewissen daS Projekt auSführen. Auf der einen Seite hätten wir Chemnitz, auf der anderen Mittweida als Konkurrenten, und schaffen wir jetzt die Ueberlandzentrale nicht, so begehe man einen Fehler, der in ab sehbar« Zeit nicht wieder gut zu machen ist. Er sei auf alle Fälle für die Ueberlandzentrale, eventl. möge man vorläufig aus wärtige HUfe in Anspruch nehmen. Herr Bürgermeister Dr. Irmer bemerkte noch, daß die von Fischinger in der Rentabilitätsberechnung zugrunde gelegte An nahme sich bereits überholt habe durch die Zahl der Anmeldungen. DaS Fischingersche Gutachten, das einen erheblichen Reingewinn herausrechne, werde dadurch also noch günstiger. Mit einem Pro visorium zu arbeiten, sei nicht zu empfehlen, Chemnitz habe wegen Lieferung des Stromes wohl Angebote gemacht, dies sei aber heute gar nicht diskutabel. Nach kurzer Pause wurde in die Debatte eingetreten. Herr Stv. Sühn legte aus Grund eigener Berechnung dar, daß man kein Defizit haben werde, und befürwortete daS Projekt. (Später machte er seine Zusage davon abhängig, daß Ober- und Nieder wiesa und Sachsenburg sich unbedingt an uns anschließen; da die Garantie hierfür nicht gegeben werden konnte, stimmte er schließ lich gegen die Vorlage.) Herr SW. Breitfeld stellte sich auf den Standpunkt, daß man die Abschreibungen kaufmännisch und nicht fiskalisch, also höher als von Herren Fischinger und Dr. Irmer (3,5 Proz.) an genommen, vornehmen müsse. Er könne nicht die Ueberzeugung gewinnen, daß aus der Planung für absehbare Zeit ein Gewinn herausspringen kann, vielmehr glaube er, daß man Geld darauf legen müsse. Des weiteren sympathisiert er mit dem Gedanken, den im hiesigen Werke erzeugten Strom nach Chemnitz zu liefern und den hier benötigten von dort zu beziehen. Mit diesem Gedanken liebäugelte auch stark Herr Stv. Steiner, der zunächst optimistisch meinte, es würde aus dem Werke doch nichts, man könnte heute beschließen, wie man wolle. Dann wurde er ganz und gar pessimistisch, wir würden uns furchtbar in die Schulden stürzen und dürften deshalb die Pla nung niemals durchführen. In der ihm eigenen Art bekämpfte er baS Projekt aufS entschiedenste. Herr Bürgermeister Dr. Irmer meinte hierauf, wenn man Herrn Steiner höre, so müsse man glauben, er säße als Stadt verordneter in Chemnitz und habe die dortigen Interessen zu ver trete». Einstweilen handele es sich jedoch noch um die Interessen Frankenbergs. Wenn Herr Steiner weiter gesagt habe, es sei große Unruhe in die Bevölkerung getragen worden, so müsse er darauf Hinweisen, daß dies nur von den Gegnern geschehen sein könne. Chemnitz möchte man heute aus dem Spiele lassen, wir wollen doch Unsere Selbständigkeit wahren und!für"Jrankrnbrrg» ordent lich arbeiten. Herr Stv. Hunger meinte, man baue ein Geschäft »uS, bei dem man nur aus die Kosten kommen könne. Herr Stadtv. Schweitzer brachte ein Gutachten zur Verlesung, daS er sich von einem (nichtgeuannten) Sachverständigen hatte geben lassen, und daS, allerdings ohne aus den Kernpunkt der Sache einzuaehen, abrateud ist. Herr Stv. Rau ist der Ansicht, eS würde bei Durch führung deS Projekt- nur eine bedeutende Verteuerung kommen, aber keine Verbilligung. Auch er hält es für daS Richtigste, sich an die Seite eine» Großbetriebes zu stellen. Würden wir die Planung durchführen, so könnte unS Chemnitz starke gefährliche Konkurrenz bieten. Herr Bankdirektor Beyer führt an, es fehle an einer zielbewußten Planung, er habe den Eindruck, als sei man in der Sache noch nicht recht sicher, als suche man erst noch etwas fertig zu machen. Der Gutachter sei ihm keine ganz un parteiische Person, da er selbst gern bauen wolle. Man hätte einen Mann aus der Praxis nehmen sollen. Er wendet sich im weiteren gegen die Vorlage. Herr Stv. Kattermann würde für die Vorlage stimmen, wenn von den Gemeinden eine Garantie dafür gegeben würde, daß sich kein Defizit ergeben werde. Im weiteren stellt er sich auf die Seite der Gegner. Herr Bürger meister Dr. Irmer betonte, die Gegner des Projektes brächten geschloffen das vor, was sie sich vorher zurecht gelegt hätten, gingen aber nicht auf daS ein, was von den Referenten ausge- fuhrt worden sei. Man möchte aber doch die Darlegungen der Referenten berücksichtigen. Verschiedene Behauptungen der Gegner werden von ihm widerlegt. Herr Stad trat Lohr: Es handele sich zunächst darum, eine neue Einnahmequelle für die Stadt zu schaffen, er glaube aber nicht, daß die Ueberlandzentrale zu einer solchen wird, und wendet sich deshalb dagegen. Auch Herr Stadtrat Schiebler kann sich nicht entschließen, die 450000 Mark zu bewilligen. Er gibt die Anregung, ob es nicht möglich wäre, einen Betrieb (Holzschleiferei oder dergl.) zu schaffen, für welchen die überschüssige Wasserkraft Verwendung finden könnte. Herr Schulrat Dr. Hözel bittet, den hiesigen Sachverständigen zu Worte kommen zu lassen. Da rauf legt Herr Ingenieur Schmieder dar, daß eine bessere Aus nützung der Wasserkraft bei Schaffung der Ueberlandzentrale wohl möglich sei: die Wirtschaftlichkeit des Werkes würde überhaupt eine viel bessere. Er geht dann auf die Darlegungen der Gegner ein und sucht deren Unhaltbarkeit nachzuweisen. Als ein entschiedener Freund der Erweiterung kennzeichnet sich Herr Stadtrat Nestler. Eine Reserve müsse man im Werk sowieso schaffen nnd diese koste etwa 200000 Mark. Da sei es doch unbedingt vorteilhaft, die Ueberlandzentrale anzulegen. Tun wir dies nicht, so tritt ein, wa» befürchtet wird, wir bleiben teurer, als größere Werke und bekommen den Strom der Konkurrenz bis vor die Tür. Redner tritt warm für die Vorlage ein, deren Rentabilität außer Zweifel stehe. Nach seinen Standpunkt noch mals kennzeichnenden Ausführungen des Herrn Siv. Si einer wendet sich Herr Siadtrat Gurckhaus entschieden gegen das Projett. Die Abschreibungen müßten höher vorgenommen werden, als sie im Gutachten vorgesehen sind. Auch Herr Stv. Schramm ist Gegner: Man dürfe keine Schulden mehr machen. Herr Dr. Költzsch: Für den Laien sei es schwer, in der Angelegenheit zu entscheiden. Ihm ständen aber die sachverständigen Darlegungen der Herren Bürgermeister Dr. Irmer, Ingenieur Schmieder und Ingenieur Fischinger höher, als die der Herren Gegner, die ja als eigentliche Sachverständige nichi anzusehen seien. Er bitte, verirauensvoll der Sache entgegen zu sehen und nicht von vornherein alles als falsch und „gemacht" zu betrachten. Die Befürworter handelten doch in gutem Glauben und von Herrn Bürgermeister Dr. Irmer dürfe man zu allermiadest annehmen, daß er im Interesse der Stadt- handele und daS Projekt nichi vertreien würde, wenn die Durchführung so große Nachteile bringen würde, wie die Gegner es darlegten. Es sprachen dann noch kurz die Herren Stv. Kühn, Breit feld, Stadtrat Gurckhaus und Stv. Bäckermeister Beier. Einige Herren verzichteien wegen vorgerückter Stunde auf das Wort. Damit war die Debatte beendet. Herr Bürgermeister Dr. Irmer hatte nun das Schlußwort. Er führte etwa folgendes aus: Es ist ein jahrelanger Kampf, der heute zum Abschluß kommt. Seit ich mein Amt hier verwalte, habe ich mir die größte Mühe gegeben, das so müde gewordene Frankenberg in die Höhe zu bringen, ich habe alle möglichen Mittel angewendet, um etwas Neues zu schaffen, um auch nach außen hin zu wirken. Allein mit Festefeiern kommt die Stadt nicht vorwärts. Alle größeren Vorlagen sind aä aota gelegt worden. Durch Heranziehung fremder Industrie habe ich das Erwerbsleben fördern wollen, immer wurde miniert. Seit Jahren haben ganz bestimmte Herren der Stadtvertretung die Führung übernommen, alles, was Geld kostet, abzulehnen. Heute kommt der Kampf zur Entscheidung. Ich habe genug getan. Wenn Frankenberg nicht vorwärts kommen will, wenn wir unsere Selbständigkeit nicht wahren wollen, ich kann meine Zeit auf angenehmere Weise verbringen. Viele un angenehme Stunden habe ich erfahren, manch unliebsame Szenen habe ich hier durchwachen müssen, da» ist keine Annehmlichkeit. Entscheiden Sie, wie Sie wollen. Es ist gesagt worden, ich hätte die Vorlage aus persönlichem Ehr geiz eingebracht. Denken Sie denn wirklich, ich hätte Ihnen das Projett vorgelegt in der Meinung, es sei ein Unding, nur um Ihnen etwas vorzumachen? Es ist eine Kritik ein- getreten, die weit über das Ziel hinausgeht. Ich habe meine Pflicht getan und für die Zukunft bewiesen, daß ich mir die möglichste Mühe gegeben habe, Frankenberg vorwärts zu bringen. Diele bewegt vorgebrachten Ausführungen waren nicht ohne Eindruck auf die Versammlung, das Abstimmungsergebnis, daS ja von allem Anfang an festzustehen Dien, vermochten sie jedoch nicht mehr zu beeinflussen. Herr Stv. Breitfeld beantragt zum Zwecke der protokollarischen Festlegung namentliche Abstimmung. Von den Stadwerordneten wurde die Vorlage mit 17 gegen 12 Stimmen abgelehni, vom Rat mit 5 gegen 3 Stimmen an genommen. Es stimmten vom Stadtverordnetenkollegium mit ja die Herren: ÄmtSgerichisrat Dr. Bähr, Dr. Költzsch, Bäcker meister Beier, Böhme, Böttger, Fiedler, Ober!. Glauch, Schulrat Dr. Hözel, Köhler, Kunze, Leipart, Weigel. Mit nein die Herren: Bankdirrktor Beyer, Breitfeld, Aasten, Bergmann, Eichelberger, Goldsuß, Hunger, Katterman«, Kuhn, Rahnfeld, Rau, Schramm, Schweitzer, Seifert, Steiner, Strauß, Weißbach. Vom Rate stimmten mit ja die Herren: .Bürgermeister Dr. Irmer, Stadträte Stephan, Nestler, Schieck, Zeidler; mit nein die Herren: Gurckhaus, Lohr, Schiebler. — Nach bstündiger Beratung fand die Sitzung gegen 12 Uhr ihr Ende. fisnlgl. Sacht. MiHtäwerewtdunä. Der Königl. Sächs. Militärvereinsbund hielt am Sonntag im großen Saale deS Kaufmännischen VereinShause» in Chemnitz feine 36. Bundes-Generalversammlung ab. Unter de» anwesenden zahlreichen Ehrengästen bemerkte man Ihre Exzellenzen die Herren Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt, Divisionskommandeur Generalleutnant v. Laffert (Chemnitz) und Wirkt. Geh. Rat D. Graf Otto Vitzthum v. Eckstädt als Vertreter des LandeSvereinS vom Roten Kreuz, sowie Herrn Kreishauptmann v. BurgSdorff. Vor Beginn der Beratungen sang das bekannte Nestlersche Doppelquartett zwei Lieder, worauf Herr Bundespräsident Major der Landwehrjäger Justizrat Windisch (Dresden) die Versammlung und besonders Herrn Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt begrüßte. StaatSminister Graf Vitzthum v. Eckstädt erwiderte mit folgenden Worten: Sehr geehrte Herren! Liebe Kameraden! Die freundliche Einladung des Bundes zu der heutigen Versammlung ist mir eine willkommene Gelegenheit, die alten Beziehungen wieder aufzunehmen, die mich seit langer Zeit mit den sächsischen Militär vereinen verbinden. Nicht nur als alter Soldat, sondern auch als Vertreter der Staatsregierung weiß ich den Wert Ihrer Arbeit wohl zu würdigen. Die sächsischen Militärvereine, wie die Militär vereine überhaupt, sind zwar nicht eine Staatseinrichtung; sie sind freie Vereine, die sich satzungsmäßig die Richtschnur und daS Ziel ihres Handelns selber setzen; aber es arbeiten doch Staatsbehörden und Militärvereine aus dasselbe Ziel hin: unser Volk, unsere Söhne und unsere Kameraden zu erziehen zu selbständigen über zeugten Patrioten. Diese Erziehung wird umso nachhaltiger sein, wenn sie sich nicht darauf beschränkt, autoritativ zu wirken, sondern besonders, wenn sie erstrebt wird mit dem Mittel der vorbildlichen Persönlichkeit. Der Sächsische Militärvereinsbund kann sich glück lich schätzen, an seiner Spitze zehn Jahre einen Mann zu sehen, von dem man sagen kann, daß seine Persönlichkeit in Krieg und Frieden sich als vorbildlich für jeden deutschen Soldaten erwiesen hat. Bewährt auf den Schlachtfeldern, auf denen die deutsche Ein heit erkämpft worden ist, hat Herr Justizrat Windisch sich auch im Frieden mit größtem Opferstnn den Arbeiten der Militär vereine gewidmet und sie in Sachsen zu hoher Blüte emporge- bracht. Ich kann nur den Wunsch aussprechen, daß Herr Justizrat Windisch noch möglichst lange als Präsident Ihres Bundes die Militärvereine weiterleitet und sein Vorbild auf jeden Kameraden anspornend wirkt. Jchschließe meine Begrüßung mit dem Wunsche, daß auch die heutige Tagung dazu beitragen möge, die so wert volle Arbeit der Militärvereine zu fördern. (Lebhafter Beifall.) Oberbürgermeister Dr. Sturm bewillkommnete den Militär vereinstag als Vertreter der Stadt Chemnitz und charakterisierte die Militärvereine als treue Verbündete bei patriotischen Taten. Herr Bundespräsident Justizrat Windisch entrollte sodann in längerer Rede das Programm des Militärvereinsbundes. An den Kaiser und den König wurden Huldigungsdepeschen gesandt. Sodann gab HerrBundesschriftführerKaufmannKlähn (Dresden) einen Auszug aus dem Jahresbericht für 1908/09, der in unserem Blatte bereits eingehend besprochen worden ist. Herr BundeS- schatzmeister Kommissionsrat Beyer (Dresden) erstattete den Rechenschaftsbericht, worauf einstimmig die Entlastung des Bundes»' Präsidiums erfolgte. Weiter erstattete Herr Bundespräsident Justizrat Windisch für daS Präsidium und einen Sonderausschuß Bericht über die Stiftung König Albert-Dank. Bis zum 1. April d. I. waren für dieses Werk 158760 Mk. eingegangen, Teppich über den kahlen Erdboden ausbreiteie, über seine dem Zelte abgekehrte Seite eine fettige Lederdecke legte, der man ansah, daß sie schon bei mancher Mahlzeit Dienste geleistet hatte, den brodelnden Samowar mit der Tee kanne daraufstellte, ringsum auf zierlichen Bronzeschalen feines, mit Asafötida gewürztes Brot, Isfahan Manna, Kristallzucker, Pistazien, geröstete Kürbiskerne und allerlei Süßigkeiten anordnete und auch das Teeglas im silbernen Becher nicht vergaß Nachdem sie noch einen prüfenden Blick über das Ganze geworfen hatte, schlug sie die Zelt wand zurück und rief mit lauter Stimme hinein: „Sahib, wollt Ihr denn den ganzen Tag hier drinnen im Dunklen verbringen? Kommt heraus, der Samowar steht bereit, und ich bin Euch zu Diensten!" Arnold trat ins Helle Licht und ließ sich auf dem Teppich nieder. Er sah abgespannt und unlustig aus. Während sie ihm Tee eingoß und sich geschäftig um ihn herum bewegte, flüsterte sie leise: „Paßt wohl auf, denn niemand als Ihr darf meine Worte hören. Wenn die Sonne zur Rüste geht, klagt über die Hitze der letzten Nacht und verlangt, daß man Euch das Lager unter einem Baum bereite. Man wird es an der Quelle unter den schönen Platanen aüfschlagen und wird Euch dorthin auch das Schum (die Hauptmahlzeit um 8 Uhr abends) bringen. Ehe Ihr aber dorthin geht, schleicht Euch hinter Nur Ali Khans großes Zelt, schneidet die Hinterwand mit diesem scharfen Messer durch und nehmt Eure dort aufgehängten Waffen nebst der Muni tion fort, verbergt sie unter Euren Kleidern, schlendert zur Quelle und steckt sie dort ins Gebüsch." Werner hatte mit gespannter Aufmerksamkeit zugehört. Jetzt fragte er leise: „Ist das nichtsehr bedenklich? Wenn man es bemerkte?* „Ihr müßt es eben wagen," erwiderte sie ebenso leise. „Hättet Ihr meine Suleika nicht verschmäht, so hätte sie Sorge dafür getragen, denn sie wäre mit Euch geflohen. So aber müßt Ihr es selbst tun, damit wir auf den Koran schwören können, nichts in des Häuptlings Zelt angerührt zu haben. Seid froh, daß Suleika Euch noch davonhilft. Ich an ihrer Stelle täte es nicht." Der Ton ihrer Stimme war bitter, und Werner mußte ihr innerlich recht geben. Sie fuhr fort: „Legt Euch nach dem Schum wie »um Schsafen nieder. Nach Mitternacht geht der Mond unter. Dann wird es ganz dunkel und alles im Tale, außer den Wächters an den Eingängen, schläft. Jetzt ist es Zeit für Tuch, Tretet zur Quelle. Rechts davon wird an der steilen Fels wand ein Knotenstrick herabhängen. An ihm müßt Ihr leise mit Euren Waffen hinanklimmen. Oben an dem Baum, an dem der Strick befestigt ist, werdet Ihr zwei treffliche Pferde finden, das eine für Euch, das andere mit Eurem Gepäck beladen. Auch Geld werdet Ihr in dem Quersack finden. Ihr löst den Knotenstrick vom Baume, legt ihn dem Lastpferde auf, führt beide Tiere den sanften Bergabhang in das Nebental hinab, steigt in den Sattel und reitet in nordwestlicher Richtung davon. Nach zwei Stunden mündet das Nebental in das Haupttal, in dem Ihr hierhergebracht worden seid. Ihr müßt ihm und den anderen Tälern Eures früheren Weges nun in entgegen gesetzter Richtung folgen, bis Ihr Takht i Djämshio und die Puzäh erreicht, wo Ihr Postpserd« bekommt. Den Knotenstrick könnt Ihr eine Tagereise von hier in irgend eine Schlucht werfen." „Wer wird denn aber die Pferde mit dem Gepäck und dem Knotenstrick dort oben hinaufschaffen, ohne daß es bemerkt wird?" „Mein Sohn, Suleikas Milchbruder, der für sie durchs Feuer geht. Er ist Oberaufseher der Herden. Ohne ihn ließe sich nichts anfangen." „Wird nicht Verdacht auf ihn fallen?« „Nein, denn um Mitternacht macht er mit den Unter aufsehern der einzelnen Herden seine Runde und dann legen sie sich zusammen zur Ruhe. Es muß alles vorher an Ort und Stelle sein. Aber kümmert Euch nicht weiter darum. Das ist unsere Sache." Werner hatte sorgsam zugehört. Dann fragte er: „Werde ich aber nicht Gefahr laufen, mich unterweg» zu verirren?" „Das ist Eure Sache," erwiderte die Alt» trocken. „Ihr habt Suleika verschmäht. Sonst wären wir zu vieren geritten, und ein Verfehlen des Weges wäre ausgeschloffen gewesen." Sie goß ihm noch einmal ein Gla» Tee ein und trug den Samowar fort. Nachdenklich saß Weryer da »Md blickte in die ungewisse Zukunft. (Fortsetzung f»V.)